Bereits im Jahr 2020 hat die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Bayern in einer Resolution zu Erhalt, Neubau und Öffnung der Schwimmbäder aufgerufen und vor Tausenden Nichtschwimmern infolge der Corona-Pandemie gewarnt. Trotz des aktuellen Badewetters, niedriger Inzidenz und jüngster Versprechen für die Förderung von Kinderschwimmkursen aus der Politik sorgt sich DLRG Bayern-Sprecher Michael Förster im Gespräch mit sonntagsblatt.de um eine "Generation Nichtschwimmer".

Herr Förster, wie blicken Sie aktuell auf die Lage der Nichtschwimmer in Bayern?

Förster: Da viele Hallenbäder immer noch geschlossen sind, muss man die Zahl der Kinder, die infolge Corona nicht schwimmen lernen konnten, inzwischen auf mehr also 200.000, also zwei Schülerjahrgänge, ansetzen. Denn in Freibädern sind Anfängerschwimmkurse praktisch nicht möglich.

Wir blicken mit großer Sorge auf den Herbst. Welche Hallenbäder dann geöffnet sein werden, wie viel Schwimmfläche dort für Schwimmkurse und unter welchen Bedingungen zur Verfügung stehen werden, können wir noch nicht abschätzen. Die Lage ist unübersichtlich, lokal unterschiedlich und wechselt ständig.

Was halten Sie von der Ankündigung der Staatsregierung, dass alle Vorschulkinder und Grundschüler Schwimmkursgutscheine bekommen?

Förster: Die Ankündigung ist ein Signal dafür, dass auch die Staatsregierung bei Schwimmkursen Handlungsbedarf sieht. Allerdings besteht der Engpass nicht beim Geld, sondern bei den Schwimmflächen. Davon gibt es einfach zu wenig geeignete, die für Schwimmkurse zur Verfügung gestellt werden. Das sollten Hallenbäder sein, kein Freibad oder Spaßbad. Das Wasser sollte mindestens 28 Grad haben, eine niedrige Wassertiefe und eine abgetrennte Wasserfläche. Außerdem ist die Kapazität der Schwimmlehrer begrenzt. Man sollte sich auch immer darüber im Klaren sein, dass das Anliegen eine gute Schwimmausbildung ist, und die dauert mindestens zehn Stunden lang. Mit dem Abgeben eines Gutscheins wird das keinesfalls erreicht.

Wie kann der Ausfall so vieler Kurse während der Pandemie aufgefangen werden?

Förster: Vorbildlich sind Gemeinden, die ihr Schwimmbad jetzt kostenlos und exklusiv für Schwimmkurse bereitstellen. Außerdem können Eltern versuchen, ihrem Kind das Schwimmen selber beizubringen. Der Einstieg in Anfängerschwimmkurse ist die Wassergewöhnung. Nach der Wassergewöhnung kommen Schweben im Wasser in Rückenlage, Tauchen nach Gegenständen und Springen vom Beckenrand, die Beinbewegungen, die Armbewegungen.

Tipps zur Schwimmvorbereitung in Badewanne, Freibad oder im Urlaub

Längst sind die Schwimmkurse für den Sommer ausgebucht, die Wartelisten lang. Wer sein Kind trotzdem zum Seepferdchen machen will, kann versuchen, ihm das Schwimmen selbst beizubringen.

TIPPS ZUR SCHWIMMVORBEREITUNG

  • Die Wassergewöhnung kann schon zuhause in der Badewanne beginnen. Kinder sollen die Scheu vor dem Wasser verlieren, indem man ihnen dort zum Beispiel immer wieder Wasser über den Kopf gießt oder sie auf der Wasseroberfläche schweben lässt.
  • Auch das "Blubbern" zuerst nur mit dem Mund und dann auch mit der Nase unter Wasser ist eine gute Vorübung.
  • Beim Tauchen ist es wichtig, dass die Kinder von Anfang an lernen, die Augen offen zu lassen und keine Schwimmbrille benutzen. Hier hilft zum Beispiel die Aufgabe, dem Kind unter Wasser mit den Fingern eine Zahl zu zeigen, die dieses dann erkennen und benennen muss.
  • Geeignete Hilfsmittel sind Pool-Nudeln, Schwimmbretter und Tauchringe. Dabei keine Schwimmflügel, Schwimmringe oder Schwimmbrillen verwenden.
  • Das Kind immer loben, keinen Druck aufbauen und den Spaß und die Pausen nicht vergessen.
  • Praktische Tipps und Videos gibt es im Internet auf Youtube unter dem Suchbegriff "Wassergewöhnung" oder auf der Seite der Wasserwacht Bayern "www.bayernschwimmt.de"