Die neue Eismaschine passt nicht in den Küchenschrank, weil sich dort schon die Popcornmaschine, das Waffeleisen und ein Dutzend anderer Küchengeräte stapeln. Für das Problem gibt es eine Lösung: Dinge, die man selten braucht, einfach ausleihen. Das geht jetzt in Straubing: Am 15. September eröffnete dort ein ehrenamtlich geführter Leihladen.

Die Auswahl ist groß: Vom Party-Set bis zum Hochdruckreiniger

Mit einer "Bibliothek der Dinge" wolle man den Menschen in Stadt und Landkreis eine nachhaltige Alternative zum übermäßigen Konsum bieten, sagt Thomas Langhoff, der Vorsitzende des Freiwilligenzentrums Straubing, das Träger des Leihladens ist. "Das Tauschen ist eigentlich ein uraltes Prinzip. Daraus haben wir ein Konzept entwickelt."

Angeboten werden im Leihladen selten genutzte Dinge aus den Bereichen Haushalt, Handwerk und Freizeit. Das kann ein Party-Set mit Gläsern, Geschirr und Besteck, eine Bierbank-Garnitur, das Raclette- oder Fondue-Set oder eben die Schlagbohrmaschine und der Hochdruckreiniger sein.

Geld sparen und gleichzeitig Ressourcen schonen

All diese Dinge können in einem Katalog auf der Internetseite des Leihladens ausgesucht und reserviert werden. Während der Öffnungszeiten können die neuwertigen, gebrauchten und funktionstüchtigen Gegenstände dann kostenlos gegen ein Pfand ausgeliehen werden.

Damit werde im Sinne der Nachhaltigkeit die Nutzungsdauer der einzelnen Geräte gesteigert und das Portemonnaie geschont. "Wir wollen damit auch die soziale Schiene bedienen für Menschen, die nicht die Möglichkeit haben, sich weitere Gegenstände, die sie nur kurz benötigen, anzuschaffen", erläutert Langhoff.

Kooperationspartner helfen beim Sammeln der Produkte

Im März dieses Jahres wurde mit dem Sammeln der Gegenstände begonnen. Der Initiative kam entgegen, dass sie nicht nur mit Kooperationspartnern wie der Volkshochschule und der Bürgerstiftung, sondern auch mit dem Zweckverband für Abfallwirtschaft Straubing zusammenarbeitet.

Um die Regale im Leihladen zu füllen, kamen viele gut erhaltene Dinge auch von dort, weil Menschen sie nicht mehr brauchten oder weil ihnen der Platz dafür fehlte. "Wir fangen mit 150 Gegenständen in Straubing an und werden hoffentlich relativ bald mehr als das Doppelte haben", sagt Langhoff. Das nächste Ziel sei, in Niederbayern auch Dependancen in Passau, Deggendorf und Landshut aufzubauen.

Das Projekt hat auch einen christlichen Aspekt

Jeder Mensch hat laut Statistik etwa 10.000 Gegenstände in seinem Haushalt. Davon würden aber höchstens 2.000 Gegenstände gebraucht. Deshalb betont Ruhestandspfarrer Hasso von Winning den sozialen und christlichen Aspekt des Projekts. "Was ist mit den anderen Dingen, die auch hergestellt werden und Ressourcen verbrauchen? Der ökologische Gedanke ist uns wichtig. Und für uns als Christen heißt es, mit dem, was uns anvertraut ist, verantwortungsvoll umzugehen", erläutert von Winning, der auch im Beirat des Freiwilligenzentrums ist.

Er gehe davon aus, dass viele Studierende, Seniorinnen und Senioren zum Angebot des Leihladens greifen. "Nicht jeder hat Platz und auch die finanziellen Möglichkeiten, eine Bohrmaschine und etwas für eine Familienfeier anzuschaffen und dann ein ganzes Jahr liegenzulassen."

Zusammenarbeit mit Repair-Café geplant

Die Gegenstände sollen auch besser gepflegt werden, weil sie häufiger gebraucht werden, sagt von Winning. Der Leihladen wolle deshalb mit dem Straubinger Repair-Café zusammenarbeiten. "Dadurch haben wir Menschen, die unsere Elektrogeräte warten und wieder instand setzen."

Über das Repair-Café seien sie auch auf die Idee des Leihladens gekommen. Menschen wollten dort nicht nur ihre Sachen repariert haben, "sondern sie boten uns Dinge an, die sie zu Hause hatten, aber gar nicht mehr brauchten", sagt der Theologe.

Platz 1 geht an den Schokobrunnen 

Danach fingen sie an zu recherchieren, was Menschen am liebsten leihen würden. Dass es ein Schokobrunnen ist, lässt von Winning noch immer schmunzeln. "Das hätte ich nicht erwartet", sagt er. Deshalb sei der Leihladen nun im Besitz von zwei nagelneuen Schokobrunnen. In Bayern gebe es noch nicht viele Leihläden. Einer sei in München, den sie auch besichtigt hätten, ein "Ein-Mann-Betrieb am Gasteig", ein weiterer in Bayreuth.

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden