Ulrike Opfermann-Schmidt muss jedes Mal staunen, wenn sie die Neunjährige mit voller Hingabe und starkem Ausdruck agieren sieht, die ansonsten im Klassenzimmer eigentlich meistens für Chaos sorgt. "Sie ist da voll in ihrem Element", freut sich die Rektorin der Grundschule, deren Träger das Dekanat Fürth ist. "Nach so einer Probe ist das Mädchen voll geerdet."

Ein dunkelhäutiger Junge hat sich zum grünen Schulshirt auch noch eine ebenso grüne Koboldmütze aufgezogen und mimt mit Lässigkeit einen der beiden Störer, die in die Gesellschaft der unbedarften "kleinen Leute von Swabedo" (so der Titel des Stücks) eindringen und versuchen, hier eine Neidgesellschaft zu errichten. "Der Bub ist auch ansonsten recht cool, aber hier setzt er noch einmal einen drauf", meint die Rektorin.

Kinder denken sich Dialoge aus

Sie selbst ist Regisseurin und an der Gitarre Mitmusikerin in Personalunion. "Von dem Stück haben wir lediglich den Plot übernommen. Die Dialoge sind spontan, die Dramaturgie haben sich die Kinder selbst ausgedacht", betont sie. In der Theatergruppe der Schule wird das schon seit Jahren so gehandhabt – mit Erfolg. Derzeit sind ein Dutzend Nachwuchsakteure mit dabei, die sich ihre Aufführung selbst erarbeiten. Das habe gleich mehrere Vorteile, wie Opfermann-Schmidt verrät:

"Die Identifikation mit dem Stück ist eine viel intensivere, wenn es ein eigenes ist. Und man kann beim Improtheater keine Texthänger haben, weil die Sätze immer wieder neu gebildet werden."

Auch für Daniela Holweg, die an der Luise-Leikam-Schule die "Musikgruppe" leitet, ist es jedes Mal eine spannende Sache, wenn die jährliche Aufführung ansteht. "Ich muss immer mit den Instrumenten arbeiten, die gerade von Kindern gespielt werden", meint die stellvertretende Leiterin der Musikschule Fürth. Diesmal sind es drei Klavierspielerinnen, es gibt aber nur ein Klavier. Dafür findet man in dem Orchester noch zwei Gitarren, Xylofon, Saxofon, Geige und Flöten. Gemeinsam arrangiert und spielt man die vorher ausgesuchten Lieder, die zu dem Stück passen. "Ich wünsch dir einen guten Tag" und das Schullied grooven und klingen nach einem runden halben Jahr Übungszeit schon recht gut.

Zwei Auftritte in St. Paul und dem Stadttheater

Bis zur Aufführung der Lieder am 25. Juni um 10 Uhr im Gottesdienst der Paulskirche und dann ab 13 Uhr beim Gemeindefest wird am Gesang noch ein bisschen geschliffen. Ebenso wie an den Darbietungen der Theaterspielerinnen und -spieler. "Nach vorne zum Publikum reden – lauter! –, nicht die Bühne einfach leer lassen", klingt es aus dem Mund der Rektorin in den Raum. Texte sprechen, agieren und dabei noch an die Bühnenpräsenz denken, das sind gleich mehrere Aufgaben auf einmal. Doch die Kinder meistern das immer besser.

Im Stück durchschauen eines Tages die kleinen Leute die bösen Machenschaften der Kobolde, lassen sich nicht entzweien und bringen die Eindringlinge durch ihre Offenheit am Ende sogar dazu, die bösen Gedanken beiseitezuwischen und selbst gute Kobolde zu werden. "Es soll ja auch etwas für das Leben hängen bleiben", meint die Rektorin. Die Kinder sollen nicht nur die Erfahrung der Bühne mitnehmen, sondern sich auch damit auseinandersetzen, nicht Geliebtes nicht einfach mies zu machen und Freundschaften nicht entzweien zu lassen.

Und auch wenn die Aufführung in der nur wenige Meter neben der Luise-Leikam-Schule liegenden Kirche St. Paul die vordergründig wichtigere ist, wird es beim zweiten Mal während der "Musischen Woche" am 13. Juli im Fürther Stadttheater doch noch einmal richtig spannend.

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