Kardinal Marx: Müssen versuchen, Waffen zum Schweigen zu bringen

Samstag, 7. Mai 2022. In der Diskussion um Waffenlieferungen für die Ukraine gibt es laut dem Münchner Erzbischof Reinhard Marx keine einfachen oder richtigen Entscheidungen. Es müsse "auf allen möglichen Wegen versucht werden, die Waffen zum Schweigen zu bringen und zu reden", sagte Marx in einem Radiobeitrag für die Reihe "Zum Sonntag" des Bayerischen Rundfunks. Mit seinem Beitrag erinnerte er auch an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 77 Jahren.

Die Spirale der Gewalt und der Eskalation zwinge Europa dazu, über Waffenlieferungen zu entscheiden und damit zunächst das Ziel der Überwindung der Gewalt und des Friedens aufzugeben, sagte Marx weiter. "Mir ist bewusst, wie schwer diese Entscheidungen für alle in Politik und Diplomatie sind." Die Option auf ein Schweigen der Waffen und Gespräche dürfe aber nicht aufgegeben werden, "auch in der Hoffnung auf einen vielleicht noch brüchigen Frieden, der ja kommen muss".

Zum 77. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs in Deutschland am 8. Mai sagte Marx, die kaum zu erhoffende Versöhnung zwischen den Völkern und der politische Verzicht auf Gewalt prägten das Gedenken bis heute. Daraus sei das europäische Narrativ von Frieden, Freiheit und Menschenwürde gewachsen - selbst angesichts des Kalten Krieges oder von Terror, Flucht und Krieg in anderen Teilen der Welt. Die Frage sei: "Trägt uns diese große Erzählung auch noch in diesen Tagen?"

Wie der Ukraine-Krieg die Menschen traumatisiert und welche Folgen und Zerstörungen er noch schaffen wird, sei gar nicht abzusehen. "Die Bilder und Berichte lassen schier das Herz stillstehen", sagte Marx.

Mehr als 20.000 ukrainische Kinder an bayerischen Schulen

Freitag, 6. Mai 2022. Bereits mehr als 20.000 geflüchtete Kinder und Jugendliche aus der Ukraine gehen in Bayern zur Schule. Die Zahl der ukrainischen Flüchtlingskinder steige von Tag zu Tag, teilte das bayerische Kultusministerium mit. Insgesamt seien mehr als 1.000 Pädagogische Willkommensgruppen über alle Schularten hinweg eingerichtet, um die Kinder in ihrer neuen Heimat zu integrieren und auf den bayerischen Schulunterricht vorzubereiten.

Mehr als 2.500 Willkommenskräfte für die Betreuung der ukrainischen Kinder hätten in kürzester Zeit für die Arbeit in den Willkommensgruppen gewonnen werden können, heißt es weiter. Rund 900 unter ihnen besäßen auch ukrainische Sprachkenntnisse. In den kommenden Wochen und Monaten würde viele weitere Geflüchtete in Bayern erwartet, daher werde weiter Personal für die Willkommensgruppen gesucht, sagte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler).

Geflüchtete aus der Ukraine müssen laut der nach Kriegsbeginn aktivierten "EU-Massenzustromrichtlinie" kein Asylverfahren durchlaufen, sondern bekommen sofort nach ihrer Registrierung in Deutschland eine entsprechende Aufenthaltserlaubnis. Das bedeutet unter anderem, dass Geflüchtete aus der Ukraine sofort arbeiten dürfen - und Kinder nach spätestens drei Monaten eine Schule besuchen müssen.

Hunderte Lehrkräfte aus Ukraine wollen an Schulen arbeiten

Montag, 25. April 2022, 11.41 Uhr: Hunderte Lehrkräfte aus der Ukraine haben sich an deutschen Schulen beworben. Einige arbeiten bereits als Willkommenskräfte, um den geflüchteten Schülerinnen und Schülern das Ankommen zu erleichtern, wie eine Umfrage der "Welt am Sonntag" ergab. Die designierte Familienministerin Lisa Paus (Grüne) kündigte an, Geflüchteten aus der Ukraine die Arbeit an deutschen Schulen und Kitas zu erleichtern.

Der Umfrage zufolge haben sich in Hessen bereits 400 Lehrkräfte aus der Ukraine beworben, in Berlin 300, in Rheinland-Pfalz 200, in Baden-Württemberg 280 und in Brandenburg 170. Als Willkommenskräfte für die geflüchteten Schülerinnen und Schüler seien bisher in Bayern 200 Menschen mit ukrainischen Sprachkenntnissen eingestellt worden und in Sachsen 122.

Die designierte Familienministerin Paus sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Sonntag Online, Print Montag): "Viele Ukrainerinnen, die kommen, sind bestens qualifiziert". Die Anerkennung der Abschlüsse sei allerdings eine Hürde. Sie werde darüber kurzfristig mit ihren Kolleginnen und Kollegen auf Bundes- und Länderebene sprechen, erklärte die Grünen-Politikerin. "Ich finde: Da muss deutlich mehr gehen."

Nach Angaben der "Welt am Sonntag" werden bereits 61.000 ukrainische Schüler in Deutschland unterrichtet. Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), die schleswig-holsteinische Kultusministerin Karin Prien (CDU), rechnet mittelfristig sogar mit bis zu 400.000. Um sie in kleinen Gruppen zu unterrichten, seien bis zu 24.000 Lehrer nötig, sagte sie.

Jurist: Chancen für Kriegsverbrecher-Verfahren gegen Putin stehen gut

Donnerstag, 21. April 2022, 11.49 Uhr: Der ehemalige Richter am Internationalen Strafgerichtshof, Wolfgang Schomburg, glaubt an einen künftigen Erfolg eines Prozesses wegen Kriegsverbrechen gegen russische Truppen. "Die Lage ist deshalb außergewöhnlich gut, weil zunächst mal überhaupt die Zuständigkeit des Internationalen Strafgerichtshofs begründet wurde", sagte der Jurist am Donnerstag dem Bayerischen Rundfunk. Die Ukraine habe sich schon nach der russischen Militärintervention von 2014 der Gerichtsbarkeit durch den Strafgerichtshof unterworfen. Daher bedürfe es für einen solchen Prozess keines Beschlusses des UN-Sicherheitsrates, in dem Russland ein Vetorecht hat.

Mögliche Delikte, die vor dem Strafgerichtshof verhandelt werden könnten, umfassten Kriegsverbrechen der russischen Militärs. "Und es gibt die Verbrechen gegen die Menschlichkeit", sagte Schomburg. Dazu gehörten vorsätzliche Tötungen und Vergewaltigungen sowie die so genannte Ausrottung, also die massenhafte Tötung eines Teils oder einer ganzen Zivilbevölkerung. Dies sei vom Völkermord auf der Grundlage der Anti-Genozid-Konvention von 1948 abzugrenzen, bei der sich die Tat gegen eine nationale, ethnische oder religiöse Gruppe richten muss.

Dass man einzelne Soldaten vor Gericht bekomme, sei zurzeit unwahrscheinlich, erklärte Schomburg. "Aber dadurch, dass man Namen, Nummern von Einheiten und konkreten Personen kennt, ist es relativ einfach, an einer konkreten Situation anzufangen", sagte der ehemalige UN-Strafrichter. Auf die Frage, ob es in Zukunft auch ein Verfahren gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin vor dem Internationalen Strafgerichtshof geben wird, sagte Schomburg: "Ich hoffe es. Er wäre nicht der Erste, der als Staatsführer sich wird verantworten müssen."

EKD-Präses: Waffenlieferungen an Ukraine gerechtfertigt

Dienstag, 19. April 2022, 10.41 Uhr: Die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Anna-Nicole Heinrich, hält Waffenlieferungen an die Ukraine für gerechtfertigt. Das Selbstverteidigungsrecht der Ukraine sei unbestritten, sagte Heinrich im Interview der Woche (Sonntag) Im Deutschlandfunk. Gerade ihrer Generation falle es schwer, in Worte zu fassen, was derzeit in der Ukraine passiere. Auch die christliche Friedensethik stehe nun vor Diskussionen.

Zum ökumenischen Dialog zwischen EKD und der Russischen Orthodoxen Kirche sagte Heinrich: „Nein, wir brechen Gespräche zur Ukrainischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats und auch zur Russischen Orthodoxen Kirche nicht ab.“ Der Moskauer Patriarch Kyrill I. hatte sich hinter Russlands Präsident Wladimir Putin gestellt und den Krieg als Verteidigung „traditioneller christlicher Werte“ befürwortet. Zuletzt waren Forderungen laut geworden, die Russisch Orthodoxe Kirche aus dem Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) auszuschließen.

Zur Debatte um eine Neugestaltung der evangelischen Friedensethik als Reaktion auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine sagte Heinrich: „Wir hatten ja bis jetzt auch keine perfekte Antwort, sondern es ist immer eine Spannungsbeschreibung. Und ich glaube, genau darin liegt ja auch der Wert einer christlichen Reflexion von solchen Situationen, dass wir nicht die perfekte Antwort liefern, sondern eher dabei helfen, in aller Spannung irgendwie handlungsfähig zu bleiben.“

Friedensbund-Referent gegen weitere Waffenlieferungen an die Ukraine

Mittwoch, 13. April 2022, 11.02 Uhr: Gegen weitere Waffenlieferungen an die Ukraine spricht sich der Referent für Friedensfragen beim deutschen Zweig des Internationalen Versöhnungsbundes, Clemens Ronnefeldt, aus. "Werden diese Waffen möglicherweise zur Verlängerung des Krieges und zu noch mehr Leid der Zivilbevölkerung führen?", erläuterte der katholische Theologe aus Freising am Mittwoch: "Werden sie eventuell in die Hände der russischen Invasoren gelangen und sich gegen die Menschen in der Ukraine wenden, die sich damit hätten verteidigen sollen?"

Die Einsätze in Afghanistan, dem Irak, Libyen, Syrien, dem Jemen oder Mali hätten gezeigt, dass militärisches Eingreifen keines der politischen Ziele erreicht habe, sagte Ronnefeldt und forderte deshalb ein Umdenken "weg von der Sicherheitslogik, hin zur Friedenslogik". Eine enorme Aufrüstung der Ukraine in den letzten Jahren habe dem Land offenbar nicht mehr Sicherheit gebracht, "weil sie auf der russischen Seite Unsicherheit ausgelöst hat". Besser wären zivile diplomatische Frühwarnsysteme und Friedensdienste, erläuterte er.

"Die Alternative zu Militäreinsätzen heißt nicht Passivität, sondern aktive zivile Friedensarbeit auf allen gesellschaftlichen und politischen Ebenen, etwa mit hochrangigen Kriseninterventionsteams", sagte Ronnefeldt. Der Versöhnungsbund ist nach eigenen Angaben eine spirituell begründete Bewegung von Menschen, "die sich aus ihrem Glauben an die Macht der Wahrheit und der Liebe um Gerechtigkeit bemühen". Sie widmen sich "der aktiven Gewaltfreiheit als ein Mittel der persönlichen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Wandlung.

Täglich bis zu 800 Ukraine-Geflüchtete am Münchner Hauptbahnhof

Dienstag, 12. April 2022, 10.35 Uhr: Jeden Tag kommen laut Caritas-Angaben zwischen 600 und 800 Ukraine-Geflüchtete am Münchner Hauptbahnhof an. Die Zahlen sind damit deutlich gesunken: Zuvor seien es rund 1.800 pro Tag gewesen, teilte die Caritas München am Montag mit. Der Bedarf am Infopoint sei trotz der rückläufigen Zahlen ungebrochen, sagte Caritas-Koordinator Anto Blazevic. Denn die Geflüchteten kämen zurück, wenn sie nicht mehr weiterwüssten. Der katholische Sozialverband ist die zentrale Anlaufstelle für Geflüchtete am Hauptbahnhof.

Am Dienstag (12. April) ziehe die Caritas mit ihrem Infopoint und ihren bis zu zwölf Mitarbeitenden von ihrem bisherigen Standort im Foyer des Hauptbahnhofs in den angrenzenden Starnberger Flügelbahnhof um, heißt es weiter. Der Umzug sei notwendig geworden, da das bisherige Areal wegen der Neugestaltung des Hauptbahnhofs abgerissen werde.

Am Caritas-Infopoint beraten seit 2. März Mitarbeitende der Caritas zusammen mit ukrainisch-sprachigen Ehrenamtlichen täglich von 7.00 bis 24.00 Uhr die ankommenden Flüchtlinge. Dazu kommen städtische Bedienstete am Infopoint sowie die die ehrenamtlich organisierte Community Kitchen, wo die Geflüchteten weiterhin mit warmen Getränken und Snacks versorgt werden.

Margot Käßmann: Krieg in der Ukraine ist keine Zeitenwende

Dienstag, 12. April 2022, 09.08 Uhr: Die evangelische Theologin Margot Käßmann lehnt trotz des russischen Angriffskrieges in der Ukraine massive Rüstungsinvestitionen in Deutschland ab. "Für mich ist das keine Zeitenwende, so grauenvoll dieser Krieg auch ist", sagte sie im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Sie verwies auf den andauernden Krieg in Syrien und auf den Krieg im Jemen. "Da verhungern gerade Millionen Menschen. Da schauen wir nur nicht hin. Wir sind auch durch Bilder gesteuert."

Die ehemalige hannoversche Landesbischöfin und frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) betonte: "Für mich ist weiterhin klar: Noch mehr Rüstung, noch mehr Waffen werden nicht mehr Frieden schaffen." Zu den Gewinnern in der aktuellen Situation gehöre die Rüstungsindustrie. "Das zeigt ein Blick auf die Aktienkurse." Die Nato sei bereits um ein mehrfaches besser gerüstet als Russland. Es sei nicht so, dass sie dringend nachrüsten müsste. "Ich bleibe dabei, dass nur durch Abrüstung Frieden entsteht."

Um den Krieg zu beenden, seien Diplomatie, Sanktionen und auch Gespräche mit dem Aggressor Putin nötig. "So schwer das fällt", sagte Käßmann. Sie kritisierte, dass Deutschland zwar Waffen in die Ukraine liefere, jedoch nicht bereit sei, auf russische Gaslieferungen zu verzichten.

Die Kirchen müssten aktuell zu Behutsamkeit und Bedachtsamkeit mahnen, forderte sie. Sie sei schockiert darüber, dass der russisch-orthodoxe Patriarch Kyrill seinen Einfluss auf Putin nicht nutze, um zum Frieden zu mahnen. Dennoch wäre es aus ihrer Sicht falsch, die russisch-orthodoxe Kirche aus dem Ökumenischen Rat der Kirchen auszuschließen, erläuterte Käßmann.

Ebenso halte sie es für verkehrt, dass Städtepartnerschaften oder Partnerschaften von Universitäten nach Russland ausgesetzt würden. "Die Kirchen sollten jetzt mahnen, dass wir Gespräche brauchen." Wie Jesus müssten kirchliche Vertreterinnen und Vertreter dabei auch provokativ sein, wenn dies nötig sei.

SOS-Kinderdorf: Jugendhilfe für Flüchtlinge besser ausstatten

Sonntag, 10. April 16.49 Uhr. Nach Einschätzung der Vorstandsvorsitzenden von SOS-Kinderdorf, Sabina Schutter, führt die Aufnahme von Zehntausenden Flüchtlingskindern aus der Ukraine die Jugendhilfe an ihre Grenzen. "Wir rechnen damit, dass noch ganze Kinderheime und Waisenhäuser evakuiert werden müssen. Schätzungen zufolge wachsen fast 100.000 Kinder und Jugendliche in ukrainischen Heimen auf", sagte die Professorin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Schutter zufolge werden die Platzkapazitäten in stationären Einrichtungen womöglich nicht reichen.

"Die Situation verändert sich täglich. Was uns von SOS-Kolleginnen und -Kollegen vor Ort oder in den Nachbarländern berichtet wird, ist, dass viele Familien hoffen, dass der Kampf bald vorüber ist. Daher flüchten sie noch nicht aus ihrer Heimat oder bleiben zumindest noch im nahen Polen", sagte die Pädagogin: "Ich bin sehr froh, dass wir als SOS-Kinderdorf im Auftrag des Bundesfamilienministeriums eine Meldestelle einrichten konnten." Hier liefen die Anfragen zur Unterbringung von Kindergruppen aus der Ukraine zusammen und es gebe Hilfe, wenn Gruppen geflüchteter Kinder und Jugendlicher direkt und ungeplant ankommen.

"Ich vermute, dass wir weitere stationäre Unterbringungen brauchen, denn es ist ja nicht so, dass es hier ein Überangebot an Plätzen gibt", sagte die Chefin von SOS-Kinderdorf. Zudem fehlten Fachkräfte, die es für die professionelle Betreuung dringend brauche. "Also rate ich eher dazu, eine gewisse Flexibilität zu zeigen." Das gelte auch für die Kitas, die Kinder aus der Ukraine aufnehmen sollen. "Auch hier muss man versuchen, die Platzkapazitäten vorübergehend zu erhöhen. Dann hat man eben befristet nicht den passenden Fachkräfteschlüssel, aber ich denke, das ließe sich bewerkstelligen in dieser besonderen Situation."

Nicht zuletzt habe die Corona-Krise aber gezeigt, dass es in der Vergangenheit versäumt wurde, pädagogische Einrichtungen personell adäquat auszustatten. "Hier muss dringend nachgesteuert werden. Wir brauchen eine besser ausgestattete Jugendhilfe."

1949 wurde das erste SOS-Kinderdorf gegründet. Inzwischen gibt es 575 SOS-Kinderdörfer weltweit. In Deutschland gibt es 240 Standorte, die Kindern, Jugendlichen und Familien Hilfen anbieten. Die Deutschland-Zentrale hat ihren Sitz in München.

 

Bedford-Strohm-Vortrag: Gerechter Friede durch militärische Gewalt?

Freitag, 8. April 2022, 14.15 Uhr: Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm beschäftigt sich am kommenden Dienstag (12. April) bei einem Vortrag an der Universität Bamberg mit friedensethischen Fragen. Das konkrete Thema lautet "Gerechter Friede durch militärische Gewalt? - Friedensethische Überlegungen im Lichte des Angriffskrieges gegen die Ukraine", wie die Landeskirche am Freitag in München mitteilte. Bedford-Strohm referiert im Rahmen einer Online-Veranstaltung des Lehrstuhls für Philosophie. Die Teilnahme an der Konferenz über die Plattform Zoom ist für jeden möglich.

Auch die evangelische Theologie hat seit Jahrzehnten eine Friedensethik entwickelt und vertreten, die pazifistischen Haltungen nahestand - teils einem radikalen Pazifismus, der jeden Waffeneinsatz auch zu Verteidigungszwecken ablehnt, teils einem gemäßigteren "Verantwortungspazifismus", der die Möglichkeit einer Selbstverteidigung nicht ganz bestreitet. Die Online-Veranstaltung will nun der Frage nachgehen, ob "diese Friedensethik jetzt vor einem 'Scherbenhaufen'" stehe, "wie es der evangelische Ethiker Johannes Fischer sagte", heißt es im Ankündigungstext der Universität Bamberg.

Vor seiner Wahl zum Landesbischof war Bedford-Strohm zwischen 2004 und 2011 selbst Professor an der Universität in Bamberg - für Systematische Theologie und Theologische Gegenwartsfragen.

Bayerische Realschüler erlaufen 870.000 Euro für Ukraine-Hilfe

Freitag, 8. April 2022, 13.57 Uhr: Die Schülerinnen und Schüler von etwa 100 Realschulen aus allen bayerischen Regierungsbezirken haben in den vergangenen Tagen bei Spenden- und Sponsorenläufen ungefähr 870.000 Euro für die Ukraine-Hilfe des "Aktionsbündnis Katastrophenhilfe" gesammelt. Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) lobte am Freitag das große soziale Engagement und sagte: "Die Bilder aus der Ukraine erschüttern uns alle." Die Hilfsbereitschaft und die Anteilnahme ganz besonders auch an den Schulen im Freistaat sei überwältigend, sagt der Minister laut einer Mitteilung.

Bei Spenden- und Sponsorenläufen läuft man je nach persönlichem Leistungsvermögen eine beliebige Strecke. Ob im Stadion, dem Waldweg oder auf dem Fußballplatz spielte bei der Aktion der bayerischen Realschulen in den vergangenen zwei Wochen keine Rolle. Für die absolvierten Kilometer spendeten die "Sponsoren" - oft Eltern, Freunde und Verwandte - dann eine zuvor vereinbarte Summe an das "Aktionsbündnis Katastrophenhilfe". Einige der Läufe fanden während des Sportunterrichts statt, andernorts wurden Eltern und Großeltern eingeladen, um dem Lauf zuzusehen.

Die Ukraine und Bayern verbänden seit Jahren viele persönliche Kontakte und Freundschaften, teilte das Kultusministerium weiter mit. Viele bayerische Städte unterhielten enge Städtepartnerschaften mit der Ukraine, wie etwa die Landeshauptstadt München mit der ukrainischen Hauptstadt Kiew.

Menschenrechtsexperte: Nicht leichtfertig von Völkermord sprechen

Freitag, 8. April 2022, 12.07 Uhr: Trotz der erschreckenden Bilder und Augenzeugenberichten von den Gräueltaten im ukrainischen Butscha mahnt der ehemalige UN-Sonderberichterstatter für Folter, Manfred Nowak, nicht leichtfertig mit dem Begriff Völkermord umzugehen. "Die Anforderungen an Völkermord sind sehr, sehr hoch", sagte der österreichische Menschenrechtsanwalt dem Bayerischen Rundfunk (BR) am Freitag und verwies auf die juristische Definition für Völkermord (Genozid).

Man könne angesichts der bisherigen Quellenlage zwar davon ausgehen, dass die ungefähr 300 hingerichteten Menschen Ukrainer sind - aber ob dies "wirklich ein Völkermord ist, da würde ich sehr, sehr vorsichtig sein", sagte Nowak. Er setze bei der Aufklärung der Gräueltaten von Butscha und anderswo auf die Arbeit des Internationalen Strafgerichtshofs. Dieser sei einseitig von der Ukraine für zuständig erklärt worden - das gelte für alle begangenen Verbrechen in deren Staatsgebiet.

"Meines Wissens sind schon Leute des Internationalen Strafgerichtshofs vor Ort oder müssten in der nächsten Zeit dort hinkommen - vor allem forensische Experten", erläuterte Nowak. Nur die könnten genau feststellen, wie jemand zu Tode gekommen sei. Wenn sich letztlich herausstellen, "dass das alles Zivilisten sind, dann ist das völlig klar, dass es sich um ein Kriegsverbrechen handelt".

Im Kiewer Vorort Butscha sollen russische Soldaten vor ihrem Rückzug Hunderte Zivilisten getötet haben. Die ukrainische Regierung spricht von Völkermord. Russland wiederum wirft der Ukraine vor, die Taten inszeniert zu haben.

Evangelische Jugend in Bayern ruft für 13. April zu landesweitem Friedens-Aktions-Tag auf 

Donnerstag, 7. April 2022, 10.08 Uhr: Die Evangelische Jugend in Bayern ruft für Mittwoch, den 13. April 2022 zu einem landesweiten Friedens-Aktions-Tag auf. "Lasst Frieden sichtbar werden", heißt es auf der Internetseite der EJB. Geplant sind verschiedene Aktionen, die unter dem Hashtag #friedensblume über Social Media verbreitet und geteilt werden sollen. 

Die Evangelische Jugend ruft dazu auf:

  • Mit selbstgemachter Sprühkreide Friedenssymbole auf den Boden zu sprühen, etwa im Kirchhof, auf der Straße, im Vorgarten, ums Jugendhaus herum, "einfach überall wo (junge) Menschen sind".
  • Den Tag zu nutzen, um kleine Zeichen für den Frieden zu setzen: etwa durch nette Gesten im Miteinander vor Ort oder in der Gemeinschaft mit der Welt, durch das Versenden eines Grußes an internationale Partner*innen.
  • Im Rahmen von Ferienaktionen mit Kindern und Jugendlichen über Krieg und Frieden zu sprechen und friedenspädagogische Inhalte in diese Angebote zu integrieren.
  • Sonnenblumen zu pflanzen.

 

Frieden

Lehrerverband: Politik darf Schulsituation nicht schönreden

Donnerstag, 7. April 2022, 08.56 Uhr: Die Vorsitzende des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands (BLLV), Simone Fleischmann, hat davor gewarnt, von den Lehrkräften den perfekten Unterricht für geflüchtete Kinder und Jugendliche aus der Ukraine zu erwarten. Sie forderte die Politik dazu auf, nichts schönzureden und "klar und realistisch" zu benennen, was bestmöglich für die geflüchteten Kinder und Jugendlichen und alle Schülerinnen und Schüler möglich sei. "Wenn wir die aktuellen Lern- und Arbeitsbedingungen an den bayerischen Schulen anschauen, dann müssen wir uns doch ehrlich eingestehen, dass die vorhandenen Ressourcen nicht ausreichen". Der aktuelle Missstand an personellen Ressourcen könne von den Pädagogen nicht vor Ort aufgefangen werden, sagte Fleischmann.

Sie kritisierte, dass Politikerinnen und Politiker auf Vorkurse, Differenzierungsangebote, Intensivierungsstunden, Sprintklassen, Integrationsklassen, Deutschklassen, Deutsch als Zweitsprache und mehr verwiesen. So entstehe der Eindruck, dass die Schulen in Bayern bestens vorbereitet sei. "Nach dem Willen der Politik, der Staatsregierung soll das Bild entstehen: Die an den Schulen schaffen das!". Die Politik müsse aber dem BLLV beantworten, wo die Menschen herkommen, die jetzt diese Kinder und Jugendlichen unterrichten sollen oder wie Traumata der Kinder und Jugendlichen aufgefangen werden.

"Wir haben die dafür nötigen Lern- und Arbeitsbedingungen aktuell nicht", so Fleischmann. Wenn tatsächlich bis zu zehn Prozent der Schülerinnen und Schüler in den deutschen Schulen bald ukrainische Flüchtlinge seien, könne Schule "nicht einfach so weitergehen". Das bedeute schon rein quantitativ einen Wandel des gesamten Schulsystems. Der BLLV betone seit Jahren, dass das bayerische Schulsystem unterfinanziert sei und habe zu allen Handlungsfeldern Lösungen vorgelegt. ist, sagte die BLLV-Präsidentin.

BJR und Freistaat planen Ferienangebote auch für ukrainische Kinder

Montag, 4. April 2022, 11.41 Uhr: Die neuen Ferienprogramme des Bayerischen Jugendrings (BJR) sollen auch ukrainischen Kindern und Jugendlichen zugutekommen. Neben Unterricht an den Regelschulen, den Deutschklassen, pädagogischen Willkommensgruppen und Onlineunterricht an Schulen in der Ukraine seien diese Angebote die fünfte Säule, mit der man den Geflüchteten das Ankommen in Bayern erleichtern wolle, sagte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) bei der Präsentation des Programms am Montag in München. Der BJR soll das freizeitpädagogische Angebot zur Ferienbetreuung für Kinder und Jugendliche der Klassen eins bis zehn in den Oster-, Pfingst- und Sommerferien im Auftrag des Kultusministeriums bereits zum dritten Mal koordinieren.

Aktuell seien in Bayern mehr als 90.000 Flüchtlinge aus der Ukraine angekommen, knapp die Hälfte davon seien Kinder und Jugendliche, sagte der Minister. Mehr als 8.000 seien schon an bayerischen Schulen gestartet. Das Ferienangebot richte sich aber ausdrücklich auch an diejenigen, die noch nicht in den Schulen sind, betonte Piazolo. BJR-Jugendarbeiter seien in den Einrichtungen, in den Geflüchtete untergebracht sind, unterwegs, um die Programme vorzustellen.

