UN-Sicherheitsrat findet weiter keine Position zum Krieg in Nahost

Donnerstag, 26. Oktober 2023: Der UN-Sicherheitsrat kann sich weiterhin nicht auf eine Position zum Krieg im Nahen Osten einigen. Im Rat seien zwei weitere Resolutionsentwürfe über den Konflikt zwischen der Terrorgruppe Hamas und Israel gescheitert, teilten die UN am Mittwoch (Ortszeit) in New York mit.

China und Russland hätten ihr Veto gegen einen von den USA eingebrachten Resolutionsentwurf eingelegt. Ein zweiter, von Russland vorgelegter Text sei auf Ablehnung der Vetomächte USA und Großbritannien gestoßen.

Die ähnlich formulierten Resolutionen hätten zu einem "humanitären Waffenstillstand" oder einer "humanitären Pause" aufgerufen, um Hilfslieferungen in den abgeriegelten Gazastreifen zu ermöglichen. Zu den wichtigsten Unterschieden hätten die Erwähnung des Rechts auf Selbstverteidigung in dem US-Entwurf sowie die russische Forderung nach Aufhebung des israelischen Evakuierungsbefehls für Zivilisten im Gaza-Streifen gehört.

Historiker warnt vor Gefahr eines langen Kriegs in Nahost

Mittwoch, 25. Oktober 2023: Der Historiker Alexander Friedman sieht nach den Angriffen der Hamas auf Israel die Gefahr eines blutigen sowie langen Kriegs und damit auch eine wachsende Terrorgefahr in Europa. Die israelische Gesellschaft sei fest entschlossen, die Hamas in einer militärischen Bodenoperation endgültig zu zerstören, sagte der gerade aus Israel zurückgekehrte Wissenschaftler am Dienstagabend in Saarbrücken.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu übernehme keine Verantwortung für politische und militärische Fehler, die den Hamas-Terror erst möglich gemacht hätten. "Er versucht, den starken politischen Führer zu spielen, hat aber kein Interesse an der Aufarbeitung der Versäumnisse", kritisierte Friedman, der unter anderem Lehrbeauftragter an der Universität des Saarlandes und an Sciences Po Paris in Nancy ist. Doch es sei für die israelische Gesellschaft unausweichlich, die Angriffe aufzuarbeiten und politische Konsequenzen daraus zu ziehen. 

UN-Hilfswerk muss möglicherweise Arbeit in Gaza einstellen

Mittwoch, 25. Oktober 2023: Das Hilfswerk für die Palästinenser (UNRWA) wird möglicherweise sämtliche Unterstützungen für die Menschen im abgeriegelten Gaza-Streifen in der Nacht zum Donnerstag einstellen müssen. Ohne neue Lieferungen von Treibstoffen könnten die UNRWA-Aktivitäten nicht aufrechterhalten werden, teilte das UN-Büro zur Koordinierung humanitärer Hilfe am Mittwoch in Genf mit.

Im Gaza-Streifen sei die normale Stromversorgung vollständig ausgefallen, so dass Krankenhäuser und Wasserversorgungseinrichtungen auf mit Treibstoff betriebene Notstromaggregate angewiesen seien. Zudem gehe der Treibstoff für Fahrzeuge der UNRWA zur Neige, hieß es.

In den vergangenen Tagen erreichten einige Dutzend Lastkraftwagen mit Lebensmitteln, Wasser und Medizin über Ägypten den Gaza-Streifen. Nach UN-Angaben sind diese Lieferungen aber nur ein Bruchteil der benötigten Menge, um die notleidenden Menschen zu versorgen. Zudem habe sich kein Treibstoff unter den Lieferungen befunden. Vor Beginn des aktuellen Nahost-Krieges zwischen der Terrorgruppe Hamas und Israel hätten pro Tag rund 500 Lkw mit Hilfsgütern Gaza erreicht.

Nach UN-Schätzungen sind innerhalb des Gaza-Streifens 1,4 Millionen Menschen vor der Gewalt geflüchtet, von denen fast 590.000 in 150 UNRWA-Notunterkünften untergebracht seien. Die Überbelegung sei ein wachsendes Problem, die durchschnittliche Zahl der Binnenvertriebenen pro Unterkunft habe das 2,6-Fache der vorgesehenen Kapazität erreicht.

Hilfsorganisation für Holocaust-Überlebende: Viele in Israel retraumatisiert

Mittwoch, 25. Oktober 2023: Die Hilfsorganisation Amcha hat mehr Hilfe für Holocaust-Überlebende in Israel gefordert. Das pogromartige Massaker der Hamas und des Islamischen Dschihad in Israel am 7. Oktober werde insbesondere von Überlebenden der Schoah und ihren Familien als existenzielle Bedrohung erlebt, sagte der Vorstandsvorsitzende vom Amcha Deutschland, Lukas Welz, dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin:

"Der Terror und die Gewalt in ihrer bestialischen Dimension hat bei vielen Menschen in Israel Sekundärtraumatisierungen ausgelöst."

Die Organisation Amcha wurde 1987 von Holocaust-Überlebenden in Israel gegründet. Sie unterstützt NS-Überlebende und ihre Angehörigen mit psychosozialen Hilfen. Der Begriff "Amcha" kommt den Angaben zufolge aus dem Hebräischen und bedeutet sinngemäß: "Du bist von uns."

Welz sagte zu den Terrorattacken vom 7. Oktober: "Menschen, die bei lebendigem Leib verbrannt wurden, Qual, Folter und Vergewaltigungen oder das Überleben durch Totstellen sind Erfahrungen, die Jüdinnen und Juden weltweit aus Erzählungen oder aus eigenem Erleben aus der Zeit der Verfolgung während des Nationalsozialismus kennen. Insofern sind die Gewalterfahrungen der letzten Wochen eine massive psychologische Belastung."

Die auf Vernichtung basierende antisemitische Ideologie, die Brutalität und Grausamkeit hätten traumatisierende Erinnerungen an die Schoah geweckt. Der psychosoziale Unterstützungsbedarf bei Überlebenden, ihren Nachkommen und der gesamten israelischen Bevölkerung sei massiv angestiegen. Viele Menschen würden erst in den nächsten Wochen die Kraft finden, psychosoziale Unterstützung zu suchen, "wenn Klarheit über die aktuelle Situation gewonnen und ein Mindestmaß an Stabilität gefunden wurde". Andere benötigten akut Unterstützung.

"Ängste, Traumafolgen und depressives Verhalten nehmen wahrnehmbar zu", sagte Welz. Auch der aggressive Antisemitismus in Deutschland stelle für Überlebende eine Bedrohung dar und wecke weitere Ängste und traumatisierende Erfahrungen. Aber auch Solidaritätsbekundungen und Trauer für das Leid durch die pogromähnliche Gewalt würden wahrgenommen.

Die Erfahrungen mit Hilfen seien ambivalent. "Wir erleben einerseits, dass die Erinnerung an die Verbrechen der Schoah einen festen Stellenwert im öffentlichen Bewusstsein hat", sagte Welz: "Wir müssen aber gleichzeitig feststellen, dass die humanitäre Unterstützung für Überlebende und ihre Nachkommen, die mittelbar von den Menschheitsverbrechen der Schoah betroffen sind, vonseiten der deutschen Politik auch 78 Jahre nach der Befreiung keine Selbstverständlichkeit ist."

UN-Generalsekretär Guterres verlangt Waffenruhe in Nahost

Mittwoch, 25. Oktober 2023: UN-Generalsekretär António Guterres hat eine sofortige humanitäre Waffenruhe zwischen den Konfliktparteien des Nahost-Krieges gefordert. Sie könnte kontinuierliche und große Hilfslieferungen für die notleidenden Menschen im abgeriegelten Gaza-Streifen einleiten, erklärte Guterres am Dienstag in New York.

Bei einer Nahost-Sitzung des UN-Sicherheitsrats betonte Guterres, dass einige Hilfsgüter die Menschen in Gaza erreicht hätten. Aber die wenigen Waren seien nur ein Tropfen Hilfe in einem Meer der Not. Guterres warnte, dass die Treibstoffvorräte der UN in Gaza in wenigen Tagen erschöpft sein würden. Das wäre eine weitere Katastrophe. Ohne Treibstoff könnten keine Hilfsgüter geliefert werden, die Krankenhäuser hätten keinen Strom. Das Trinkwasser könnte nicht gereinigt oder gepumpt werden.

US-Außenminister Antony Blinken warf der Hamas barbarische Akte des Terrors in Israel vor, die den aktuellen Krieg im Nahen Osten ausgelöst hätten und betonte das Recht der Israelis auf Selbstverteidigung. Blinken forderte, das Leben aller Zivilisten zu schützen. Langfristig könne nur eine Zweistaatenlösung den Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis lösen.

Der israelische Außenminister Eli Cohen bezeichnete die Hamas als die "neuen Nazis". Für Israel sei der Kampf mit der Hamas eine Frage des Überlebens. Die angemessene Antwort Israels auf die Hamas-Attacken werde die totale Zerstörung der Terrororganisation sein. Der Außenminister der palästinensischen Autonomiebehörde, Riyad al-Maliki, warf Israel eine "koloniale Besatzung" vor. Niemand in Gaza sei sicher vor dem Beschuss Israels. 

Friedensforscher: Waffenruhe für Gaza-Streifen "nicht ausschließen"

Dienstag, 24. Oktober 2023: Im Streit um eine mögliche begrenzte Waffenruhe zugunsten von Hilfslieferungen für den Gaza-Streifen wünscht sich der Friedensforscher Tobias Debiel eine ergebnisoffene Diskussion. "Humanitäre Hilfe ist notwendig", sagte er am Dienstag in Brüssel bei einer Veranstaltung der Evangelische Kirche in Deutschland (EKD). "Lassen Sie es mich sehr diplomatisch ausdrücken: Ich denke, eine humanitäre Waffenruhe sollte nicht ausgeschlossen werden."

Debiel füge hinzu: "Wir sollten ausbuchstabieren, was sie wirklich bedeutet, wer eine solche Waffenruhe überwachen würde, wie lange sie anhalten könnte, wo sie hinführen würde. Aber wir sollten sie nicht ausschließen." Sehr wahrscheinlich würde sich die Opferzahl sonst von mehreren Tausend auf Zehntausende erhöhen. "Und das bereitet allen große Sorge, die ein Interesse an Frieden und Sicherheit im Nahen Osten haben."

Weltgesundheitsorganisation WHO fordert sofortige Waffenruhe in Gaza

Dienstag, 24. Oktober 2023: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat von den Konfliktparteien des Nahost-Krieges eine sofortige humanitäre Waffenruhe gefordert. Ein Schweigen der Waffen von Hamas und Israel sei notwendig, um dauerhaft Medizin und andere humanitäre Güter in den abgeriegelten Gaza-Streifen zu liefern, betonte der regionale Notfalldirektor der WHO, Rick Brennan, am Dienstag in Kairo.

Die WHO könne aufgrund der Gewalt keine lebensrettenden Hilfsgüter an Krankenhäuser in den Norden des Gaza-Streifens liefern. Hingegen hätten Medikamente und Güter Krankenhäuser im Süden erreicht. Am Montag war ein weiterer Hilfskonvoi aus Ägypten über den Rafah-Grenzposten in das Gebiet gefahren, in dem rund 2,3 Millionen Menschen leben. Die 20 Lastkraftwagen hatten Medizin, Lebensmittel und Trinkwasser geladen.

Brennan erklärte, dass die WHO in Ägypten zusätzliche Medikamente und medizinische Ausrüstung für den Gaza-Streifen deponiert habe. Die Güter reichten aus, um 3.700 Patienten chirurgisch zu versorgen und 110.000 Menschen eine grundlegende Gesundheitsversorgung zukommen zu lassen. Brennan beklagte, dass viele Gesundheitseinrichtungen infolge von Beschuss nicht mehr funktionsfähig seien.

