Die Nachricht letzte Woche war ein Schock und kam dennoch wenig überraschend: Frauen in Deutschland bekommen so wenige Kinder wie seit dem Jahr 2009 nicht mehr. Berechnungen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung zufolge ist die Geburtenrate von 1,57 Kindern pro Frau 2021 auf rund 1,36 im Herbst 2023 gefallen.

Solche Zahlen sind für jede Gesellschaft ein alarmierender, geradezu apokalyptischer Befund. Biologisch gesehen, ist es der innere Sinn des Lebens, das eigene Leben weiterzugeben. Arten, die das nicht mehr können, sind zum Aussterben verurteilt.

Jede individuelle Entscheidung gegen Kinder ist zu respektieren. Aber jede Gesellschaft mit einer dramatisch niedrigen Geburtenrate wie unsere muss diesen Befund zu einem Thema höchster Priorität machen.

Krisen als Entscheidung gegen Kinder

Verwiesen wird nun auf die Überlagerung vieler Krisen in den vergangenen Jahren für die Entscheidung gegen Kinder: Corona, Klimaangst, Krieg in der Ukraine, wirtschaftliche Unsicherheit. All das spielt eine Rolle, aber die Wurzeln liegen tiefer.

Die doppelte Vollzeitberufstätigkeit ist inzwischen die fast unausweichliche gesellschaftliche Norm für Paare und Familien. In den urbanen Zentren ist diese perfekt Kapitalismus-kompatible Existenzform für die meisten alternativlos. Aber nicht aus freier Wahl und realisierter Gleichberechtigung – sondern wegen sonst drohender wirtschaftlicher Not, wenn allein die Miete das Einkommen des einen Partners verschlingt. Die Predigten von der "Vereinbarkeit von Familie und Beruf", die aus der Politik zu hören sind, klingen da wie Hohn.

Die Politik verschleiert das Problem mit der Vokabel "demografischer Wandel". Und dem sich daraus ergebenden "Fachkräftemangel". Die Antwort darauf? Liege in der Zuwanderung und einer "modernen Migrationspolitik".

Transformation unserer Gesellschaft in eine wirklich kinderfreundliche

In vielen Schulklassen liegt der Anteil von Kindern mit nicht "bio-deutschem" Hintergrund bei mehr als der Hälfte. Tatsächlich haben die höheren Geburtenraten bei Zuwanderern einen ausgleichenden Effekt bei der Geburtenrate. Dieser wird allerdings mit einer Reihe von Folgeproblemen bei der Integration eingekauft, was die Gesellschaft zusätzlich unter Spannung setzt.

Die Transformation unserer Gesellschaft in eine wirklich kinderfreundliche müsste sehr viel klarer angegangen werden. Angefangen mit dem deutlich formulierten Ziel: alles dafür zu tun, die Zahl der Geburten zu heben.

Manche Konservative behaupten, es sei die heute herrschende "Gleichstellungsideologie", die die Lust auf Kinder vertreibe. Das ist Unsinn. Aber gute Gleichstellungspolitik hieße auch: Lust auf Kinder zu machen – bei den Müttern in spe und bei ihren Partnern.

Wie wäre es, wenn wir uns politisch nicht nur auf Ziele beim Klimaschutz oder bei den Militärausgaben verpflichteten, sondern auch bei der Geburtenrate?

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