Nach der Corona-Pandemie sei es für alle wichtig, "sich wieder zu begegnen und zu spüren", sagte BJR-Präsident Matthias Fack. Die Angebote, die freie und öffentliche Träger neben den ohnehin vorgesehenen Ferienangeboten der verbandlichen und kommunalen Jugendarbeit organisieren, sollen einerseits Lernrückstände ausgleichen und andererseits die Sozialkompetenz der jungen Menschen stärken.

Im vergangenen Jahr beteiligten sich laut BJR rund 400 Träger in Bayern mit rund 2.000 Gruppen und schufen so zusätzliche Plätze für etwa 24.000 Kinder und Jugendliche.

Hilfswerk: Bürgerkrieg in Syrien droht in Vergessenheit zu geraten

Montag, 4. April 2022, 11.39 Uhr: Das internationale katholische Hilfswerk "Kirche in Not" hat davor gewarnt, dass der seit elf Jahren andauernde Bürgerkrieg in Syrien aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit gerät. Die Lage in Syrien sei dramatisch, mindestens 90 Prozent der Bevölkerung lebten unterhalb der Armutsgrenze, erklärte die Projektdirektorin von "Kirche in Not", Regina Lynch, am Montag in München. Das Hilfswerk sprach sich für ein Ende der Sanktionen aus, die vor allem bedürftige Menschen träfen.

Unter den Christen des Landes stelle sie Verzweiflung fest, fügte Lynch hinzu: "Sie haben in den vergangenen elf Jahren schreckliche Traumata erlitten. Sie haben Angehörige verloren, extreme Gewalt erlebt und wurden mit dem Tod bedroht, weil sie Christen geblieben sind." Lynch hatte den Angaben zufolge im März an einer internationalen Konferenz von Kirchenvertretern und Hilfsorganisationen in Damaskus teilgenommen.

Die nach wie vor geltenden Sanktionen trügen zur Verschlimmerung der Lage bei, sagte Lynch: "Es herrscht eine galoppierende Inflation, die Menschen können sich keine Medikamente mehr leisten, keine Operation, keine Milch für die Kinder. Sogar diejenigen, die Verwandte im Ausland haben, können wegen des Bankembargos kein Geld bekommen." Die Handelsbeschränkungen träfen besonders die armen Menschen.

Seit Jahren versuchen die UN vergeblich, eine Verhandlungslösung für den Syrien-Krieg zu finden. Der Konflikt begann 2011 mit Protesten gegen Präsident Baschar al-Assad, die das Regime blutig niederschlug. Terrorgruppen und Rebellen eroberten weite Teile des Landes. Hunderttausende Menschen wurden getötet. Millionen Frauen, Männer und Kinder sind geflohen.

Mehr als 100.000 ukrainische Kriegsflüchtlinge in Bayern angekommen

Montag, 4. April 2022, 09.15 Uhr: In Bayern sind seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine seit dem 1. März inzwischen mehr 100.000 Flüchtlinge angekommen. Rund 35.000 von ihnen seien momentan in staatlichen und kommunalen Unterkünften untergebracht, teilte das bayerische Innenministerium am Wochenende in München mit. Bundesweit sei bis Samstagabend die Ankunft von ungefähr 300.000 Flüchtlingen aus der Ukraine gezählt worden, sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU).

Einige Tausend von den zunächst in Bayern angekommenen Geflüchteten seien inzwischen wohl in andere Bundesländer oder ins Ausland weitergereist, sagte Herrmann. Es bestätige sich aber, dass rund ein Drittel der Geflüchteten aus der Ukraine, die in Bayern ankommen, eine staatliche oder eine kommunale Unterkunft aufsuchen. Mehr als ein weiteres Drittel hätten sich zudem selbst eine private Unterkunft gesucht oder seien bei Verwandten und Bekannten untergekommen, erläuterte er.

Dies gehe aus der Zahl der im Ausländerzentralregister erfassten Geflüchteten hervor. "Danach sind rund 74.000 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in Bayern im Ausländerzentralregister erfasst", sagte Herrmann. In dem Register ist die Gesamtzahl aller registrierten Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine aufgleistet - unabhängig von der Form ihrer Unterbringung.

300 pädagogische Willkommensgruppen für Kinder aus der Ukraine

Freitag, 1. April 2022, 14.29 Uhr: Bayernweit gibt es bereits 300 pädagogische Willkommensgruppen für schulpflichtige Flüchtlingskinder aus der Ukraine. Rund 1.000 Personen kümmerten sich in diesen Gruppen um die ankommenden jungen Leute, 200 von ihnen beherrschten die ukrainische Sprache, teilte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Freitag mit. Er sei tief beeindruckt von der Solidarität und dem außergewöhnlichen Engagement von Schülern, Eltern und Lehrkräften.

Bereits 8.000 Kinder aus der Ukraine seien an bayerischen Schulen angekommen, sagte Piazolo weiter. Haben sie ausreichend deutsche Sprachkenntnisse, könnten sie auch in Regelklassen unterrichtet werden. Für die übrigen stehen Willkommensgruppen bereit, um die Kinder und Jugendlichen zügig ins bayerische Bildungssystem zu integrieren. In diesen Gruppen sind neben den aktiven Lehrkräften auch pensionierte Lehrkräfte oder Sozialpädagogen aktiv.

Münchner DOK.fest startet mit Film über Putin-Gegner Alexei Nawalny

Freitag, 1. April 2022, 09.44 Uhr: Das internationale DOK.fest München feiert seinen Auftakt am 4. Mai mit dem Film "Nawalny". Der Film begleite den bedeutendsten russischen Oppositionellen Alexei Nawalny von dem Attentat des russischen Geheimdienstes bis zu seiner Rückkehr nach Moskau und seiner Inhaftierung, teilten die Veranstalter am Donnerstag mit. Das Münchner Filmfestival dauert bis 15. Mai.

Gezeigt würden unter anderem geheime Aufnahmen in dem Flugzeug, in dem Nawalny mit dem russischen Nervengift Nowitschok ermordet werden sollte. Das Publikum sehe auch, wie Nawalny in der Berliner Charité gerettet wurde und im Schwarzwald wieder zu Kräften kam. Der dortige Aufenthalt stehe im Zentrum des Films. Bei der Festivaleröffnung am 4. Mai ist auch der Macher von "Nawalny", der kanadische Dokumentarfilmer Daniel Roher, mit dabei.

Festivalleiter Daniel Sponsel sagte, die Situation der politischen Opposition in Russland sei mit dem Angriffskrieg auf die Ukraine noch gefährlicher geworden. Der Film "Nawalny" lasse das Publikum "hautnah ein Stück Weltgeschichte erleben und bezeugt, mit welch brutalen Mitteln Putin seine Macht in Russland behauptet". Die Vorführung von "Nawalny" beim DOK.fest ist zugleich die Deutschlandpremiere. Am 5. Mai startet er in den deutschen Kinos.

Bayerische Feuerwehren spenden Ausrüstung an Ukraine

Donnerstag, 31. März 2022, 14.13 Uhr:  Die Feuerwehren in Bayern wollen ihre Kameradinnen und Kameraden in der Ukraine unterstützen. Der Krieg habe große Auswirkungen auch auf die Feuerwehren in der Ukraine, teilte das bayerische Innenministerium am Donnerstag mit. Der Landesfeuerwehrverband Bayern (LFV) wolle sich daher an der bundesweiten Aktion "Feuerwehrhilfe Ukraine" beteiligen und Ausrüstung und Fahrzeuge spenden. Der Hilfskonvoi Richtung Ukraine soll an diesem Freitag (1. April) starten.

Bisher haben laut LFV über 200 überwiegend Freiwillige Feuerwehren sowie Werks- und Betriebsfeuerwehren, Firmen, Städte und Gemeinden Feuerwehrausrüstung und Fahrzeuge gespendet. An zwei Sammelstellen in Nord- und Südbayern habe man aktuell rund 200 Paletten Feuerwehrausrüstung und mindestens neun Fahrzeuge für die ukrainischen Kollegen sammeln können.

Der Konvoi wird laut LFV mit allen Hilfsgütern und über 70 Einsatzkräften zunächst nach Rzeszow/Polen fahren. In Polen sollen die Hilfsgüter und Fahrzeuge an die polnische Feuerwehr übergeben werden. Die polnischen Kollegen wiederum sollen dann alle Spenden an den ukrainischen Katastrophenschutz übergeben.

Banken verdienen an privaten Spendenüberweisungen in die Ukraine

Donnerstag, 31. März 2022, 10.44 Uhr: Wer als Privatkunde der Evangelischen Bank eine Spende in die Ukraine überweist, muss mit einer hohen Gebühr rechnen. So überwies ein Regensburger Pfarrer einen Geldbetrag von 100 Euro an die Partnergemeinde in Odessa und wurde dafür mit einer Gebühr von 47 Euro belastet. Ohne Expresszuschlag hätte die Gebühr immer noch 37 Euro betragen, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Donnerstag.

Auf der Homepage äußert sich die Evangelische Bank mit Worten der Betroffenheit zum Krieg in der Ukraine. Auf dem Kontoauszug zeige sich aber, dass die Bank bei der Überweisung ins Kriegsgebiet kräftig mitverdiene, sagte der Pfarrer, der zugleich Dekanatsbeauftragter für die Partnerschaft mit Odessa ist. Er forderte die Evangelische Bank auf, bei Spenden auf die Gebühren zu verzichten.

Auf epd-Anfrage teilte die Evangelische Bank mit, dass die Gebühr von 37 Euro bei allen Spendenüberweisungen in die Ukraine bis zu einer Höhe von 10.000 Euro anfalle. Laut Expertenmeinung allen derzeit auch bei anderen Banken und Sparkassen Gebühren zwischen 0 und 50 Euro bei Auslandsüberweisungen in die Ukraine an.

Meldestelle soll Aufnahme ukrainischer Waisenkinder koordinieren

Donnerstag, 31. März 2022, 11.17 Uhr: Die Bundesregierung und die Organisation SOS-Kinderdorf (München) haben eine Meldestelle zur Koordinierung der Aufnahme ukrainischer Waisenkinder ins Leben gerufen. Rund 100.000 Waisen- und Heimkinder gebe es in der Ukraine, sagte Bundesfamilienministerin Anne Spiegel (Grüne) am Donnerstag in Berlin. Ein Drittel davon habe bereits das Land verlassen, um vor dem Krieg zu fliehen. Bei der neuen Meldestelle - einer Telefon-Hotline - können sich Menschen melden, die Platz für die Kinder zur Verfügung stellen können.

Wie viele Waisenkinder aus der Ukraine inzwischen auch in Deutschland angekommen sind, wird derzeit genauer erfasst. Spiegel zufolge haben bislang erst Berlin, Brandenburg, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen Daten gemeldet. In diesen vier Bundesländern sind demnach bislang rund 400 Waisenkinder untergekommen.

Ziel der Koordinierung ist es nach Angaben von Familienministerium und SOS-Kinderdorf, die Gruppen von Kindern möglichst gemeinsam sowie mit ihren bekannten Betreuern und Betreuerinnen unterzubringen. Je nach Heim könnten dies 100 bis 200 Kinder sein, sagte Spiegel. Der Aufruf richte sich damit unter anderem an Hotels, Jugendherbergen und Schullandheime. Ein Teil der Kinder sei bereits in Einrichtungen von SOS-Kinderdorf untergebracht. Das Bundesverwaltungsamt übernimmt Spiegel zufolge die Verteilung der Kinder.

An die Meldestelle könnten sich auch Menschen wenden, die Waisenkinder aus der Ukraine herausgebracht haben, erläuterte die Vorstandsvorsitzende von SOS-Kinderdorf, Sabine Schutter. Die Telefon-Hotline ist ihren Angaben zufolge unter der Nummer 0800/1260612 täglich zwischen 8 und 18 Uhr erreichbar, auch an Wochenenden.

Kinderschutzbund: Flüchtlingskinder vor weiterer Belastung bewahren

Donnerstag, 31. März 2022, 10.16 Uhr:  er Deutsche Kinderschutzbund befürchtet bei der Verteilung von ukrainischen Kriegsflüchtlingen für Minderjährige zusätzliche psychische Belastungen. Vor allem traumatisierte Kinder bräuchten so schnell wie möglich eine feste Struktur, einen rhythmisierten Tagesablauf und Kontakt zu anderen Kindern, sagte Verbandspräsident Heinz Hilgers der "Augsburger Allgemeinen" (Freitag). Die Registrierung müsse schnelle laufen als bislang, um zu vermeiden, dass Kinder nach wenigen Tage Schulbesuch in andere Regionen oder Bundesländer umziehen müssten.

Hilgers sagte, er könne gut verstehen, dass alle bemüht sind, den geflüchteten Kindern schnell einen Schulbesuch zu ermöglichen: "Es muss aber vermieden werden, dass die Kinder in dieser schweren Situation neu gewonnene Freundinnen und Freunde und liebgewonnene Lehrerinnen und Lehrer gleich wieder verlassen müssen." Eine schnelle Registrierung sei auch für die Sicherheit Geflüchteter nötig, betont der Kinderschutzbund-Präsident: "Nur Menschen, von denen der Staat weiß, dass sie hier sind, kann er auch vor Menschenhandel schützen."

Ehrenamtliche aus Bayern: Ab sofort bis an die Ukraine versichert

Donnerstag, 31. März 2022, 09.14 Uhr: Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer aus Bayern sind ab sofort bis zur ukrainische Grenze versichert. Bis zunächst 30. September gelte die neue Regelung auch für Hilfstransporte und Hilfsfahrten bis an die ukrainische Grenze, teilte das bayerische Sozialministerium am Mittwoch mit. Die Bayerische Ehrenamtsversicherung der Versicherungskammer Bayern umfasse eine Haftpflicht- und eine Unfallversicherung. Sie sei antrags- und beitragsfrei.

Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) habe sich für die Ausweitung der Bayerischen Ehrenamtsversicherung eingesetzt, heißt es weiter. Für sie zeigen die zahlreichen Ehrenamtlichen aus Bayern eine "starke Botschaft der Menschlichkeit" bei ihrer Hilfe für die geflüchteten Menschen aus der Ukraine. Barbara Schick, Vorstandsmitglied der Versicherungskammer, sagte, es sei selbstverständlich in dieser Lage das Motto der Versicherungskammer "Wir helfen Helfern" zu erweitern und nötigen Schutz für die Helfenden zu gewährleisten.

Diakonie warnt vor Ausbeutung ukrainischer Frauen in Deutschland

Mittwoch, 30. März 2022, 14.51 Uhr: Vor einer möglichen Ausbeutung ukrainischer Geflüchteter hat die sozialpolitische Vorständin der Diakonie Deutschland, Maria Loheide, gewarnt. "Frauen, die aus einer Krisensituation in ein fremdes Land kommen, sind oft hilflos und verzweifelt und deshalb besonders gefährdet, in die Fänge von Menschenhändlern zu geraten", sagte Loheide am Mittwoch bei einem Pressegespräch der Diakonie in München. Es gehe dabei sowohl um sexuelle Ausbeutung wie auch um die Ausnutzung von Arbeitsleistung - etwa als Putzhilfe oder 24-Stunden-Pflegerin.

Um die Frauen mit Kindern, die einen Großteil der ukrainischen Flüchtlinge ausmachten, zu schützen, müsse die Polizeipräsenz an Bahnhöfen verstärkt, für separate Bereiche in Unterkünften gesorgt und Ansprechpartner vor Ort zur Verfügung gestellt werden, betonte die Expertin. "Zudem erwarten wir, dass alle privaten Gastgeber und auch die ehrenamtlichen Helfer registriert werden", sagte Loheide. Nach den chaotischen Anfangstagen nach Kriegs- und Fluchtbeginn seien diese Strukturen jetzt im Aufbau.

Valide Zahlen über dubiose Vorfälle bei der Ankunft ukrainischer Frauen gebe es laut Loheide derzeit nicht. Doch Isabell Schmidhuber, Leiterin des Münchner Frauenobdachs Karla 51, berichtete, dass in den sozialen Netzwerken offen darüber gesprochen werde, ukrainische Frauen als Putzhilfen oder Pflegerinnen anzuheuern. Schmidhuber betonte: "Keine ukrainische Frau muss etwas leisten dafür, dass sie in Deutschland aufgenommen wird."

Konkrete Vorfälle seien in München bislang nicht bekannt. Es sei jedoch "nicht das erste Mal, dass Flüchtlinge ankommen und zum Teil ausgebeutet werden". 2015 sei das auf dem Höhepunkt der Ankunft von Flüchtlingen bereits passiert.

Rund 8.000 geflohene Kinder aus der Ukraine in bayerischen Schulen

Mittwoch, 30. März 2022, 12.03 Uhr: An deutschen Schulen werden inzwischen mehr als 20.000 aus der Ukraine geflohene Kinder und Jugendliche unterrichtet - in Bayern sind es mehr als 8.000. Wie die Kultusministerkonferenz am Mittwoch in Berlin mitteilte, meldeten die Länder in der vergangenen Woche 20.205 Schülerinnen und Schüler an allgemeinbildenden oder Berufsschulen. Dabei fehlen allerdings konkrete Daten aus Hamburg, wo zwischenzeitlich Ferien waren, sowie Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Sachsen-Anhalt. Die tatsächliche Zahl dürfte also höher liegen.

Mehr als 8.000 Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine meldete Bayern, Baden-Württemberg mehr als 3.800, Berlin knapp 600. In Sachsen-Anhalt sind der Statistik zufolge 2.500 aus der Ukraine geflüchtete Kinder im schulpflichtigen Alter gemeldet. Weil die Flüchtlinge eventuell aber auch noch an andere Orte weiterziehen, rechnet das Land damit, dass nicht alle dort in Schulen aufgenommen werden.

Die Kultusministerkonferenz will die Daten nach eigenen Angaben nun wöchentlich aktualisiert veröffentlichen.

Bundesamt sieht ausreichend Sprachkurse für ukrainische Geflüchtete

Mittwoch, 30. März 2022, 10.10 Uhr: Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) sieht für die Geflüchteten aus der Ukraine ausreichend Möglichkeiten, an Sprach- und Integrationskursen teilzunehmen. "Derzeit sind knapp 1.500 Kursträger bundesweit zugelassen sowie mehr als 50.000 Lehrkräfte, von denen zuletzt mehr als 12.000 aktiv waren", sagte ein Sprecher der in Nürnberg beheimateten Behörde dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Mittwoch). Da die finanzielle Förderung durch das BAMF von der Zahl der jeweiligen Teilnehmerinnen und Teilnehmer abhänge, könnten die Träger jederzeit mehr Teilnehmer aufnehmen und mehr Kurse anbieten.

90.000 Geflüchtete aus der Ukraine in Bayern angekommen

Dienstag, 29. März 2022, 15.01 Uhr: Seit Kriegsbeginn Ende Februar sind mehr als 90.000 Geflüchtete aus der Ukraine nach Bayern gekommen. Zuletzt sei der "Zustrom" etwas schwächer geworden, sagte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Dienstag nach der Kabinettssitzung in München. Bundesweit seien 278.000 Menschen aus der Ukraine gezählt worden. Rund ein Drittel von ihnen halte sich also in Bayern auf. Insgesamt hätten bereits 3,8 Millionen Menschen wegen des Krieges die Ukraine verlassen.

Rund 30.000 Geflüchtete in Bayern seien in staatlichen oder kommunalen Unterkünften untergekommen, sagte Herrmann weiter. Von diesen seien knapp 15.000 Kinder und Jugendliche. Es sei nun wichtig, deren Integration, vor allem durch Sprachunterricht, zu fördern. Herrmann betonte aber auch, dass die aktuelle Situation nicht mit der von 2015 zu vergleichen sei. Das Schulniveau in der Ukraine sei mit mitteleuropäischem Standard vergleichbar, anders als 2015 etwa bei Geflüchteten aus Afghanistan.

Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) sagte, Kindern und Jugendlichen solle mit pädagogischen Willkommensgruppen Halt und Unterstützung gegeben werden. Diese Gruppen könnten an allen Schularten eingerichtet werden, wichtig sei ihm dabei: eine feste Tages- und Wochenstruktur für die Flüchtlingskinder mit fester Bezugsperson, der soziale Kontakt mit Gleichaltrigen, der Einblick in den deutschen Schulalltag und der Kontakt mit der Ukraine. Deshalb würden auch ukrainische Lehrkräfte eingesetzt.

Benefizkonzert für Ukraine im Münchner Liebfrauendom

Dienstag, 29. März 2022, 11.16 Uhr: Unter dem Motto "Gib Frieden, Herr" findet am Samstag (2. April) ein Benefizkonzert für die Ukraine im Münchner Liebfrauendom statt. Der Chor der ukrainischen griechisch-katholischen Gemeinde in München, der Domchor, die Junge Domkantorei, der Chor des Bayerischen Rundfunks (BR) sowie der Tölzer Knabenchor und seine Solisten werden das Konzert ab 18.30 Uhr musikalisch gestalten, teilte der Tölzer Knabenchor am Dienstag mit. Auch der Münchner Kardinal Reinhard Marx und der Bischof der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche, Bohdan Dzyurakh, werden laut Mitteilung am Konzert teilnehmen.

Auf dem Programm stehen unter anderem Werke von Bach, Bartholdy, Brahms und Schütz. Der Erlös geht an den Verein Sternstunden e.V. - Wir helfen Kindern. Eine Online-Übertragung des Konzertes findet per Stream statt.

Evangelische Schulen erhalten 100.000 Euro für Flüchtlingsarbeit

Dienstag, 29. März 2022, 09.30 Uhr: Evangelische Schulen im Freistaat erhalten für die Arbeit mit ukrainischen Kindern 100.000 Euro Soforthilfe von der bayerischen Landeskirche. Der Betrag werde aus Restmitteln des landeskirchlichen Fonds "Menschen durch Bildung erreichen" zur Verfügung gestellt, hieß es in einer Pressemitteilung der Protestanten vom Dienstag. Das Geld geht an die Evangelische Schulstiftung in Bayern, den Zusammenschluss aller 158 evangelischer Schulen, Internate und Schülerheime in Bayern.

Zum Selbstverständnis evangelischer Schulen gehöre das diakonische Lernen und Engagement, das sich immer konkret ausdrückt, erklärte Oberkirchenrat Stefan Blumtritt, im Landeskirchenrat zuständig für die Bildungsthemen. Durch Spenden, Friedensgebete, Solidarität und Nächstenliebe - "und aktuell durch die Aufnahme und Begleitung von Menschen, die bei uns Schutz vor dem Krieg suchen."

Pädagogin: Schon mit Kleinkindern über Krieg sprechen

Montag, 28. März 2022, 15.18 Uhr: Schon mit Kindern im Kita-Alter ist es nach Ansicht von Pädagogen des SOS-Kinderdorfs möglich, über den Krieg in der Ukraine zu sprechen. Es sei wichtig, Sorgen in einfachen Worten anzusprechen und immer zu vermitteln, dass man für die Kinder da sei, sagte Kleinkinder-Sozialpädagogin Ulrike Glingener laut Mitteilung des Vereins vom Montag in München. Weglassen sollten Eltern jedoch Details und dramatische Bilder. Besser seien kindgerechte Vergleiche, etwa dass es auch auf dem Spielplatz Streit gebe.

Wenn Eltern selbst Ängste haben, sollten sie das auch ausdrücken. "Kinder haben feine Antennen. Bereits im Kindergartenalter bemerken sie, wenn die Eltern etwas beschäftigt", erklärte Glingener. Indem man gemeinsam über die Sorgen spreche, würden sie kleiner, "denn wir alle merken, dass wir nicht allein sind". Eltern sollten zudem das "magische Denken" der Kinder nutzen, das etwa das Kuscheltier zum Beschützer vor bösen Träumen in der Nacht mache.

Auch helfe es gegen die Ängste und Hilflosigkeit, gemeinsam Friedenszeichen zu basteln oder Pakete für Bedürftige zu packen. Weiter sei wichtig, sich auch abzulenken und den Kindern zu vermitteln, dass es in Ordnung ist, sich weiterhin auch mit schönen Dingen zu beschäftigen.

Philologenverband: Suche nach ukrainischen Lehrern erfolgreich

Montag, 28. März 2022, 12.28 Uhr: Nach einem Aufruf des Bayerischen Philologenverbandes (bpv) an ukrainische Lehrkräfte haben sich binnen vier Tagen mehr als 300 Menschen registriert, um die Schulen bei den geplanten Willkommensgruppen für Flüchtlinge zu unterstützen. Die ersten Kontaktdaten wurden am Freitag an die staatlichen Koordinierungsstellen weitergeleitet, die die ukrainischen Lehrkräfte an Schulen in der entsprechenden Region einsetzen., wie der bpv am Montag mitteilte.

"Wir sind überwältigt von der bisherigen Resonanz", sagte bpv-Vorsitzender Michael Schwägerl: Diese große Bereitschaft lasse hoffen, dass an vielen Orten Angebote im Rahmen der Willkommensgruppen gemeinsam mit ukrainischen Lehrkräften realisiert werden können.

Evangelische Kirche mit Kriegspropaganda-Symbolen beschmiert

Montag, 28. März 2022, 09.28 Uhr: Mit einem Friedensgebet hat die evangelische Gethsemane-Kirchengemeinde auf Vandalismus an ihrer Kirche im Würzburger Stadtteil Heuchelhof reagiert. In der Nacht zu Sonntag (27. März) war die Außenmauer der Kirche mit fünf "Z" besprüht worden, ein im aktuellen Ukraine-Krieg verwendetes prorussisches Zeichen, wie das Dekanat Würzburg am Sonntagabend mitteilte. Rund 300 Menschen versammelten sich deshalb am Sonntagabend ab 19 Uhr vor ihrer Kirche.

Das Polizeipräsidium Unterfranken teilte am Montag mit, dass die Kriminalpolizei Würzburg nun die Ermittlungen übernommen habe und "auch auf Hinweise aus der Bevölkerung" hoffe. Ermittelt wird den Angaben der Polizei zufolge wegen "gemeinschädlicher Sachbeschädigung" sowie "des Anfangsverdachts einer Straftat nach Paragraf 140 des Strafgesetzbuches", da die Verwendung des "Z"-Symbols grundsätzlich dazu geeignet sei, den Angriffskrieg in der Ukraine zu billigen.

Dekan Wenrich Slenczka und Gemeindepfarrerin Anna Bamberger kritisierten die Schmierereien, die in der Nacht zu Sonntag angebracht worden sein müssen. Am Samstagabend nach einem Konzert in der Kirche waren die Kriegssymbole noch nicht da. Die jeweils knapp 80 mal 80 Zentimeter großen fünf "Z"-Symbole müssen laut Polizei zwischen 19 Uhr am Samstag und Sonntag 9 Uhr angebracht worden sein. Der entstandene Sachschaden liege im niedrigen vierstelligen Bereich, hieß es.

Am Friedensgebet am Sonntagabend nahmen auch der Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt (CDU) und der russisch-orthodoxe Priester Vladimir Bayanov teil. Alle appellierten an ein friedvolles Miteinander und wandten sich gegen den Krieg. Die Gethsemane-Kirche liegt im Stadtteil Würzburg-Heuchelhof, in dem seit den 1990er Jahren zahlreiche Spätaussiedler aus den früheren Sowjetrepubliken leben, vor allem aus Russland.

Tausende ukrainische Kindern schon an bayerischen Schulen

Samstag, 26. März 2022, 12.54 Uhr:  Mehrere Tausend ukrainische Flüchtlingskinder in Bayern sind bereits in Schulen untergekommen. In den pädagogischen Willkommensgruppen sollen den Schülerinnen und Schülern auch deutsche Sprachkenntnisse vermittelt werden, sagte Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Freitag nach einem Gespräch mit dem Generalkonsul der Ukraine in München, Yuriy Yarmilko. Denn Sprache sei wichtig für die Integration.