UN fordern größere Hilfslieferungen für Menschen in Gaza

Dienstag, 24. Oktober 2023: Die Vereinten Nationen (UN) haben größere Lieferungen von Hilfsgütern in den abgeriegelten Gazastreifen gefordert. Millionen Menschen in Gaza bräuchten viel mehr Unterstützung, erklärte der UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths laut einer am Montag in Genf veröffentlichten Mitteilung.

Am Sonntag hatte ein Konvoi aus 14 Lastkraftwagen mit Lebensmitteln, Wasser und medizinischen Hilfsgütern den Grenzübergang Rafah passiert und Gaza erreicht. Der Konvoi habe aber nur etwa drei Prozent des täglichen Durchschnittsvolumens an Waren geladen, die vor dem aktuellen Krieg nach Gaza gelangt seien.

Bislang seien keine Treibstoffe in das Gebiet geliefert worden. Das Hilfswerk für die Palästinenser, UNRWA, der größte Anbieter humanitärer Unterstützung in Gaza, werde seine Treibstoffreserven innerhalb der nächsten drei Tage aufbrauchen. UNRWA-Generalkommissar Philippe Lazzarini rief dazu auf, sofort Treibstofflieferungen zuzulassen und fügte hinzu, dass ein Ausbleiben des Treibstoffs die Kinder, Frauen und Menschen in Gaza weiter strangulieren werde.

UN-Ernährungsprogramm: Hilfe für Palästinenser*innen ohne Bedingungen

Montag, 23. Oktober 2023: Corinne Fleischer, Nahost-Regionaldirektorin beim Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen, ist dagegen, Hilfslieferungen in die palästinensischen Gebiete an die Freilassung israelischer Geisel durch die Terrororganisation Hamas zu knüpfen. Die Hilfslieferungen dürften nicht mit Bedingungen verbunden werden, "die Leute sind am Hungern", sagte Fleischer am Montag im Deutschlandfunk. In den Notunterkünften gebe es Menschen, die von einem Liter Wasser pro Tag leben.

Die Hilfslieferungen müssten fortgesetzt und die Zahl der täglichen Lkw-Lieferungen auf mehr als 20 erhöht werden. Zudem bräuchten die Helfer einen sicheren Zugang zu den Menschen.

Zwei Wochen nach Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas hatten am Wochenende erste Hilfslieferungen den Gaza-Streifen erreicht. Ein Konvoi mit 20 Lastwagen brachte am Samstag laut dem UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths Hilfsgüter in das Gebiet. Der Transport erfolgte über den Grenzposten Rafah zwischen Ägypten und Gaza. Expert*innen kritisieren, dass die Menge der Hilfsgüter bei weitem nicht ausreicht, um die Bevölkerung des großflächig zerstörten Gebiets zu versorgen. Über 4.000 Palästinenser*innen wurden laut Angaben des örtlichen Gesundheitsministeriums getötet, mehr als eine Million Menschen haben ihre Häuser verlassen. 

Weitere Hilfslieferungen für Gaza

Sonntag, 22. Oktober 2023: Im Bemühen, die katastrophale Not der Menschen im Gazastreifen zu lindern, sind am Sonntag erneut 17 Lastwagen mit internationalen Hilfsgütern nach Gaza gelangt. Wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete, passierten die Lastwagen von Ägypten aus den Grenzübergang Rafah. Dieser ist derzeit der einzige Zugang nach Gaza, über den Hilfsgüter transportiert werden können. 

Tausende bei Kundgebung für Israel in Berlin

Sonntag, 22. Oktober 2023: Tausende Menschen haben sich am Sonntag in Berlin zu einer pro-israelischen Kundgebung gegen Antisemitismus vor dem Brandenburger Tor versammelt. Mit Blick auf den Terrorangriff der Hamas sprach Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier dabei von einem Tag, an dem das Grauen in das Leben der Menschen in Israel einbrach. Noch nie seit dem Ende der Schoah seien so viele Jüdinnen und Juden ermordet worden.

"Den Terroristen, die die Geiseln als Schutzschild missbrauchen, rufe ich zu: Die ganze Welt schaut auf dieses Verbrechen! Beenden Sie die Barbarei! Lassen Sie die Unschuldigen frei", appellierte der Bundespräsident. Der Terror der Hamas richte sich gegen Jüdinnen und Juden in Israel, aber er treffe auch Menschen im Gaza-Streifen.

Ein breites Bündnis aus Initiativen, Parteien, Kirchen, Gewerkschaften, Arbeitgeberverbänden und dem Zentralrat der Juden hatte zu der Solidaritätskundgebung aufgerufen. Als Redner waren unter anderem Angehörige der Geiseln sowie Vertreter von Parteien, Kirchen und Religionsgemeinschaften angekündigt.

Zehntausende bei pro-palästinensische Demonstrationen in mehreren deutschen Städten

Sonntag, 22. Oktober 2023: Mehr als insgesamt zehntausend Menschen sind am Wochenende in mehreren deutschen Städten zu pro-palästinensischen Demonstrationen zusammengekommen. In Düsseldorf versammelten sich nach Polizeiangaben rund 7.000 Menschen zu einem Protestzug unter dem Motto "Verurteilung der Kriegsverbrechen gegen die Zivilbevölkerung in Gaza". In Berlin kamen laut Polizei bis zu 3.500 Menschen zusammen. Demonstrationen gab es auch in Frankfurt am Main, Hannover und Köln. Die Veranstaltungen blieben weitgehend friedlich.

In Düsseldorf zogen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der pro-palästinensischen Demo vom Hauptbahnhof zum Landtag. Laut Polizei wurden mehrere Strafanzeigen gestellt - unter anderem wegen Volksverhetzung, dem Aufruf zu Straftaten, Verstoß gegen das Versammlungsgesetz und Beleidigung von Polizeibeamten.

In Köln gab es von Freitagabend bis Sonntag elf Demonstrationen und Kundgebungen, die den aktuellen Konflikt im Nahen Osten zum Thema hatten. Laut der Polizei verliefen die Versammlungen bis zum Sonntagmittag ohne besondere Vorfälle. Zu einer Kundgebung, die unter dem Motto "Angriff auf ein christliches Krankenhaus in Gaza" stand, versammelten sich am Samstagnachmittag am Heumarkt rund 250 Menschen.

Auch in Münster versammelten sich rund 1.000 Menschen zu einer pro-palästinensischen Demonstration. Zugleich unterstützten rund 700 Menschen eine pro-israelische Versammlung. "Im Ergebnis verliefen beide Versammlungen weitestgehend friedlich", erklärte die Polizei.

In Berlin kamen am Samstagnachmittag mehrere Tausende Menschen bei einer pro-palästinensischen Demonstration zusammen. Der Aufzug vom Oranienplatz in Kreuzberg zum Hermannplatz in Neukölln sei ohne weitere Vorkommnisse verlaufen, teilte eine Sprecherin die Berliner Polizei am Sonntag mit. Allerdings wurde von der Polizei während der Demonstration ein Lautsprecherwagen beschlagnahmt, nachdem über den Wagen auf Arabisch gewaltverherrlichende Parolen skandiert worden seien.

Die Polizei sprach in der Spitze von 3.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern, Beobachter vor Ort von mehr als 5.000. Nach Beendigung der Demonstration kam es laut Polizei in Neukölln erneut zu unerlaubten Ansammlungen, vereinzelt sei Pyrotechnik abgebrannt worden.

Unter dem Motto "Frieden und Gerechtigkeit im Nahen Osten" versammelten sich in Frankfurt am Main rund 1.500 Personen. Die pro-palästinensische Kundgebung auf dem Opernplatz verlief nach Polizeiangaben insgesamt friedlich. Gegen einzelne Teilnehmer sei die Polizei eingeschritten, etwa wegen Verdachts der Volksverhetzung und Gewaltdarstellung.

In Hannover nahmen mehr als 1.000 Menschen an verschiedenen pro-israelischen und pro-palästinensischen Kundgebungen teil. Die meisten Teilnehmenden konnte die Palästinensische Gemeinde Hannover verbuchen. Zu der Kundgebung unter dem Motto "Stoppt den Krieg" auf dem hannoverschen Opernplatz fanden sich rund 900 Menschen ein.

Hilfskonvoi darf Grenze nach Gaza passieren

Samstag, 21. Oktober 2023: Zwei Wochen nach Beginn des Krieges zwischen Israel und der Hamas haben erste Hilfslieferungen den Gaza-Streifen erreicht. Der UN-Nothilfekoordinator Martin Griffiths erklärte am Samstag in Kairo, dass ein Konvoi mit 20 Lastwagen lebensrettende Hilfsgüter in das Gebiet bringe. Der Transport erfolgte über den Grenzposten Rafah zwischen Ägypten und Gaza. Die Güter seien vom ägyptischen Roten Halbmond und den Vereinten Nationen bereitgestellt worden.

In Gaza würde der Palästinensische Rote Halbmond mit Unterstützung der UN die Waren in Empfang nehmen, erläuterte der UN-Nothilfekoordinator. Er zeigte sich zuversichtlich, dass die Lieferung der Beginn einer dauerhaften Hilfe für die 2,3 Millionen Menschen im Gaza-Streifen werde.

Nach dem Beginn des Krieges habe die ohnehin prekäre humanitäre Lage im Gaza-Streifen ein katastrophales Ausmaß erreicht. Die Lieferung erfolge nach tagelangen Verhandlungen mit allen Beteiligten, betonte Griffiths.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) begrüßte die Hilfslieferungen. Die Menschen in Gaza bräuchten Wasser, Nahrung und Medikamente, erklärte Scholz am Samstag auf der Internetplattform X, ehemals Twitter.

UN-Generalsekretär António Guterres hatte sich persönlich in die Verhandlungen über die Hilfe eingeschaltet. In dem Konvoi befanden sich auch vier Lastwagen mit Gütern der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Darunter seien Trauma-Medikamente und Medizin zur Behandlung chronischer Krankheiten, teilte die WHO mit.

US-Präsident Joe Biden hatte nach seinem Besuch in der Region erklärt, er und Ägyptens Präsident Abdel Fattah El-Sisi hätten sich auf die Öffnung von Rafah geeinigt. Allerdings mussten bestimmte Modalitäten geklärt werden, bevor der Konvoi starten konnte.

Seit Tagen hatten die Lkw auf der ägyptischen Seite der Grenze auf die Fahrerlaubnis gewartet. UN-Funktionäre machten klar, dass die Sicherheit bei der Lieferung garantiert sein müsse. Befriedete Korridore seien Voraussetzung für den Beginn der Hilfsaktionen.

UN-Generalsekretär will schnell humanitäre Hilfe nach Gaza bringen

Samstag, 21. Oktober 2021:  UN-Generalsekretär António Guterres will so schnell wie möglich Lastkraftwagen mit humanitären Gütern aus Ägypten in den abgeriegelten Gazastreifen schicken. Die Lebensmittel, das Wasser, die Medizin und andere Güter würden den Unterschied zwischen Leben und Tod für die notleidende Bevölkerung ausmachen, sagte Guterres am Freitag auf der ägyptischen Seite des Rafah-Grenzübergangs zu Gaza.

Nach UN-Angaben könnten die ersten Lkw mit Hilfsgütern schon am Samstag über Rafah nach Gaza rollen, wo 2,3 Millionen Menschen leben. Der erste Lkw soll bereits die Grenze passiert haben. Guterres erklärte weiter, dass Israel und die USA unlängst den Beginn der Lieferungen angekündigt hätten. Es gebe auch ein Abkommen zwischen Ägypten und Israel, um die Lieferungen zu ermöglichen.

Guterres verlangte eine humanitäre Waffenruhe in dem Krieg zwischen der palästinensischen Hamas und Israel, um die Voraussetzungen für die Lieferungen zu schaffen. Die UN arbeiteten aktiv mit Ägypten, Israel und den USA, um sicherzustellen, dass die Hindernisse für die Transporte überwunden werden könnten. Konvois sollten die Güter überall in den Gazastreifen bringen, um die Menschen ausreichend zu unterstützen.

UN-Kommissariat fordert ungehinderten Zugang für Helfer nach Gaza

Freitag, 20. Oktober 2023: Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte hat dringend einen ungehinderten Zugang von Helfern mit humanitären Gütern in den abgeriegelten Gaza-Streifen angemahnt. Israel und die radikalislamische Hamas müssten die Lieferung von Lebensmitteln, Wasser und Medizin für die notleidenden Menschen in Gaza ermöglichen, forderte die Sprecherin des Hochkommissariats, Ravina Shamdasani, am Freitag in Genf.

Unterdessen führte UN-Generalsekretär António Guterres Gespräche in Ägypten, um die Öffnung des Grenzübergangs Rafah nach Gaza zu ermöglichen. Guterres und eine hochrangige UN-Delegation führten Verhandlungen über die Modalitäten mit der ägyptischen Regierung und anderen Beteiligten, erklärte ein UN-Sprecher. Einzelheiten nannte der Sprecher nicht.

Auf der ägyptischen Seite der Grenze warten Lastkraftwagen mit Hilfsgütern für die Bevölkerung des Gaza-Streifens. US-Präsident Joe Biden hatte nach seinem Besuch in der Region erklärt, er und Ägyptens Präsident Abdel Fattah El-Sisi hätten sich auf die Öffnung von Rafah geeinigt.

UN-Funktionäre betonen, dass die Sicherheit bei der Lieferung von Hilfsgütern nach Gaza garantiert sein müsse. Humanitäre Feuerpausen und spezielle Korridore seien Voraussetzung für den Beginn der Hilfsaktionen. In Gaza gingen die Vorräte an Lebensmitteln, Wasser, Medizin und anderen Gütern zur Neige.

Friedensverband ruft zu diplomatischer Lösung im Nahost-Konflikt auf

Freitag, 20. Oktober 2023: Für eine Deeskalation der bewaffneten Auseinandersetzungen und eine politische Verständigung in Nahost hat sich die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) ausgesprochen. Unter Einbeziehung der Vereinten Nationen müsse eine nachhaltige Lösung des Konfliktes zwischen Israel und den Palästinensern gefunden werden, die einen "selbstbestimmten Frieden" möglich mache, teilte der Dachverband der Friedensinitiativen am Freitag in Bonn mit. Zugleich bekundete die AGDF ihre Solidarität mit Israel, warnte aber auch vor einer humanitären Katastrophe im Gaza-Streifen.

"Wir sind entsetzt über die grausamen Terrorangriffe der Hamas", sagte die Vorsitzende Christine Busch. "Die unfassbare Gewalt gegen Zivilistinnen und Zivilisten ist durch nichts zu rechtfertigen." Die Hamas müsse alle Geiseln freilassen und die Gewalt beenden. "Wir verurteilen den Hass, der Israel das Existenzrecht abspricht. Wir stehen an der Seite Israels."

Der AGDF-Geschäftsführer Jan Gildemeister verwies darauf, dass Israel völkerrechtlich legitimiert sei, gegen die Kämpfer der Hamas im Gaza-Streifen vorzugehen. Allerdings führe eine Totalblockade dort in eine humanitäre Katastrophe. "Wir appellieren an die israelische Regierung, das Völkerrecht einzuhalten. Allen, die humanitäre Hilfe leisten und den Opfern der Gewalt beistehen wollen, muss ein sicherer Zugang ermöglicht werden", mahnte er. Auch die palästinensische Bevölkerung im Gaza-Streifen, die unter dem Hamas-Regime und der israelischen Blockade leide, brauche humanitäre Unterstützung.

Besorgt äußerte sich die AGDF über den wachsenden Antisemitismus in Deutschland. So zeige der Brandanschlag auf eine Synagoge in Berlin, dass Anfeindungen gegen jüdische Menschen zunähmen und deren Sicherheit verstärkt geschützt werden müsste. "Unsere Solidarität gilt den jüdischen Menschen in unserem Land. Und unsere Ablehnung gilt denen, die den Terror der Hamas feiern", unterstrich die AGDF-Vorsitzende Busch.

Weltkirchenrat fordert unabhängige Untersuchung von Raketeneinschlag

Freitag, 20. Oktober 2023: Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) hat eine unabhängige internationale Untersuchung nach dem ungeklärten Raketeneinschlag in das Al-Ahli-Arab-Krankenhaus in Gaza-Stadt gefordert. Die Ermittlungen sollten von den Vereinten Nationen geführt werden, forderte der Weltkirchenrat in einer Erklärung am Donnerstag in Genf. Am Dienstag war das Krankenhaus mutmaßlich von einer Rakete getroffen worden, unklar blieb, welche Seite für den Einschlag verantwortlich ist.

Gemeinsam mit den Partnern der "Jerusalem Liaison Office Advisory Group" wies der Weltkirchenrat auf die immensen humanitären Bedürfnisse der Menschen im Gaza-Streifen hin. Kirchen und kirchliche Einrichtungen böten allen Vertriebenen, unabhängig von ihrem religiösen oder kulturellen Hintergrund, Unterkünfte und Dienstleistungen an, betonte der Weltkirchenrat. Der Gaza-Streifen brauche dringend Zugang zu sauberem Wasser, Lebensmitteln, Strom und grundlegender humanitärer Unterstützung.

Das von dem Raketeneinschlag getroffene Al-Ahli-Arab-Krankenhaus wird von der anglikanischen Diözese von Jerusalem betrieben. Nach Angaben des Unterstützervereins "American Friends of the Episcopal Diocese of Jerusalem" wurde es 1882 gegründet und ist die einzige christliche sowie die älteste Klinik in Gaza. Jährlich werden dort mehr als 45.000 Patienten versorgt.

EKD ruft zur Demo gegen Terror, Hass und Antisemitismus auf

Donnerstag, 19. Oktober 2023: Ein Bündnis aus Parteien, Religionsgemeinschaften, Gewerkschaften und zivilgesellschaftlichen Organisationen ruft für Sonntag in Berlin zu einer Solidaritätskundgebung für Israel auf. Die Veranstaltung vor dem Brandenburger Tor richte sich an die Menschen in Israel und an alle weiteren Opfer der Hamas, heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Aufruf: "Ihnen gegenüber wollen wir unser Mitgefühl und unsere uneingeschränkte Solidarität ausdrücken."

Getragen wird das Bündnis unter anderem von CDU, FDP, Grünen, Linkspartei, SPD, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und vom Zentralrat der Juden. Hinter dem Aufruf stehen zudem der Paritätische Berlin, der Deutsche Gewerkschaftsbund, der Deutsche Naturschutzring und das Bewegungsnetzwerk Campact. Neben anderen wird die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus auf der Kundgebung sprechen.

Das internationale Völkerrecht gebe Israel das Recht zur Selbstverteidigung seiner Existenz, heißt es in dem Aufruf. Die Hamas missbrauche die eigene Bevölkerung als menschliche Schutzschilde. Dadurch seien viele Opfer zu beklagen: "Für sie fordern wir sichere Fluchtkorridore und gezielte humanitäre Hilfen."

Zugleich sei es "völlig inakzeptabel", wenn Islamisten auch in Deutschland das Massaker der Hamas feierten und zum Akt der Befreiung verklärten, heißt es in dem Aufruf weiter: "Wir werden unsere Gesellschaft nicht Antisemiten und Islamisten überlassen. Und auch nicht die Straße."

"Ärzte der Welt": Kampfhandlungen im Gaza-Streifen einstellen

Donnerstag, 19. Oktober 2023: Die Hilfsorganisation "Ärzte der Welt" dringt auf eine Einstellung der Kampfhandlungen im Gaza-Streifen. Das Ermöglichen von Hilfslieferungen sei eine "sehr, sehr gute Nachricht", sagte "Ärzte der Welt"-Direktor François De Keersmaeker am Donnerstag im "Morgenmagazin" des ZDF. Um die Menschen zu versorgen, dürfe medizinisches Personal aber nicht länger durch Bombardierungen gefährdet werden.

Die "Ärzte der Welt" sind nach eigenen Angaben derzeit mit rund 40 Hilfskräften vor Ort. Sie seien von der Organisation aufgefordert worden, sich in Sicherheit zu bringen, sagte De Keersmaeker. Die gesamte Versorgung der Menschen sei infolge der Eskalation des Nahost-Konflikts zum Erliegen gekommen, es gebe kaum noch Arzneimittel, keinen Treibstoff, keinen Strom und kein Trinkwasser. In den Krankenhäusern könne kaum mehr gearbeitet werden.

Integrationsbeauftragte: Nahost-Konflikt an Schulen zum Thema machen

Donnerstag, 19. Oktober 2023: Mit Blick auf Angriffe auf jüdische Einrichtungen in Deutschland fordert die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan (SPD), Antisemitismus in allen Lebensbereichen zu bekämpfen. "Dazu gehört auch, dass der Nahost-Konflikt ebenso wie die Schoah fest in die Lehrpläne der Schulen gehört", sagte sie der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Donnerstag).

"Alle Jüdinnen und Juden müssen sich sicher fühlen können in Deutschland, das ist unsere gemeinsame Verantwortung", sagte die SPD-Politikerin. Alabali-Radovan warnte auch vor Vorurteilen gegenüber Muslimen. "Gleichzeitig dürfen wir nicht Gruppen von Menschen unserer Einwanderungsgesellschaft pauschal unter Generalverdacht stellen", sagte sie. "In Anbetracht der schrecklichen Terrorangriffe gegen Israel und der aktuellen Situation in Gaza gibt es unendliche Trauer auf beiden Seiten." Sie sei in "großer Sorge um den Einsatz für den Frieden und unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt", sagte die Staatsministerin.

USA verhindern UN-Resolution zu humanitären Feuerpausen in Nahost

Mittwoch, 18. Oktober 2023: Die USA haben mit einem Veto eine Forderung des UN-Sicherheitsrats nach humanitären Feuerpausen im Nahostkrieg verhindert. In dem entsprechenden Resolutionsentwurf fehle eine Passage zum Selbstverteidigungsrecht Israels, erklärte die US-Botschafterin bei den UN, Linda Thomas-Greenfield, am Mittwoch in New York.

Zudem müsse der Diplomatie Zeit gegeben werden. US-Präsident Joe Biden sei auf einer diplomatischen Mission in der Region. Der Resolutionsentwurf enthielt auch eine Verurteilung aller Gewalt gegen Zivilisten.

Für die Annahme des Textes, den Brasilien eingebracht hatte, stimmten zwölf Ratsmitglieder. Zwei enthielten sich, darunter Russland. Vorher hatte Russland versucht, den brasilianischen Text zu ändern. Dieser Versuch wurde von den USA per Veto blockiert.

Bislang haben sich die 15 Mitglieder des Sicherheitsrates nicht zu einer gemeinsamen Position zu dem Nahostkrieg einigen können. International wird der Ruf nach humanitären Feuerpausen für die Versorgung von Zivilisten in dem Krieg immer lauter.

Die Abstimmungen fanden einen Tag nach dem verheerenden Beschuss eines Krankenhauses in Gaza statt, bei dem nach palästinensischen Angaben Hunderte Menschen getötet wurden. Die Kriegsparteien machen sich gegenseitig für den Beschuss verantwortlich.

Käßmann gegen Waffenlieferungen an Israel

Mittwoch, 18. Oktober 2023: Die Theologin Margot Käßmann hat sich gegen deutsche Waffenlieferungen nach Israel ausgesprochen. Sie sei überzeugt, "dass Deutschland gut daran tut, aus unserem Land keine Waffen in Krisen- und Kriegsgebiete zu liefern", sagte die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Mittwoch dem Portal "evangelische-zeitung.de". Deutschland habe entschieden an der Seite Israels zu stehen, dennoch müsse es auch in Zeiten ständiger Eskalation "noch Stimmen geben, die auf Mäßigung, Frieden und Versöhnung hinwirken", sagte Käßmann.

