Der Bamberger Dekan Hans-Martin Lechner wird an diesem Sonntag, 21. Januar 2024, vorzeitig in den Ruhestand verabschiedet. "Ich bin zwar erst 61, aber die Gesundheit geht vor", erklärt er und erzählt von seinem Herzinfarkt während eines Vortrags und seiner späteren Krebserkrankung. 

Trotz dieser Rückschläge betont er: "Mir geht es gut." Insgesamt kann Lechner auf eine 36-jährige berufliche Laufbahn bei der bayerischen Landeskirche zurückblicken. Als Dekan war er ab 2003 elf Jahre lang in Bad Berneck tätig und seit 2014 in Bamberg. Geboren in Bubenheim, wuchs Lechner in einer traditionell protestantischen Familie auf. Er erinnert sich:

"Jedes kleine Dorf hatte seine Kirche, und das war schon sehr volkskirchlich."

Eine Franke in Oberbayern

Sein Abitur machte er in Weißenburg, studiert hat Lechner in Erlangen, Heidelberg und München. Zehn Jahre verbrachte der Vollblutfranke in Oberbayern und hat eine spürbare Zuneigung zur Region entwickelt: "In Oberbayern muss ich sagen, hat es mir immer sehr gut gefallen, und außerdem kommt meine Frau aus Oberbayern", erzählt Lechner mit seinem typischen spitzbübischen Grinsen. Bereits während seines Vikariats in Ingolstadt lernte Lechner seine sieben Jahre jüngere, jetzige Ehefrau Karin kennen.

Seine erste Station als Pfarrer, damals zur Anstellung, trat Lechner 1990 in Ottobrunn an. Dort wurden Lechner und seine Frau auch Autoren. Ein Kochbuch mit dem Titel "Die Ottobrunner Küche" hat der bekennende Kartoffelfan herausgebracht. "In das Kartoffelgratin meiner Frau könnte ich mich reinlegen", lacht Lechner. In seiner Zeit als Vikar gab es sehr häufig Kartoffeln. "Da habe ich ein wenig beruflich geschludert und hatte mehr Zeit", gesteht der Bamberger Dekan,

"aber das war eine andere Zeit, der Beruf hatte nicht immer Priorität eins."

"Die Ottobrunner Küche" ist eine Zusammenstellung von verschiedenen Rezepten, die von der örtlichen Prominenz vom Bürgermeister bis zum Landrat beigesteuert wurden. "Ich koche echt gerne, aber meine Frau macht das besser, also es schmeckt mir immer, wenn meine Frau den Kochlöffel schwingt." Auch das besagte Kartoffelgratin "zum Reinlegen" ist in dem Buch zu finden.

Freunde und Bekannte besuchen

Das Rezept stammt von dem damaligen Ottobrunner Dekan Wolfgang Schwandner, zu dem Lechner immer noch Kontakt pflegt und den er, wenn er jetzt in den Ruhestand geht, auf jeden Fall in München besuchen möchte. "Das werde ich genießen, einfach mal Zeit zu haben, um Menschen zu besuchen, die mir auf meinem Lebensweg begegnet sind. Von Ottobrunn geht es dann nach Gunzenhausen. Zurück nach Franken, wo er bis 2003 mit seiner Ehefrau und den mittlerweile drei Töchtern bleibt.

"Da war ich dann der engagierte junge Pfarrer, der das Leben in der Stadt und dem Dorf genossen hat."

Lechner, der damals auch mal in kurzen Fransenjeans und T-Shirt zum Dorffest ging, kam bei der Gemeinde gut an. 9 Jahre verbrachte er mit seiner Familie dort, ehe es 2003 nach Bad Berneck ging, als Dekan. Er war sehr gerne im Dekanat Bad Berneck, liebte die Menschen und die Landschaft. "Wenn ich nicht Dekan gewesen wäre, dann wäre ich Pfarrer in Bischofsgrün geworden, das ist einfach so schön, so attraktiv und hat eine tolle Kirche." Das kleine Dekanat mit 10 Pfarrerinnen und Pfarrern war ein "Flaggschiff", Ideen konnten schnell umgesetzt werden.

Manfred Berthold, sein Vorgänger im Dekanatsamt in Bad Berneck, bezeichnete das Dekanat immer als "Mikrokosmos der Landeskirche", was Lechner voll und ganz unterschreibt. Eine Begebenheit ist Lechner besonders im Gedächtnis geblieben.

"2008 habe ich von der Landeskirche eine Ermahnung bekommen, ob ich denn die Statistik richtig mache, da wir nur 0,1 Prozent Austritte hatten."

Zahlen, von denen die Kirche heutzutage nur träumen kann.

2014 ging es dann für den Geistlichen nach Bamberg, seine letzte berufliche Station. In Bamberg begeistert ihn das freundschaftliche Miteinander in der Ökumene auf allen Ebenen, mit vielen Gesprächen und gemeinsamen Aktionen – im Reformationsjahr 2017, beim ersten ökumenischen Kunigundentag 2020 und beim Gottesdienst mit Erzbischof Schick und Landesbischof Bedford-Strohm zum Jubiläum "1000 Jahre Stephanskirche". "Ich kann mich noch gut erinnern, als wir alle nach den Festlichkeiten zusammen beim gemeinsamen Bamberger Bier auf dem Spezial-Keller in Bamberg saßen und über den Tag sprachen." Diese Unbefangenheit begeisterte Lechner.

Spontan in den Vorruhestand

In seinem Büro kam der Entschluss für den vorzeitigen Ruhestand. "Ich sah zum Fenster raus, in unseren schönen Garten, ließ meinen Blick wandern und dachte, es ist gut jetzt." Spontan und konsequent, wie sein ganzes berufliches Leben, hat Lechner auch den letzten beruflichen Schritt gemacht. Langweilig wird es ihm nicht werden, viele Ausflüge sind schon geplant, Besuche bei Freunden und alten Kollegen, Konzert- und Theaterbesuche mit seiner Karin und das Verfeinern seiner Kochkünste.

"Meine Frau ist ja noch zehn Jahre als Lehrerin tätig, da habe ich jetzt immer Zeit, sie mittags zu bekochen."

Jetzt steht für die Lechners erst mal der Umzug innerhalb Bambergs an, denn in Bamberg haben beide ihre Heimat gefunden. "Ich freue mich auf unsere Wohnung am Heinrichsdamm und dass ich nach den vielen bisherigen Umzügen zum ersten Mal hoffentlich dafür richtig viel Zeit habe und nicht wie sonst immer fast alles an meiner Frau hängen bleibt."

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