Den Kindern solle aber auch ein Stück Normalität an den Schulen vermittelt werden, sagte Piazolo weiter. Die Kinder und Jugendlichen, die aktuell aus der Ukraine nach Bayern kommen, hätten oftmals viel Leid erfahren und seien nun in einer für sie ungewohnten Umgebung. "Deshalb ist es wichtig, den jungen Menschen mit festen Strukturen in der Schule möglichst frühzeitig Halt zu geben", betonte Piazolo. Deshalb solle ihnen auch ein Stück Heimat geboten werden, etwa durch ukrainischsprachige Elemente in den Willkommensgruppen.

Wegen der EU-weit geltenden sogenannten "Massenzustrom-Richtlinie" müssen Geflüchtete aus der Ukraine kein Asyl beantragen, sondern erhalten einen besonderen Schutzstatus - sie dürfen zum Beispiel arbeiten und sich ihren Wohnort aussuchen. Kinder unterliegen 90 Tage nach ihrer Ankunft in Deutschland der Schulpflicht. Diese Zeit will Bayern mit Willkommensgruppen überbrücken. Entweder können die Kinder danach in eine deutsche Regelschule gehen oder in die Ukraine zurückkehren.

Laut Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sind seit Ausbruch des Krieges rund 82.000 Geflüchtete aus der Ukraine in Bayern angekommen, bundesweit 250.000. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, rechnet mit 250.000 schulpflichtigen ukrainischen Flüchtlingskindern. Er fordert angesichts des Lehrkräftemangels und der Corona-Ausnahmesituation an Schulen daher Notmaßnahmen. Unter anderem müsse man auf pensionierte Lehrkräfte, Lehramtsstudierende und geflüchtete ukrainische Lehrkräfte setzen.

Rat der Religionen in Nürnberg appelliert an Patriarch Kirill

Samstag, 26. März 2022, 09.17 Uhr: Der Rat der Religionen in Nürnberg unterstützt einen Appell an den russisch-orthodoxen Patriarchen Kirill I., sich für ein Ende der brutalen Gewalt und dem Mord an unschuldigen Menschen im Ukrainekrieg entgegenzustellen. Man habe sich dem Aufruf des "Council of Religious Leaders" angeschlossen, der ein Teil des Weltbundes von Religions for Peace ist, teilte der Rat am Freitag mit. Der Patriarch wird darin gebeten, zu prüfen, welche aktive Rolle Religion bei der Beendigung des Kriegs übernehmen könne. Präsident Thomas Wipf und Generalsekretär Professor Mark Owen, die den Appell unterzeichnet haben, legten dar, dass sie weiter mit der russisch-orthodoxen Kirche zusammenzuarbeiten wollten, um Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung herbeizuführen. Patriarch Kirill I. ist ehemaliges Mitglied des "European Council of Religious Leaders" und unterstützt den russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Der Rat der Religionen Nürnberg beschloss in seiner Mitgliederversammlung auch einstimmig die Unterstützung einer Erklärung des Weltbundes "Religions for Peace", in der jegliche Form von Gewalt kritisiert und der Einsatz für eine gewaltfreie Lösung, gerechten und nachhaltigen Frieden unterstützt wird, hieß es. Mit diesen Entscheidungen wolle die Mitgliederversammlung des Rates der Religionen klar Stellung beziehen, sagte der Vorstandsvorsitzende, der evangelische Stadtdekan Jürgen Körnlein. "Wir alle beten, in aller Unterschiedlichkeit im Glauben, gemeinsam für den Frieden und hoffen auf ein baldiges Ende dieses Krieges."

Religions for Peace (RfP) engagiert sich seit ihrer Gründung 1970 für internationale Friedenspolitik und zivilgesellschaftliche Verantwortung zum Gemeinwohl aller Menschen, heißt es in der Mitteilung. Auf internationaler Ebene engagierten sich weltweit in 90 nationalen Mitgliedsverbänden regionale und lokale Gruppen, religiöse Führungspersönlichkeiten und engagierte Einzelpersonen aus den Religionsgemeinschaften.

Bereits 82.000 Geflüchtete aus der Ukraine in Bayern angekommen

Freitag, 24. März 2022, 14.17 Uhr: Seit Beginn des Ukraine-Krieges Ende Februar sind bereits 82.000 Menschen von dort nach Bayern geflohen. Bundesweit seien es 250.000 Geflüchtete, rund ein Drittel sei also in Bayern untergebracht, teilte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Freitag mit. Die Mehrzahl von ihnen ist offenbar privat untergekommen: 30 Prozent der nach Bayern geflüchteten Menschen lebe derzeit in staatlichen und kommunalen Unterkünften, sagte Herrmann.

Gewissheit soll es laut Herrmann ab kommender Woche geben, wenn Statistiken vorlägen, wie viele registrierte Geflüchtete sich selbst eine private Unterkunft gesucht haben oder bei Verwandten und Bekannten untergekommen sind. Viele von ihnen dürften aber inzwischen auch in andere Bundesländer oder EU-Staaten weitergereist sein. Herrmann, der auch Vorsitzender der Innenministerkonferenz (IMK) ist, pochte erneut auf eine Verteilung der Geflüchteten auf ganz Deutschland nach dem Königsteiner Schlüssel.

Ukrainische Kinder kommen an evangelische Schule in Nürnberg

Freitag, 24. März 2022, 12.32 Uhr: Die Nürnberger evangelische Wilhelm-Löhe-Schule nimmt am Dienstag (29. März) 35 Kinder aus der Ukraine in ihre Klassen auf. Die Kinder seien im Umfeld der Israelitischen Kultusgemeinde in Nürnberg (IKG) angekommen, teilte der Leiter der Gesamtschule, Mark Meinhard, dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Freitag mit. Etwa die Hälfte der Buben und Mädchen werde die Grundschule besuchen, die anderen in Klassen der Jahrgangsstufen fünf bis zehn gehen.

Es gebe zwischen der IKG und der Löhe-Schule enge Beziehungen, eine relativ hohe Zahl an jüdischen Kindern und einen jüdischen Religionslehrer an der Schule, sagte Meinhard. Die IKG organisiere die Aufnahme der ukrainischen Schüler mit. Eine Refinanzierung durch staatliche Stellen sei noch nicht geregelt, "aber wir fangen jetzt einfach mal an". Er finde es als christliche Einrichtung schwierig, so lange mit der Aufnahme der Kinder zu warten, "bis jeder Cent klar ist". In den unteren Klassen sei daran gedacht, dass Löhe-Schüler mit ukrainisch- oder russischstämmigem Hintergrund die neuen als sogenannte "Buddys" an die Hand nehmen und ihnen das Schulleben zeigen.

Die Mittel für zusätzliches Personal und zusätzliche Stunden werde man nicht vom Schulgeld der Eltern nehmen, sondern zunächst durch Spenden finanzieren, sagte Meinhard weiter. Der Direktor ist noch skeptisch, ob er bald geflohene ukrainische Lehrkräfte an der Schule anstellen kann. Das hänge von der Anerkennung von Abschlüssen ab und die sei ja schon schwierig beim Wechsel von Pädagogen aus anderen deutschen Bundesländern, erklärte er.

Die Löhe-Schule ist bundesweit die größte evangelische Gesamtschule und vereint fünf Schularten, darunter Realschule, Gymnasium und Fachoberschule. Die 1901 zunächst als "Evangelische Schule für Mädchen" gegründete Einrichtung besuchen rund 2.000 Kinder und Jugendliche.

Meidinger: "Notmaßnahmen" zur Integration von ukrainischen Kindern

Freitag, 24. März 2022, 11.09 Uhr: Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, rechnet mit bis zu 250.000 schulpflichtigen Flüchtlingskindern aus der Ukraine. Das Problem sei, dass Schulen und Lehrkräfte seit mehreren Jahren im Dauerkrisenmodus seien - wegen massiven Personalmangels und Ausnahmesituationen, sagte Meidinger der "Passauer Neuen Presse" (Freitagsausgabe). Um den Schulbesuch der ukrainischen Kinder zu gewährleisten, brauche es von daher Notmaßnahmen. Unter anderem müsse man auf pensionierte Lehrkräfte, Lehramtstudierende und geflüchtete ukrainische Lehrkräfte setzen.

Auch den Einsatz von digitalen Lehrangeboten durch ukrainische Lehrkräfte oder Lehrpersonen mit Qualifikation im Distanzunterricht sollte man prüfen, mahnte Meidinger an. Für eine dauerhafte Integration der Kinder seien aber noch viele Fragen offen. "Wir reden da bei angenommenen 250.000 schulpflichtigen Kindern von mindestens 15.000 zusätzlichen Lehrkräften, Tausenden von mehr benötigten Kita-Erzieherinnen und damit letztendlich von einem zweistelligen Milliardenbetrag." Außerdem brauche es zusätzliche Wohnungen und zusätzlichen Schulraum. Genaue Zahlen über die Geflüchteten könne aber derzeit niemand nennen.

Wegen der EU-weit geltenden sogenannten "Massenzustrom-Richtlinie" müssen Geflüchtete kein Asyl beantragen, sondern erhalten einen besonderen Schutzstatus - sie dürfen zum Beispiel arbeiten und sich ihren Wohnort aussuchen. Kinder unterliegen 90 Tage nach ihrer Ankunft in Deutschland der Schulpflicht. In Bayern will Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) die Zeit mit "Willkommensgruppen" für die ukrainischen Kinder überbrücken.

Prognose: Krieg hat keine gravierenden Folgen für Arbeitsmarkt

Freitag, 24. März 2022, 10.47 Uhr: Nach Ansicht von Arbeitsmarktforschern bremst der Ukraine-Krieg zwar den wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland, wird aber keine gravierenden Folgen für die Beschäftigungslage haben. "Während die wirtschaftlichen Aussichten zu Jahresbeginn optimistisch waren, wird der Konjunkturaufschwung infolge des Krieges ausgebremst", sagte Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) am Freitag in Nürnberg.

Einer Prognose für das Jahr 2022 zufolge rechne man mit einem Wachstum des realen Bruttoinlandsprodukts von 1,5 Prozent. Die Zahl der Arbeitslosen werde um 350.000 Personen fallen. Forschungsleiter Weber betonte jedoch, dass diese Prognose auf der Annahme basiere, dass der Ukraine-Krieg zu keiner umfassenden Eskalation führt, aber auch nicht schnell endet.

Die Zahl der Erwerbstätigen wird den Angaben nach im Jahresdurchschnitt 2022 um 510.000 Personen höher liegen als im Vorjahr. Bei der Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten rechnet das IAB mit einem Zuwachs von 520.000 auf 34,42 Millionen Personen. "Damit würde ein neuer Rekordstand erreicht. Die Zahl der Teilzeitbeschäftigten dürfte im Jahresschnitt 2022 zum ersten Mal die Zehn-Millionen-Marke überspringen", ergänzte Weber.

In fast allen Wirtschaftsbereichen prognostiziert das IAB für das laufende Jahr mehr Beschäftigte. Den höchsten Zuwachs mit 200.000 zusätzlichen Stellen werde es im Bereich Öffentliche Dienstleister, Erziehung, Gesundheit geben. Das IAB ist die Forschungsstelle der Bundesagentur für Arbeit (BA).

Knobloch: Der Gewalt des Angriffs Menschlichkeit entgegensetzen

Donnerstag, 24. März 2022, 15.47 Uhr: Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine vor einem Monat hat die Israelitische Kultusgemeinde München und Oberbayern (IKG) mehr als 400 jüdische Geflüchtete betreut. In dieser "Situation größter Not" helfe man mit allen Möglichkeiten, sagte die IKG-Präsidentin und frühere jüdische Zentralratspräsidentin Charlotte Knobloch. Ziel sei es, die meist traumatisierten Menschen sicher unterzubringen und ihnen Wege in einen halbwegs normalen, strukturierten Alltag zu ermöglichen: "Diese Herausforderung ist gewaltig - aber die Hilfsbereitschaft ist es auch."

Auch im Bereich Bildung und Erziehung engagiere sich die IKG, teilte Knobloch weiter mit. In der kommenden Woche starte im Helene-Habermann-Gymnasium eine "Willkommensklasse" mit 20 ukrainischen Kindern. Im Alexander-Moksel-Kindergarten sei schon eine eigene Gruppe eingerichtet. In der Sinai-Grundschule fänden die Jüngsten, die in ihrem Alter rasch die neue Sprache lernen, Aufnahme in den ersten Klassen. Die Kinder, die in die zweite bis vierte Klasse kommen, erhalten zusätzlich Deutschunterricht und werden in einigen Fächern in russischer Sprache unterrichtet.

Für die Erwachsenen biete die Sozialabteilung der IKG dreimal wöchentlich Deutschkurse an, hieß es weiter. In allen Einrichtungen erweisen sich nun die vielfachen Beziehungen der IKG in die Ukraine als besonderer Vorteil, weil etliche Menschen Ukrainisch und Russisch sprechen. Eine Herkulesaufgabe sei die Unterbringung - gerade in einer Stadt mit Wohnraummangel wie München. Dennoch sei sie zuversichtlich, betonte Knobloch. Der Wille zu helfen sei auf allen Seiten da: "Das ist das Gebot der Stunde - und der Menschlichkeit, die wir der Gewalt des Angriffs entgegensetzen."

Arbeitsmarktforscher: Fehler von 2015 nicht wiederholen

Donnerstag, 24. März 2022, 12.34 Uhr: Der Arbeitsmarktforscher Herbert Brücker rät davon ab, die Flüchtlinge aus der Ukraine in Deutschland weiter nach dem Königsteiner Schlüssel auf die Bundesländer zu verteilen. Nach den Erfahrungen aus dem verstärkten Zuzug von Flüchtlingen 2015 sollte man wissen, dass das der falsche Weg sei, sagte der Experte vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg am Donnerstag bei einer Info-Veranstaltung des Mediendienstes Integration.

Seiner Ansicht nach sollte man die Menschen nicht wie in der Vergangenheit vermehrt in die strukturschwachen Regionen mit hohen Arbeitslosenquoten schicken, nur weil die Städte bei der Wohnraumbeschaffung überlastet seien. "Wir schlagen vor, Arbeitsmarkt- und andere Integrationskriterien zu berücksichtigen." Sein Institut arbeite derzeit an einer politischen Alternative zur Verteilung anstelle des Königsteiner Schlüssels, der Wirtschaftskraft und Bevölkerung eines Bundeslandes als Aufnahmeindex festlege.

Brücker verwies darauf, dass es zunächst darum gehe, die vielen Menschen im Zuge der Nothilfe unterzubringen, "die Frage der Arbeitsmarktintegration ist da erst mal nachrangig". Noch habe man keine belastbaren Daten über die demografische Zusammensetzung der Flüchtlinge, doch sei bereits abzusehen, dass es ganz überwiegend Frauen mit Kindern seien, die nach Deutschland kommen. "Das ist eine Herausforderung für die Jobintegration, denn auch in der Ukraine gibt es ein großes Gendergefälle in der Erwerbstätigkeit." Dazu komme, dass die Frauen mit Kindern hier zunächst gewaltige Betreuungsaufgaben hätten.

Die Frage der Bildung, die Betreuung der geflüchteten Kinder in Kitas und die Einschulung der Mädchen und Jungen sei ganz zentral dafür, dass die Arbeitsmarktintegration der Frauen überhaupt funktionieren könne, so Brücker, der auch Direktor des Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM) der Berliner Humboldt-Universität ist. Zugleich sei sehr positiv, dass die Flüchtlinge aus der Ukraine "im Vergleich zu anderen Migrantengruppen über ein sehr hohes Bildungsniveau verfügten".

Dennoch sei davon auszugehen, "dass die Jobintegration am Anfang wegen der noch unzureichenden Betreuung der Kinder und Jugendlichen nicht so schnell anlaufen wird", sagte der Forscher. Hauptproblem sei, dass es Zeit brauche, bis die Neuankömmlinge ausreichend gut Deutsch sprechen und so überhaupt Chancen auf einen Job hätten.

Brücker verwies zudem auf Probleme bei der Registrierung von Flüchtlingen, die die Basis für alle weiteren Maßnahmen zur Integration sei. Noch seien nach ihm vorliegenden internen Daten nur 25 Prozent der Flüchtlinge registriert: "Bis dahin existieren diese Menschen für die Behörden gar nicht." Die Registrierung funktioniere bislang nur schlecht und "man fragt sich, ob da hinreichend gelernt worden ist aus den Ereignissen 2015".

Unicef-Chef: Jede Sekunde flieht ein Kind aus der Ukraine

Donnerstag, 24. März 2022, 09.54 Uhr: Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Unicef hat den Krieg in der Ukraine als größte Katastrophe für Kinder in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs bezeichnet. "Jede Sekunde flieht ein Kind", sagte der deutsche Unicef-Geschäftsführer Christian Schneider der "Augsburger Allgemeinen" (Donnerstag). Mehr als 1,5 Millionen Jungen und Mädchen seien bereits in die Nachbarländer geflohen, während unzählige in den umkämpften Städten um ihr Leben fürchten müssten.

"Es wird schon jetzt Jahre dauern, um die tiefen Wunden in den Seelen der Kinder aufzuarbeiten", sagte Schneider. "Sie sind die Hauptleidtragenden dieses Krieges." Jeden Tag würden Mädchen und Jungen verwundet oder getötet und Schulen und Gesundheitseinrichtungen getroffen. Selbst an Orten, an denen Kinder und ihre Familie Schutz suchten, seien sie nicht sicher. "Die Kinder sind erschöpft, viele stehen unter Schock und sind traumatisiert", erklärte er. Der Krieg sei eine Katastrophe für die Kinder.

Für die Unicef-Mitarbeiter in der Ukraine habe die Sicherheit höchste Priorität, doch man wolle so lange wie möglich vor Ort helfen, sagte der Geschäftsführer. Ziel bleibe es, alle Kinder mit lebenswichtiger Hilfe zu erreichen. Unicef liefere große Mengen lebenswichtiger Hilfsgüter, darunter medizinische Ausrüstung, Medikamente, Hygienesets, Spiel- und Lernmaterialien, Decken und warme Kleidung. Aber der Bedarf an Hilfe nehme jeden Tag zu.

Inzwischen seien Hunderttausende Menschen in der Ukraine ohne sauberes Wasser, Nahrung und Strom, erklärte Schneider. Tausende Kinder seien gezwungen, in unterirdischen Unterkünften oder U-Bahn-Stationen Schutz zu suchen. "Unicef-Mitarbeiter berichten von Kindern, die in U-Bahnstationen oder Bunkern geboren werden", sagte er. "Wo Bomben fallen, hört Kindheit auf. Die Kinder befinden sich seit Wochen im Ausnahmezustand."

Der deutsche Unicef-Chef warnte auch vor Risiken für nach Deutschland geflüchtete Kinder aus der Ukraine. "Sie laufen jetzt Gefahr, von ihren Familien getrennt oder Opfer von Gewalt, sexueller Ausbeutung oder Menschenhandel zu werden", sagte er. Um Mütter und Kinder auf der Flucht zu unterstützen, richte Unicef an den Grenzübergängen in den Nachbarländern sichere Anlaufstellen ein.

Zweimal wöchentlich warmes Essen für Kriegsflüchtlinge in der Kirche

Donnerstag, 24. März 2022, 08.12 Uhr: Ukrainische Flüchtlinge können am Dienstag und am Donnerstag mittags ein warmes Essen in der Nürnberger Egidienkirche erhalten. Es gebe jeweils etwa 100 Portionen, sagte die Pfarrerin der Hochschulgemeinde,Tabea Baader, die das Essen zusammen mit den Gemeinden St. Egidien und St. Sebald anbietet. Am vergangenen Donnerstag seien bereits 65 Gäste da gewesen, erzählte sie.

Ukrainer, die bisher nicht registriert werden konnten, erhalten noch keine finanziellen Hilfen. Ihr ukrainisches Geld werde nicht mehr gewechselt, daher könnten sie sich oft keine Lebensmittel kaufen. Man werde das Angebot, das durch Spenden finanziert werde, mindestens bis Ostern aufrechterhalten, aber nicht länger als Pfingsten, sagte Baader. "Irgendwann muss dann auch das Sozialsystem greifen".

Zwar werde an den Kirchentüren niemand abgewiesen, so die Initiatorin der Speisung. Für andere Bedürftige in Nürnberg gebe es aber ein eingespieltes System. Jeder, der dazu berechtigt sei, könne sich bisher schon an jedem Wochentag in Nürnberg bei einer wohltätigen Organisation ein warmes Essen holen.

Philologenverband sucht ukrainische Lehrkräfte

Mittwoch, 23. März 2022, 14.58 Uhr: Die Suche nach Fachkräften für die pädagogischen Willommensgruppen für ukrainische Kinder an bayerischen Schulen geht dem Bayerischen Philologenverband (bpv) zu langsam. Daher sucht der Verband geflüchtete ukrainische Lehrkräfte über seine Homepage, wie er am Mittwoch mitteilte. Lehrerinnen und Lehrer aus der Ukraine könnten sich dort über ein Online-Kontaktformular melden. Die Daten würden dann an die staatlichen Koordinationsstellen weitergeleitet, die die Lehrkräfte an Schulen in der entsprechenden Region einsetzen.

"Noch gibt es von offizieller Seite kein vergleichbares Portal. Deshalb wollen wir unser Netzwerk nutzen und hoffen, dass wir dadurch in dieser schwierigen Situation einen Beitrag leisten können", sagte der bpv-Vorsitzender Michael Schwägerl. Er verspreche sich von den Pädagogen aus der Ukraine eine große Unterstützung der Lehrerkollegien und eine wichtige Stütze für die zahlreichen geflüchteten Kinder und Jugendlichen.

Die vom bayerischen Kultusministerium vor kurzem angekündigten pädagogischen Willkommensgruppen sollen Kindern und Jugendlichen eine geregelte Tagesstruktur, feste Bezugspersonen, Sprachförderung und das Kennenlernen Deutschlands bieten, hieß es. Außerdem soll der Kontakt zur ukrainischen Heimat ermöglicht werden. Für die Arbeit als "Kontaktperson" plant das Kultusministerium mit Pensionären, Lehrkräften mit Teilzeitaufstockung oder Drittkräften. Möglich und gewünscht sei aber auch die Hilfe von Lehrkräften aus der Ukraine und Mitgliedern der ukrainischen Gemeinde.

Jüdisches Museum Augsburg bietet zwei Gaststipendien für Ukrainer

Mittwoch, 23. März 2022, 12.26 Uhr: Das Jüdische Museum Augsburg-Schwaben bietet zwei Gaststipendien für Menschen aus der Ukraine an. Vergeben werden sollen diese an Kuratorinnen, Kuratoren oder wissenschaftliche Mitarbeitende ukrainischer Museen mit Bezug zur jüdischen Geschichte des Landes, teilte das Museum am Mittwoch mit. Die Stipendien würden eine sechsmonatige Mitarbeit im Jüdischen Museum Augsburg-Schwaben vorsehen und seien durch private Spenden finanziert.

Mit den Stipendien will das Museum zum einen Mitarbeitenden aus ukrainischen Museen eine Perspektive in Deutschland bieten und gleichzeitig persönliche Hilfe in dieser schwierigen Situation leisten. Für Museumsdirektorin Barbara Staudinger gelten "Migration, Flucht und Vertreibung sowie deren Folgen" als "zentrale Themen der jüdischen Geschichte", mit denen sich auch Jüdische Museen beschäftigen. Man wolle nun solidarisch mit jenen sein, die vor dem Krieg aus der Ukraine fliehen.

Dem Museum zufolge fühlt man sich durch die gemeinsame jüdische Geschichte miteinander verbunden. Zahlreiche Jüdinnen und Juden aus der Ukraine wohnten bereits in Augsburg und seien Teil der dortigen jüdischen Gemeinde.

Renovabis: Ukrainische Bildungsabschlüsse schnell anerkennen

Mittwoch, 23. März 2022, 10.58 Uhr: Das katholische Osteuropa-Hilfswerk Renovabis wirbt für eine schnelle und unbürokratische Anerkennung ukrainischer Schul- und Ausbildungsabschlüsse. Aus den Erfahrungen der eigenen Projektarbeit in Osteuropa wisse man, "dass ein erheblicher Teil der derzeit bei uns Schutz Suchenden" bestens qualifiziert sei, sagte Renovabis-Hauptgeschäftsführer Thomas Schwartz am Mittwoch in Freising. Nur mit einer schnellen Anerkennung ihrer Qualifikationen könnten sie sich beruflich entsprechend einbringen und den "Fachkräftemangel bei uns in Deutschland mildern".

Eine den Qualifikationen angemessene, passende berufliche Tätigkeit schaffe für Geflüchtete Sicherheit und fördere die Verarbeitung von Existenzängsten und des Erlebens von Krieg und Gewalt, hieß es weiter. Zudem könnten sich die Menschen auf diese Weise selbst versorgen. "Die Menschen wollen nicht nur als Bittsteller behandelt werden, sondern brauchen jetzt Solidarität auf Augenhöhe", sagte Schwartz. Der seit Jahren herrschende Fachkräftemangel könnte durch die gut ausgebildeten Ukrainer vorübergehend gemildert werden. Die sei eine "nicht zu unterschätzende Chance".

Renovabis wurde 1993 auf Anregung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz gegründet. Seither hat Renovabis mit rund 820 Millionen Euro etwa 25.400 Projekte von Partnern in Osteuropa unterstützt - alleine in der Ukraine seien es mehr als 4.000 Projekte mit einer Fördersumme von mehr als 125 Millionen Euro gewesen. Das Spektrum reicht den Angaben zufolge von kirchlich-seelsorgerlichen über sozial-karitative Projekte bis hin zu Bildungs- und Medienvorhaben.

Messe für Geflüchtete in ukrainischer und deutscher Sprache

Mittwoch, 23. März 2022, 09.14 Uhr: Das Bistum Regensburg lädt Geflüchtete aus der Ukraine an diesem Sonntag (27. März) zu einer Messe in ukrainischer und deutscher Sprache ein. Der Gottesdienst in der Niedermünsterkirche in Regensburg werde nach griechisch-katholischem Ritus abgehalten, teilte das Bistum am Dienstag mit. Der Priester Mykola Dobra, Vizerektor, und der Chor des Collegium Orientale in Eichstätt werde die Feier gestalten. Beginn ist um 15 Uhr.

In der Ukraine ist die Mehrheit der Bevölkerung ukrainisch-orthodox orientiert. Im Westen des Landes existieren laut Mitteilung aber auch vermehrt griechisch-katholische Gemeinden, die den Supremat des Papstes anerkennen und mit Rom uniert sind. Diese Gemeinden feiern die Gottesdienste nach byzantinischem Ritus.

Europaministerin bei ukrainischen Flüchtlingen in Polen

Dienstag, 22. März 2022, 16.12 Uhr: Die bayerische Europaministerin Melanie Huml (CSU) ist bis zum Mittwoch in Polens Hauptstadt Warschau zu Gast. Wie die bayerische Staatsregierung am Dienstag mitteilte, werde sie sich dort mit Vertretern der deutschen Minderheit in Polen treffen und Kränze am Denkmal des Warschauer Aufstands und am Denkmal der Helden des Ghettos niederlegen. Sie wolle auch eine Erstaufnahmeeinrichtung für ukrainische Flüchtlinge besuchen, hieß es. "Wir haben großen Respekt vor dem großartigen humanitären Engagement Polens gegenüber den ukrainischen Flüchtlingen", sagte Huml vor ihrer Reise. Sie wolle die bayerisch-polnischen Beziehungen vor dem Hintergrund der gemeinsamen europäischen Verantwortung weiter vertiefen.

Huml will mit Vertretern der polnischen Regierung sprechen, darunter dem stellvertretenden Minister im Ministerium für Klima und Umwelt, dem Staatssekretär für Europapolitik, und dem Minister für wirtschaftliche Entwicklung und Technologie, hieß es. 

Ukrainische Pflegekräfte sollen schnell wieder arbeiten dürfen

Dienstag, 22. März 2022, 14.44 Uhr: Aus der Ukraine geflüchtete Pflegekräfte sollen nach Aussage von Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) "unbürokratisch und schnell" wieder in ihren Beruf einsteigen können. Man habe sich verständigt, darauf zu verzichten, dass sie umfangreiche Unterlagen, die ihre Qualifikation belegen, vorlegen müssen, sagte Holetschek am Dienstag nach einer Sitzung des bayerischen Kabinetts. Stattdessen wolle man direkt in eine "Kenntnisprüfung" starten und sie beim Deutschlernen unterstützen.

In Bayern sind nach Angaben von Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bis Montagabend 74.000 Flüchtlinge aus der Ukraine angekommen. Das seien 32 Prozent der bundesweiten Zahlen, sagte der Politiker. Es sei wichtig, diese Menschen gerecht und solidarisch zu verteilen - nicht nur innerhalb Deutschlands, sondern auch in ganz Europa.

Nicht zuletzt aufgrund der Leistungen, die die Geflüchteten in Deutschland erhalten, habe sich die Bundesrepublik zu einem Hauptaufnahmeland entwickelt. Man müsse daher genau prüfen, was man diesen Menschen anbieten könne. Der Vorschlag, jedem Flüchtling vom ersten Tag an volle Sozialleistungen ("Hartz IV") zu gewähren, halte Herrmann für "völlig übertrieben".

Integrationsprogramm und Direkthilfen für Ukraine-Studierende

Dienstag, 22. März 2022, 14.20 Uhr: Die Technische Universität München (TUM) will mit einem Integrationsprogramm und finanziellen Direkthilfen Studierende unterstützen, die vom Ukrainekrieg betroffen sind. Durch das Integrationsprogramm soll ankommenden Studentinnen und Studenten aus der Ukraine ein einfacher Zugang zur Universität ermöglicht werden, teilte die TUM mit. Es gäbe nun viele junge Menschen, die aufgrund des Krieges nicht mehr studieren können. Diesen biete die Universität im Rahmen des Programms beispielweise an, ausgewählte Lehrveranstaltungen zu besuchen und zur Selbsteinschätzung auch Prüfungen abzulegen.

Studierende, die in finanzielle Notlage geraten sind, sollen durch Direkthilfen unterstützt werden. Dafür habe die TUM eine eigene Spendenaktion ins Leben gerufen und verstärke damit den Notfallfonds des Freistaats Bayern. Die betroffenen Studierenden werden laut TUM direkt angeschrieben, um eine verzögerungsfreie Verteilung der Gelder zu gewährleisten. In der Stellenbörse der TUM finden sich darüber hinaus zahlreiche Angebote für Nebenjobs und Hilfstätigkeiten, um die man sich bewerben kann.

Rat der Religionen hält Friedensgebet für Ukraine auf Marienplatz

Dienstag, 22. März 2022, 13.06 Uhr: Der Münchner Rat der Religionen lädt am Sonntag (27. März) zu einem Friedensgebet auf dem Münchner Marienplatz ein. Die Religionsgemeinschaften wollten damit ein Zeichen für den Frieden in der Ukraine setzen und zur Solidarität mit den Geflüchteten aufrufen, teilte das Dekanat München am Dienstag mit. Neben Stadtdekan Bernhard Liess und Weihbischof Rupert Graf zu Stolberg nehme Bischof Bohdan Dzyurakh von der ukrainisch griechisch-katholischen Kirche am Gebet teil. Der Chor der ukrainischen Gemeinde und der Evangelische Bezirksposaunenchor übernehmen die musikalische Gestaltung.

Weitere Mitwirkende sind laut Dekanat Vertreter der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, der Alevitischen Gemeinde München, der liberalen jüdischen Gemeinde München Beth Shalom, des Muslimrats München, des Münchner Forums für Islam, der orthodoxen Kirchen, der koptischen Gemeinde, der Deutschen Buddhistischen Union, sowie der Baha‘i-Gemeinde München. Der Rat der Religionen in München hat sich im Juli 2016 gegründet, um die Zusammenarbeit der Religionsgemeinschaften vor Ort zu stärken.

Zehn Millionen Ukrainer auf der Flucht

Dienstag, 22. März 2022, 09.36 Uhr: Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine hat laut UN bislang rund zehn Millionen Menschen in die Flucht getrieben. Dabei handelt es sowohl um Binnenvertriebene als auch um Menschen, die die Ukraine verlassen haben, wie der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, am Sonntag per Twitter mitteilte. Er betonte, dass diejenigen, die Kriege beginnen, für das Leiden der Zivilisten die Verantwortung trügen. In Deutschland sind mittlerweile deutlich mehr als 200.000 ukrainische Kriegsflüchtlinge angekommen.

Das Bundesinnenministerium gab die Zahl der von der Bundespolizei registrierten Flüchtlinge am Sonntag mit 218.301 an. Die tatsächliche Zahl kann höher sein, weil es an der deutsch-polnischen Grenze keine regulären Kontrollen gibt. Im früheren Berliner Flughafen Tegel nahm am Sonntag ein Ankunftszentrum für Menschen aus der Ukraine seinen Betrieb auf. Dort können laut Senatsverwaltung täglich bis zu 10.000 Vertriebene versorgt, registriert und weitergeleitet werden. Berlin ist derzeit einer der Hauptankunftsorte für Flüchtlinge aus der Ukraine.

Derweil kündigte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) mehr Polizeipräsenz an Bahnhöfen an, um Ukrainerinnen vor Sexualstraftätern und Menschenhändlern zu schützen. "Jeder, der es versucht, die Not der Geflüchteten auszunutzen, sollte wissen: Auf solche Taten reagieren wir mit aller Härte des Gesetzes", sagte sie der "Bild am Sonntag". Niemand dürfe das Leid der Flüchtlinge missbrauchen. Die Bundespolizei erteilte laut "Bild am Sonntag" bereits mehrere Platzverweise, unter den verdächtigen Männern waren demnach auch vorbestrafte Sexualtäter.

AWO: Pass darf nicht entscheidend für Schutz von Menschen sein

Montag, 21. März 2022, 17.00 Uhr: Pass, Hautfarbe, Religion oder sexuelle Orientierung dürfen nach Ansicht der AWO Bayern nicht über den Schutz von Menschen entscheiden. Jeder verfolgte und bedrohte Mensch müsse sich des Schutzes der internationalen Staatengemeinschaft gewiss sein, forderten die Landesvorsitzenden der Arbeiterwohlfahrt in einer Mitteilung vom Montag. "Kurzum, das Recht auf Asyl hat in jeder Situation unteilbar zu sein."

Die Diskriminierung von Geflüchteten, die keine ukrainische Staatsangehörigkeit haben, sei inakzeptabel und müsse sofort beendet werden. Das Recht auf Asyl sei und bleibe ein individuelles.

Diakonie in Polen: Flüchtlinge vor Menschenhändlern schützen

Sonntag, 20. März 2022, 10.15 Uhr: Auf die dramatischen Hilfsanstrengungen in Polen für Flüchtlinge aus der Ukraine hat die Generaldirektorin der Diakonie der Evangelisch-Augsburgischen Kirche im Land, Wanda Falk, hingewiesen. Man habe über zwei Millionen Menschen aufgenommen, sagte Falk am Samstag in einer Videoschalte vor der in Stuttgart tagenden Synode der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. Es handele sich überwiegend um Frauen und Kinder, von denen viele von Menschenhandel bedroht seien, betonte sie.

Der württembergische Pfarrer Matthias Lasi, zurzeit Auslandspfarrer der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in der ukrainischen Hauptstadt Kiew, rief zur Unterstützung der vom Krieg betroffenen Menschen auf. Am wirksamsten seien Geldspenden an große Hilfsorganisationen wie die Diakonie, weil diese vor Ort mehr Möglichkeiten hätten als kleine Werke. Zudem müsse Wohnraum für Flüchtlinge in Deutschland geschaffen werde, es brauche dabei auch langfristige Angebote. Lasi ist nach eigenen Angaben vor dem russischen Angriff mit einem der letzten Flugzeuge nach Deutschland ausgereist.

Stefan Cosoroaba, Pfarrer in Rumäniens lutherischer Kirche und Referent für Kirchenentwicklung bei der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE), wies darauf hin, dass auch sein Land 400.000 Flüchtlinge aufgenommen habe. Die Verantwortung für diese Menschen lasse sich nicht delegieren, auch wenn Rumänien eines der ärmsten Länder in der EU sei. Man fühle sich wie jemand, der ein ertrinkendes Kind aus einem Fluss rette - ohne zu wissen, ob er dafür überhaupt genug Kraft habe, sagte Cosoroaba.

Die Synode nutzte ihre geplante Aktuelle Stunde, bei der üblicherweise aktuelles Tagesgeschehen erörtert wird, zu einem Friedensgebet.

Sonderfonds für ukrainische Künstler

Sonntag, 20. März 2022, 08.43 Uhr: Der Freistaat Bayern stellt eine halbe Million Euro für Kunst- und Kulturprojekte mit Ukraine-Bezug zur Verfügung. Wie Kunstminister Markus Blume (CSU) am Sonntag in München erklärte, solle damit Solidarität für ukrainische Künstlerinnen und Künstler gezeigt werden, "die momentan in ganz großer, geradezu existentieller Bedrängnis leben".

Förderfähig seien neue Vorhaben mit überregionaler Bedeutung, die von einem nichtstaatlichen Träger im Jahr 2022 durchgeführt werden und einen Bezug zur Ukraine aufweisen. Für eine Förderung in Frage kämen Sonderproduktionen nichtstaatlicher Theater, Sonderausstellungen ukrainischer Kunst, Konzerte, Literaturveranstaltungen oder Mischformen daraus.

Sozialministerin: Frauen auf der Flucht schützen

Samstag, 19. März 2022, 16.15 Uhr: Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf hat am Samstag die 24-Stunden-Hilfe am Münchner Hauptbahnhof besucht. Im Gespräch mit ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern ging es vor allem um die Situation von geflüchteten Frauen aus der Ukraine. Diese bräuchten besonderen Schutz vor sexualisierter Gewalt, Menschenhändlern und Ausbeutung, so die Ministerin.

"Wir müssen mit aller Kraft verhindern, dass Frauen in so einer Notsituation ausgenutzt werden."

Nötig dafür sei finanzielle Unterstützung, um Beratung, Schutz und Betreuung von geflüchteten Frauen deutlich auszubauen. Scharf dankte den ehrenamtlichen Organisationen, die in Bayern geflüchtete Frauen unterstützen.

Kirchenasylverein: Flüchtlinge nicht gegeneinander ausspielen

Samstag, 19. März 2022, 13.11 Uhr: Trotz der Solidarität mit ukrainischen Geflüchteten sollen auch Menschen, die aus anderen Ländern fliehen oder geflohen sind, nicht vergessen werden. Daran erinnerte der kirchliche Asylverein Matteo bei einem Webinar "Solidarität für alle Flüchtlinge in Krieg und Frieden" am Samstag. Als Beispiel wurde die Situation in Afghanistan genannt. Der Vereinsvorsitzende Stephan Reichel sagte, er habe den Eindruck, "dass Afghanistan im Auswärtigen Amt vergessen wurde". Durch das Interesse für Geflüchtete aus der Ukraine ergebe sich aber die Chance, Afghanistan wieder ins Bewusstsein der Menschen zu holen.

Haschmatullah Moradi, Vorstandsvorsitzender des Islamischen Zentrums der Exil-Afghanen in Bayern, stellte Hilfsprojekte vor Ort vor. So würde beispielsweise ein Projekt unterstützt, bei dem Lehrerinnen und Schülerinnen eine Bäckerei gegründet hätten, um damit den Betrieb von vier Mädchenschulen zu finanzieren. Man versuche zudem über medizinisches Personal in Bayern Medikamente zu sammeln, die nach Afghanistan geschickt werden können.

Mit Blick auf Geflüchtete aus verschiedenen Ländern, die sich bereits in Deutschland befinden und vor einer Abschiebung nach dem Dublin-Verfahren stehen, regte Stephan Reichel dazu an, in Härtefällen mehr Kirchenasyl in den bayerischen Gemeinden zu ermöglichen. Ermutigend dafür sei auch das grundlegende Urteil, das im Februar vom Bayerischen Obersten Landesgericht gefällt worden war. Dieses hatte festgelegt, dass das Gewähren von Kirchenasyl unter bestimmten Umständen straffrei bleibt.

Die Koordinatorin der Ehrenamtlichenarbeit für Flüchtlinge in Dinkelsbühl, Monika Hoenen, warnte:

"Wir müssen gut aufpassen, dass wir Flüchtlinge nicht unterschiedlich behandeln."

So würden nun mancherorts Kleiderspenden vom Roten Kreuz an Ukrainerinnen kostenlos abgegeben, während Flüchtlinge aus Afghanistan früher dafür eine Gebühr zahlen mussten. Sie berichtete von einer Gemeinschaftsunterkunft, die nun für die Menschen aus der Ukraine in großer Geschwindigkeit saniert werde. Afrikanische Geflüchtete waren aus der maroden Unterkunft zuvor ohne Rücksicht auf ihre Wege zur Arbeit ausquartiert worden. "Wir müssen hier mit Geist und Herz handeln", so Hoenens Appell.

Mehrere Asylunterstützerinnen rieten dazu, mehr als in früheren Jahren, Flüchtlinge in deren Integration miteinzubeziehen. Sie habe Klienten gehabt, die jahrelang von niemandem gefragt worden seien, welchen Beruf sie erlernt hätten, so Rechtsanwältin Nina Hellbach. "Wenn man sie dann fragt, sind sie Krankenpfleger oder Altenpfleger und sind gut vermittelbar". Auch Christina Trappendreher warnte davor, mit den ukrainischen Flüchtlingen den Fehler zu wiederholen, sie in eine "erlernte Hilflosigkeit" zu drängen. Selbstständigkeit sei ein gutes Mittel gegen Ohnmachtsgefühle, so die Seelsorgerin, die früher am Flughafen München tätig war.

Sie stellte beim Webinar ihr Projekt "Unterwegs - aufatmen" vor, für das sie und ihr Mann derzeit mit ihrem Wohn-Truck an der ungarisch-ukrainischen Grenze stehen. In dem Haus auf Rädern bieten sie Menschen, die nach der Flucht besonders erschöpft sind, die Möglichkeit sich in einem richtigen Bett auszuschlafen oder in der Küche den Kindern eine Mahlzeit zuzubereiten.

Bayerischer Jugendring fordert Deutsch-Ukrainisches Jugendwerk

Samstag, 19. März 2022, 11.13 Uhr: Der Bayerische Jugendring (BJR) hat bei seiner Vollversammlung in Nürnberg eine Resolution mit Forderungen zum Thema Krieg in der Ukraine verabschiedet. Wie der BJR am Samstag bekannt gab, wolle er die Zusammenarbeit mit der Partnerorganistion National Youth Council Ukraine (NYCU) intensivieren, beispielsweise durch die Schaffung eines Deutsch-Ukrainischen Jugendwerks und eine zeitnahe Bayerisch-Ukrainische Jugendkonferenz in Bayern. Gleichzeitig sollen die internationalen Beziehungen zu Nichtregierungsorganisationen, auch in Russland, genutzt werden, "um in einem friedlichen und zukunftsorientierten Dialog zu bleiben". Man stehe solidarisch zu allen Menschen, "die das Handeln Putins verurteilen, ganz egal welcher Nationalität".

In der Resolution heißt es weiter, die jüngsten Ereignisse stünden "diametral dem friedenspolitischen Selbstverständnis der Jugendarbeit und dem Auftrag des Bayerischen Jugendrings" entgegen. Als demokratische Jugendorganisation lehne der BJR Nationalismen jedweder Art ab und unterstütze weiterhin den europäischen Gedanken, "der für Toleranz, regionale Vielfalt, Solidarität und Gerechtigkeit steht". Der BJR macht sich auch dafür stark, dass allen Menschen die Möglichkeit zur Flucht offen stehen solle.

Bundesregierung schickt Hilfen zur Brandbekämpfung in die Ukraine

Samstag, 19. März 2022, 09.57 Uhr: Deutschland stellt Hilfen zur Brandbekämpfung und für den Zivilschutz in der Ukraine bereit. "Wir helfen zum Beispiel mit Feuerlöschgeräten, Sattelschleppern, Stromgeneratoren, Unterkünften für Menschen auf der Flucht und psychologischer Betreuung", sagte Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) der "Augsburger Allgemeinen" (Samstag). Am Freitag seien bereits 21 auf Anhänger montierte Feuerlöschgeräte sowie große Mengen an Schutzkleidung, Rettungsausrüstung und ein Evakuierungsbus in das kriegsgeplagte Land geschickt worden.

Ebenso seien 2.000 Stromgeneratoren sowie zahlreiche Wassertanks, Zelte und Schlafsäcke auf dem Weg in die Ukraine. Am Montag sollen laut Schulze neun Sattelschlepper für den Transport von schwerem Feuerwehrgerät und am Mittwoch rund 1.600 Atemschutzgeräte folgen. "In der Ukraine kommt es jetzt ganz konkret darauf an, Menschen in Not zu helfen", sagte die Entwicklungsministerin. "Das Gebot der Stunde ist schnelle und unbürokratische Hilfe, die Tag für Tag dort ansetzt, wo sie gerade am meisten gebraucht wird."

Windsbacher Knabenchor singt für den Frieden

Samstag, 19. März 2022, 09.04 Uhr: Der Windsbacher Knabenchor unterstützt mit einer Reihe von Open-Air-Friedensandachten in Franken Menschen aus der Ukraine. Die erste Andacht soll am 24. März um 15 Uhr in Ansbach stattfinden, teilte der Chor am Freitag mit. Die Andachten seien kostenlos, geleistete Spenden würden vollständig Familien des Knabenchors "Dzvinochok" aus Kiew zugute kommen.

Laut Windsbacher Knabenchor leben die meisten der Chorsänger von "Dzvinochok" noch mit ihren Familien in Kiew, sind aber schon auf der Suche nach Unterkunftsmöglichkeiten in Deutschland. Eine Kontaktvermittlung von Unterkünften in Deutschland sei über den Windsbacher Knabenchor möglich. Der Chor ist eine Einrichtung der bayerischen evangelischen Landeskirche. In seiner mehr als 75-jährigen Geschichte hat er sich zu einem der international renommiertesten Knabenchöre der Welt entwickelt.

Rund 60.000 ukrainische Geflüchtete in Bayern angekommen

Freitag, 18. März 2022, 16.29 Uhr: Bereits 60.000 Geflüchtete aus der Ukraine sind seit Kriegsbeginn Ende Februar in Bayern angekommen. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) teilte am Freitag mit, das rund 20.580 der Geflüchteten in staatlichen und kommunalen Unterkünften untergebracht seien. Ein Großteil der etwa 60.000 geflüchteten Menschen sei damit also in Privatunterkünften untergekommen. Herrmann rechne damit, dass rund ein Drittel der Geflüchteten auch im Freistaat bleiben werde. Um eine geordnete und faire Verteilung sicherzustellen, forderte er alle Landratsämter und Kreisverwaltungsbehörden auf, die Zahl der untergebrachten Geflüchteten zeitnah an die Regierungen zu melden. Vor Kriegsbeginn hatten rund 30.000 Menschen ukrainischer Herkunft in Bayern gewohnt.

Nothilfeprogramm für Kulturschaffende aus der Ukraine

Freitag, 18. März 2022, 14.18 Uhr: Das Goethe-Institut unterstützt mit einem neuen Nothilfeprogramm Kulturschaffende aus der Ukraine. Dafür sei als schnelle Überbrückungshilfe ein Fond in Höhe von 500.000 Euro vom Goethe-Institut und der Kulturstiftung des Bundes eingerichtet worden, teilte das Institut am Freitag in München mit. Geplant sei, Stipendien in Höhe von 2.000 Euro an langjährige Partner beider Institutionen aus dem Kulturbereich auszuzahlen.

Neben dem neugeschaffenen Nothilfefonds bietet das Goethe-Institut Menschen, die aus der Ukraine nach Deutschland geflüchtet sind, stark vergünstigte Deutsch-Kurse im Online-Format an. Laut Institut richten sie sich an Erwachsene, Jugendliche und Kinder aus der Ukraine und kosten 7 Griwna, umgerechnet 25 Cent. Die Kurse für März seien schon vollständig ausgebucht, neue Angebote werden derzeit für Mitte April erstellt.

Kundgebung gegen Rassismus bei der Flucht

Freitag, 18. März 2022, 13.47 Uhr: Die Seebrücke Nürnberg ruft zusammen mit der Black Community Foundation zur Kundgebung "Solidarität mit allen Fliehenden" am Sonntag um 14 Uhr an der Lorenzkirche in Nürnberg auf. Wie die Seebrücke am Freitag mitteilte, gehe es darum, gegen Rassismus an den Grenzen, in der Berichterstattung und bei der Aufnahme zu protestieren.

"Die Bedrohung ist gleich - die Solidarität jedoch nicht. Rassismus und Ausgrenzung finden auch im Krieg statt," so Carina Meyer von der Seebrücke Nürnberg. Es gebe zahlreiche Berichte von schwarzen Menschen, die auf der Flucht oder an den Grenzen zurückgewiesen und gedemütigt wurden. So sei manchen in der Ukraine der Einstieg in Evakuierungsbusse verwehrt worden. Betroffene erzählen, sie müssten an der Grenze in anderen Warteschlangen stehen. Auch gebe es Berichte von Menschen mit einem nicht-ukrainischen Pass, denen zunächst der Grenzübertritt in die EU verwehrt werde. Carina Meyer betont: "Das auf der Flucht zu erfahren ist eine doppelte Traumatisierung."

Auch in der aktuellen Berichterstattung und den Äußerungen von Politikerinnen und Politikern macht sich den Angaben zufolge struktureller Rassismus bemerkbar. Zudem gelte die "Massenzustrom-Richtlinie" der EU, die den Weg für die Erteilung eines humanitären Aufenthaltstitels für ukrainische Geflüchtete ebnet, nicht für internationale Studierende und Menschen mit unsicherem Aufenthaltsstatus in der Ukraine.

Schnelle Hilfe für krebskranke Kinder aus der Ukraine

Freitag, 18. März 2022, 12.43 Uhr: Auf der Flucht vor dem Krieg in der Ukraine sind 24 krebskranke Kinder mit ihren Angehörigen in bayerischen Universitätskliniken aufgenommen worden. Wie die Universität Erlangen-Nürnberg am Freitag mitteilte, konnten alle Kinder nahtlos in die onkologische Versorgung eingebunden werden.

"Alle Kinder und ihre Angehörigen erreichten uns schwer traumatisiert und erhalten deshalb zusätzlich eine psychosoziale Betreuung", sagte Markus Metzler, Leiter der Kinderonkologie der Kinder- und Jugendklinik in Erlangen. Dort würden nun die sechsjährige Diana, deren Sehnerv am rechten Auge von einem Tumor befallen ist, die zweijährige Elisabetha, die an einem Hirntumor leidet, und die ebenfalls zweijährige an Leukämie erkrankte Andrea behandelt. Unterkünfte für die Mütter und Geschwister seien von der Elterninitiative für krebskranke Kinder Erlangen zur Verfügung gestellt worden. Für den sechsjährigen an Leukämie erkrankten Iwan, der ebenfalls im Uniklinikum aufgenommen wurde, sei außerdem ein passender Knochenmarkspender in Nürnberg gefunden worden.

Die Verteilung der Kinder auf die Kliniken in Erlangen, Augsburg, Regensburg, Würzburg sowie München sei durch die intensive Zusammenarbeit im Kinderonkologischen Netzwerk Bayern (KIONET) möglich gewesen. So sei ein ständiger Austausch zwischen den Teams in den Bussen, mit denen die Betroffenen nach Bayern kamen, und den Ansprechpersonen vor Ort möglich gewesen. Alle KIONET-Kliniken hätten trotz voller Auslastung zusätzliche Kapazitäten für die ukrainischen Kinder geschaffen.

Europäische Wochen veranstalten Friedenskonzert für Ukraine

Freitag, 18. März 2022, 12.17 Uhr: Die Europäischen Wochen Passau veranstalten zwei Benefizveranstaltungen zugunsten der Ukraine. Am 1. April spielen junge Musikerinnen und Musiker, zum Teil mit ukrainischen oder russischen Wurzeln, ein rund einstündiges Konzert im Saal der Europäischen Wochen, um ein Zeichen für den Frieden zu setzen, kündigten die Veranstalter am Freitag an.

Am 27. April laden die Europäischen Wochen zu einer musikalischen Lesung mit Texten aus und über die Ukraine ein. Unter dem Motto "Sag, wovon bist Du schwarz geworden" werden laut Mitteilung Texte von Lyrikerinnen und Lyrikern gelesen, die aus der Ukraine stammen: Rose Ausländer, Paul Celan, Tarras Schewschenko, Hryhorij Tschubaj, Otyo und anderen. Der Spendenerlös geht nach Veranstalterangaben an die "Nothilfe Ukraine" der "Aktion Deutschland hilft", einem Bündnis deutscher Hilfsorganisationen.

Söder will schnellen "energiepolitischen Independence Day"

Freitag, 18. März 2022, 10.17 Uhr: Bund und Länder haben sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) zufolge auf eine Verteilung der Geflüchteten aus der Ukraine auf alle Bundesländer nach dem Königsteiner Schlüssel geeinigt. Der Bund werde dabei die Steuerung übernehmen, sagte Söder am Donnerstag nach einer Videokonferenz der Regierungschefs von Bund und Ländern. "Alle wollen helfen und sind bereit, zusammenzuarbeiten", sagte Söder. Nur mit einer gesteuerten Verteilung könne man für alle eine vernünftige Unterbringung auf den Weg bringen und die großen Städte entlasten.

Söder geht davon aus, dass der von Russland begonnene Krieg in der Ukraine und damit das Leid der Menschen dort weitergeht "und die Zahl der Flüchtlinge weiter steigen wird". Bei der Finanzierung der Unterbringung und Versorgung seien Bund und Länder "noch nicht zu einem Ergebnis gekommen", doch die Länder seien sich einig, dass der Bund sich "substanziell beteiligen muss", betonte Söder. Die bayerische Staatsregierung habe den Kommunen im Freistaat zugesichert, dass sie alle Kosten ersetzt bekommen. Dafür habe man bereits eine Milliarde Euro im Staatshaushalt eingeplant.

Die Staatsregierung begrüßte zudem, dass sich der Bund bereit erklärt habe, über Wirtschaftshilfen für Unternehmen nachzudenken, die vom Krieg betroffen sind. Auch bei der Entlastung im Bereich der Energiepreise sei man "noch nicht am Ende". Söder warb dafür, noch einmal intensiv zu prüfen, die drei noch laufenden deutschen Atomkraftwerke sowie bestehende Kohlekraftwerke nicht vorschnell vom Netz zu nehmen, um so unabhängiger von russischen Energieimporten zu werden. Man müsse alles tun, um den "energiepolitischen Independence Day" von Russland schnell zu erreichen.

Klinikum Ingolstadt schaltet Hotline für Ukraine-Flüchtlinge

Donnerstag, 17. März 2022, 16.07 Uhr: Das Klinikum Ingolstadt schaltet für Ukraine-Flüchtlinge eine Telefon-Hotline mit Hilfsangeboten bei psychischen Notlagen. Wie der Krankenhausträger am Donnerstag mitteilte, rechnet die Region Ingolstadt mit mehreren Tausend Kriegsflüchtlingen. Viele von ihnen hätten Schreckliches erlebt, hätten Familie und Freunde zurücklassen müssen und oder ihre Wohnung verloren, hieß es. Mit einer Info-Hotline ab 21. März auf Russisch, einer in der Ukraine weit verbreiteten Sprache, will das Klinikum laut Mitteilung die neu Angekommenen bei der Orientierung unterstützen.

Eine Notlage wie die der Flüchtlinge könne Schlafprobleme, Albträume, Depressionen oder Selbstmordgedanken auslösen. Über die Hotline könnten sich die Geflüchteten über Hilfsmöglichkeiten vor Ort informieren. Drei der Psychiaterinnen und Psychologen am Klinikum sprächen fließend Russisch und hätten sich bereiterklärt, Ukraine-Flüchtlinge bei psychischen Problemen über Hilfsmöglichkeiten in Deutschland zu informieren. Das Klinikum Ingolstadt ist nach eigenen Angaben das erste Krankenhaus in Deutschland, das ein solches psychologisches Unterstützungsangebot macht.

Bedford-Strohm kritisiert russischen Kirchenfürsten Kyrill

Donnerstag, 17. März 2022, 10.58 Uhr: Der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hat den russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill für dessen Rechtfertigung des russischen Angriffskriegs in der Ukraine kritisiert. "Es ist unfassbar, dass ein Mensch der Kirche einen Angriffskrieg irgendwie zu rechtfertigen versucht", sagte Bedford-Strohm am Mittwochabend im Bayerischen Rundfunk (BR). Dem müsse man widersprechen.

Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bezog sich auf ein Dokument der russisch-orthodoxen Soziallehre, das Angriffskriege als unvereinbar mit dem christlichen Glauben ablehne. Doch er habe wenig Hoffnung, dass es gelinge, die Haltung Kyrills zu verändern.

Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche wird seit Ausbruch des Krieges aufgefordert, im Ukraine-Russland-Konflikt zu vermitteln. Kyrill I. hatte sich zuletzt jedoch hinter den russischen Präsidenten Wladimir Putin gestellt und die Kriegshandlungen in der Ukraine als Verteidigung "traditioneller christlicher Werte" befürwortet.

Caritas München fordert mehr Unterstützung von Freistaat und Bund

Mittwoch, 16. März 2022, 16.48 Uhr: Der Caritasverband der Erzdiözese München erwartet vonseiten des Freistaats Bayern und des Bundes eine größere Unterstützung in der Arbeit mit den Geflüchteten aus der Ukraine. Schon jetzt komme man in den Notunterkünften an die Grenzen der Kapazität. Die finanzielle Versorgung der Geflüchteten sei aufgrund der geringen Anzahl an Sachbearbeitern nicht gewährleistet, so die Caritas München am Mittwoch bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem Erzbischöflichen Ordinariat. Hermann Sollfrank, Direktor der Caritas München, sagte, es müssten dringend deutlich mehr Raum, Personal und finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden.

Mitarbeiter der Caritas und der Bahnhofsmission München berichteten, dass nach ihren Schätzungen aktuell durchschnittlich 2.000 Menschen pro Tag am Münchner Hauptbahnhof ankämen - überwiegend Frauen und Kinder. Immer öfter träfen nun aber auch unbegleitete, minderjährige Geflüchtete ein. Die Caritas rechnet damit, dass die Zahl der Geflüchteten schnell in die Höhe geht, sollte sich der Konflikt in der Ukraine auf den Westen ausdehnen. Auch gehe man angesichts der Zerstörung der Ukraine schon jetzt davon aus, dass die Hilfe für mindestens ein bis zwei Jahre notwendig sein werde, so Gabriele Stark-Angermeier, Vorstandsmitglied der Caritas München.

Für die Flüchtlingsarbeit der Erzdiözese mit Ukrainern werde es langfristig personelle und finanzielle Hilfe geben, versicherte Generalvikar Christoph Klingan.

Landeskirche gibt zehn Millionen für Ukraine-Flüchtlingshilfe

Mittwoch, 16. März 2022, 16.05 Uhr: Die bayerische evangelische Landeskirche stellt für Flüchtlinge aus der Ukraine einen Hilfsfonds in Höhe von zehn Millionen Euro zur Verfügung. Wie Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm am Mittwoch laut einer Mitteilung sagte, wolle man damit die Arbeit der Kirchengemeinden für Menschen, die aus der Ukraine geflohen sind, unterstützen. "Hilfe für die Menschen darf jetzt nicht am Geld scheitern", so Bedford-Strohm.

Mit je einer Million Euro sollen die Flüchtlingshilfe des Lutherischen Weltbundes und die Arbeit der "Action by Churches Together" gefördert werden, hieß es. Damit würden Hilfsstrukturen in der Westukraine geschaffen und Geflüchteten in den Nachbarländern der Ukraine geholfen. Acht Millionen Euro sollen verwendet werden, um die Arbeit zur Betreuung von Flüchtlingen in der Diakonie, Kirchengemeinden und Dekanaten in Bayern zu unterstützen oder Initiativen zu ermöglichen.

Bayern will Beratung für Flüchtlinge aufstocken

Mittwoch, 16. März 2022, 15.06 Uhr: Die Beratung für Flüchtlinge in Bayern soll verbessert werden. Der Freistaat sei hierfür derzeit mit den Wohlfahrtsverbänden Caritas und Diakonie im Gespräch, sagte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Mittwoch nach einer Videokonferenz mit den bayerischen Landräten und Oberbürgermeistern zu den Ukraine-Flüchtlingen. Diese Beratung müsse auf die jetzt ankommenden Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine zugeschnitten werden, so Herrmann.

Die Kosten für die Aufstockung seien in der einen Milliarde Euro enthalten, die die Staatsregierung den Kommunen für die Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge zur Verfügung stellen werde. Die Summe hatte zuvor Ministerpräsident Markus Söder (CSU) genannt und versichert, dass den Kommunen 100 Prozent der entstehenden Kosten erstattet würden. Man werde außerdem für die kurzzeitige Unterbringung von Geflüchteten noch einmal 50.000 Plätze in Messezentren oder Turnhallen schaffen. Bisher sind nach Söders Angaben 55.000 Ukrainer nach Bayern geflohen.

Die Betreuung von Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine sei ein weiterer Schwerpunkt der Flüchtlingsarbeit, sagte Söder. Ziel sei eine schnelle Integration. Dazu werde es Willkommensklassen geben, es sollten aber auch reguläre Kitaplätze genutzt werden. Flüchtlinge, die pädagogische berufliche Vorkenntnisse hätten, würde man in diese Arbeit versuchen einzubeziehen.

Bezirk Oberbayern verzichtet auf Belegungsrechte: Wohnungen für Geflüchtete aus der Ukraine

Mittwoch, 16. März 2022, 14.24 Uhr: Der Bezirk Oberbayern möchte aus der Ukraine geflüchteten Menschen helfen. Über seine bezirkseigene Wohnbaugesellschaft, die Oberbayerische Heimstätte (OH), verfügt er über eigene Wohnungsangebote. Freiwerdende Wohnungen wird der Bezirk jetzt dem Landkreis München und der Regierung von Oberbayern anbieten, um dort Geflüchtete unterzubringen.

"Wir alle sind schockiert über das menschliche Leid, das seit Kriegsbeginn über die ukrainische Bevölkerung hineingebrochen ist. Umso stärker ist es der Wunsch des Bezirks Oberbayern und mein persönliches Anliegen, den Flüchtenden, die in Oberbayern ankommen, zu helfen", sagte Bezirkstagspräsident Josef Mederer. 

Wohnungen würden zurzeit am dringendsten gebraucht. Deshalb verzichte der Bezirk in Absprache mit dem Gesamtpersonalrat bis auf Weiteres auf Belegungsrechte für freiwerdenden Wohnungen der Oberbayerischen Heimstätte in Haar. Auch an anderen Standorten der OH in Oberbayern werde er seine Belegungsrechte nicht ausüben:

"Wir hoffen, dass wir damit wenigstens einen kleinen Beitrag zu Linderung der großen Not leisten können, die wir überall spüren und erleben."

Insgesamt könnten in nächster Zeit bis zu 20 Wohnungen zur Anmietung angeboten werden. Die Oberbayerische Heimstätte lädt die verfügbaren Offerten bereits in der entsprechenden Datenbank hoch. 

Ukraine-Krieg: Ethikrat betont Wert von Demokratie

Mittwoch, 16. März 2022, 13.19 Uhr: Der Bayerische Ethikrat hat angesichts des Ukraine-Krieges vor einer Verharmlosung des Begriffs "Diktatur", wie etwa in der Corona-Pandemie, gewarnt. Dieser Krieg mache darauf aufmerksam, was freie Staaten zu verlieren haben, wenn sich autoritäre Politikformen durchsetzen, schreibt der Ethikrat laut Mitteilung vom Mittwoch. Nämlich: pluralistische Kultur, vielfältige Lebensformen, religiöse Toleranz, individuelle Freiheit, Gewaltenteilung und freies Rechtswesen.

Kontroversen, auch harte Differenzen, wie sie in der Pandemie oder auch im Zuge der Flüchtlingsbewegung 2015 zu beobachten gewesen seien, "sind gerade kein Hinweis auf 'Diktatur' oder auf eine Krise der Demokratie, wie immer wieder unterstellt wird", schreibt der Ethikrat weiter. Vielleicht könne die Aggression im Osten Europas gegen die Herausforderungen der Demokratie als Chance begriffen werden, die inhaltliche und sachbezogene Form der politischen Willensbildung schätzen zu lernen.

Der von der russischen Führung ausgelöste völkerrechtswidrige Angriffskrieg gegen die souveräne Ukraine sei durch nichts zu rechtfertigen, heißt es weiter. "Dieser Angriffskrieg destabilisiert nicht nur mutwillig die europäische politische Friedensordnung, sondern bringt Unheil, Leid und Tod über die betroffenen Menschen."

Zugleich begrüße der Ethikrat das große zivilgesellschaftliche und staatliche Engagement bei der Aufnahme ukrainischer Geflüchteter. Man verneige sich auch vor den mutigen Menschen in der Russischen Föderation, die dort unter Einsatz der eigenen Freiheit für die Freiheit der Menschen in der Ukraine protestieren.

Der Bayerische Ethikrat wurde im Oktober 2020 von der Staatsregierung eingesetzt. Er soll die Staatsregierung "in den entscheidenden Zukunftsfragen unserer Gesellschaft" beraten. Vorsitzende ist die frühere evangelische Regionalbischöfin für München und Oberbayern, Susanne Breit-Keßler, stellvertretender Vorsitzender ist der Soziologieprofessor Armin Nassehi von der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität.

Herrmann: Teil der Ukraine-Flüchtlinge wird dauerhaft bleiben

Mittwoch, 16. März 2022, 09.27 Uhr: Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann geht davon aus, dass ein Teil der ukrainischen Kriegsflüchtlinge in Deutschland bleibt. "Auch wenn wir die weitere Entwicklung des Kriegs nicht absehen können und gemeinsam hoffen, dass der Konflikt schnell endet und die Menschen in ihre Heimat zurückkehren können, müssen wir uns auf eine dauerhafte Unterbringung einstellen", sagte der CSU-Politiker den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (Mittwoch). Der Bund dürfe die Länder und Kommunen in diesem Fall "nicht im Regen stehen lassen", sagte der Vorsitzende der Innenministerkonferenz vor dem Bund-Länder-Treffen an diesem Donnerstag.

Oberste Priorität sei es, den ukrainischen Flüchtlingen "unbürokratisch und schnell zu helfen", betonte Hermann. Hierbei handele es sich "um einen gemeinsamen nationalen als auch europäischen Kraftakt". Eine geordnete Verteilung auf Bundesebene sei unerlässlich, "wenn die Flüchtlinge eine öffentliche Unterkunft benötigen und nicht privat unterkommen", sagte der Minister den Zeitungen weiter. Es sei erfreulich, dass die Bundesregierung eine gerechte Verteilung der Menschen auf die Bundesländer sowie eine Entlastung der besonders betroffenen Regionen zugesagt habe. Genauso wichtig sei eine geordnete und faire Verteilung der Kriegsflüchtlinge auf die EU-Mitgliedstaaten. Auch hier sehe er die Bundesregierung in der Pflicht, sagte Herrmann.

Münchner Musiker sammeln 333.000 Euro für Ukraine

Mittwoch, 16. März 2022, 09.10 Uhr: Das Benefizkonzert der großen Münchner Orchester gemeinsam mit Violinistin Anne-Sophie Mutter hat mehr als 333.000 Euro für ukrainische Kinder eingespielt. Das Geld werde verwendet, um den vom russischen Angriffskrieg geschädigten Familien zu helfen, teilte die Kinderrechtsorganisation "Save the Children" (Berlin) am Mittwoch mit.

Das Konzert der Münchner Philharmoniker gemeinsam mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (BR) und dem Bayerischen Staatsorchester fand vergangene Woche in der Münchner Isarphilharmonie statt. Eine Aufzeichnung ist in der BR-Mediathek abrufbar. "Save the Children" ist seit 2014 in der Ukraine tätig und leistet humanitäre Hilfe für Kinder und Familien.

Medienethiker: Kriegsopfer auf Bildern unkenntlich machen

Mittwoch, 16. März 2022, 07.36 Uhr: Der Medienethiker Christian Schicha warnt vor einer allzu drastischen Darstellung der Kriegsgräuel in der Ukraine. "Natürlich sollte man das Grauen des Krieges zeigen, auch mit drastischen Bildern, um die Dramatik zu dokumentieren", sagte Schicha der "Süddeutschen Zeitung". Aber das gehe auch, wenn Gesichter von Opfern nicht zu identifizieren seien.

Der Professor für Medienethik an der Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg wandte sich gegen "Angst- und Schreckensbilder", die Menschen selbst dann sähen, wenn sie an einem Kiosk vorbeilaufen. "Meine Horrorvorstellung ist immer: Menschen, die Bilder von Angehörigen zum ersten Mal über die Medien sehen und vorher gar nicht wissen, was mit ihnen passiert ist", sagte er.

Schicha riet dazu, "dass man das ganze Grauen auch ein Stück weit ausblendet, weil man nicht alles erfassen kann". "Und natürlich muss Medienberichterstattung höllisch aufpassen, nicht irgendwelche diffusen Ängste zu propagieren", sagte er.

Jugendtheater wollen mit Kunst gegen Krieg sprechen

Dienstag, 15. März 2022, 18.47 Uhr:  Fünf Nürnberger Theater haben sich zusammengeschlossen, um mit Kunst und Kreativität für den Frieden einzutreten. Man begehe damit den "Welttag des Theaters für junges Publikum", teilte das Jugendtheater Mummpitz am Dienstag mit. Es unterstützt am Sonntag (20. März, 14 Uhr) zusammen mit dem Staatstheater Nürnberg, dem Theater Pfütze, dem Theater Salz+Pfeffer und dem Gostner Hoftheater eine musikalische Aktion, deren Erlöse dem Partnerschaftsverein Charkiw-Nürnberg zugutekommen sollen. "Kunst muss sich unbedingt zu Wort melden, wenn Krieg herrscht!", heißt es in der Ankündigung.

Die Veranstalter verweisen auf das Manifest der "Internationalen Vereinigung des Theaters für Kinder und Jugendliche", das auf Artikel 13 und 31 der UN-Kinderrechtskonvention beruhe. Diese sicherten Kindern gleichberechtigte Teilhabe an Kunst und Kultur zu. Auch die russische Regierung habe das unterzeichnet und sich verpflichtet, das Wohl des Kindes immer an die erste Stelle zu setzen. "Ein Krieg ist eine unzumutbare Aggression, die das Wohl von Kindern und Jugendlichen auf der Prioritätenliste ganz nach unten setzt", heißt es in der Mitteilung weiter.

Auf dem Programm der Benefizveranstaltung im Theater Mummpitz stehen Lisa Milyukova von der "Allianz für ein freiheitliches-demokratisches Russland", die den Chor für geflüchtete ukrainische Kinder und Jugendliche und Nürnbergerinnen und Nürnberger leitet, Olga Komarova vom Global Art Nürnberg, den ArtiSchocken, die Harfenistin Lilo Krause, und Özgür Kantar, Michael Schramm und Sabine Zieser vom Theater Mummpitz.

Experten: Mit Kindern knapp und neutral über den Krieg sprechen

Dienstag, 15. März 2022, 17.23 Uhr: Die Nachrichten aus der Ukraine von Familien auf der Flucht, zerstörten Städten und Sirenengeheul prägen auch das Leben von Kindern in Deutschland. Wie Eltern mit ihren Kindern über den Krieg reden können, will das Zentralinstitut für Ehe und Familie in der Gesellschaft (ZFG) der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) nun mit einer Handreichung vermitteln, teilte die KU am Dienstag mit. Die Autorinnen und Autoren raten, Kindern nur die wichtigsten Informationen zu geben, und die möglichst knapp und neutral.

"Der Versuch, die belastenden und ängstigenden Themen wie Krieg, Flucht, militärischer Aufrüstung und wechselnde Bedrohungslagen von Kindern fernzuhalten, um sie vermeintlich zu schützen, wird nicht immer funktionieren" schreiben Projektleiter Peter Wendl und die beiden wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Peggy Puhl-Regler und Alexandra Ressel. Im Freundeskreis, im Kindergarten, in der Schule und in den Medien werde vieles bereits thematisiert. Um Kindern etwas zu erklären und begreiflich zu machen, brauche es aber keinesfalls die ganze "ungeschönte" Wahrheit, so die Autoren. Denn je nach Alter könnten Kinder noch gar nicht vollumfänglich erfassen, wie die Sachverhalte sind.

Grundlage der Handreichung sei die Expertise des ZFG aus einer Kooperation mit der Katholischen Militärseelsorge. Dabei stehe im Mittelpunkt, wie sich im Umfeld von Soldatinnen und Soldaten kritische Lebensereignisse, Fernbeziehungen und Isolation auf Partnerschaft, Familie und Erziehung auswirken, teilt die KU mit. Alexandra Ressel erforsche unter anderem die Lebenswirklichkeit von Soldatenfamilien, Peggy Puhl-Richter untersuche generell das Familienleben unter besonderen Bedingungen. Die Handreichung kann kostenlos heruntergeladen werden.

Pläne für Willkommensgruppen an bayerischen Schulen werden konkreter

Dienstag, 15. März 2022, 15.11 Uhr: Der bayerische Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) hat seine Pläne für die "pädagogischen Willkommensgruppen" für geflüchtete Kinder und Jugendliche aus der Ukraine näher erläutert. Piazolo sagte nach der Kabinettssitzung am Dienstag, dass die Gruppen den Kindern und Jugendlichen eine geregelte Tagesstruktur, feste Bezugspersonen, Sprachförderung und das Kennenlernen Deutschlands bieten sollen. Außerdem soll der Kontakt zur ukrainischen Heimat ermöglicht werden.

Für die Arbeit als "Kontaktperson" plane das Kultusministerium mit Pensionären, Lehrkräften mit Teilzeitaufstockung oder Drittkräften. Möglich und gewünscht sei aber auch die Hilfe von Lehrkräften aus der Ukraine und Mitgliedern der ukrainischen Gemeinde. In die detaillierte Planung und Ausgestaltung der Gruppen werden laut Piazolo alle Schularten einbezogen.

Wegen der Freizügigkeit der ukrainischen Flüchtlinge - also der Tatsache, dass sie sich niederlassen können, wo sie wollen - rechnet das Kultusministerium mit einem erhöhten Bedarf solcher Gruppen in den Großstädten. Finanzielle Mittel sollen vom Freistaat zu Verfügung gestellt werden.

Parallel zum Angebot der "Willkommensgruppen" können die Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine auch in "Vorklassen" und anderen besonderen Klassenformen aufgenommen werden. Mit der Aufnahme in die Regelklassen rechnet das Kultusministerium erst zum neuen Schuljahr 2022/2023.

Hof plant Friedenskonzert für Ukraine

Dienstag, 15. März 2022, 12.02 Uhr: Die Hofer Symphoniker, das Theater Hof und die Stadt wollen am 25. März ein Friedenskonzert in der Freiheitshalle veranstalten. Laut Mitteilung von Dienstag möchten die beteiligten Künstlerinnen und Künstler des Orchesters, des Theaters, des Jugendsymphonieorchesters und des Symphonischen Blasorchesters damit ihre Solidarität mit den unter dem Krieg in der Ukraine leidenden Menschen zum Ausdruck bringen. Der Erlös soll Flüchtlingen in Hof zugute kommen.

Bedford-Strohm bewundert Mut von russischer Kriegsgegnerin

Dienstag, 15. März 2022, 10.58 Uhr: Der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hat seine Bewunderung für die Aktion einer Kriegsgegnerin in einer Hauptnachrichtensendung des russischen Staatsfernsehens zum Ausdruck gebracht. "Die Welt hat eine Heldin mehr, die Geschichte machen könnte", schrieb der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Dienstagmorgen bei Facebook.

Während der Live-Sendung der Hauptnachrichten des russischen Staatsfernsehens hatte die Frau am Montagabend ein Schild ins Kamerabild gehalten und mehrmals laut "Nein zum Krieg" gerufen, um gegen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine zu protestieren. "Stoppt den Krieg. Glaubt der Propaganda nicht. Hier werdet ihr belogen" lautete die Aufschrift auf dem Protest-Banner. "Angesichts der totalen Irreführung der russischen Bevölkerung gehört für mich diese Aktion zu den größten Hoffnungsschimmern dieser Zeit. Meine Bewunderung für den Mut dieser Frau kennt keine Grenzen", schrieb Bedford-Strohm bei Facebook.

Laut Medienberichten soll es sich bei der Frau um eine Mitarbeiterin des Fernsehsenders namens Marina Owsjannikowa handeln. Sie soll inzwischen von der Polizei festgenommen worden sein. Sie hatte demnach ihre Protestaktion zuvor in sozialen Netzwerken angekündigt. Der russische Präsident Wladimir Putin hat die Verwendung des Begriffs "Krieg" im Zusammenhang mit dem Angriff auf die Ukraine unter Strafe gestellt.

Würzburg macht Gedenken an eigene Zerstörung zur Friedens-Mahnwache

Dienstag, 15. März 2022, 09.47 Uhr: Das Gedenken der Stadt Würzburg an die großflächige Zerstörung durch einen Luftangriff am 16. März 1945 steht in diesem Jahr ganz im Zeichen des Ukraine-Kriegs. Wie die Stadt mitteilte, ruft Oberbürgermeister Christian Schuchardt die Bürgerinnen und Bürger in der Stadt und im Landkreis dazu auf, sich an diesem Mittwoch während des traditionellen gemeinsamen Läutens aller Kirchenglocken im Stadtgebiet zwischen 21.20 Uhr und 21.40 Uhr mit einer Kerze in der Innenstadt aufzuhalten. In diesen 20 Minuten hatten Bomber der "Royal Air Force" große Teile der Stadt am 16. März 1945 - kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs - in Schutt und Asche gelegt.

Schuchardt sagte laut Mitteilung der Stadt, die Menschen könnten an diesem Mittwoch an die Tausenden Mitbürgerinnen und Mitbürger vor 77 Jahren denken, die ihr Leben infolge des Luftangriffs verloren. Zugleich setze man damit aber auch ein Zeichen der Solidarität mit den Bürgerinnen und Bürgern in den ukrainischen Städten, vor allen Dingen in der Hauptstadt Kiew. "Dies ist ein Zeichen unserer Solidarität und ein Ausdruck unseres Wunsches nach Frieden", sagte Schuchardt: "Kommen Sie mit einer Kerze in der Hand in die Innenstadt zwischen Alte Mainbrücke und Hauptbahnhof und lassen Sie uns gemeinsam ein Zeichen gegen die Sinnlosigkeit von Krieg setzen."

Um 21.20 Uhr hatte am 16. März 1945 der Bombenangriff der "Royal Air Force" auf Würzburg begonnen. In ungefähr 20 Minuten warfen 236 Flugzeuge in drei Wellen mehr als 1.000 Tonnen Bomben auf Würzburg ab - darunter 300.000 Stabbrandbomben. Neusten Forschungen zufolge starben dabei 3.500 Menschen im Flammenmeer der Würzburger Innenstadt. Die Bausubstanz war zu 90 Prozent zerstört. Ähnlich stark getroffen bei einem einzigen schweren Bombenangriff wurden nur wenige andere deutsche Städte, wie zum Beispiel Dresden.

Patientenbeauftragter sorgt sich um psychische Gesundheit

Dienstag, 15. März 2022, 09.42 Uhr: Angesichts des nahtlosen Übergangs von der Corona-Belastung zur Furcht vor dem Ukraine-Krieg sorgt sich der Patientenbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung um die Gesundheit der Menschen. "Wie kann unsere Psyche all diese schlechten Nachrichten verkraften?", fragte Peter Bauer laut Mitteilung vom Montag und warnte vor traumatischen Belastungsstörungen. Besonders Kinder und Jugendliche dürften nicht mit ihren Ängsten alleingelassen werden.

"Gerade Krieg ist eine der schlimmsten Erfahrungen, die Menschen auf dieser Welt erleben können", sagte Bauer. Die Bilder aus den Medien zu verarbeiten, könne Stress bedeuten. Längst nicht alle seien in der Lage, dies alleine zu bewältigen. Gerade sehr viel negative Berichterstattung könne dazu führen, dass Menschen traumaähnliche Symptome entwickeln.

Studien belegen dem Patientenbeauftragten zufolge die negativen und weitreichenden Folgen belastender Kindheitserlebnisse bis ins Erwachsenenalter. Eine rechtzeitige Intervention könne dies jedoch verhindern. Auch die individuelle Resilienz spielt laut Bauer eine Rolle. "Aber man kann auch Strategien erlernen, um Krisen besser zu bewältigen", sagte er und riet dazu, über Gefühle zu sprechen. Niemand müsse seine Angst alleine bewältigen.

Fluchtforscherin: Geflüchtete aus Ukraine willkommener als andere

Dienstag, 15. März 2022, 09.37 Uhr: Die Aufnahmebereitschaft für Geflüchtete aus der Ukraine ist nach Ansicht der Migrationsforscherin Petra Bendel größer als bei den vorherigen Fluchtbewegungen. Vor allem insofern, "als sich aktuell auch solche Staaten solidarisch erklären, die das in der Vergangenheit abgelehnt haben - namentlich Polen und Ungarn", sagte Bendel, die den Forschungsbereich Migration, Flucht und Integration (MFI) des Instituts für Politische Wissenschaft an der Universität Erlangen-Nürnberg leitet, dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Die Gründe dafür seien vielfältig, sagte Bendel, die auch Vorsitzende des Sachverständigenrats für Integration und Migration ist, den die Bundesregierung im Jahr 2020 ins Leben gerufen hat. Ein Grund sei sicherlich die geografische Nähe: "Wir sind in der EU nunmehr Anrainer eines Krieges." Auch lebten bisher schon viele Ukrainerinnen und Ukrainer in EU-Mitgliedsstaaten wie Deutschland, Polen, Italien oder Spanien. Das beeinflusse natürlich die Wahrnehmung. Hinzu komme, dass es sich bei den Schutzsuchenden derzeit vor allem um Frauen und Kinder handelt, erläuterte Bendel.

Bendel sagte, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen gehe davon aus, dass schon jetzt rund eine Million Kinder aus der Ukraine geflüchtet sind. Diese seien besonders gefährdet, vor allem, wenn sie nicht im Familienverband unterwegs sind, sagte die Migrationsforscherin:

"Sie sind vielfach psychischer und physischer Gewalt ausgesetzt, geraten öfter in Abhängigkeitsverhältnisse und sind auch von Arbeits- und sexueller Ausbeutung deutlich häufiger bedroht."