Zugleich erwartet Käßmann von den Kirchen eine klare Position gegen Antisemitismus und Antijudaismus. "Jesus war Jude. Wir sind verpflichtet, als Christinnen und Christen gemeinsam mit Jüdinnen und Juden, für ihre Religionsfreiheit, die Freiheit ihres Lebens einzutreten", sagte die Theologin. Jeder Mensch in Deutschland müsse dem Hass auf Israel entgegentreten, "in der Schule, am Arbeitsplatz, auf der Straße, in den Medien und auch in den sogenannten sozialen Netzwerken". Das Ausmaß des Hasses habe sie "zutiefst schockiert", sagte Käßmann.

Jerusalemer Abt: Christen haben keine Vermittlerrolle in Israel

Mittwoch, 18. Oktober 2023: Die christliche Minderheit in Israel kann im Konflikt mit den Palästinensern nach Auffassung des Jerusalemer Abts Nikodemus Schnabel keine Vermittlerposition einnehmen. "Wir Christen machen nur ein Prozent der Bevölkerung aus. Darüber hinaus sind wir noch in viele verschiedene Konfessionen aufgeteilt und übers ganze Land verteilt", sagte Schnabel im Interview mit der "Zeit"-Beilage "Christ und Welt" (Donnerstag).

Christen arbeiteten auf Feldern und in Kibbuzim, unter anderem auch in denen, die durch die Angriffe der Terrororganisation Hamas verwüstet wurden. Sie lebten aber auch in den palästinensischen Gebieten wie in Gaza. Vier katholische Familien hätten dort etwa gerade ihre Häuser durch Bombenangriffe verloren, die die israelische Armee als Vergeltung für die Angriffe der Hamas ausgeführt hat.

Als gläubiger Christ habe er nicht nur die politische Seite, sondern auch die Menschen im Blick. "Auf beiden Seiten werden Unschuldige hineingezogen in einen Konflikt, den sie nicht verursacht haben", sagte Schnabel, der als Abt die Dormitio-Abtei auf dem Zionsberg in Jerusalem leitet.

Unter den örtlichen Politikern sehe er gerade, was die deeskalierende Kommunikation betreffe, nur "totales Versagen" und "sogar verbale Dehumanisierung" der jeweils anderen Seite. Zum Glück gebe es aber auch auf beiden Seiten wunderbare Menschen, die selbst jetzt noch Quellen der Hoffnung seien, sagte der deutsche Benediktinermönch. Rache sei keine zukunftsträchtige Antwort.

Schnabel sagte, der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern sei kein religiöser Konflikt. Das Problem dieser Region sei nicht, dass Religion sich politisiert hat, sondern dass sich Politik religionisiert. "Wäre die Hamas ehrlich, müsste sie zugeben: Uns geht es um Geld, Macht und einen ideologischen Terrorstaat. Kaum anders bei den nationalreligiösen radikalen Juden: Wenn jüdische Nationalisten in unserem Kloster am Sabbat die Fensterscheiben einwerfen, kann ich ihnen nur sagen, dass es für gläubige Juden nichts Schlimmeres gibt, als eine derartige Entweihung des Feiertags", sagte Schnabel. "Hier bekriegen sich Religions-Hooligans, sie unterscheiden sich nur im Trikot."

Ärzte ohne Grenzen: Humanitäre Hilfe schnell in Gaza-Streifen lassen

Mittwoch, 18. Oktober 2023: Christian Katzer, Geschäftsführer der deutschen Sektion von Ärzte ohne Grenzen, hat einen sicheren Zugang für humanitäre Hilfe in den Gazastreifen gefordert. Nach dem Raketeneinschlag in einem Krankenhaus in Gaza-Stadt mit palästinensischen Angaben zufolge Hunderten Toten und vielen Verletzten habe sich die Lage weiter verschlimmert, betonte Katzer am Mittwoch gegenüber dem Radiosender WDR 5.

Medizinische Teams arbeiteten "mit dem letzten, was noch da ist". Die Organisation verhandele mit den Konfliktparteien und Ägypten, um einen Zugang zu ermöglichen. Am Grenzübergang zwischen Gaza und Ägypten stecken laut den Vereinten Nationen aktuell Hunderte Tonnen an Hilfsgütern fest.

Katzer zufolge müssen Behandlungen in Gaza teils ohne Schmerzmittel durchgeführt werden. Die Lage sei "unvorstellbar", sagte der Geschäftsführer der Hilfsorganisation. Es gebe keinen Strom und kaum noch Treibstoff für Krankenwagen oder für Strom-Generatoren. Wegen fehlenden Trinkwassers steige das Risiko, dass sich durch verunreinigtes Wasser Krankheiten ausbreiten. Das sei in einem so dicht besiedelten Gebiet wie dem Gazastreifen ein "Szenario, das wir uns als medizinische Hilfsorganisation gar nicht ausdenken möchten".

Papst Franziskus ruft zu weltweitem Friedensgebet auf

Mittwoch, 18. Oktober 2023: Papst Franziskus hat wegen des Krieges in Nahost zu einem Tag des Gebets und des Fastens für den Frieden am 27. Oktober aufgerufen. "Ich rufe die Gläubigen auf, sich in diesem Krieg nur auf eine Seite zu stellen: auf die Seite des Friedens", sagte Franziskus am Mittwoch bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz in Rom.

"Auch heute gehen meine Gedanken nach Palästina, nach Israel", sagte der Papst. Die Zahl der Opfer werde immer größer und die Situation in Gaza sei verzweifelt. "Man möge alles Mögliche tun, um eine humanitäre Katastrophe zu verhindern", forderte Franziskus. Der Krieg löse keine Probleme, er säe nur Tod und Zerstörung und lasse den Hass und den Durst nach Rache wachsen.

Er lade alle Angehörige der verschiedenen christlichen Konfessionen und aller Religionen ein, an dem Tag des Gebets und des Fastens am Freitag nächster Woche teilzunehmen, sagte der Papst, "alle Menschen, denen der Frieden ein Anliegen ist." Im Petersdom werde es an diesem Tag eine Stunde des Gebets geben, um den Frieden auf der Welt zu erflehen.

UN-Generalsekretär Guterres fordert Feuerpause im Nahost-Konflikt

Mittwoch, 18. Oktober 2023: UN-Generalsekretär António Guterres fordert eine humanitäre Feuerpause im Nahost-Konflikt, um das Leid der Menschen zu lindern. "Zu viele Leben - und das Schicksal der gesamten Region - stehen auf dem Spiel", schrieb Guterres am Mittwoch im Internetdienst X, vormals Twitter. Zuvor hatte er sich entsetzt über den Tod Hunderter Zivilisten nach dem Beschuss eines Krankenhauses im Gaza-Streifen geäußert.

Er verurteilte den Angriff "auf das Schärfste". Sein Herz sei bei den Familien der Opfer. "Krankenhäuser und medizinisches Personal unterliegen dem Schutz des humanitären Völkerrechts", schrieb Guterres.

Die Präsidentin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz, Mirjana Spoljaric Egger, nannte die humanitäre Lage im Gaza-Streifen katastrophal. Die jüngsten Bilder vom Beschuss des Krankenhauses seien unerträglich, sagte Spoljaric Egger am Mittwoch im Deutschlandfunk. 

auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat Entsetzen über die Opfer der Explosion in einem Krankenhaus im Gaza-Streifen ausgedrückt "Es ist wichtig, dass dieser Vorfall sehr genau aufgeklärt wird", schrieb Scholz am Mittwoch im Internetdienst X, vormals Twitter.

Unschuldige seien verletzt und getötet worden. "Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen der Opfer", schrieb der Kanzler.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat angesichts des Angriffs auf das Krankenhaus iden Schutz von Zivilisten im Nahost-Konflikt angemahnt. "Es gibt keine Entschuldigung, ein Krankenhaus voll mit Zivilisten anzugreifen", sagte sie am Mittwochmorgen vor dem Europaparlament in Straßburg. Die Umstände müssten aufgeklärt werden. Wer dafür verantwortlich sei, müsse zur Rechenschaft gezogen werden.

Islam-Verbände verurteilen Hamas-Terror

Dienstag, 17. Oktober 2023: Vier Islam-Verbände haben sich nach einem Treffen mit dem Chef der nordrhein-westfälischen Staatskanzlei, Nathanael Liminski (CDU), gegen Zuspruch für den Terror der radikalislamischen Hamas positioniert. "Wir werden nicht zulassen, dass die terroristischen Angriffe der Hamas auf unseren Straßen bejubelt oder auch nur relativiert werden", heißt es in einer Erklärung, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. "Aufs Schärfste" verurteile man den Aufruf der Hamas, weltweit jüdische Einrichtungen anzugreifen. Jegliche Form von Antisemitismus habe in NRW keinen Platz.

Liminski, auch Minister für Internationales, hatte sich am Montag mit Vertretern von vier Islam-Verbänden in NRW getroffen. Neben der Ditib waren auch die Landesverbände des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), der Verband der islamischen Kulturzentren (VIKZ) und die Islamische Religionsgemeinschaft NRW vertreten.

Der Terror der Hamas gegen Israel habe unbeschreibliches Leid über unzählige unschuldige Menschen in der ganzen Region gebracht, heißt es in der bei dem Treffen entstandenen Erklärung. "Es besteht Einigkeit, dass die Gräueltaten der Hamas gegen die israelische Bevölkerung uneingeschränkt zu verurteilen und die Geiseln von der Hamas unverzüglich freizulassen sind."

Liminski begrüßte das Statement. Es sei "ein gutes Signal, dass die islamischen Verbände mit dieser klaren Verurteilung des Hamas-Terrors ihrer Verantwortung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserem Land nachkommen." Zuvor hatte es Kritik an der Positionierung einiger Verbände gegeben. Ein weiteres gemeinsames Gespräch soll dem Bericht zufolge bald stattfinden.

Laut einem WDR-Bericht waren dem Treffen Unstimmigkeiten vorangegangen. Die Verbände hätten sich von der Staatskanzlei vorgeladen gefühlt. Auch, dass die Einladung öffentlich wurde, habe die Verbände irritiert. Nun sei man aber froh, diesen gemeinsamen Schritt gemacht zu haben, sagte der Ditib-Vertreter Durmus Aksoy dem WDR. Man werde in diesem Kreis weiter im Dialog bleiben.

Bethlehemer Pfarrer: Deutschland soll sich für Frieden einsetzen

Dienstag, 17. Oktober 2023: Der lutherische Pastor Mitri Raheb aus Bethlehem hat die internationale Gemeinschaft aufgefordert, für eine friedliche Lösung zwischen Israelis und Palästinensern einzutreten. Die Menschen im palästinensischen Gaza-Streifen wüssten nicht, ob sie den nächsten Tag überleben werden, sagte der palästinensische Christ, der 2008 mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet wurde, am Dienstag im Radiosender WDR5. Es sei jetzt wichtig, dass sich die internationale Gemeinschaft nicht nur für humanitäre Hilfe, sondern für eine friedliche Lösung einsetze.

"Es klingt fast absurd, dass man jetzt an Verständigung denkt", sagte Raheb, der Gründer eines internationalen Begegnungszentrums sowie der Dar al-Kalima-Universität in Bethlehem ist. Jetzt sei aber die Zeit dafür:

"Israel muss verstanden haben, dass Sicherheit nicht durch Waffen allein kommt, sondern nur durch eine friedliche Lösung mit den Palästinensern." Auch die Palästinenser hätten verstanden, dass es so nicht weitergehe.

"Ich hoffe, dass sich Deutschland dafür einsetzt, und nicht für eine einseitige Unterstützung Israels."

Raheb, der auch Pfarrer der Bethlehemer Weihnachtskirche im Westjordanland ist, zeigte sich besorgt über die Lage der Menschen in Gaza und kritisierte das israelische Vorgehen scharf: Dass es im Gaza-Streifen kein Wasser und kaum Essen oder Medikamente gebe, "das grenzt an Genozid", sagte er. Die Leiterin eines zur Bethlehemer Universität gehörenden Zentrums in Gaza lebe in einem Viertel, das am Montag "von Israel dem Erdboden gleich gemacht" worden sein. Eine junge Künstlerin sei mit ihren acht Familienmitgliedern durch einen israelischen Angriff auf ihr Haus im Süden Gazas getötet worden.

