Corona wird in die Geschichtsbücher eingehen: Unter dem Arbeitstitel "Mein Corona" sammelt das Evangelische Bildungswerk (EBW) Oberpfalz deshalb Bilder, Geschichten und Exponate aus dem Pandemie-Alltag der Menschen.

Die oft sehr persönlichen und lebhaft erinnerten Alltagsmomente sollen ab Herbst 2022 in einer Ausstellung dokumentiert werden, sagten die Initiatoren am Donnerstag in Weiden. Eine Zusammenarbeit mit der Ostbayerischen Technischen Hochschule Weiden/Amberg werde angestrebt.

In der Pandemie ist jeder Mensch betroffen

Die nördliche Oberpfalz war gleich zu Beginn im März 2020 und erneut im Frühjahr 2021 besonders betroffen von der Pandemie. So war Tirschenreuth der erste Ort Bayerns, der wegen hoher Inzidenzzahlen eine Ausgangssperre verhängte.

Die Corona-Pandemie habe im Hotspot Oberpfalz binnen weniger Wochen das Leben der meisten Menschen umgekrempelt, sagte Christina Ponader, Vize-Vorsitzende des EBW mit Sitz in Amberg. "Die Pandemie ist an niemandem von uns spurlos vorbeigegangen, und doch haben wir seit dem ersten Lockdown vor einem Jahr sehr Unterschiedliches erlebt."

Mit der Aktion sollen die vergangenen Monate aufgearbeitet werden

Die Pandemie habe viel "mit Leid, mit Nachdenken, mit Freude, mit Umkehr, mit Trauer, mit Begegnungen oder deren Fehlen sowie mit unzähligen weiteren Facetten zu tun", ergänzte EBW-Geschäftsführerin Bettina Hahn. Darüber wollten sie mit Interessierten ins Gespräch kommen und auch zur Reflexion, Diskussion und Aufarbeitung der Pandemie einladen.

Die Bürgerbeteiligung könne verdeutlichen, dass Corona "nicht irgendeine Geschichte" sei, sondern für jeden Einzelnen individuell, wie auch der Ausstellungstitel "Mein Corona" vorgebe, sagte EBW-Vorstandsmitglied Uwe Ibl. Es zählten die "kleinen Erinnerungen", das Alltagserleben der Menschen, die zum Ausdruck kommen sollten, "um nicht nur eine wissenschaftliche Sicht von oben auf die Pandemie zu erhalten".

Initiatoren wollen einen gesellschaftlichen Diskurs anregen

In der Zusammenschau, die durch die Ausstellung entsteht, könne daraus "eine Außensicht auf die eigene Innenansicht" werden. Die Initiatoren erhofften sich, einen gesellschaftlicher Diskurs anzuregen, sagte Ibl: "Vielleicht ist manches, worüber man jetzt geschimpft hat, in der Rückschau auch ganz anders."

Momentan begleite die Corona-Pandemie fast so etwas wie Heimweh. Frisch sei die Erinnerung an unbeschwertes Leben ohne Masken und Schnelltests, ohne Nachdenken über die Regeln fürs Einkaufen, für Besuche bei Verwandten oder Freunden, für den Gottesdienst oder die Chorstunde, für den Konzertabend, den Club, das Volksfest.

Erinnerungsstücke können beim EBW eingereicht werden

Das EBW suche diese Erinnerungsstücke in Form von Fotos, Videos, Audios, Texten und Gegenständen. Das könnten beispielsweise Fotos von gesperrten Kinderspielplätzen und geschlossenen Geschäften sein. Auch solche von Turmbläsern seien denkbar, die jeden Abend mit einem Choral Mut gemacht hätten. Aber auch analoge Stücke seien möglich wie Plakate, die zum Daheimbleiben aufriefen.

Ferner wollen die Initiatoren aktiv auf Menschen zugehen und sie befragen. Der Weidener evangelische Dekan Thomas Guba werde beispielweise über seinen Amtsanritt berichten, der unter Corona-Bedingungen stattfand. Nach weiteren Interviewpartnern werde gezielt gesucht.

Die Ausstellung soll im Herbst gezeigt werden

Die Exponate können bis August dieses Jahres eingereicht werden. Bis Herbst 2022 soll dann eine Ausstellung konzipiert werden, die virtuell und - wenn möglich - auch real an wechselnden Orten gezeigt wird.

Begleitend dazu sind Veranstaltungen, Workshops, ethisch-theologische Perspektiven und Möglichkeiten des Nachdenkens und Erfahrungsaustausches geplant. "Das Leben in vielen Bereichen liegt brach. Wie wir nach Corona wieder ins Gespräch kommen können, dazu wollen wir auch Impulse und Handreichungen entwickeln", sagte Bettina Hahn.