Einzelne Personen, aber auch organisierte Kriminelle nutzten den Schutzbedarf selbst in solchen Situationen aus.

Vom derzeit kursierenden Schlagwort des "Fluchtrassismus" - mit Blick auf die deutlich gesteigerte Aufnahmebereitschaft gegenüber Flüchtlingen aus Europa - hält Bendel hingegen nicht viel. Die Realität sei "sicherlich komplexer". Deutschland habe auch Schutzsuchende aus Syrien, dem Irak und Afghanistan aufgenommen. Gleichwohl harrten immer noch Asylsuchende auf griechischen Inseln aus, es gebe immer noch Pushbacks von Asylsuchenden an EU-Außengrenzen, und weiter ertränken Schutzsuchende auf dem Mittelmeer, betonte Bendel.

Ukraine-Geflüchtete: Integrationsbeauftragte wirbt um Corona-Impfung

Dienstag, 15. März 2022, 09.35 Uhr: Die Integrationsbeauftragte der bayerischen Staatsregierung, Gudrun Brendel-Fischer, wirbt bei den Geflüchteten aus der Ukraine um Corona-Impfungen. "Auch wenn der Angriffskrieg Russlands momentan alles andere überschattet: Wir kämpfen nach wie vor gegen die Corona-Pandemie", sagte sie am Montag bei der Vorstellung ihres Impfbriefes für Menschen mit Migrationsgeschichte. Der Impfbrief erscheint in der jüngsten Auflage unter anderem auf Ukrainisch.

Nur ein Bruchteil der geflüchteten Menschen aus der Ukraine habe einen Impfschutz, der auch in der Europäischen Union anerkannt sei, sagte Brendel-Fischer. "Wir müssen den Geflüchteten schnell und unkompliziert ein Impfangebot machen, um sie vor schweren Krankheitsverläufen zu schützen." Denn in den Gemeinschaftsunterkünften herrschten räumliche Enge - und damit auch ein hohes Ansteckungsrisiko.

Der Impfbrief richtet sich den Angaben zufolge speziell an Bewohner von Gemeinschaftsunterkünften. Er informiert über die Wichtigkeit der Corona-Impfung und verweist auf weiterführende Informationen. Der Impfbrief erscheint in insgesamt 16 Sprachen.

Bayern will ukrainische Kinder über "Willkommensgruppen" integrieren

Montag, 14. März 2022, 17 Uhr: Bayern plant für die geflüchteten Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine sogenannte "Willkommensgruppen". Wie das bayerische Kultusministerium dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Montag auf Anfrage mitteilte, sollen die Gruppen den geflüchteten Kindern und Jugendlichen das Ankommen und Zurechtfinden an den Schulen erleichtern. Außerdem sollen sie dort Deutsch lernen können. Das Angebot ist zunächst freiwillig, bevor nach drei Monaten die eigentliche Schulpflicht beginnt.

Laut Kultusministerium verändert sich die Zahl der Geflüchteten aus der Ukraine zurzeit täglich und eine genaue Verteilung der Geflüchteten auf die einzelnen Regierungsbezirke ist noch unklar. Deshalb könne man noch nicht abschätzen, wie sich die Kinder und Jugendlichen aus der Ukraine auf die unterschiedlichen Schularten oder Klassenstufen verteilen. Die Stabstelle Flüchtlingsintegration im Kultusministerium verfolgt aus diesem Grund die Zahlen und Meldungen über die Geflüchteten aus der Ukraine intensiv, um möglichst schnell handeln zu können.

Da die geflüchteten Kinder und Jugendliche aus der Ukraine aufgrund eines EU-Ratsbeschlusses unter "vorübergehendem Schutz" stehen, müssen sie kein Asylverfahren durchlaufen. Deshalb gilt für sie laut Artikel 35 des Bayerischen Gesetzes über das Erziehungs- und Unterrichtswesen (BayEUG) drei Monate nach ihrem sogenannten Zuzug aus dem Ausland die Schulpflicht.

Regensburg veranstaltet Solidaritätskonzerte für Odessa

Montag, 14. März 2022, 15.30 Uhr: Zusammen mit der Stadt Regensburg veranstaltet das Theater Regensburg ein Solidaritätskonzert für seine ukrainische Partnerstadt Odessa. Regensburg fühle sich Odessa zutiefst verbunden, teile das Theater am Montag mit. Es treten auf das Renner Ensemble, ein Männerchor ehemaliger Domspatzen, das Philharmonische Orchester Regensburg sowie Sängerinnen und Sänger des Theaters Regensburg.

Auf dem Programm stehen unter anderem Werke von Benjamin Britten, Samuel Barber und dem ukrainischen Komponisten Myroslav Skoryk. Die Schirmherrschaft hat Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer übernommen. Das Solidaritätskonzert findet am 26. März im Theater am Bismarckplatz statt. Alle Einnahmen gingen direkt nach Odessa.

Bereits zwei Tage zuvor, am 24. März, veranstaltet das Kulturreferat ein Sonderkonzert des Ukrainischen Kammerorchesters im Historischen Reichssaal von Regensburg. Die 13 Streicher der "Kyiv Soloists" aus der Hauptstadt Kiew sind zurzeit auf Europatour unterwegs, als sie der Kriegsbeginn in ihrer Heimat überraschte. Im Anschluss an das Konzert in Regensburg werden die Musiker in Stockholm erwartet.

Nürnberg: Mittagessen für ukrainische Flüchtlinge in der Kirche

Montag, 14. März 2022, 14.15 Uhr: In der evangelischen Egidienkirche in Nürnberg wird es an diesem Dienstag (15. März) mittags warmes Essen für Geflüchtete aus der Ukraine geben. 100 Portionen sollen dort an Tischen und Bänken im Chor der Kirche serviert werden, sagte Studierendenpfarrerin Tabes Baader am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Geliefert werden die Mahlzeiten von der Johanniter Unfallhilfe. Die Initiative sei sehr schnell geboren worden, "denn wenn die Leute Hunger haben, dann haben sie jetzt Hunger", sagte die Pfarrerin. Wenn sich die Aktion bewähre, wolle man das Mittagessen in der Egidienkirche voraussichtlich zweimal wöchentlich anbieten. "Wir gucken mal, ob es funktioniert und brauchen erstmal eine Erfahrung."

Die Anfrage sei von der Stadt Nürnberg gekommen, erklärte Baader weiter. Verköstigen wolle man Flüchtlinge, die in Hotels untergebracht seien und noch keine Unterstützung erhalten, weil sie bei den städtischen Behörden erst in rund zehn Tagen Termine haben, um sich registrieren. Die Neuankömmlinge hätten zwar ukrainisches Geld dabei, könnten das aber hier nur schwer umtauschen, sagte die Pfarrerin. "Das heißt, für die ist schon der Kauf einer Tafel Schokolade ein Problem."

Ukrainische Flüchtlinge, die noch keine Sozialhilfe erhalten, hatten sich am Freitag in Nürnberg auch mit beim "Obdachlosen-Frühstück to go" am evangelischen Haus "eckstein" angestellt. 600 statt 500 Lebensmitteltüten habe man ausgegeben, berichtete Diakonin Ute Kollewe. Weil sie Vorräte gekauft hatte, habe keiner ohne Essen nach Hause gehen müssen. Für den kommen Freitag stellt sie sich wieder auf einen großen Ansturm ein. Ein Aufruf, sich ehrenamtlich zum Tütenpacken zu melden, habe eine unheimliche Resonanz ausgelöst. Sie benötige aber auch Spenden, denn jede Woche kaufe sie Nahrungsmittel für rund 3.500 Euro ein, sagte Kollewe. Bei den täglich steigenden Preisen sei das eine Herausforderung.

Christusträger schicken Hilfstransporte in Richtung Ukraine

Sonntag, 13. März 2022, 12.35 Uhr: Die Christusträger-Bruderschaft will in wenigen Tagen vier Kleinbusse mit Sachspenden losschicken, um Flüchtlingen aus der Ukraine zu helfen. Die Transporter fahren ins siebenbürgische Brasov (Kronstadt), teilte die Organisation am Wochenende in Triefenstein mit. Stadtverwaltung, verschiedene Nichtregierungsorganisationen und die evangelische Kirchengemeinde hätten dort ein Notaufnahmelager für rund 600 Flüchtlinge eingerichtet.

Vor Ort seien die aus Deutschland stammenden Christiane und Joachim Lorenz, mit denen die Christusträger seit Jahren guten Kontakt hätten. Für die Aktion suche man Sach- und Geldspender. Benötigt würden unter anderem Bettwäsche, Hygieneartikel sowie haltbare Lebensmittel.

Schulze: Energiewende hilft gegen Diktatoren

Sonntag, 13. März 2022, 11.45 Uhr: Mit der Energiewende macht sich Deutschland nach Überzeugung von Katharina Schulze, der Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Bayerischen Landtag, auch unabhängig von Diktatoren und Autokraten. Derzeit fülle man noch "leichtfertig" ausländische Kriegskassen mit dem Kauf fossiler Energieträger, sagte Schulze laut Redemanuskript am Sonntag in München-Schwabing bei einer Kanzelrede in der Erlöserkirche. Es gehe nicht darum, Gas aus Russland durch Gas aus Katar oder Aserbaidschan zu ersetzen, sondern durch Wind und Sonne, die nicht von Diktatoren vereinnahmt werden könnten, sagte die Politikerin.

Bayern habe zuletzt pro Jahr fünf Milliarden Euro für Öl- und Gaslieferungen aus Russland bezahlt, betonte Schulze. Sie warb für eine Solarpflicht auf allen Neubauten, Soldardächer auf Schulen und Rathäusern sowie einen Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs. Bei der Transformation der Energieversorgung dürfe das Soziale nicht vergessen werden, da die Folgen der Klimakrise schon heute Menschen mit geringerem Einkommen mehr belasteten als andere.

Die Fraktionsvorsitzende stellte sich hinter die Sanktionen gegen Russland nach dessen Angriff auf die Ukraine. Auch Waffenlieferungen seien richtig, "um denen zu helfen, die in der Ukraine um ihr Land und ihr demokratisches System kämpfen". Für die Situation in dem Land sei alleine Wladimir Putin verantwortlich, der einen "bestialischen Krieg" führe und dessen Angriff auf die Ukraine völkerrechtswidrig sei.

Evangelische Kirche bietet fast 400 Plätze für Kriegsflüchtlinge an

Freitag, 11. März 2022, 15.45 Uhr: Bis zu 400 Plätze für Flüchtlinge aus der Ukraine will die Protestantische Alumneumsstiftung in Regensburg für deren Unterbringung zur Verfügung stellen. Der Stiftung gehört ein Studierendenwohnheim, das derzeit wegen eines geplanten Neubaus entmietet wird. Bis Ende März sollen sämtliche Studierenden ausgezogen sein, sagte Stiftungsdirektor Andreas Marmor dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Freitag. Ab 1. April könnten die Kriegsflüchtlinge einziehen. Damit wäre die evangelische Kirche Regensburg eine der großen Säulen der Flüchtlingsunterbringung in der Stadt.

Die Stiftung werde den Abriss des in die Jahre gekommenen Melanchthonheimes im Stadtwesten bis Ende des Jahres hinauszögern, sofern dies nicht den Verträgen und Neubauplänen entgegenstünde, erläuterte der Stiftungsdirektor. Bis Ende des Jahres könnten demzufolge zunächst die ehemaligen Studierendenzimmer und später auch die Appartements als Wohnraum für Schutzsuchende aus der Ukraine zur Verfügung stehen.

Unterdessen kündigte die Regensburger Oberbürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer (SPD) an, eine Turnhalle und ein großes Hotel für die Unterbringung frei zu machen, "um das Ankerzentrum zu entlasten", sagte die Oberbürgermeisterin laut einem Medienbericht. Die Kapazitätsgrenzen seien erreicht. Etwa 500 Schutzsuchende aus der Ukraine sind laut Regierung der Oberpfalz aktuell im Anker-Zentrum Oberpfalz mit seinen drei Dependancen in Regensburg untergebracht.

SPD fordert schnelle Integration von ukrainischen Kindern in Schulen

Freitag, 11. März 2022, 13.30 Uhr: Die SPD-Landtagsfraktion fordert die bayerische Staatsregierung in einem Dringlichkeitsantrag auf, Schulen und Lehrkräfte auf geflüchtete Kinder aus der Ukraine vorzubereiten. Es sei wichtig, diesen Kindern und Jugendlichen schnellstmöglich zu helfen", sagte die bildungspolitische Sprecherin Simone Strohmayr am Freitag. Mehr als zwei Millionen Menschen seien schon aus der Ukraine geflohen, meist Frauen und Kinder. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sprach Mitte der Woche von 100.000 Geflüchteten, die in den kommenden Wochen in Bayern erwartet werden.

Die Verteilung auf die Schulen in Landkreisen und kreisfreien Städten müsse gezielt koordiniert werden, sagte Strohmayr weiter. Außerdem müssten sich alle Schularten an der Beschulung der jungen Menschen beteiligen. "Die Kinder und Jugendlichen müssen die Möglichkeit bekommen, schnell Deutsch zu lernen." Mithilfe von Clearingstellen könnte der Leistungsstand der jungen Geflüchteten abgefragt und eine Bildungsberatung angeboten werden. Die Schulen dürften hier nach zwei Jahren der coronabedingten Herausforderungen und Personalnot nicht alleingelassen werden.

"Lehrkräfte von den Wartelisten müssen jetzt unverzüglich eingestellt werden und auch Lehrkräfte mit ukrainischen Sprachkenntnissen sind jetzt immens wichtig", sagte die bildungspolitische Sprecherin Margit Wild. Man dürfte aber nicht vergessen, dass die geflüchteten Kinder in den vergangenen Wochen Traumatisches erlebt hätten. Daher brauche es Menschen mit psychologischen und therapeutischen Qualifikationen.

Caritas "Die meisten sind verzweifelt, hungrig und erschöpft und wissen überhaupt nicht, wohin in ihrer Not"

Freitag, 11. März 2022, 8.30 Uhr: Mehr staatliche Unterkünfte für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine hat der Caritasverband für München und Oberbayern gefordert. Caritas-Vorständin Gabriele Stark-Angermeier warnte vor untragbaren Zuständen am Münchner Hauptbahnhof und verlangte unbürokratische, schnelle Lösungen für die Unterbringung der ukrainischen Geflüchteten, die inzwischen in immer größerer Anzahl ankommen würden. "Wir brauchen für unsere unbürokratischen Direkthilfen dringend mehr Unterstützung aus der Politik", sagte Stark-Angermeier.

Auch die gesundheitliche Versorgung, etwa mit Corona-Testzentren und Quarantäne-Stationen für Corona-erkrankte Ukrainer und Ukrainerinnen müssten schnellstens aufgebaut werden, erklärte die Caritas-Vorständin. Innerhalb von 24 Stunden seien zuletzt 1.200 Geflüchtete am Info-Point der Caritas versorgt worden. Die nachgelagerte Logistik müsse aber dringend besser aufgestellt werden, damit die ankommenden Kriegsflüchtlinge gut weiter verteilt und betreut werden könnten. 2.000 zusätzliche Bettenplätze und die Transportmöglichkeiten wie Shuttlebusse für die Menschen würden gebraucht. Stark-Angermeier schlug vor, Messehallen anzumieten und den Katastrophenschutz einzuschalten.

Die Schlafplätze und Ruheräume rund um den Hauptbahnhof wie das Feldbettenlager der Bahnhofsmission, das Luisengymnasium mit 250 Betten oder die L‘Osteria mit 100 Feldbetten seien überbelegt. Der ganze Bahnhof sei voller Flüchtlinge, vor allem Frauen und Kinder, so Stark-Angermeier. "Die meisten sind verzweifelt, hungrig und erschöpft und wissen überhaupt nicht, wohin in ihrer Not."

Unterdessen erklärte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU), dass der bereits wegen der Pandemie bestehende Katastrophenfall auf die Bewältigung der Flüchtlingsströme aus der Ukraine in Bayern ausgedehnt werde. Die Möglichkeiten des Katastrophenschutzgesetzes müssten weiter genutzt werden, so Herrmann in einer Mitteilung seines Ministeriums. Er gehe davon aus, dass mit dem Fortgang des Kriegs in der Ukraine auch die Fluchtbewegungen Richtung Deutschland weiter zunehmen werden und auch Bayern mit einer Vielzahl von Flüchtlingen und deren Aufnahme rechnen müsse.

Katholische Bischöfe veröffentlichen Erklärung zum Ukraine-Krieg

Donnerstag, 10. März 2022, 15.32 Uhr: Die katholischen Bischöfe in Deutschland haben eine politische "Haltung der Entschlossenheit" im Ukraine-Krieg und Hilfe für die Opfer gefordert. In einer am Donnerstag veröffentlichten Erklärung der katholischen Deutschen Bischofskonferenz heißt es, mit dem Ukraine-Krieg sei die regelbasierte Ordnung in Europa aufgekündigt und Europa damit auf den Weg in eine ungewisse Zukunft geschickt worden.

"Alle spüren: Die Invasion in die Ukraine ist auch ein Angriff auf Europa und seine Werte", heißt es in dem vierseitigen Text, der zum Abschluss der Frühjahrsvollversammlung der Bischöfe im oberfränkischen Vierzehnheiligen veröffentlicht wurde. Europa tue gut daran, sich auf eine lange und schwierige Auseinandersetzung einzustellen. "Eine Haltung der Entschlossenheit und der Eindeutigkeit, jenseits von Hysterie und von taktischem Lavieren, ist nötig, um diese Herausforderung zu bestehen."

Die Bischöfe wendeten sich zudem gegen die Versuche des russisch-orthodoxen Moskauer Patriarchen Kyrill, den russischen Einmarsch zu verteidigen. "Alle wahre Religion lehnt den Krieg ab. Er ist eine Niederlage der Humanität", heißt es in der Erklärung, die der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Georg Bätzing, während einer Pressekonferenz verlas.

Zur Frage der Waffenlieferungen mahnen die Bischöfe bei den politischen Entscheidungsträgern an, präzise zu bedenken, was sie damit aus- und möglicherweise anrichten. Rüstungslieferungen an die Ukraine, die dazu dienten, dass das angegriffene Land sein völkerrechtlich verbrieftes und auch von der kirchlichen Friedensethik bejahte Recht auf Selbstverteidigung wahrnehmen könne, halten die Bischöfe für "grundsätzlich legitim".

Diakoneo bringt erste Geflüchtete aus Ukraine unter

Donnerstag, 10. März 2022, 14.41 Uhr: Auch Diakoneo engagiert sich als größtes diakonisches Sozialunternehmen in Süddeutschland bei der Hilfe für die Menschen aus der Ukraine. Vergangenes Wochenende seien mehr als 30 Geflüchtete - fast ausschließlich Frauen und Kinder - in Neuendettelsau bei Diakoneo untergebracht und versorgt worden, teilte das Sozialunternehmen am Donnerstag mit. Aktuell werde unternehmensweit geprüft, ob und wie weiterer Wohnraum zur Verfügung gestellt werden kann. Alle Einrichtungen versuchten außerdem, mit Spendenaufrufen oder anderen Aktionen zu helfen.

Das Diakoneo Diak Klinikum Schwäbisch Hall habe beispielsweise medizinisches Material für einen Hilfsgütertransport der Stadt organisiert. Derzeit versuche das Klinikum, medizinische Geräte zu beschaffen, die in einem ukrainischen Krankenhaus benötigt werden. Auch in der Stadt Schwabach wird geholfen. Dort übernimmt die Großküche der Klinik Schwabach ab sofort die Verpflegung einer städtischen Flüchtlingsunterkunft. In Bamberg hilft das Internationale Studentenwohnheim Collegium Oecumenicum dem Verein "Bamberg:UK" mit gesammelten Sachspenden, hieß es weiter.

Der Diakoneo-Vorstandsvorsitzende Mathias Hartmann sagte laut der Mitteilung, die Bilder aus einem Kriegsgebiet mitten in Europa machten sprachlos: "Krieg bedeutet Leid, Tod und Zerstörung. Das ist nicht abstrakt und weit weg, sondern bei Diakoneo zum Greifen nah." 1.500 Kilometer entfernt stürben Menschen, stünden Häuser in Flammen und machten sich Flüchtlinge auf den Weg. Weitere Hilfen befänden sich in Planung. "Dass Diakoneo so schnell umfangreich helfen kann, liegt vor allem an der großen Bereitschaft der Mitarbeitenden", erläuterte Hartmann.

EKD-Friedensbeauftragter: Weiter für den Frieden auf die Straße gehen

Donnerstag, 10. März 2022, 12.26 Uhr: Die zahlreichen Demonstrationen und Kundgebungen gegen den Krieg in der Ukraine sind für den Friedensbeauftragten des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Friedrich Kramer, ein deutliches Zeichen für den Wunsch nach Frieden in der Welt.

"Es ist wichtig, dass so viele Menschen für den Frieden auf die Straße gehen und zeigen, dass sie keinen Krieg wollen"

Er rufe daher dazu auf, am kommenden Sonntag, 13. März, ab 12 Uhr wieder zu vielen Friedenskundgebungen in mehreren deutschen Städten zu gehen, so in Berlin, Frankfurt/Main, Stuttgart und Leipzig, zu denen auch die Evangelische Kirche in Deutschland mit aufrufe. "Ich hoffe, dass auch dabei wieder viele Menschen auf die Straße gehen", betont der EKD-Friedensbeauftragte.

Landesbischof Friedrich Kramer:

"Mit diesen Kundgebungen wollen wir eintreten für ein Europa des Friedens, der Solidarität und der Abrüstung."

Wichtig für ihn ist aber auch, dass ebenso wie in Deutschland auch in Russland Menschen auf die Straßen gehen und damit zeigen, dass sie keinen Krieg wollen. "Und das, obwohl die Zivilgesellschaft in Russland vielen Repressalien ausgesetzt ist und es sehr viel Mut erfordert, in Russland gegen den Krieg in der Ukraine zu protestieren", betont der EKD-Friedensbeauftragte. Aber die Aktionen der russischen Friedensbewegung würden auch eins deutlich machen:

"Wladimir Putin ist nicht Russland, und die russische Zivilgesellschaft will auch den Frieden. Und darum fühlen wir uns solidarisch verbunden mit den Menschen, die in Moskau, in Sankt Petersburg und in vielen russischen Städten für den Frieden demonstrieren und für den Frieden eintreten." 

Caritas warnt vor untragbaren Zuständen am Münchner Hauptbahnhof

Donnerstag, 10. März 2022, 10.47 Uhr: Mehr staatliche Unterkünfte für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine hat am Mittwoch der Caritasverband für München und Oberbayern gefordert. Caritas-Vorständin Gabriele Stark-Angermeier warnte laut Mitteilung vor untragbaren Zuständen am Münchner Hauptbahnhof und verlangte unbürokratische, schnelle Lösungen für die Unterbringung der ukrainischen Geflüchteten, die inzwischen in immer größerer Anzahl ankommen würden.

"Wir brauchen für unsere unbürokratischen Direkthilfen dringend mehr Unterstützung aus der Politik."

Auch die gesundheitliche Versorgung, etwa mit Corona-Testzentren und Quarantäne-Stationen für Corona-erkrankte Ukrainer und Ukrainerinnen müssten schnellstens aufgebaut werden, erklärte die Caritas-Vorständin. Innerhalb von 24 Stunden seien zuletzt 1.200 Geflüchtete am Info-Point der Caritas versorgt worden. Die nachgelagerte Logistik müsse aber dringend besser aufgestellt werden, damit die ankommenden Kriegsflüchtlinge gut weiter verteilt und betreut werden könnten. 2.000 zusätzliche Bettenplätze und die Transportmöglichkeiten wie Shuttlebusse für die Menschen würden gebraucht. Stark-Angermeier schlug vor, Messehallen anzumieten und den Katastrophenschutz einzuschalten.

Die Schlafplätze und Ruheräume rund um den Hauptbahnhof wie das Feldbettenlager der Bahnhofsmission, das Luisengymnasium mit 250 Betten oder die L‘Osteria mit 100 Feldbetten seien überbelegt. Der ganze Bahnhof sei voller Flüchtlinge, vor allem Frauen und Kinder, so Stark-Angermeier. "Die meisten sind verzweifelt, hungrig und erschöpft und wissen überhaupt nicht, wohin in ihrer Not."

Unterdessen erklärte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU), dass der bereits wegen der Pandemie bestehende Katastrophenfall auf die Bewältigung der Flüchtlingsströme aus der Ukraine in Bayern ausgedehnt werde. Die Möglichkeiten des Katastrophenschutzgesetzes müssten weiter genutzt werden, so Herrmann in einer Mitteilung seines Ministeriums. Er gehe davon aus, dass mit dem Fortgang des Kriegs in der Ukraine auch die Fluchtbewegungen Richtung Deutschland weiter zunehmen werden und auch Bayern mit einer Vielzahl von Flüchtlingen und deren Aufnahme rechnen müsse.

Diakonie fordert Ausbau von Migrationsberatung

Mittwoch, 9. März 2022, 13.51 Uhr: Den sofortigen Ausbau von Sprachkursen, Migrationsberatung und psychotherapeutischen Angeboten hat die Diakonie München und Oberbayern angesichts steigender Flüchtlingszahlen aus der Ukraine gefordert. "Die Menschen brauchen sofort Hilfe und Beratung, aber unsere Stellen sind komplett ausgelastet", sagte die sozialpolitische Vorständin Andrea Betz bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Der Freistaat müsse den Personalschlüssel in der Migrationsberatung anheben und eine hundertprozentige Finanzierung der Personal- und Sachkosten garantieren. "Die Träger können auf Dauer nicht mehr 20 Prozent der Kosten stemmen", sagte Betz.

Neben der Akuthilfe müsse man außerdem bereits jetzt langfristige Themen wie Bildung und Arbeit in den Blick nehmen. "Da kommt gesellschaftlich eine ganz große Integrationsaufgabe auf uns zu", sagte Betz. Bislang gebe es zum Beispiel noch keine Auskunft darüber, ab wann geflüchtete Kinder Kitas und Schulen besuchen könnten.

Die Diakonie-Vorständin mahnt gleichzeitig einen achtsamen Umgang mit allen Beteiligten an. "Anders als 2015 steckt uns die Coronapandemie noch in den Knochen, die Kräfte vieler Menschen sind erschöpft", sagte Betz. Gute Koordination der Hilfe sei jetzt nötig, "denn wir müssen noch ganz lange durchhalten".

Solidarität mit der Ukraine: Friedensdemo in Straubing

Mittwoch, 9. März 2022, 12.46 Uhr: Das Bündnis für Menschenrecht und Vielfalt "Wir sind bunt" in Straubing hat für diesen Freitag (11. März) zu einer Friedensdemonstration aufgerufen. Die Veranstalter wollen damit ein Zeichen gegen den Krieg von Russlands Präsident Wladimir Putin und für Solidarität mit der Ukraine setzen, teilte Ruhestandspfarrer Hasso von Winning mit, der Sprecher des Bündnisses ist. Bisher hätten sich 14 Vereine, Verbände und Parteien dem Aufruf angeschlossen. Die Teilnehmenden werden gebeten, eine Kerze mitzubringen. Die Friedensdemonstration beginnt um 19 Uhr auf dem Straubinger Stadtplatz.