In Gaza gebe es rund tausend Christen, berichtete Raheb. Etwa 800 von ihnen seien in die katholische Kirche geflüchtet, 100 in die orthodoxe Kirche. Ein Christ dort habe ihm berichtet, dass sie nur wenig zu essen hätten, ab Mittwoch werde es wohl nicht einmal mehr Brot geben. Die Menschen sagten dort, der Mensch lebe nicht vom Brot allein, obwohl ihre Lage so schwierig sei. Durch das israelische Bombardement würden viele kleine Kinder und Frauen traumatisiert.

Raheb, der in Hermannsburg und Marburg evangelische Theologie studierte, ist seit 1988 Pfarrer an der Weihnachtskirche in Bethlehem. Auf dem Gelände der Kirche richtete er auch ein internationales Kultur- und Konferenzzentrum ein. Für seine Friedensarbeit wurde er 2008 mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet.

UN-Kommissariat: Israel bestraft Gaza-Einwohner kollektiv

Dienstag, 17. Oktober 2023: Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte hat Israel eine kollektive Bestrafung der Bevölkerung im abgeriegelten Gaza-Streifen vorgeworfen. Die Sprecherin des Menschenrechtskommissariats, Ravina Shamdasani, bezog sich dabei am Dienstag in Genf auf die andauernde Blockade und den Beschuss der palästinensischen Gebiete durch Israels Armee. Dies sei keine Lösung und müsse umgehend gestoppt werden, sagte sie.

Das Hochkommissariat fordere die israelischen Streitkräfte nachdrücklich auf, es zu vermeiden, Zivilisten und zivile Objekte ins Visier zu nehmen, erklärte Shamdasani. Israel dürfe keine Flächenbombardements, wahllose oder unverhältnismäßige Angriffe ausführen.

Diejenigen, die dem Evakuierungsbefehl der israelischen Behörden Folge geleistet hätten, säßen nun im Süden des Gaza-Streifens fest, sagte die Sprecherin. Dort seien sie unter erbärmlichen Bedingungen untergebracht, ihre Nahrungsmittelvorräte gingen schnell zur Neige und sie hätten kaum oder gar keinen Zugang zu sauberem Wasser, sanitären Einrichtungen und Medizin.

Laut Völkerrecht müsse jede vorübergehende Evakuierung mit der Bereitstellung einer angemessenen Unterkunft und Versorgung einhergehen. Israel habe offenbar nicht versucht, dies für die 1,1 Millionen Zivilisten, die evakuiert werden sollten, zu gewährleisten. Die Sprecherin forderte zugleich die Hamas auf, alle israelischen Geiseln unverzüglich freizulassen. Hamas-Terroristen hatten nach ihrem Überfall auf Israel vor anderthalb Wochen die Menschen in den Gaza-Streifen verschleppt.

Die Massenflucht hatte am Freitag eingesetzt, nachdem Israels Armee die Bewohner des nördlichen Gaza-Streifens zum Verlassen der Region aufgefordert hatte. Beobachter erwarten einen Einmarsch des israelischen Militärs nach Gaza, um die Hamas zu zerstören.

Forscher: Muslimischer Antisemitismus liegt nicht nur an Israel-Gründung

Dienstag, 17. Oktober 2023: Der muslimische Antisemitismus lässt sich nach Ansicht des Freiburger Islamwissenschaftlers Abdel-Hakim Ourghi nicht ausschließlich auf die politischen Folgen nach der Gründung des Staates Israels zurückführen. Eine solche Begründung sei "zum Scheitern verurteilt", denn so würden die "historischen und religiösen Wurzeln, die schon im siebten Jahrhundert auszumachen sind, nicht wahrgenommen", sagte Ourghi dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Dienstag.

"Die islamische Judenfeindschaft ist religiös motiviert und findet zweifelsohne ihre religiöse Legitimation in den muslimischen kanonischen Schriften", urteilte Ourghi, der vor wenigen Monaten ein Buch mit dem Titel "Juden im Koran. Ein Zerrbild mit fatalen Folgen" im Münchner Claudius-Verlag veröffentlicht hat. Die Gründung Israels und der Nahostkonflikt seien "Katalysatoren für die Verbreitung des Antisemitismus unter den Muslimen" gewesen. Sie seien aber nicht die einzige Ursache oder gar die Wurzel dafür.

Der muslimische Judenhass gehe "auf die islamisch-arabische Tradition in der Frühzeit des Islam zurück", sagte Ourghi weiter. Er sei "vom politisch-juristischen Koran und der Rolle des Propheten als politischem Herrscher nicht zu trennen". Eine "nur politische Lösung des Nahostkonflikts" wird Ourghis Meinung zufolge den islamischen Antisemitismus nicht beenden. Dies sei Wunschdenken, denn die Gründe für den islamischen Antisemitismus lägen "im Koran und der Tradition des Propheten als kanonische Quellen".

Auch wenn die Gefühle von Muslimen dadurch verletzt würden, müsse man "deutlich sagen, dass der Koran, die Tradition des Propheten und sein Handeln als politisches Oberhaupt der Religionsgemeinschaft" Grundlage für den Judenhass darstellen: "Betrachtet man den Umgang des Koran und das religiöse und grausame politische Handeln des Propheten mit den Juden", entdecke man ein Gewaltpotenzial im politischen Islam, "das sich aus der Unbedingtheit der eigenen religiösen Überzeugung" speise. (Daniel Staffen-Quandt)

"Save the Children" fordert: Hilfslieferungen in den Gazastreifen lassen

Dienstag, 17. Oktober 2023: Die Hilfsorganisation "Save the Children" fordert, dass möglichst schnell Hilfslieferungen in den Gazastreifen gelassen werden. Wichtig sei aber auch, dass den Menschen dort Zugang zu den Gütern verschafft werde, sagte der Geschäftsführer von "Save the Children" Deutschland, Florian Westphal, am Dienstag im RBB-Inforadio. Ein Weg dahin sei eine Feuerpause.

"In Gaza gibt es nicht genug Trinkwasser, es gibt kaum Strom, es mangelt auch zunehmend an Nahrungsmitteln", sagte Westphal.

In Schulen der Vereinten Nationen seien viele Menschen notdürftig untergekommen. Noch immer flüchteten Menschen aus dem Norden in den Süden des Gazastreifens, nachdem Israel mit einer Bodenoffensive drohte.

Die Hauptforderung von "Save the Children" sei, dass sich alle Beteiligten in dieser Eskalation auf das Schicksal der Kinder konzentrierten, sagte Westphal. Denn auch wenn sie überlebten, sei die Lage verheerend. Viele Kinder seien traumatisiert und bräuchten dringend Hilfe.

Polizei: Derzeit keine konkrete Gefährdung für jüdisches Leben in Bayern

Dienstag, 17. Oktober 2023: Trotz der Eskalation in Nahost nach dem Terrorangriffe der Hamas auf Israel geht die Polizei in Bayern derzeit nicht von einer "konkreten Gefährdung für israelische Einrichtungen" oder jüdisches Leben im Freistaat aus. Grundsätzlich sei der Konflikt aber auch hierzulande "geeignet, eine hohe Gefährdungsrelevanz zu entfalten", teilte das bayerische Innenministerium dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Dienstag auf Anfrage mit.

Nicht zuletzt wegen Gewaltaufrufen in den sozialen Medien gegen jüdische Einrichtungen habe man "alle Polizeipräsidien sensibilisiert", die Schutzmaßnahmen weiter zu erhöhen: "Die bayerische Polizei ist äußerst wachsam." Bereits unmittelbar nach den Angriffen der Hamas am Samstag vor einer Woche (7. Oktober) habe man darum gebeten, die Schutzmaßnahmen für jüdisches Leben "engmaschig zu überprüfen", so ein Sprecher.

"Die Sicherheit der jüdischen Bevölkerung hat für uns oberste Priorität", teilte das Ministerium weiter mit. Das Spektrum der Schutzmaßnahmen könne von einer verstärkten Streifenpräsenz bis zu Standposten der Polizei reichen. Genaue Zahlen, wie viele jüdische Einrichtungen in Bayern seit Beginn der Hamas-Angriffe in Israel bereits bedroht oder etwa mit Schmierereien beschädigt wurden, hat das Innenministerium momentan nicht.

EU richtet humanitäre Luftbrücke für Gaza-Streifen ein

Dienstag, 17. Oktober 2023: Die EU richtet eine humanitäre Luftbrücke ein, um die Bevölkerung des Gaza-Streifens mit Hilfsgütern zu versorgen. Die ersten beiden Flüge sollen noch diese Woche in Ägypten landen, wie die EU-Kommission am Montagabend in Brüssel mitteilte. Geliefert werden demnach Notunterkünfte, Medikamente und Hygienesets. Auch Treibstoff, Wasser, Lebensmittel und Medikamente müssten den Menschen zugänglich gemacht werden, forderte der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz, Janez Lenarcic. Der Grenzübergang Rafah zwischen Ägypten und dem Gaza-Streifen müsse dafür geöffnet werden.

Lenarcic verwies auf das humanitäre Völkerrecht, nach dem die Kriegsparteien verpflichtet seien, die Zivilbevölkerung zu schützen und den Zugang für humanitäre Hilfe zu ermöglichen. Hilfskräfte vor Ort müssten in der Lage sein, ihre Arbeit zu machen, während ihre Sicherheit gewährleistet sei, betonte er.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte am Wochenende bereits angekündigt, die humanitäre Hilfe der EU für die Palästinensergebiete auf mehr als 75 Millionen Euro zu erhöhen.

Katholischer Patriarch von Jerusalem bietet sich im Austausch gegen israelische Geiseln an

Montag, 16. Oktober 2023: Kardinal Pierbattista Pizzaballa erklärte während einer Videokonferenz mit Journalisten in Italien, dass er sich als Geisel der Hamas anbietet, falls diese im Gegenzug israelische Kinder freilässt, die sie im Gazastreifen festhält.Der katholische Patriarch von Jerusalem sei bereit, einen Austausch durchzuführen, um die Kinder nach Hause zu bringen. Er sei absolut entschlossen, alles dafür zu tun, um ihre Freiheit zu ermöglichen. 

Er betonte jedoch, dass er bisher keinen direkten Kontakt mit der Hamas hatte. Die Terrorgruppe hatte am 7. Oktober Israel angegriffen und dabei mindestens 1.300 Menschen getötet. Sein Büro habe auch keinen Kontakt mit der Gruppe."Mit der Hamas kann man nicht reden. Das ist äußerst schwierig", sagte er.

UN: Massenflucht aus dem Norden Gazas hält an

Montag, 16. Oktober 2023: Die Massenflucht aus dem Norden in den Süden des Gazastreifens hält laut einer am Montag verbreiteten UN-Mitteilung weiter an. Bis zu 600.000 verängstigte Menschen seien allein bis Samstagnachmittag aus ihren Wohngebieten geflüchtet, erklärte das UN-Büro zur Koordinierung humanitärer Hilfe (Ocha) in Genf. Die Binnenvertriebenen harrten in den Aufnahmegebieten unter katastrophalen Bedingungen aus.

Die Massenflucht hatte am Freitag eingesetzt, nachdem Israels Armee die Bewohner des nördlichen Gazastreifens zum Verlassen der Region aufgefordert hatte. Beobachter halten einen Einmarsch der Israelis nach Gaza für wahrscheinlich.

Weiter hieß es von Ocha, dass die Treibstoffreserven der Krankenhäuser im Gazastreifen voraussichtlich noch für etwa 24 Stunden reichen würden. Die Abschaltung der Notstromgeneratoren würde das Leben Tausender Patienten gefährden. Israel hatte die Stromzufuhr nach Gaza gekappt.

Am Sonntag habe Israel die Wasserversorgung im östlichen Gebiet der Stadt Khan Younis teilweise wieder aufgenommen. Angesichts des Zusammenbruchs der Wasserversorgung im Gaza bestehe die große Gefahr, dass sich Krankheiten ausbreiteten und Menschen unter Austrocknung litten. Die letzte funktionierende Entsalzungsanlage für Meerwasser im Gazastreifen sei abgeschaltet worden.

