Archivdirektorin Andrea Schwarz versteht die Ausstellungsreihe als "Dank an die Basis" nach der glücklichen Vollendung des 19 Millionen schweren Archivneubaus: "Wir sind schließlich Dienstleister der Gemeinden." Die Kirchenkreis-Ausstellungen sollen einen Anreiz für Pfarrkapitel und Gemeindegruppen bieten, das Haus kennenzulernen. Bei der ersten Schau, die sich im vergangenen Jahr mit dem Kirchenkreis Nürnberg auseinandersetzte, klappte das nur in Maßen, weil man aus technischen Gründen erst im Sommer hatte anfangen können. Diesmal wurde schon im Februar eröffnet, und Schwarz und Kurator Daniel Schönwald hatten sich auch gleich zur Eröffnung die Dekanekonferenz des Kirchenkreises eingeladen.

Die evangelische Geschichte des Kirchenkreises begann bereits in der Reformation mit der Einrichtung markgräflicher Kirchenbehörden. Als sich die evangelische Kirche nach dem Ende der Monarchie in Bayern neue Strukturen gab, entstanden im Jahr 1921 drei Kirchenkreise: Ansbach, Bayreuth und München. Die amtierende Regionalbischöfin Gisela Bornowski ist nach zehn Männern die erste Frau an der Spitze des Kirchenkreises. Und noch eine Besonderheit: Immerhin fünf von Bornowskis Amtsvorgängern sind noch am Leben, weshalb sie in der Ahnengalerie der Ausstellung ausgespart sind.

Herausragende Exponate sucht man in den Vitrinen vergebens - die Ausstellung schöpft ausschließlich aus den eigenen Hausbeständen, und die beschränken sich im Wesentlichen auf Verwaltungsschriftstücke. Da kann es zwar schon mal sein, dass beim Durchsehen alter Pfarreiakten einige Scheine Inflationsgeld aus den 1920er-Jahren auftauchen (die dann zur Illustrierung eines entsprechenden Schriftwechsels dienen), doch solche Funde sind die Ausnahme, sagt Kurator Schönwald: "Die meisten Akten sind sehr unspektakulär."

Zurück bis ins Mittelalter

Gefunden hat er immerhin unter anderem eine markgräfliche Consistorialordnung von 1594, Schriftgut aus der Zeit des "Kirchenkampfs", oder ein handschriftliches Posaunenchorverzeichnis von 1922 - der Kirchenkreis war mit rund drei Vierteln aller Chöre die bayerische Hochburg des Posaunenblasens. Auch ein Erstdruck des "Ansbacher Ratschlags", mit dem die Stadt 1934 zweifelhaften Ruhm in der Auseinandersetzung um den kirchlichen Kurs im "Dritten Reich" erlangte, ist zu sehen.

Ein Verzeichnis der Gottesdienstbesuche anno 1946 wird manchen Pfarrer und Kirchenvorsteher erblassen lassen: Damals meldete zum Beispiel die Pfarrei Thundorf bei Bad Kissingen dem Kreisdekan 1.100 Gottesdienstbesucher binnen eines Monats. Das machte bei 220 Gemeindemitgliedern eine Quote von 125 Prozent. Auch Bad Kissingen verzeichnete bei 3.000 Leuten immerhin noch 6.000 Besucher - 50 Prozent.

Kurios ist die Bildergalerie der Dekanatssitze. Unter denen finden sich nämlich Orte wie Rothausen oder Waizenbach, die einstmals kirchliche Zentralfunktion hatten - aus purem Zufall, denn man erkor unter den verstreut liegenden evangelischen Dorfpfarreien einfach eine zum Chefsitz. Später wanderten die Dekanatssitze in die Städte.