Flüchtende Frauen aus der Ukraine: Warnungen vor Menschenhandel

Mittwoch, 9. März 2022, 10.45 Uhr: Angesichts der großen Zahl schutzsuchender Frauen aus der Ukraine werden Warnungen vor Ausbeutung und Zwangsprostitution laut. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) zeigte sich besorgt, dass die Not geflüchteter Frauen ausgenutzt werden könnte. Es müsse genau geschaut werden, dass nicht jemand privat eine Unterkunft zur Verfügung stellt, um auf diese Weise eine Frau unter seine Gewalt zu bringen, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Autorin und Aktivistin Huschke Mau sieht eine Gefahr für geflüchtete Frauen, von Zuhältern an der Grenze für die Prostitution angeworben zu werden.

Hermann mahnte zu Wachsamkeit. Die Polizei sei für das Thema sensibilisiert. Aktuell seien ihm in Bayern aber noch keine Fälle bekannt. Zugleich warnte Herrmann davor, ehrenamtliche Helfer unter Generalverdacht zu stellen. Dafür gebe es keinen Anlass. Der Großteil wolle den Geflüchteten einfach nur helfen.

Mau erklärte, es gebe viele junge Rumäninnen und Bulgarinnen in den deutschen Bordellen. Auch Ukrainerinnen würden bald dort sein. Deutschland sei das Zielland für den Menschenhandel, sagte sie dem epd. "Wir dürfen nicht länger das Land sein, das dafür bekannt ist, die Notlage von Frauen auszunutzen. Das muss uns endlich peinlich werden", forderte die Autorin des jüngst erschienenen Buchs "Entmenschlicht. Warum wir Prostitution abschaffen müssen".

Auch die Fachberatungsstelle "Jadwiga", die Opfern von Menschenhandel und Zwangsprostitution hilft, zeigte sich angesichts der aktuellen Situation besorgt. Anders als 2015 kämen derzeit vorwiegend Frauen mit Kindern in Deutschland an. Um sie vor einer möglichen Ausbeutung zu warnen, werde man in den nächsten Tagen an Bahnhöfen, in Beratungsstellen und in Unterkünften einen Flyer auf Ukrainisch, Englisch und Deutsch verbreiten, sagte Jadwiga-Leiterin Monika Cissek-Evans dem epd:

"Die Frauen müssen auf ihren Pass und ihr Telefon aufpassen, Namen und Adresse von Gastgebern notieren und auch Frauen nicht blind vertrauen - Menschenhändler sind nicht nur Männer."

Cissek-Evans forderte auch, dass zum Schutz der Frauen bei der Vermittlung von Privatunterkünften eine Registrierung von Gastgeber und Gast erfolgen müsse. In staatlichen Unterkünften müsse alleinreisenden Frauen ebenfalls mehr Schutz geboten werden, beispielsweise durch separate Räume.

Dachauer Versöhnungskirche in Sorge um ukrainische KZ-Überlebende

Dienstag, 8. März 2022, 15.04 Uhr: Das Team der Evangelischen Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau sorgt sich um Familien von Überlebenden des Konzentrationslagers Dachau und von ehemaligen und aktuellen Freiwilligen aus der Ukraine. Man werde deshalb in einem Gottesdienst am Sonntag, 20. März (11 Uhr) an fünf ehemalige Häftlinge des Konzentrationslagers Dachau aus der Ukraine erinnern, teilte der Pfarrer der Versöhnungskirche, Björn Mensing, am Dienstag mit. Man werde auch namentlich an jungen Ukrainerinnen denken, die zwischen 2005 und 2007 diese Dachau-Überlebenden interviewt und für das Projekt "Gedächtnisbuch für die Häftlinge des KZ Dachau" porträtiert hätten.

Bei den Porträtierten handle es sich um Wassyl P. Bondar (geboren 1926), Mussij D. Halajko (geboren 1925), Fjodor W. Sachartschuk (geboren 1925), Pjotr S. Kudin (1924-2018) und Kusma P. Katschmar (1917-2007). Ob Bondar, Halajko und Sachartschuk noch lebten, wisse man nicht, so Mensing. Vasyl Volodko (97), ein weiterer beim Projekt interviewter Dachau-Überlebender sei aktuell in der umkämpften Region Kiew in Lebensgefahr, so Mensing.

Unterstützt von Renovabis, dem katholischen Osteuropa-Hilfswerk, und in Kooperation mit ukrainischen Partnerinnen, sei in den Jahren 2005 bis 2007 das Ukraine-Projekt des Gedächtnisbuches realisiert worden, heißt es in der Mitteilung. An unterschiedlichen Orten in der Ukraine interviewten sieben Arbeitsgruppen Überlebende des Konzentrationslagers Dachau und dokumentierten deren Biographien. Im Gesprächsraum der Versöhnungskirche können die Gedächtnisblätter für die ukrainischen Dachau-Überlebenden analog und digital eingesehen werden.

Bayerns Schulen und Kitas bereiten sich auf Geflüchtete vor

Dienstag, 8. März 2022, 13.35 Uhr: Bayerns Schulen bereiten sich laut Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) auf die Aufnahme von geflüchteten Kindern und Jugendlichen vor. Sie sollten möglichst schnell Angebote erhalten, am Unterricht teilnehmen zu können, sagte der Minister nach einer Sitzung des Kabinetts am Dienstag. Auch wenn es eine große Herausforderung werde, sei die Bereitschaft aller bayerischen Schulen hoch, die jungen Menschen aus dem Kriegsgebiet dabei zu unterstützen, hier gut Fuß zu fassen.

Bayern wolle allen ermöglichen, in die Schule zu gehen, noch vor den gesetzlichen Fristen, sagte Piazolo. Wer sich über das Ankerzentrum registriert, für den gilt eine Schulpflicht erst nach drei Monaten. Darauf wolle man aber nicht warten: "Diejenigen, die jetzt schon in die Schulen wollen, sollen das auch dürfen", so der Minister.

Im Gegensatz zur Flüchtlingskrise 2015 gebe es unter den Flüchtlingen dieses Mal viel mehr junge Frauen mit Kindern. Insofern erwarteten die Schulen "hohe Zahlen", sagte Piazolo. Aber es seien aktuell alles Spekulationen, "wir wissen einfach zu vieles noch nicht". Es sei auch noch nicht klar, wie gut etwa die Deutschkenntnisse der Angekommenen seien.

Fest stehe, dass Integration nur gelingen könne, wenn man über gute Deutschkenntnisse verfügt und sich in einem entsprechenden Umfeld bewege. Eine "ortsnahe Beschulung" und das Lehren der Sprache seien daher ganz zentral. Dazu gebe es bereits Angebote wie den Vorkurs Deutsch, Deutschklassen oder Deutsch-Plus-Angebote. Mit den bestehenden Kapazitäten werde man aber wohl nicht auskommen, schätzte Piazolo. Er gehe davon aus, dass es neue Klassen, neue Lehrkräfte und neue Strukturen brauchen werde.

Ähnlich sehe es für den Bereich der Kindertagesstätten aus, ergänzte Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU). Man sei mit den Trägern im Gespräch über die Organisation von Kitaplätzen für Geflüchtete. Die wichtigste Herausforderung hier sei ebenfalls, die Sprachbarriere zu überwinden.

Behindertenbeauftragte sorgen sich um Flüchtende mit Behinderungen

Dienstag, 8. März 2022, 12.28 Uhr: Die Behindertenbeauftragten von Bund und Ländern rufen dazu auf, die besonderen Belange von Geflüchteten mit Behinderungen in den Blick zu nehmen. Sie litten häufig doppelt und könnten sich oft selbst kaum helfen, mahnte der Beauftragte der bayerischen Staatsregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung, Holger Kiesel, laut Mitteilung vom Dienstag. Bei ihrer Unterbringung und Versorgung müsse daher besonders darauf geachtet werden, dass sie schnell die jeweils für sie wichtigen Hilfsmittel erhielten und bedarfsgerecht untergebracht würden - möglichst außerhalb von Sammelunterkünften.

Bayern stellt sich auf mehr als 100.000 Geflüchtete ein

Dienstag, 8. März 2022, 09.24 Uhr: Der Freistaat hat die Zahl der erwarteten Flüchtlinge aus der Ukraine erneut nach oben korrigiert. Bayern müsse sich auf mehr als 100.000 Menschen aus dem Kriegsgebiet einstellen, sagte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Montag den Radiosender Bayern 2. Mit den Landräten und Oberbürgermeistern sei vereinbart worden, rasch für Not-Unterkünfte zu sorgen. "Wir werden alle Möglichkeiten nutzen", sagte der Minister. Bayern werde den Kommunen die Kosten für die Geflüchteten voll erstatten, sagte Herrmann zu. Er erwarte aber auch vom Bund eine Beteiligung.

Nach Zahlen vom Montagabend sind laut Landes- und Bundespolizei inzwischen rund 16.000 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine, darunter vor allem Frauen und Kinder, in Bayern angekommen. Der Freistaat gehört laut bayerischem Innenministerium nach Berlin und Brandenburg zu den Hauptzugangsländern der Geflüchteten.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Innenminister Herrmann wollen sich laut Mitteilung bei einem Besuch im Münchner Ankunftszentrum am Dienstagnachmittag über die Lage vor Ort informieren.

Ukraine-Krieg: Jugendliche setzen auf klassische Medien und Eltern

Dienstag, 8. März 2022, 08.57 Uhr: Um sich über den Krieg in der Ukraine zu informieren, setzen Jugendliche auf ihre Eltern und traditionelle Medien. Soziale Medien spielten eine deutlich geringere Rolle, als angesichts der hohen Nutzungsdauer zu erwarten wäre, teilte das Internationale Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen (IZI) beim Bayerischen Rundfunk (BR) am Montag mit. Das IZI hatte zum Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine 206 Jugendliche zwischen 13 und 17 Jahren zu ihrem Informationsverhalten, ihrem Wissen, ihren Emotionen und ihrem Informationsbedarf hinsichtlich des Krieges befragt. Eine Woche später gab es eine zweite Befragung.

Bei der ersten Befragung hätten acht von zehn Jugendlichen angegeben, dass sie sich bei den Eltern, im Fernsehen und den Internetseiten großer Tageszeitungen informierten. Bei der Zweitbefragung seien dann die Eltern mit Abstand die wichtigste Informationsquelle gewesen. Bei den Medien lägen abermals Fernsehen, Internet und Nachrichtensendungen wie Tagesschau, ZDFheute und RTL aktuell vorn. Danach folgen die Internetangebote großer Tageszeitungen. "In Sachen Information vertrauen Jugendliche in Krisen vermutlich den traditionellen und bekannten Medienangeboten stärker als sozialen Medien", so das Fazit der Studienmacher.

Neun von zehn Jugendlichen hätten Angst und seien besorgt über die aktuelle Situation, teilte das IZI weiter mit. Am häufigsten hätten die Befragten Angst, dass "andere Länder angegriffen werden und Putin die Ukraine nicht ausreicht", wie es eine 14-Jährige formulierte. Eine 13-Jährige gab wie viele andere auch an, dass sich die Situation zu einem Weltkrieg ausweiten könnte, wenn "Russland Polen angreift und die Nato in den Krieg eingreift". Auch Atomwaffen machten laut der Umfrage Angst. Auslöser für die Ängste seien Bilder von zerstörten und zerbombten Häusern, von flüchtenden Menschen sowie von Toten und weinenden Kindern.

Die Jugendlichen wollten die Hintergründe des Krieges verstehen und die Auswirkungen für Deutschland, fanden die Studienmacher heraus. "Hierfür braucht es neben qualitativ hochwertigen medialen Inhalten auch pädagogisch geleitete Räume, in denen sich Jugendliche mit ihrem Wissen, ihren Gedanken und Sorgen auseinandersetzen können", sagte die Medienpädagogin und Studienleiterin Maya Götz.

Keine weiteren Schulen als Flüchtlingsunterkünfte geplant

Dienstag, 8. März 2022, 06.13 Uhr: Das Münchner Luisengymnasium, das in dieser Woche für die Unterbringung von ukrainischen Geflüchteten geräumt wurde, bleibt wohl eine Ausnahme. Es werde derzeit keine weitere Schule als Flüchtlingsunterkunft genutzt, teilte ein Sprecher der Stadt München auf Anfrage mit. Für die Notschlafplätze ab kommender Wochen würden aktuell andere Lösungen erarbeitet.

Am Wochenende war bekanntgeworden, dass die Schülerinnen und Schüler des städtischen Luisengymnasiums in der Nähe des Hauptbahnhofs für eine Woche in den Distanzunterricht geschickt werden, um Platz für Geflüchtete aus der Ukraine zu schaffen. In München wird derzeit händeringend nach Unterkünften gesucht. Seit Freitag wurden laut Innenministerium rund 10.000 Geflüchtete aus der Ukraine in Bayern registriert, ein Großteil davon in München.

Die Stadt München habe kurzfristige Notschlafplätze in der Nähe des Hauptbahnhofs schaffen müssen, wo spät abends ankommende Geflüchtete übernachten könnten. In der Turnhalle des Luisengymnasiums seien daher Notschlafplätze hergerichtet worden, inzwischen seien auch Klassenzimmer mit Feldbetten ausgestattet worden, sagte der Stadt-Sprecher weiter. Die Maßnahme gelte für maximal eine Woche.

Ab dem 14. März soll dann wieder regulär Unterricht stattfinden. Generell gebe es viel Zustimmung aus der Schulfamilie. Aber es gebe auch die "verständliche Sorge einzelner Eltern, dass die Schülerinnen und Schüler durch diese Maßnahme wieder aus dem Rhythmus gerissen werden", sagte der Stadt-Sprecher mit Blick auf die Erfahrungen des Homeschoolings in Corona-Zeiten. Bei Bedarf gebe es aber Notbetreuung für Kinder.

Laut Schulleitung laufe der Distanzunterricht unkompliziert, sagte der Stadt-Sprecher weiter. Der Elternbeirat unterstützte die Schulfamilie bei allen nötigen Aktionen. Die Schulleitung selbst wollte sich auf epd-Anfrage nicht äußern und verwies auf die Stadt München. Das Luisengymnasium war bereits 2015, als zeitweise Zehntausende Flüchtlinge pro Tag in München ankamen, als Notunterkunft genutzt worden - allerdings während der Ferien.

Inklusionshotel in Regensburg nimmt Kriegsflüchtlinge auf

Montag, 7. März 2022, 17.32 Uhr:Das von den Johannitern in Regensburg betriebene Inklusionshotel hat 66 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen. Gegen Sonntagmittag seien im Rahmen einer von der Regensburger Hilfsorganisation Space-Eye organisierten Aktion zwei Busse mit Geflüchteten angekommen, teilten die Johanniter am Montag mit. Das Hotel wurde im vergangenen Jahr als erstes Inklusionshotel der Stadt neu eröffnet.

Ein Großteil sei aktuell noch im Hotel untergebracht, ein kleinerer Teil sei bereits am Montag zu anderen Zielen in Europa weitergereist, sagte die Hotelleitung. Für die aktuell noch untergebrachten Flüchtlinge stehe "die Klärung weiterer Schritte an", sagte Johanniter-Vorstand Martin Steinkirchner. Die Johanniter hatten bereits im Jahr 2015 zusammen mit der Stadt Regensburg eine Flüchtlings-Erstaufnahmeeinrichtung in einer Schulturnhalle sowie anschließend im Michl-Stift organisiert und später betrieben.

DBK-Vorsitzender Bätzing: Ukraine-Krieg erschüttert die Welt

Montag, 7. März 2022, 15.17 Uhr: Die Vollversammlung der katholischen Deutschen Bischofskonferenz (DBK) steht ganz unter den Eindrücken des Krieges in der Ukraine. Die Menschen in Deutschland, Europa und der Welt seien erschüttert und zutiefst besorgt, sagte der Limburger Bischof und DBK-Vorsitzende Georg Bätzing, am Montag in seinem Statement zum Auftakt der Vollbersammlung in Vierzehnheiligen im oberfränkischen Bad Staffelstein.

Die DBK-Vollversammlung will zum Abschluss ihres Treffens am Donnerstag (10. März) eine "Entschließung" auf den Weg bringen, um ein "deutliches Statement" gegen den Ukraine-Krieg zu setzen. Bätzing sprach von einem völkerrechtswidrigen Angriff Russlands auf die Ukraine, den die Welt nicht einfach auf sich beruhen lassen könne.

Weitere Schwerpunktthemen der Sitzung seien der Synodale Weg und sexueller Missbrauch, sagte Bätzing. Das Münchner Missbrauchsgutachten, das Mitte Januar veröffentlicht wurde und Hinweise auf mindestens 497 Betroffene und 235 Täter lieferte, habe es "unerträglich gemacht" für viele Christen, in ihrer Kirche zu bleiben. Bätzing sagte, dass die Kirche Veränderung zeigen müsse, damit die Menschen wieder Vertrauen fassen könnten. Eine Frage sei auch, wie man sexuellen Missbrauch in der Kirche verhindere.

Er sei dankbar, dass auch der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki "wieder bei uns sein wird", sagte Bätzing weiter. Es sei sehr dringlich, dass Woelki "deutliche Zeichen" setze, wie er über den Dialog hinaus Veränderungen bewirken will. Die Situation im Erzbistum Köln sei "hoch angespannt". Woelki habe bei der Vollversammlung die Gelegenheit, sich zu seiner Situation zu äußern, sagte Bätzing. Woelki hat nach einer mehrmonatigen "geistlichen Auszeit" seinen Dienst in Köln Anfang März wieder angetreten, inzwischen aber auch Papst Franziskus seinen Rücktritt angeboten. Er hoffe sehr, dass es ein neues Miteinander zwischen Gläubigen und Kardinal geben werde, sagte Bätzing.

Woelki wird vorgeworfen, dass er ein Ende 2018 in Auftrag gegebenes unabhängiges Rechtsgutachten zu sexualisierter Gewalt im Erzbistum monatelang wegen angeblicher methodischer Mängel unter Verschluss hielt und stattdessen ein neues Gutachten in Auftrag gab. Eine persönliche Pflichtverletzung wurde ihm nicht nachgewiesen. Dennoch gilt das Verhältnis zwischen den Kölner Katholiken und dem Kardinal als zerrüttet.

Herrmann fordert gerechte Verteilung der Geflüchteten

Montag, 7. März 2022, 13.52 Uhr: Seit Freitag sind in Bayern nach Angaben des Innenministeriums 10.000 Geflüchtete aus der Ukraine registriert worden. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) forderte von der Bundesregierung ein Konzept, wie die Kriegsflüchtlinge geordnet und gerecht in Deutschland erteilt werden, sagte er laut Mitteilung seines Ministeriums am Montag. Er plädiere für eine Verteilung nach dem sogenannten "Königsteiner Schlüssel": Der Anteil, den ein Land danach tragen muss, richtet sich zu zwei Dritteln nach dem Steueraufkommen und zu einem Drittel nach der Bevölkerungszahl.

Der bayerische Innenminister geht davon aus, dass Bayern dann seinen Anteil von knapp 16 Prozent ohnehin bereits erfülle. Aufgrund der Nähe zu Tschechien und Österreich hat der Freistaat einen erheblichen Erstzugang von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine zu verzeichnen.

Berlin schickt Geflüchtete nicht nach Bayern

Montag, 7. März 2022, 11.32 Uhr: Berlin leitet aktuell keine Geflüchteten aus der Ukraine nach Bayern weiter. In der Hauptstadt kämen aktuell viele Menschen aus der Ukraine an, alleine am Samstag seien rund 11.000 Menschen mit Bus und Bahn gekommen, sagte der Sprecher der Berliner Senatssozialverwaltung, Stefan Strauß, am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Seit dem Wochenende würden sie vom Berliner Hauptbahnhof aus auch mit Bussen in die anderen Bundesländer verteilt - außer nach Bayern und Hamburg.

Die beiden Bundesländer seien ausgenommen, weil auch dort bereits sehr viele Geflüchtete eigenständig angekommen seien. Nach Angaben der Länder kamen in Hamburg bis Sonntag 1.084 Personen an, in Bayern waren es bis Samstag mehr als 5.000 Menschen.

Gesundheitswissenschaftler in Europa beobachten Lage in Ukraine

Montag, 7. März 2022, 11.07 Uhr: Gesundheitswissenschaftler aus ganz Europa verurteilen den Krieg gegen die Ukraine und richten eine sogenannte Task-Force zur Überwachung der gesundheitlichen Lage in dem Land ein. Man wolle Wissen und Ressourcen verbreiten, die für das Gesundheitspersonal vor Ort unter Kriegsbedingungen von Bedeutung sind, teilte die Universität Bielefeld am Montag mit. Auch die Ludwig-Maximilians-Universität München unterstützt die Stellungnahme.

Die Gesundheitswissenschaftler wollen für das Gesundheitspersonal im Konfliktgebiet Wissen unter anderem zu Katastrophenschutzmaßnahmen, zur Gesundheit von Flüchtlingen und zur Kontrolle der Covid-19-Pandemie zur Verfügung stellen. Überprüft werden sollten demnach auch die Kompetenzen "in Bezug auf nukleare Notsituationen" und wie die Gesundheit in solchen Fällen geschützt werden könne.

Die europäischen Gesundheits-Fakultäten wollen laut der Erklärung auch gefährdete Wissenschaftler und Studierende aufnehmen. Staaten, die über längere Zeit eine große Zahl von Flüchtlingen aufnehmen, stelle man umfangreiches Fachwissen zur Verfügung. Auch würden Menschenrechtsverletzungen mit negativen Folgen für die Gesundheit dokumentiert und öffentlich gemacht.

Die Wissenschaftler verurteilten die Militäraktion gegen die Ukraine "aufs Schärfste", heißt es in der Erklärung der Vereinigung der europäischen Gesundheits-Fakultäten. Sie erklären ihre Solidarität mit dem ukrainischen Volk sowie "mit den russischen Bürgerinnen und Bürgern, die die militärische Aggression ablehnen". Man sei zutiefst besorgt über die Auswirkungen des Krieges auf die Gesundheit und das Wohlergehen der ukrainischen Bevölkerung sowie auf die gesamte europäische und internationale Gemeinschaft.

Die Hochschulen erinnerten das angreifende Militär an seine Verpflichtungen gegenüber dem humanitären Recht der Vereinten Nationen. Danach müssten lebenswichtige Einrichtungen des Gesundheitswesens für die Bevölkerung ohne jegliche Gewalt oder Verzögerung zugänglich sein.

Einreisebestimmungen für Haustiere aus Ukraine gelockert

Montag, 7. März 2022, 10.33 Uhr: Die Einreisebestimmungen für Haustiere aus der Ukraine wurden nach Angaben des Tierschutzvereins München wegen des Krieges gelockert. Normalerweise sei es gar nicht so leicht, aus Drittländern mit Tieren in die EU einzureisen, sagte Tierschutzverein-Sprecherin Kristina Berchtold dem Evangelischen Pressedienst (epd). Man brauche diverse Gesundheitsdokumente, etwa über den Impfstatus des Tieres.

Um Flüchtenden die Einreise mit ihrem Tier zu ermöglichen, hätten die Nachbarländer der Ukraine und auch Deutschland ihre Bestimmungen diesbezüglich gelockert. "Man kommt jetzt auch ohne Antrag und ohne Impfdokumente mit seinem Tier ins Land", sagte Berchtold. Im Zielort sollten sich die Menschen dann aber ans örtliche Veterinäramt wenden, um abzuklären, ob eine Quarantäne, Impfung oder die Ausstellung eines EU-Tierpasses notwendig sei.

Weiter warb Berchtold für Tierfutterspenden. Es gebe in der Ukraine etliche Tierheime und Tierschützer, die darauf angewiesen seien. Der Tierschutzverein München sammle aktuell Trockenfutter, Nassfutter und Leckerli und werde sie über die ukrainisch-griechisch-katholischen Kirche in München ins Krisengebiet transportieren lassen.

Söder fordert Steuersenkung auf Kraftstoffe wegen Ukraine-Krieg

Montag, 7. März 2022, 10.14 Uhr: Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat angesichts der rasant steigenden Energiepreise ein Eingreifen des Bundes gefordert. Die Mehrwertsteuer auf Kraftstoffe müsse umgehen von derzeit 19 auf 7 Prozent gesenkt werden, sagte Söder am Montag vor einer virtuellen Sitzung des CSU-Parteivorstandes in München. Es sei schon "moralisch nicht vertretbar", dass der Staat an der Verteuerung der Kraftstoffe infolge des Ukraine-Krieges an der Mehrbelastung der Bürgerinnen und Bürger auch noch verdient, erläuterte der CSU-Vorsitzende weiter.

Der Ministerpräsident sagte, die Unionsparteien trügen sämtliche Sanktionen der Bundesregierung mit. Forderungen, den Bezug von russischem Öl und Gas völlig abzustellen, sehe er aber skeptisch. Er habe "emotional dafür Verständnis", ein solch überhasteter Stopp der Energielieferungen könne aber "sehr kalt und sehr teuer werden". Er forderte den Bund auf, ein Konzept zur Versorgungssicherheit vorzulegen. Zudem müsse die Devise "Erst mal nichts abschalten" für Kohle und Atom gelten, auch müssten die erneuerbaren Energien gestärkt werden, in Bayern vor allem die Wasserkraft.

Söder forderte außerdem, dass der Bund in der Flüchtlingsfrage koordinierend tätig werden müsse. Man könne "einzelne Länder nicht alleine lassen". Bayern sei zwar gut vorbereitet, aufgrund der zu erwartenden hohen Zahl würden aber vorübergehend auch Turnhallen als Ankunftszentren benötigt. Ohne finanzielle und koordinierende Unterstützung seitens des Bundes würden "Kommunen und Länder" das "nicht schaffen können".

Knobloch sieht in Putins Angriff Parallelen zu Zweitem Weltkrieg

Montag, 7. März 2022, 09.36 Uhr: Die frühere Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, sieht im russischen Angriff auf die Ukraine gefährliche Parallelen zur Geschichte des Zweiten Weltkriegs. "Was wir hier erleben, ist eine Tragödie - und wieder hat diese Tragödie ein einzelner Mann ausgelöst", sagte die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern der "Augsburger Allgemeinen" (Montag). "Das erinnert mich schon sehr an damals", sagte die 89-Jährige. "Es ist unglaublich. Ein Einzelner kann Welten verdrehen und Unglück über ganze Länder bringen."

Für sie seien die Ereignisse ungeheuerlich belastend, sagte die Holocaust-Überlebende. "Menschen, die zufrieden in ihrem Heimatland gelebt haben, fliehen ohne ihr Hab und Gut aus der Ukraine, sie wissen nicht, wie es in ihrem Leben weitergeht und ob sie jemals wieder in ihre Heimat zurückkehren können." Sie könne sich sehr gut vorstellen, wie verzweifelt diese Menschen seien.

Knobloch zeigte sich auch entsetzt darüber, dass der russische Präsident Wladimir Putin die Regierung der Ukraine in die Nähe von Nazis rückt. "Man kann nur beten, dass ihm das Land nicht in die Hände fällt", sagte sie. "Geschichte ist schon oft verdreht worden - und genau das tut Putin jetzt auch."

Zehntausende bekunden Solidarität mit Ukraine

Montag, 7. März 2022, 08.46 Uhr: Eineinhalb Wochen nach Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine sind am Wochenende in ganz Deutschland wieder Zehntausende für ein Ende der Gewalt auf die Straßen gegangen. Allein in Hamburg demonstrierten am Samstag laut Polizei rund 30.000 Menschen. In München schlossen sich etwa 2.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu einer Menschenkette zwischen den ukrainischen und russischen Generalkonsulaten zusammen. Bei zwei Kundgebungen am Sonntag gingen in der bayerischen Landeshauptstadt rund 6.000 Menschen auf die Straße, wie die Polizei dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte. Die Demonstrationen verliefen friedlich. Bereits am Mittwoch waren in München mehr als 40.000 Menschen zu einer Demonstration gegen den Krieg in der Ukraine auf die Straße gegangen.

