Die Wahlbeteiligung in Bayern lag bei deutlich über 70 Prozent. Als Bayerisches Bündnis für Toleranz hatten wir die Wählerinnen und Wähler aufgerufen, ihr Wahlrecht, das höchste Gut der Demokratie, zu nutzen. Deshalb freut uns sehr, dass so viele Menschen (darunter über eine halbe Million Erstwählerinnen und Erstwähler) den Weg an diesem Sonntag an die Wahlurnen gefunden haben.

Die Resonanzräume der Parteien, die auf Bundesebene in Regierungsverantwortung stehen, sind kleiner geworden.

Insgesamt zeigt sich die bürgerliche Mitte in Bayern aber weiter relativ stabil und handlungsfähig.

Das starke Abschneiden der AfD in Bayern zeigt allerdings auch die zunehmende Brüchigkeit des gesellschaftlichen Zusammenhalts in unserem Land.

Die Risse werden tiefer.

Wenn rund 85 Prozent der Wählerinnen und Wähler dieser Partei betonen, dass es ihnen gleichgültig ist, dass die von ihnen gewählte Partei in Teilen als rechtsextrem gilt, ist das mehr als ein Alarmzeichen für die Stabilität unserer Demokratie.

Es ist aber auch eine laute Anfrage an uns, die Verantwortlichen für politische Bildung in unserem Land: Was haben wir versäumt, was können wir künftig besser machen, um historisches Bewusstsein, Verständnis für die Komplexität politischer Prozesse, Empathie für Menschen in Not, Freude an der Einheit in Vielfalt oder Einsatzbereitschaft für Werte wie Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Solidarität wieder tief in unserer Gesellschaft zu verankern?

Der Auftrag des Bündnisses für Toleranz, Demokratie und Menschenwürde zu schützen, ist wichtiger denn je.

Keine Wählerin, kein Wähler sollte der Demokratie verloren gehen.

Wir müssen insgesamt wieder deutlicher machen, dass die Bewältigung der Herausforderungen und Krisen, die uns allen in den letzten Jahren viel abverlangt haben, nur mit der Demokratie und nicht gegen sie gelingen kann.

Und wir dürfen keinen Millimeter davon abrücken, dass gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, Rassismus oder Antisemitismus keinen Platz in unserer Gesellschaft haben. Menschenwürde und Menschenrechte (auch und gerade das Menschenrecht Religionsfreiheit!) sind unverhandelbar.

Die Alternative wäre ein Deutschland, in dem die allerwenigsten von uns leben wollen.

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