Josef Schuster: Israelische Bodenoffensive könnte Stimmung verändern

Montag, 16. Oktober 2023: Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, erwartet, dass die bevorstehende israelische Bodenoffensive im Gaza-Streifen die politische Stimmung hierzulande zulasten von Jüdinnen und Juden verändern wird. "Bilder sprechen eine laute Sprache", sagte Schuster am Montag im ZDF-"Morgenmagazin" angesichts der Fotos und Filmaufnahmen, die über den Einsatz verbreiten werden. 

"Israel versucht, so empfinde ich es, tatsächlich zivile Opfer in Gaza so weit wie möglich zu vermeiden", sagte Schuster. Die Hamas indes nehme ganz bewusst die palästinensische Bevölkerung und die israelischen Geiseln als menschlichen Schutzschild.

Gaza-Streifen: Hilfswerke mahnen Einhaltung von Völkerrecht an

Sonntag, 15. Oktober 2023: Das katholische Hilfswerk Misereor und die Menschenrechtsorganisation Medico international appellieren an die Bundesregierung, sich angesichts der Lage im Gaza-Streifen für die Einhaltung des Völkerrechts und die Einrichtung humanitärer Korridore einzusetzen. Die völkerrechtswidrigen Angriffe auf die Zivilbevölkerung, zivile Infrastruktur und medizinische Einrichtungen müssten eingestellt werden, erklärten die in Aachen beziehungsweise Frankfurt ansässigen Organisationen am Sonntag in einer gemeinsamen Mitteilung.

Seit einer Woche sorgten der Terror der Hamas und die darauffolgenden israelischen Militäroperationen für unmenschliches Leid, erklärten Misereor und Medico, die beide nach eigenen Angaben seit Jahren mit Gesundheitsdiensten und Menschenrechtsorganisationen in der Region und in Gaza zusammenarbeiten. Das Gesundheitssystem, die Strom- und die Wasserversorgung seien vollständig kollabiert, erklärte Tsafrir Cohen, Geschäftsführer von Medico international.

ie israelischen Vergeltungsschläge auf den brutalen Angriff der Hamas träfen auf ein ohnehin geschwächtes Gesundheitssystem. Die Kapazitätsgrenzen der Krankenhäuser seien überschritten. Die hohe Zahl der Verletzten überfordere die bestehenden Strukturen schon seit Tagen. Operationen seien ohne Strom und Blutkonserven nicht durchführbar, die medizinische Betreuung von Geburten kaum mehr möglich. "Nicht nur der Krieg, auch behandelbare Verletzungen und Krankheiten verursachen in diesen Tagen in Gaza Tote", mahnte Cohen.

Durch die Blockade von Trinkwasser- und Treibstofflieferungen seien die Vorräte so gut wie aufgebraucht, erklärte Misereor-Geschäftsführer Pirmin Spiegel. Die Versorgung mit Wasser, Treibstoff und Strom müsse wieder hergestellt werden. "Es braucht jetzt Korridore der Menschlichkeit." Die Menschen in Gaza dürften nicht kollektiv für die brutalen Überfälle der Hamas in Haftung genommen werden.

Rabbinerkonferenz: Antisemitische Entgleisungen im ZDF "skandalös"

Sonntag, 15. Oktober 2023: Mit scharfer Kritik hat die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD) auf antisemitische Aussagen des Publizisten Richard Precht im ZDF-Podcast "Lanz und Precht" reagiert. Prechts Äußerungen bedienten antisemitische Stereotype, erklärte der ORD-Vorstand am Sonntag in einer Pressemitteilung. Dass der Autor philosophischer Bücher damit eine Plattform im öffentlich-rechtlichen Rundfunk bekomme "und seine kruden Meinungen vom ZDF-Moderator Markus Lanz auch noch unwidersprochen bleiben", sei skandalös.

In der am Freitag (13. Oktober) veröffentlichten Folge 110 des Podcasts hatten Precht und Lanz über das Thema "Israel und der Gazastreifen" gesprochen. Dabei hatte Precht behauptet, dass es orthodoxen Juden aus religiösen Gründen untersagt sei, zu arbeiten - "außer ein paar Dingen wie Diamanthandel und Finanzgeschäfte", fügte er hinzu. Auf dem Kurznachrichtendienst X (vormals Twitter) warfen ihm Kritiker daraufhin mangelnde historische Bildung und Ahnungslosigkeit vor.

Angesichts solcher Stereotype bei der "geistigen Elite" Deutschlands müsse man sich "über Antisemitismus und Vorbehalte, gar Hass" gegenüber Juden und dem Staat Israel "nicht wundern", erklärten die Rabbiner Avichai Apel (Frankfurt), Zsolt Balla (Leipzig) und Yehuda Pushkin (Stuttgart) vom Vorstand der Orthodoxen Rabbinerkonferenz mit Sitz in München. "Wir haben genug von solchen vermeintlichen ‚Missverständnissen‘, die nichts zum besseren Verständnis über jüdisches Leben beitragen, sondern Vorurteile und Stereotype nur weiter befeuern", erklärten sie laut Mitteilung. 

In Israel lebt eine Minderheit von über einer Million ultraorthodoxer Charedim, die das moderne, aufgeklärte Judentum ablehnen. Nach Regierungsangaben sind die meisten Frauen, aber nur etwa die Hälfte der Männer berufstätig, viele widmen sich im Alltag religiösen Studien. Einige orthodoxe Juden sind jedoch unter anderem in der israelischen High-Tech-Industrie tätig, wie auch Medienberichte aus Israel zeigen. Die finanzielle Unterstützung der oft kinderreichen Familien und Privilegien wie die Befreiung vom Wehrdienst sind innerhalb Israels umstritten. Dass Juden historisch in Finanzberufe gedrängt wurden, liegt hingegen an der Ausgrenzung durch christliche Europäer*innen, die ihnen zur damaligen Zeit im Christentum verpönte Berufe als Nische überließen.

Politische Jugendverbände fordern Abbruch von Beziehungen mit Iran

Sonntag, 15. Oktober 2023: Ein Bündnis von links-politischen Jugendverbänden hat die bayerische Staatsregierung zum Abbruch der Handelsbeziehungen mit Iran aufgefordert. Hintergrund sei die finanzielle und militärische Unterstützung der Hamas und der Hisbollah durch den Iran, teilte das Linke Bündnis gegen Antisemitismus München (LBGA) am Sonntag mit. Zusammen mit dem Jungen Forum der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) München rufe man die Staatregierung dazu auf, "endlich das Tischtuch zum iranischen Regime zu zerschneiden und der antisemitischen Staatsräson im Iran nachhaltig Widerstand zu leisten".

In einem Zehn-Punkte-Katalog fordern die Verfasser neben dem Abbruch aller Handelsbeziehungen auch, bayerische Büros im Iran zu schließen, alle Kontakte zum iranischen Generalkonsulat in München abzubrechen und iranischen Fluggesellschaften keine Genehmigung für den Münchner Flughafen mehr zu erteilen. Außerdem müsse der Freistaat "deutlich mehr dafür tun, jüdische Einrichtungen in Bayern zu schützen", so das Bündnis.

Zum Linken Bündnis gegen Antisemitismus München gehören die Grüne Jugend München, die linksjugend, die Sozialistische Jugend Deutschlands "Die Falken" und die Emanzipatorische Linke München. 

Oxfam: Deutschland soll sich für humanitäre Hilfe in Gaza einsetzen

Freitag, 13. Oktober 2023:  Die Hilfsorganisation Oxfam fordert die Bundesregierung und die EU auf, sich für die Öffnung der Versorgungsblockade in Gaza einzusetzen. "Momentan kommt von außen nichts rein und es kommt auch niemand raus", sagte Oxfam-Referatsleiter Robert Lindner dem Evangelischen Pressedienst (epd). Der Zivilbevölkerung in Gaza drohe, das Nötigste auszugehen.

Oxfam hat seine humanitäre Hilfe in Gaza laut Lindner wegen der Gewalt komplett ausgesetzt. Die Ortskräfte brächten sich in ihren Häusern in Sicherheit, sofern sie noch eins hätten. Am Wochenende hätten die Mitarbeitenden noch Berichte über Handy versendet. Allerdings werde die Kommunikation immer schwieriger, da das einzige Kraftwerk in Gaza am Mittwoch abgeschaltet worden sei. "Wahrscheinlich werden wir bald nichts mehr von unseren Leuten erfahren, weil seit heute Mittag der Treibstoff für das Kraftwerk zu Ende gegangen ist."

Wann Oxfam die Arbeit wiederaufnehmen könne, sei unklar. Lindner erwarte zunächst eine Verschlechterung der Umstände: "Wir müssen damit rechnen, dass eine Bodenoperation kommt, beziehungsweise, dass die Luftangriffe, die jetzt schon sehr intensiv sind, auf diesem Level bleiben oder noch intensiver werden."

In Gaza selbst fänden die Menschen zurzeit Schutz in Schulen des Hilfswerks der Vereinten Nationen für palästinensische Flüchtlinge (UNRWA). "Ich denke, was da noch an Hilfsgütern da ist, wird geteilt", sagte Lindner. Die Vorräte seien allerdings knapp. Die internationale Gemeinschaft und damit alle maßgeblichen Regierungen und Akteure müssten alle möglichen diplomatischen Mittel einsetzen, um einen sofortigen Waffenstillstand zu erreichen. In jedem Fall müssten alle Kriegsparteien das humanitäre Völkerrecht achten.

Behörde untersagt pro-palästinensische Demonstration in München

Freitag, 13. Oktober 2023: Das Münchner Kreisverwaltungsreferat (KVR) hat eine für Freitag angezeigte Versammlung mit pro-palästinensischem Hintergrund untersagt. Ähnliche Demonstrationen hätten in den letzten Tagen gezeigt, dass von ihnen eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit ausgehe, teilte die Behörde am Freitag mit. Es sei dabei zu einer Vielzahl an Straftaten, Widerständen gegen Polizeibeamte und zu antisemitischen Äußerungen gekommen, "die auch als Billigung der Terrorangriffe gewertet werden könnten", so das KVR. Deshalb werde auch eine für Samstag geplante pro-palästinensische Versammlung auf dem Marienplatz untersagt.

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hatte das Versammlungsverbot bereits am Donnerstagabend bei der Gedenkveranstaltung "Trauer an der Seite Israels" auf dem Jakobsplatz angekündigt. Er bedanke sich beim KVR dafür, "dass ab sofort klar ist, dass wir in München solche Demos untersagen werden", teilte Reiter am Freitag mit. Hetze gegen Israel, gegen Jüdinnen und Juden oder Aufrufe zu Gewalt gegen jüdische Menschen oder jüdische Einrichtungen "werden wir nicht dulden".

Bayerischer Justizminister kündigt Verfolgung von Pro-Hamas-Aktionen an

Freitag, 13. Oktober 2023: Null Toleranz bei pro-terroristischen und anti-israelischen Demonstrationen hat der bayerische Justizminister Georg Eisenreich (CSU) angekündigt. "Straftaten von Hamas-Anhängern werden in Bayern nicht geduldet und konsequent verfolgt", erklärte er in einer Mitteilung des Ministeriums vom Freitag. Die Staatsanwaltschaft werde bei jedem Anfangsverdacht von Volksverhetzung oder Billigung von Straftaten einschreiten. Der Minister wies darauf hin, dass das öffentliche Zeigen der Hamas-Flagge als Kennzeichen einer terroristischen Organisation mit Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren geahndet werden könne. Wer die Flagge Israels öffentlich beschädige oder verbrenne, müsse mit Geldstrafen oder Freiheitsentzug von bis zu zwei Jahren rechnen.

Eisenreich forderte außerdem den Bundesjustizminister auf, Paragraf 129a des Strafgesetzbuches so zu ändern, dass die sogenannte Sympathiewerbung für terroristische Vereinigungen wieder unter Strafe gestellt werde. Es sei nicht akzeptabel, dass Anhänger solcher Organisationen "auf unseren Straßen und Plätzen ungestraft für ihre Ziele werben können".

Friedensgebete für Israel in Landshut

Donnerstag, 12. Oktober 2023:  Christinnen und Christen aus vier Landshuter Kirchengemeinden rufen an diesem Freitag (13. Oktober) zum Friedensgebet für Israel auf. Die vier Gemeinden bekennen sich solidarisch mit Israel, sagte die Landshuter Dekanin Nina Lubomierski am Donnerstag laut Mitteilung. Sie äußerte ihr Entsetzen angesichts der Massaker an der israelischen Zivilbevölkerung durch die Hamas, der Geiselnahmen und Raketenbeschüsse. Israel habe das Recht, sich zu verteidigen, sagte die Dekanin weiter. Dennoch wolle man für Frieden beten: "Wir sehnen uns alle nach Frieden, auch im Nahen Osten, und wollen dieser Sehnsucht im Friedensgebet Raum geben."

Auch der katholische Landshuter Pfarrer Alfred Wölfl befürwortete ausdrücklich "ein Gebet für Frieden und Einsicht im Heiligen Land". Der Pastor der evangelisch-freikirchlichen Kreuzkirche, Jonathan Walzer, betonte: "Antifaschistisch sein heißt heute, klar für den Schutz jüdischen Lebens und das Existenzrecht Israels einzutreten, und jedem Hamas-Terror entschieden zu widersprechen." Am Friedensgebet beteiligten sich ferner die Siebenten-Tags-Adventisten. Ihr Pastor, Ralf Hartmann, zeigte sich schockiert über das, was in Israel und im Gaza-Streifen passiert und rief dazu auf, "speziell für diese Situation zu beten".

Seit dem Ausbruch des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine treffen sich Christinnen und Christen jede Woche, um für den Frieden in der Ukraine und in der ganzen Welt zu beten. Die Friedensglocken der Christuskirche läuten an diesem Freitag um 17 Uhr zum Friedensgebet für Israel.

Kultusgemeinde ruft zu Gedenkakt und zu Solidarität mit Israel auf

Donnerstag, 12. Oktober: Mit einem gemeinsamen Gedenken unter dem Leitgedanken "Trauer an der Seite Israels" ruft die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern (IKG) am Donnerstag, 12. Oktober (18.30 Uhr), zu einer Veranstaltung auf dem Jakobsplatz auf. Bei dem Gedenkakt für die Ermordeten bei dem Angriff auf Israel am vergangenen Samstag werden unter anderem Landtagspräsidentin Ilse Aigner, der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (beide CSU), der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und der katholische Kardinal Reinhard Marx Grußworte sprechen, teilte die IKG am Mittwoch mit. Das Wort ergreifen außerdem die Präsidentin der IKG München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, und die Generalkonsulin des Staates Israel für Süddeutschland, Talya Lador-Fresher.

Der bayerische Antisemitismusbeauftragte Ludwig Spaenle rief die Menschen in München auf, an der Gedenkstunde teilzunehmen. Mit der Solidarität "dürfen wir jetzt nicht nachlassen, solange der jüdische Staat vom Terror der Hamas bedroht ist", sagte Spaenle.

Spaenle forderte den neu gewählten bayerischen Landtag auf, Solidarität mit Israel zu zeigen. Die Abgeordneten sollten in einer gemeinsamen Erklärung ihre Solidarität mit den Menschen in Israel bekunden und den Terror der Hamas verurteilen, sagte Spaenle in einer Mitteilung. Bei den morgen beginnenden Koalitionsverhandlungen sollen die künftigen Regierungsparteien auch zusätzliche Maßnahmen zum Schutz jüdischer Einrichtungen sowie zur Sicherheit von Jüdinnen und Juden vereinbaren.

Auch in Würzburg sind Friedensgebete geplant

In Reaktion auf die Angriffe und Anschläge der Terrororganisation Hamas auf Israel laden die christlichen Kirchen am Freitag in Würzburg (13. Oktober) um 13 Uhr zu einem ökumenischen Friedensgebet ein. In der Marienkapelle am Marktplatz stehen der katholische Dekan, Domkapitular Stefan Gessner, und der evangelische Dekan Wenrich Slenczka dem Gebet vor, wie das Bistum am Mittwoch mitteilte. Pfarrer Matthias Leineweber, der Rektor der Marienkapelle, vertritt die Laiengemeinschaft Sant'Egidio. Das Friedensgebet findet in der Reihe der wöchentlichen Friedensgebete der Ökumenischen Nagelkreuzgemeinschaft Würzburg statt. An dem Gebet sind auch die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) Würzburg und die katholische Friedensbewegung "pax christi" beteiligt, hieß es.

EKD-Ratsvorsitzende versichert jüdischen Vertretungen Solidarität

Mittwoch, 11. Oktober: Die EKD-Ratsvorsitzende und westfälische Präses Annette Kurschus hat nach den terroristischen Angriffen auf Israel jüdischen Vertretungen in Deutschland ihre Solidarität versichert. "Als Evangelische Kirche stehen wir in Trauer und Schmerz an Ihrer Seite", schrieb Kurschus nach Angaben der EKD und westfälischen Kirche in einem Brief an den Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, und die Vertreter der jüdischen Verbände in Nordrhein-Westfalen.

"Wir setzen uns für ein sicheres und freies jüdischen Leben in Deutschland ein und verurteilen jede Form des Antisemitismus", schrieb die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Das gelte in diesen Tagen besonders für israelbezogenen Antisemitismus.

"Eltern und Kinder, Männer und Frauen, Freundinnen und Freude wurden und werden immer noch auf furchtbarste Weise aus dem Leben gerissen", heißt es in dem Brief. Vermutlich kenne jeder in Israel einen Menschen, der getötet oder entführt worden sei. Unzählige seien an Leib und Seele verletzt. "Es sind so viele, die leben konnten und wollten und sollten", schrieb die leitende Theologin. "Ich denke an die Menschen in Israel und bete für sie."

Nürnberger Kirchen laden vor Kundgebung zu Israel-Friedensgebet ein

Dienstag, 10. Oktober 2023: Die beiden großen christlichen Kirchen in Nürnberg rufen für Mittwoch (11. Oktober zu einem gemeinsamen Friedensgebet für Israel und den Nahen Osten auf. Das Gebet wird hauptsächlich gestaltet vom evangelisch-reformierten Ruhestandspfarrer Dieter Krabbe, wie der katholische Stadtdekan Andreas Lurz und der evangelische Stadtdekan Jürgen Körnlein am Dienstag mitteilten. Das Friedensgebet beginnt um 17 Uhr in der Lorenzkirche und findet damit direkt vor der Kundgebung für Israel ab 18 Uhr auf dem Kornmarkt statt. Die Hauptredner dort sind Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU), Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (CSU), Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern und Stadtdekan Lurz.

Gedenkakt: Antisemitismusbeauftragter fordert Solidarität mit Israel

Mittwoch, 11. Oktober 2023: Der bayerische Antisemitismusbeauftragte Ludwig Spaenle ruft die Menschen in München zur Solidarität mit Israel auf. Am Donnerstag (12. Oktober) findet auf dem St. Jakobsplatz am Jüdischen Zentrum eine Gedenkstunde statt. Spaenle rief am Mittwoch dazu auf, teilzunehmen und damit die Verbundenheit mit Israel zu zeigen.

Mit der Solidarität "dürfen wir jetzt nicht nachlassen, solange der jüdische Staat vom Terror der Hamas bedroht ist".

Die Gedenkstunde steht unter dem Motto "Trauer an der Seite Israels" und beginnt um 18.30 Uhr. Am Wochenende hatte die radikal-islamische Hamas Israel überfallen und Hunderte Menschen getötet, verletzt und viele weitere entführt.

Kirchenbünde rufen zu Ende der Gewalt in Israel auf

Mittwoch, 11. Oktober 2023: Internationale Kirchenbünde haben nach dem blutigen Angriff der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf Israel zu einem Ende der Gewalt aufgerufen. Der Lutherische Weltbund (LWB) zeigte sich zutiefst besorgt über die neue Welle der Gewalt im Nahen Osten. Die Eskalation müsse gestoppt werden, erklärte der LWB in Genf.

Die Oberhäupter der christlichen Religionsgemeinschaften in Jerusalem erklärten, sie hofften und beteten inständig, dass alle beteiligten Parteien den Aufruf zur sofortigen Beendigung der Gewalt beherzigten, heißt es in einer Erklärung, die der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) am Montag in Genf verbreitete.

LWB-Generalsekretärin Anne Burghardt sagte, beide Parteien müssten Zurückhaltung üben, die Sicherheit der Zivilbevölkerung gewährleisten und dringend auf friedliche Lösungen hinarbeiten. Das humanitäre Völkerrecht müsse von beiden Seiten in diesem Konflikt respektiert werden. Zudem solle die internationale Gemeinschaft sofort handeln, um zur Entschärfung des Konflikts beizutragen. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Jordanien und im Heiligen Land ist Mitglied im LWB.

Der Weltkirchenrat appellierte an die politischen Akteure, in einen aufrichtigen Dialog einzutreten und nach dauerhaften Lösungen zu suchen, die Gerechtigkeit, Frieden und Versöhnung für die Menschen in der Region förderten, "die schon viel zu lange die Last des Konflikts ertragen müssen". In der Erklärung werden alle Handlungen verurteilt, die sich gegen Zivilisten richten, ungeachtet ihrer Nationalität, ethnischen Zugehörigkeit oder ihres Glaubens.

Bayerischer Jugendring zeigt Solidarität mit Partnern in Israel

Dienstag, 10. Oktober 2023: Der Bayerische Jugendring (BJR) bekundet nach dem Angriff der palästinensischen Terrororganisation Hamas auf Israel seine Solidarität mit seinen Partnerorganisationen vor Ort. "Nach diesem Angriff stehen wir fester denn je an ihrer Seite", sagte BJR-Präsident Philipp Seitz am Dienstag in München. "Unsere Gedanken sind bei den Opfern des Terrors und bei ihren Familien." Seit über 60 Jahren fördert und organisiert der BJR den Austausch von Jugendlichen zwischen Israel und Bayern.

Im Jahr 2023 trafen sich bisher mehr als 800 junge Menschen aus Bayern mit israelischen Jugendlichen im Rahmen von mehr als 30 festen Partnerschaften von Schulen und Einrichtungen der Jugendarbeit mit Israel. "Begegnungen mit jungen Israelis sind immer auch Friedens- und Versöhnungsarbeit", sagte Seitz. Beim persönlichen Austausch entstünden Einsichten, "die kein Schulunterricht und kein Medium vergleichbar vermitteln" könne. "Der Kampf gegen Antisemitismus, eine aktive und vielgestaltige Erinnerungsarbeit zum Holocaust und die unverbrüchliche Freundschaft mit Israel gehören seit Bestehen des BJR zu unserer DNA", so der BJR-Präsident.

Eine Begegnung mit Israel sei auf vielen Ebenen prägend, sagte die BJR-Israel-Referentin Sabine Klein. "Wer schon mal an einem deutsch-israelischen Austausch teilgenommen hat, weiß, welche Kraft davon ausgeht, wenn junge Menschen aus Deutschland und Israel gemeinsam der Geschichte gedenken, Freundschaften schließen, diskutieren und zeitweise in ihren Gastfamilien leben." Sie hoffe sehr, dass dies bald wieder möglich sein werde, sagte Klein.

Angriff auf Israel: Bischöfin Fehrs sieht zivilisatorische Grenze überschritten

Montag, 9. Oktober: Die evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs hat sich entsetzt von den Angriffen auf Israel gezeigt. In ihrer Predigt zum Friedensgebet in der Nikolaikirche in Leipzig am Montag (17 Uhr) werde die Bischöfin im Sprengel Hamburg und Lübeck nicht nur dem Wunder der friedlichen Revolution gedenken, sondern den Blick auch Richtung Nahost lenken und dabei zur Solidarität mit den Angegriffenen und zum Protest gegen das Morden aufrufen, teilte die Nordkirche am Montag vor Veranstaltungsbeginn mit.

"Ganz gleich, wie wir zum Nahostkonflikt mit all seinen Kriegen und verpassten Chancen auf Frieden stehen: Hier ist eine zivilisatorische Grenze überschritten worden", zitierte die Nordkirche Fehrs.

Die Bischöfin habe sich spontan an die ukrainische Stadt Butscha erinnert gefühlt, in der es ebenfalls zu hemmungsloser Gewalt gegenüber wehrlosen Menschen gekommen sei.

"Es kann in solchen Momenten nur eine Reaktion geben: die Solidarität mit den Opfern, mit den Angegriffenen, die Solidarität mit Israel. Und den Protest gegen das Töten und Morden, die klare Benennung der Schuldigen", sagte Fehrs. Zugleich brauche es alle Kräfte, um sich gegen die Gewalt zur Wehr zu setzen und sie zu begrenzen.

Für Fehrs stelle sich die Frage, ob man angesichts der massiven Angriffe radikalislamischer Terroristen auf Israel und angesichts der Gewalt, die sich in Nahost gerade Bahn breche, vom Frieden sprechen sollte. Die Antwort der Bischöfin laute: "Unbedingt." Fehrs: "Wenn wir heute als Kirche etwas tun können, dann das: der verwundeten, traumatisierten und getöteten Menschen zu gedenken. Und für die Wiederherstellung des Friedens zu beten."

Die Bischöfin weiter: "Wenn wir aus unserer deutschen Geschichte etwas gelernt haben, dann doch, dass der Frieden Boten des Lichts braucht. Mit Kerzen und Gebeten - Zigtausende, die das Licht retten in der schützenden Faust. Wenn wir den Frieden nicht immer wieder erflehen, ja träumen - wie sollte die Sehnsucht danach wach bleiben?" Es brauche das Gebet für den Frieden, das sich nicht abfinde mit Terror und Menschenverachtung.

Papst Franziskus "tief betrübt"

Montag, 9. Oktober: Politik, Kirchen und Zivilgesellschaft haben sich nach Beginn der massiven militärischen Angriffe auf Israel am Wochenende an die Seite des attackierten Landes gestellt. Papst Franziskus etwa zeigte sich am Sonntag auf X, vormals Twitter, "tief betrübt" von der militärischen Eskalation des Nahost-Konflikts mit zahlreichen Toten und Verletzten. Er rief zu Frieden auf:

"Die Angriffe und Waffen mögen anhalten, bitte! Und alle mögen einsehen, dass Terrorismus und Krieg zu keiner Lösung führen."

Nach Hamas-Angriff: RIAS Bayern fürchtet antisemitische Vorfälle

Montag, 9. Oktober: Vor dem Hintergrund der aktuellen Hamas-Angriffe auf Israel hat RIAS Bayern vor antisemitischen Vorfällen im Freistaat gewarnt. Der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Bayern (RIAS) seien bereits derartige Vorfälle gemeldet worden, teilte die Stelle am Montag in München mit. So habe etwa am Sonntag ein Anrufer bei einem israelischen Restaurant gefragt, ob man über Messer verfüge, damit man alle Israelis töten könne.

"Selbst jetzt, nach diesem präzedenzlosen, mörderischen Überfall von Terrororganisationen auf israelische Zivilisten, richten sich bereits wieder Kommentare und geplante Proteste gegen das angegriffene Israel", sagt RIAS-Bayern-Leiterin Annette Seidel-Arpacı.

So erwartet RIAS etwa am Rande von Solidaritätskundgebungen mit Israel antisemitische Anfeindungen. Auch im Alltag würden Juden und Jüdinnen mit antisemitischen Kommentaren und Vorwürfen zu den Vorgängen in Israel konfrontiert. Das antisemitische Ressentiment richte sich gegen Israel als jüdischen Staat, gegen Juden und jüdische Einrichtungen und habe ein massives Gewaltpotential, sagte Seidel-Arpacı.

EKD-Friedensbeauftragter: "Mit Terror kann es keinen Frieden geben"

Montag, 9. Oktober: Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Friedrich Kramer, hat die am Samstag begonnenen terroristischen Angriffe gegen Israel verurteilt. "Die Bilder aus Israel mit dem massiven Angriff der Hamas sorgen für Entsetzen", sagte der mitteldeutsche Landesbischof dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Die Gewalt gegen Zivilisten und die unzähligen Opfer sind durch nichts zu rechtfertigen." Der terroristische Angriff durch die Hamas sei entschieden zu verurteilen. "Mit Terror kann es keinen Frieden geben", unterstrich Kramer.

Bereits am Samstag hatte sich die EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus mit Israel solidarisiert. "Ich verurteile die furchtbaren terroristischen Angriffe zutiefst", sagte sie. "Unsere Gedanken und Gebete sind bei den Menschen in Israel, deren Land wir noch vor wenigen Tagen besucht haben", versicherte die westfälische Präses.

Eine Delegation des Rates der EKD war von Ende September bis Anfang Oktober unter der Leitung der Ratsvorsitzenden zu Besuch im Heiligen Land. Die Reise stand unter dem Titel "Evangelisch in Jerusalem" und markierte den Start der Feierlichkeiten zum 125. Jubiläum der Erlöserkirche in Jerusalem. Diese wurde in den Jahren 1893 bis 1898 nach Plänen des Architekten Friedrich Adler errichtet. Am Reformationstag des Jahres 1898 wurde sie im Beisein des deutschen Kaisers Wilhelm II. und seiner Frau Kaiserin Auguste Viktoria eingeweiht.

Solidarität aus Deutschland mit Israel nach Eskalation in Nahost

Montag, 9. Oktober:  Die kriegerische Eskalation im Nahen Osten zwischen Israel und der Hamas hat eine breite Welle der Solidarität mit Israel in Deutschland ausgelöst. Zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens verurteilten die Angriffe der Hamas. 

Zahlreiche Politiker sowie kirchliche Vertreterinnen und Vertreter in Deutschland haben sich entsetzt über die kriegerische Eskalation des Nahost-Konflikts mit zahlreichen Toten und Verletzten geäußert. Sie verurteilten die Angriffe auf Israel und bekundeten Solidarität mit dem Land.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier telefonierte laut Bundespräsidialamt mit seinem israelischen Amtskollegen Isaac Herzog. Dieser habe ihm "von dem schockierenden Ausmaß der Angriffe der Hamas an mehreren Orten seines Landes berichtet". Israel müsse sich gegen "brutalen Terror verteidigen". "Meine volle Solidarität gilt unseren angegriffenen israelischen Freunden", versicherte Steinmeier.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) äußerte sich auf X, vormals Twitter, "zutiefst" erschüttert. "Deutschland verurteilt diese Angriffe der Hamas und steht an Israels Seite", versicherte er. Das Auswärtige Amt prangerte "die abscheuliche Gewalt der Hamas gegen Zivilistinnen und Zivilisten" an. "Dieser Terror muss sofort gestoppt werden", hieß es.

Auch die christlichen Kirchen solidarisierten sich mit Israel. "Ich verurteile die furchtbaren terroristischen Angriffe zutiefst", teilte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, mit. "Unsere Gedanken und Gebete sind bei den Menschen in Israel, deren Land wir noch vor wenigen Tagen besucht haben", versicherte die westfälische Präses.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK), Georg Bätzing, sprach auf X von einer "gefährlichen Eskalation". Er bete für die Opfer und trauere um die Toten. Der Nahe Osten brauche "endlich einen echten Friedensprozess, der die Interessen von Israelis und Palästinensern berücksichtigt", erklärte der DBK-Vorsitzende, der zugleich Limburger Bischof ist und fügte hinzu: "Dabei gibt es für uns keinerlei Zweifel am Existenzrecht Israels und eines palästinensischen Staates."

Jüdisches Museum Augsburg schließt wegen Hamas-Attacke vorübergehend

Sonntag, 8. Oktober: Das Jüdische Museum Augsburg schließt in Reaktion auf die Hamas-Angriffe auf Israel vorübergehend aus Sicherheitsgründen bis einschließlich diesen Donnerstag (12. Oktober). Man habe sich nach Absprache mit den lokalen Sicherheitsbehörden zu diesem Schritt entschlossen, sagte Museumsleiterin Carmen Reichert am Sonntag laut einer Mitteilung: "Die Erfahrung zeigt, dass Terroristen nicht zwischen Vertretungen Israels und jüdischen Gemeinden oder Jüdinnen und Juden unterscheiden." Deshalb gelte die erhöhte Bedrohungslage infolge der Ereignisse im Nahen Osten auch für ein regionales Museum.

Die kriegerische Eskalation im Nahen Osten zwischen Israel und der Hamas hat eine breite Welle der Solidarität mit Israel in Deutschland ausgelöst. Zahlreiche Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens verurteilten die Angriffe der Hamas. Terroristen der Hamas hatten am Samstag mit koordinierten Angriffen Israel überrascht. Sie feuerten Tausende Raketen auf Israel ab, zugleich überwanden sie die gesicherte Grenze zu Israel. Mindestens 700 Menschen aus Israel sollen bisher bei den Angriffen ums Leben gekommen sein.

Schuster: Hamas und Hisbollah stellen jüdisches Leben überall infrage

Sonntag, 8. Oktober: Der Zentralrat der Juden in Deutschland zeigt sich tief betroffen angesichts der massiven Angriffe auf Israel. Zentralratspräsident Josef Schuster sagte am Sonntag laut einer Mitteilung: "Der Terrorkrieg der Hamas und der libanesischen Hisbollah gegen Israel ist an Grausamkeit kaum zu überbieten." Er sah außerdem eine Gefahr für jüdische Einrichtungen auch in Deutschland, die zeige, "dass es den Terroristen nicht allein um Israel geht, sondern dass jüdisches Leben überall von ihnen infrage gestellt wird".

Schuster würdigte aber "die große Solidarität in Deutschland, das schnelle Handeln der Sicherheitsbehörden zum Schutz jüdischer Einrichtungen" als "wichtiges Zeichen in dieser kritischen Zeit für Israel und alle Juden".

Der Präsident des Zentralrates verwies auf die gegenwärtigen jüdischen Feiertage Schmini Azeret und Simchat Tora, an denen die Hamas ihre Angriffe gestartet habe. Für Jüdinnen und Juden bedeute das "ein ständiger Kampf mit ihren Gefühlen". Die Unterstützung aus allen Teilen der Gesellschaft helfe aber "dabei, diese Zeit zu überstehen".

Deutsch-Israelische Gesellschaft verurteilt Angriffe auf Israel

Samstag, 7. Oktober: Mit deutlichen Worten hat sich die Deutsch-Israelische Gesellschaft Regensburg-Oberpfalz (DIG) gegen die Angriffe von Mitgliedern der islamistischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel am Samstagmorgen gewandt. "Wir verurteilen diesen feigen Überfall am Ruhetag Shabbat und einem jüdischen Feiertag", sagte Dennis Forster, Vorsitzender der DIG Regensburg-Oberpfalz, am Samstagmittag laut Mitteilung. "Unsere Solidarität gilt der einzigen Demokratie im Nahen Osten, unserem Partner Israel."

Die Aufrüstung der terroristischen Einheiten sei nur durch eine Finanzierung der palästinensischen Organisationen durch die internationale Gemeinschaft möglich geworden, kritisierte die DIG. Allein von Deutschland seien 2021 und 2022 rund 340 Millionen Euro gezahlt worden: "Und das, obwohl unter anderem Holocaustleugnung fester Bestandteil im Lehrplan in den Schulen in Gaza und im Westjordanland ist." Die DIG forderte volle Solidarität mit Israel und dessen Reaktionen auf diese Angriffe.

Palästinensische Terroristen hatten im Gazastreifen am Samstagmorgen überraschend Tausende Raketen auf Ziele in Israel abgefeuert. Außerdem stießen sie auf israelisches Staatsgebiet vor. Die islamistische Hamas bekannte sich zu den Angriffen und sprach vom Beginn einer "Militäroperation" gegen Israel. Israel hat inzwischen den Gegenschlag "Eiserne Schwerter" begonnen.

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