Migrationsforscher: Keine Schätzung zu Flucht aus Ukraine möglich

Montag, 7. März 2022, 08.12 Uhr: Der Migrationsforscher Herbert Brücker hält es derzeit nicht für möglich, das Ausmaß der Fluchtmigration aus der Ukraine seriös einzuschätzen. "Im Laufe der kommenden Woche werden wir, sofern die dramatische Entwicklung anhält, die Schwelle von 2,4 Millionen Geflüchteten, also den gesamten Umfang der Fluchtmigration der Jahre 2015 und 2016 in die EU, übertreffen", sagte der Leiter der Migrationsforschung am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Montag). "Noch nie sind seit den großen Vertreibungen am Ende des Zweiten Weltkriegs in so kurzer Zeit so viele Menschen geflohen."

Die Zahl der Geflüchteten werde weiter zunehmen, weil Wladimir Putin zunehmende die Zivilbevölkerung angreife und bombardiere, erklärte Brücker. In der Vergangenheit habe nur rund ein Zehntel der ukrainischen Diaspora in der Europäischen Union in Deutschland gelebt. "Jetzt sehen wir sogar noch eine stärkere Konzentration der Fluchtmigration auf die Nachbarstaaten der Ukraine - Polen, Rumänien, Tschechien, die Slowakei und Moldawien", sagte der Migrationsforscher. Er rechne damit, dass mehr Menschen auch in andere, wirtschaftlich stärkere Länder der EU weiterreisten: "Das betrifft nicht nur Deutschland, sondern auch Italien und Spanien, wo bereits große Communities aus der Ukraine leben."

"2015 und 2016 haben wir die Menschen überdurchschnittlich in Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit und schlechten Wirtschaftsbedingungen untergebracht", erklärte der IAB-Experte. "Auch der Königsteiner Schlüssel ist kein vernünftiges Verteilungskriterium für Menschen." Dieser regelt bundesweit, wie viele Asylsuchende jedes Bundesland aufnehmen soll und orientiert sich an Einwohnerzahlen und Steuereinnahmen der Länder. "Wir sollten auch Arbeitsmarktkriterien heranziehen", forderte Brücker. Die Forschung seines Instituts zeige, dass die Anfangsverteilung für den späteren Integrationserfolg sehr wichtig sei.

Appell zum "Kampf um den Frieden" bei Auftakt der Fastenaktionen

Sonntag, 6. März 2022, 12.33 Uhr: Überschattet vom Krieg in der Ukraine haben die beiden großen Kirchen am Sonntag ihre diesjährigen Fastenaktionen eröffnet. In einem ZDF-Fernsehgottesdienst aus Fürth rief die frühere Münchner Regionalbischöfin und Kuratoriumsvorsitzende der evangelischen Kampagne "7 Wochen Ohne", Susanne Breit-Keßler, die Menschen zum "Kampf um den Frieden" auf. Der katholische Freiburger Erzbischof Stephan Burger mahnte zum Auftakt der Misereor-Fastenaktion, über aller verständlicher Sorge wegen des Krieges in Europa die weltweite Not nicht zu vergessen.

Die Theologin Breit-Keßler sagte in ihrer Predigt: "Gehen wir auf Demonstrationen, spenden wir für die umfassenden Hilfsaktionen. Organisieren wir Notunterkünfte und ein neues Zuhause für Flüchtlinge." Die "Blütenträume des Friedens in Europa" seien in den letzten Tagen zerstoben. Mit Blick auf das diesjährige Motto der evangelischen Fastenaktion "Üben! Sieben Wochen ohne Stillstand" sagte die Theologin:

"Üben wir uns ein im Kampf um den Frieden."

Der Gottesdienst in der Fürther Kirche St. Michael stand unter dem Motto "Verleih uns Frieden".

Mit den Spenden der diesjährigen katholischen Misereor-Fastenaktion "Es geht! Gerecht" sollen Klima-Flüchtlinge in Bangladesch und auf den Philippinen unterstützt werden. Erzbischof Burger sagte in seiner Predigt im Freiburger Münster:

"Mag der Krieg in der Ukraine in unserem Denken und Fühlen auch das beherrschende Thema sein, so richten wir heute dennoch ganz bewusst unseren Blick auf die weltweite Not."

Veränderungen seien möglich, schon kleine Maßnahmen könnten etwas bewirken und zum Vorbild für andere werden. Am 3. April soll in allen katholischen Kirchengemeinden Deutschlands für die Arbeit von Misereor gesammelt werden.

5.000 Ukraine-Geflüchtete in Bayern angekommen

Sonntag, 6. März 2022, 10.42 Uhr: Wegen des Kriegs in der Ukraine sind mittlerweile mehr als 5.000 Flüchtlinge in Bayern angekommen. In den staatlichen Unterkünften des Freistaats wurden bisher (Stand: Samstagnachmittag) bereits knapp 1.800 Kriegsflüchtlinge untergebracht, sagte eine Sprecherin des Innenministeriums dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Samstag auf Anfrage. Auch für den Rest des Wochenendes rechne das Ministerium mit weiteren Geflüchteten.

Eine wichtige Drehscheibe sei der Münchner Hauptbahnhof; aber auch Nürnberg sei eine Anlaufstelle für viele, da es dort ebenso wie in München eine große ukrainische Community gebe. Viele Flüchtlinge reisten zudem über Passau und Freilassing ein. "Es zeichnet sich ab, dass gerade aus dem Süden, aus Passau und Rosenheim, nun vermehrt Flüchtlinge mit dem Zug über Ungarn und Rumänien aus Österreich nach Bayern einreisen", so die Sprecherin.

Personen, die privat unterkommen können, dürften dies jederzeit tun. "Viele kommen bei Freunden und Verwandten unter", sagte die Sprecherin. Hätten die Ankommenden jedoch keine Unterkunft, würde ihnen eine angeboten. "Dies kann zum Teil in Hotels oder in der nächstgelegenen Asylunterkunft sein". Viele Hotels hätten kostenlose Übernachtungsmöglichkeiten zur Verfügung gestellt. Sollte dort kein Platz mehr verfügbar sein, erfolge die Unterbringung in Notunterkünften.

Viele kämen mit dem Zug, teilweise seien sie auch mit privaten Autos unterwegs oder wurden von Verwandten oder Initiativen aus den Nachbarländern abgeholt. Soweit sich die Flüchtlinge nicht auf der Durchreise befänden, würden sie zur Registrierung weitergeleitet, so die Ministeriumssprecherin.

In München wurde derweil beschlossen, dass der Fliegerhorst Fürstenfeldbruck mit seinen 1.200 Plätzen ein Schwerpunktzentrum für ukrainische Geflüchtete in Oberbayern werden soll. Im Raum München werde gerade jeder Platz gebraucht, sagte Andrea Betz, Vorständin bei der Diakonie München und Oberbayern, zuständig für die Sozialbetreuung der Flüchtlinge in München, unter anderem im Ankunftszentrum. Die Flüchtlinge, die bislang dort untergebracht waren, würden verlegt.

Im Münchner Ankunftszentrum, wo sich alle Ukraine-Geflüchteten registrieren müssen, seien alle 650 Plätze belegt. Das Ankunftszentrum solle aber nur eine Unterbringung für ein oder zwei Nächte bieten, dann würden die Geflüchteten in andere Unterkünfte kommen. Es sei daher wichtig, dass die Menschen schnell weiterverlegt würden, um Platz für die Neuankömmlinge zu schaffen.

Aktuell komme man mit der Registrierung am Ankunftszentrum gar nicht mehr hinterher, so Betz. Es würden dafür inzwischen Termine an die Geflüchteten vergeben. Man sich in der "Krisen- und Chaosbewältigung". Wie etwa ukrainische Kinder in Schulen oder Kitas untergebracht würden, so weit sei man noch nicht. Es gehe derzeit vor allem um eine menschenwürdige Unterbringung.

Außerdem müsse den Geflüchteten erklärt werden, dass sie offiziell kein Asyl beantragen müssen, sondern dass für sie für mindestens ein Jahr EU-weit die "Richtlinie über vorübergehenden Schutz" gelte. Nach dieser Regelung gelten für sie kein Arbeitsverbot und auch keine Residenzpflicht, sie dürften sich also ihren Wohnort frei aussuchen.

Die Sprecherin des Innenministerium gab zu bedenken, dass die tatsächliche Zahl an Ukrainern im Land höher sein dürfte. Denn ukrainische Staatsangehörige durften bereits vor der Entscheidung der EU-Innenminister zur Aktivierung der "Richtlinie über den vorübergehenden Schutz" mit einem Reisepass für 90 Tage visumsfrei in die EU einreisen. Bei dieser Einreise findet üblicherweise keine Erfassung statt.

Menschenkette verbindet russisches und ukrainisches Konsulat

Sonntag, 6. März 2022, 09.04 Uhr: Etwa 2.000 Münchnerinnen und Münchner haben am Samstagnachmittag mit einer Menschenkette zwischen der russischen und der ukrainischen Botschaft für ein Ende des Kriegs demonstriert. Mit Botschaften wie "#WeStandWithUkraine" und "Stop war" setzten sie ein Zeichen gegen das brutale Vorgehen des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Laut Polizeiangaben verlief die Menschenkette friedlich.

Bereits am Mittwoch gingen in der Landeshauptstadt mehr als 40.000 Menschen zu einer Demonstration gegen den Krieg in der Ukraine auf die Straße.

München sucht händeringend nach Unterkünften für Ukraine-Geflüchtete

Samstag, 5. März 2022, 13.05 Uhr: Der Fliegerhorst Fürstenfeldbruck soll ein Schwerpunktzentrum für ukrainische Geflüchtete in Oberbayern werden. Im Raum München werde gerade jeder Platz gebraucht, sagte Andrea Betz, Vorständin bei der Diakonie München und Oberbayern, zuständig für die Sozialbetreuung der Flüchtlinge in München, unter anderem im Ankunftszentrum. Tausende Menschen aus der Ukraine seien bereits angekommen, auch in den kommenden Tagen würden noch "sehr viele" erwartet. Auch Leichtbauhallen würden schon als Notunterkünfte errichtet.

Im Münchner Ankunftszentrum, wo sich alle Ukraine-Geflüchteten registrieren müssen, seien alle 650 Plätze belegt, sagte Betz weiter. Das Ankunftszentrum solle aber nur eine Unterbringung für ein oder zwei Nächte bieten, dann würden die Geflüchteten in andere Unterkünfte kommen. Es sei daher wichtig, dass die Menschen schnell weiterverlegt würden, um Platz für die Neuankömmlinge zu schaffen. Von daher sei der Fliegerhorst Fürstenfeldbruck mit seinen 1.200 Plätzen als Stätte sinnvoll. Die Flüchtlinge, die bislang dort untergebracht waren, würden verlegt.

Die Regierung von Oberbayern, die am Samstag für eine Stellungnahme zunächst nicht erreichbar war, und die Sozialverbände arbeiteten auf Hochtouren, sagte Betz. Wie viele Geflüchtete aus der Ukraine derzeit genau in München und Oberbayern seien, könne man nicht sagen, weil man mit der Registrierung am Ankunftszentrum nicht mehr nachkomme und inzwischen Termine an die Geflüchteten vergeben müsse. München sei aber ein Hotspot, weil viele Ukrainer, rund 8.000, bereits hier lebten. Außerdem gebe es hier die Ukrainische Freie Universität, ein ukrainisches Kulturzentrum oder eine ukrainische katholische Gemeinde. Das ziehe die Menschen natürlich an.

Derzeit befinde man sich in der "Krisen- und Chaosbewältigung", sagte Betz weiter. Wie etwa ukrainische Kinder in Schulen oder Kitas untergebracht würden, so weit sei man noch nicht. Es gehe derzeit vor allem um eine menschenwürdige Unterbringung. Außerdem müsse den Geflüchteten erklärt werden, dass sie offiziell gar kein Asyl beantragen müssen, sondern dass für sie für mindestens ein Jahr EU-weit die "Richtlinie über vorübergehenden Schutz" gelte. Nach dieser Regelung gelten für sie kein Arbeitsverbot und auch keine Residenzpflicht, sie dürften sich also ihren Wohnort frei aussuchen.

Bayern startet Ukraine-Hilfetelefon

Samstag, 5. März 2022, 09.45 Uhr: Die Bayerische Staatsregierung hat ein Hilfetelefon zu Fragen rund um den Krieg in der Ukraine eingerichtet. Menschen, die Hilfe benötigen oder Hilfe anbieten wollen, können sich dort melden, wie das Staatsministerium für Familien, Arbeit und Soziales am Freitag mitteilte. Das Telefon biete vor allem Informationen und Hilfe bei der Suche nach Menschen in der Ukraine, zur aktuellen Lage in der Ukraine und bei Hilfsangeboten. Als erste Anlaufstelle gedacht, wolle das Telefon schnell und unkompliziert an die jeweils zuständigen Stellen vermitteln.

Bayerns Sozialministerin Ulrike Scharf (CSU) dankte den Beteiligten. Es sei großartig, sich im Krisenfall auf "bewährte Strukturen und Netzwerke der Hilfsorganisationen" stützen zu können.

Erreichbar ist das Hilfetelefon unter der Nummer 089/54497199 (Montag bis Freitag von 8 - 20 Uhr, Samstag und Sonntag von 10 - 14 Uhr) oder per Email: Ukraine-hotline@freie-wohlfahrtspflege-bayern.de.

Kardinal Marx: Krieg ist immer eine Niederlage der Menschheit

Freitag, 4. März 2022, 14.23 Uhr: Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx hat den andauernden Krieg in der Ukraine mit scharfen Worten verurteilt. "Krieg ist kein Zeichen von Stärke, sondern ein Zeichen von Schwäche; auch wenn militärische Stärke und laute Parolen anderes vorgeben", sagte er laut Mitteilung vom Freitag am Samstag in einem Beitrag für die Reihe "Zum Sonntag" des Bayerischen Rundfunks (BR). "Krieg ist immer eine Niederlage der Menschheit. Letztlich ist Krieg ein Versagen der Politik", betonte der Kardinal.

Wie es den Menschen in der Ukraine gehe, könne man nur erahnen, sagte Marx weiter. Er sei daher umso dankbarer, dass die Menschen in Europa und in vielen Ländern der Erde zusammenstehen und aufstehen würden für den Frieden, "dass sie solidarisch sind in Worten und im Handeln". Auch der Widerstand in der Ukraine verdiene Respekt. All das stoppe zwar noch keinen Panzer und halte noch keine Rakete auf. Aber es sei ein "lebensrettendes Zeichen für die Schwestern und Brüder in der Ukraine", sagte Marx weiter.

Viele Menschen seien in diesen Tagen sprachlos und wütend. Dass in Europa Krieg herrsche, mache vielen Menschen Angst. "Menschlichkeit und Krieg sind nicht vereinbar. Das vertreten im Kern auch alle Religionen", betonte Marx. Dennoch seien Menschen zum Krieg fähig, auch wenn er "im tiefsten ein Zivilisationsbruch ist". Zugleich rief der Kardinal die Menschen dazu auf, Vertrauen zu haben, in die Kraft der Gebete in allen Sprachen und in allen Religionen.

Münchner Rat der Religionen fordert Ende der Gewalt in der Ukraine

Freitag, 4. März 2022, 12.52 Uhr: Der Münchner Rat der Religionen fordert Russland auf, die Gewalt in der Ukraine zu beenden und den Weg der Versöhnung einzuschlagen. Wie der Rat in einer Erklärung am Freitag mitteilte, verurteilt er den Angriff Russlands und die damit verbundene Gefährdung des europäischen Friedens.

"Wir sehen uns verbunden mit den Menschen in der Ukraine und allen mutigen Menschen, die sich in aller Welt und auch in Russland gegen den Krieg stellen und sich aktiv für den Frieden unter allen Nationen, Völkern und Religionen einsetzen."

Die Bundesregierung, die Religionsgemeinschaften und die Stadt München bittet der Rat, sich auch weiterhin mit den Mitteln der Diplomatie und des Dialogs für ein Ende des Krieges einzusetzen, Flüchtlinge aufzunehmen und humanitäre Hilfe zu leisten. Angesichts der Lage in der Ukraine ist es ein Anliegen des Rates, noch stärker gute Beziehungen zwischen den Religions- und Glaubensgemeinschaften zu pflegen.

Zugleich mahnte der Rat der Religionen an, dass Konflikte im Ausland nicht pauschale Verurteilungen und Hass gegen Menschen anderer Religionen oder Nationalität befördern dürften.

"Wir unterscheiden klar zwischen Putins brutaler Machtpolitik und russischer Kultur und sehen uns auch an der Seite der Russinnen und Russen, die sich jetzt unter gefährlichen Bedingungen gegen diesen Krieg aussprechen."

Der Münchner Rat der Religionen setzt sich aus verschiedenen Vertreterinnen und Vertretern der Religionsgemeinschaften in München zusammen, unter anderem von der evangelischen und katholischen Kirche, von Islam und Judentum. Sein Ziel ist ein friedliches Miteinander der Religionsgemeinschaften.

Bischof Bedford-Strohm besucht Geflüchtete an ukrainischer Grenze

Freitag, 4. März 2022, 10.19 Uhr: Der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm will am Sonntag zur ungarisch-ukrainischen Grenze reisen. Dort wolle er mit Geflüchteten aus der Ukraine sprechen und sich ein Bild von der Situation machen, teilte die Landeskirche am Freitag mit. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Ungarn (ELKU) mit ihren insgesamt 215.000 Mitgliedern versorgt Geflüchtete in Kölcse nahe der Grenze mit Nahrung und Unterkunft.

"Ich möchte von den Menschen hören, wie die Situation in ihrer Heimat ist, was sie auf der Flucht durchgemacht haben und welche Hilfen sie jetzt am dringendsten brauchen", sagte Bedford-Strohm laut Mitteilung. Begleitet wird er unter anderem von Oberkirchenrat Michael Martin, der zuständig für die Partnerschaft zwischen der bayerischen Landeskirche und der ELKU ist, und dem ungarischen Bischof Péter Kondor.

Nach dem Besuch an der Grenze wolle die bayerische Delegation ein Benefizkonzert zugunsten der Flüchtlinge aus der Ukraine in der evangelisch-lutherischen Kirche am Deák tér in Budapest besuchen, heißt es weiter. Zur Unterstützung der evangelisch-lutherischen Gemeinden in der Ukraine und als Hilfe für die Arbeit der lutherischen Kirchen in Polen, Tschechien und Ungarn hat die bayerische Landeskirche bereits 180.000 Euro zur Verfügung gestellt.

Bedford-Strohm besucht regelmäßig Krisengebiete. Im September 2015 etwa reiste er, auch noch als Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), nach Ungarn, Serbien und Mazedonien, um sich ein Bild von der Flüchtlingssituation auf der Balkan-Route zu machen. 2019 flog er nach Sizilien, um ein Zeichen für zivile Seenotrettung auf dem Mittelmeer zu setzen.

Caritas-Präsidentin: "Solidarität und Hilfsbereitschaft enorm"

Freitag, 4. März 2022, 09.59 Uhr: Die Hilfe von Privatpersonen für ukrainische Kriegsflüchtlinge ist nach Einschätzung der Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva Maria Welskop-Deffaa, überwältigend. "Es melden sich unheimlich viele Privatpersonen in ganz Deutschland, die anbieten, Menschen bei sich aufzunehmen", sagte Welskop-Deffaa der "Passauer Neuen Presse" (Freitag). "Die Solidarität und Hilfsbereitschaft sind enorm", erklärte Welskop-Deffaa mit Blick auf die Hilfs- und Spendenbereitschaft der Deutschen für Menschen in und aus der Ukraine.

Vielerorts seien auch Kapazitäten für eine Notunterbringung vorhanden. Organisationen wie die Malteser, ein Fachverband der Caritas, hätten die Expertise, schnell Notunterkünfte auf die Beine zu stellen. Das Hilfswerk Caritas international habe 1,2 Millionen Euro an Mitteln für die Caritas Ukraine und für Polen, die Slowakei, Rumänien und Moldawien bereitgestellt.

In die Nachbarländer der Ukraine seien hauptsächlich Frauen und Kinder geflüchtet, die Männer müssten als Wehrpflichtige im Land bleiben, sagte Welskop-Deffaa. "Ich würde die Vermutung wagen, dass die allerwenigsten sich auf den Weg gemacht haben, um in Deutschland oder anderswo ein neues Leben anzufangen - wie könnte das auch sein, wenn der Ehemann, der Vater noch in der Ukraine ist. Im Moment geht es den Menschen lediglich darum, sich und ihre Kinder in Sicherheit zu bringen", sagte die Präsidentin des Caritasverbandes.

Landesbischof bittet Moskauer Patriarchen um Hilfe

Freitag, 4. März 2022, 09.09 Uhr: Auch der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm bittet den Moskauer Patriarchen Kyrill, im Ukraine-Krieg zu vermitteln. Er schließe sich dem entsprechenden Appell des Weltkirchenrats an, schrieb Bedford-Strohm am Donnerstag auf seiner Facebook-Seite. Der hatte das Oberhaupt der Russischen Orthodoxen Kirche aufgerufen, seine Stimme zu erheben, damit der Krieg gestoppt werde.

Er schreibe ihm mit "großem Schmerz und einem gebrochenen Herzen", hieß es in dem Brief des Generalsekretärs des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK), Ioan Sauca. Der Krieg habe enormes Leid und den Verlust von Menschenleben verursacht. Die ganze Welt "wartet auf ein Zeichen der Hoffnung und eine friedliche Lösung".

"In diesen Zeiten der Hoffnungslosigkeit schauen viele auf Sie als denjenigen, der ein Zeichen der Hoffnung für eine friedliche Lösung bringen kann", fügte Sauca an, der der Rumänischen Orthodoxen Kirche angehört:

"Bitte erheben Sie Ihre Stimme für die leidenden Brüder und Schwestern, zum größten Teil gläubige Angehörige unserer orthodoxen Kirche."

Herrmann: Vorbereitungen für Flüchtlinge auf Hochtouren

Freitag, 4. März 2022, 07.29 Uhr: Die Vorbereitungen für eine größere Zahl von ukrainischen Kriegsflüchtlingen in Bayern laufen laut Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) derzeit auf Hochtouren. Mit den Kommunen arbeite man an einem Konzept, bei Bedarf bis zu 50.000 Menschen in Bayern aufzunehmen. "Da die Entwicklungen schwer vorhersehbar sind, stellen wir uns aber auch auf die doppelte Anzahl an Kriegsflüchtlingen ein", sagte der Minister laut einer Mitteilung am Donnerstag.

In den vorhandenen Asyl-Einrichtungen könnten einige Tausend Flüchtlinge aus der Ukraine aufgenommen werden. In einem weiteren Schritt sollen zusätzliche Plätze in neu angemieteten Immobilien geschaffen werden. Denkbar seien zur Überbrückung auch Pensionen, in akuten Notsituationen könnten Sporthallen, leerstehende Gebäude oder Traglufthallen genutzt werden. Die Hilfe aus der Bevölkerung solle koordiniert und gebündelt werden, sagte Herrmann. Dazu werde derzeit an einer Internetplattform gearbeitet, auf der potenzielle Vermieter Wohnungsangebote hinterlegen können. "Selbstverständlich können ukrainische Flüchtlinge auch privat unterkommen, etwa bei Freunden oder Verwandten", stellte Herrmann klar.

Der Minister, der zur Zeit auch Vorsitzender der Innenministerkonferenz (IMK) ist, befürwortete die Entscheidung der EU-Innenminister vom Donnerstag, ukrainischen Flüchtlingen unbürokratischen schnellen Schutz zu geben. Herrmann sagte, die Aktivierung der "Richtlinie über vorübergehenden Schutz" sei der richtige Weg. So könnten Menschen aus der Ukraine ohne Asylverfahren in die EU kommen. Die Bundesregierung müsse sich jetzt für eine geordnete und gerechte Verteilung der Kriegsflüchtlinge innerhalb der EU einsetzen. Ukrainische Kriegsflüchtlinge würden eine Aufenthaltserlaubnis nach Paragraf 24 des Aufenthaltsgesetzes erhalten, hätten Anspruch auf Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz und könnten unkompliziert eine Arbeitserlaubnis erhalten.

Benefizkonzerte für die Ukraine

Freitag, 4. März 2022, 06.23 Uhr: In drei bayerischen Großstädten finden in den kommenden Tagen Benefizkonzerte zugunsten von Hilfsprojekten in der Ukraine statt. In München werden die Münchner Philharmoniker, das Bayerische Staatsorchester und das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (BR) gemeinsam mit Geigerin Anne-Sophie Mutter am kommenden Dienstag (8. März) um 20 Uhr in der Isarphilharmonie ein Konzert geben. Unter der Leitung von Lahav Shani werden die "Mitglieder der drei großen symphonischen Klangkörper Münchens" unter anderem die 5. Symphonie und das Violinkonzert von Ludwig van Beethoven aufführen. Jeder müsse jetzt helfen, betonte die Solistin Anne-Sophie Mutter: "Worte allein genügen nicht."

Das Konzert werde live auf BR-Klassik übertragen und am Wochenende im TV gezeigt, teilte der BR mit. Der Kartenverkauf beginnt am Freitag (4. März). Die Erlöse aus dem Konzert kommen laut Mitteilung der Organisation "Save the Children" zu Gute. Alle Künstlerinnen und Künstler verzichten auf Honorare. "Save the Children" ist seit 2014 in der Ukraine tätig und leistet humanitäre Hilfe für Kinder und Familien. Am Dienstag hatten sich die Philharmoniker wegen seiner Nähe zum russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin von ihrem Dirigenten Valery Gergiev getrennt.

In Nürnberg findet am Mittwoch (9. März) um 20 Uhr in der Tafelhalle ein Benefizkonzert statt. Wie die Stadt Nürnberg mitteilte, wird das Ensemble "Kontraste" das "Quartett für das Ende der Zeit" des Komponisten Olivier Messiaen aufführen. Der Künstler Christoph Brech werde dazu eine Videoprojektion gestalten. Die Musiker und der Videokünstler treten honorarfrei auf, so die Stadt.

Schon am Freitag wird die Ballett-Vorstellung von Goyo Monteros "Narrenschiff" am Staatstheater in Nürnberg der Unterstützung der ukrainischen Bevölkerung gewidmet. Nürnbergs Staatsintendant Jens-Daniel Herzog sieht das Theater aufgrund des "durch nichts zu rechtfertigende Krieges Putins gegen die Ukraine" zu einer klaren Stellungnahme herausgefordert, heißt es in einer Mitteilung. Zusätzlich zum künstlerischen Programm werde deshalb das Opern- und Schauspielhaus in den Farben der Nationalflagge der Ukraine beleuchtet.

Die Einnahmen beider Nürnberger Veranstaltungen würden an den Partnerschaftsverein Charkiw-Nürnberg e.V. weitergeleitet, hieß es. Nürnberg und München pflegen enge Beziehungen in die Ukraine. Seit Jahren hat die Stadt München eine Städtepartnerschaft mit Kiew und Nürnberg mit Charkiw.

In Augsburg wird am Sonntag, 13. März, um 11 Uhr im Kongress am Park ein Konzert unter dem Titel #standwithukraine stattfinden. Das Konzert sei ein Zeichen der Solidarität und Unterstützung für die Ukraine ganz im Sinne der "Friedensstadt" Augsburg, sagte Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU), die die Schirmherrschaft übernommen hat. Der Erlös des Konzertes wird vom Staatstheater Augsburg an die Ukraine-Flüchtlingshilfe der Weltflüchtlingshilfeorganisation UNHCR gespendet.

Neue Hotline für Sorgen rund um Ukraine-Krieg

Donnerstag, 3. März 2022, 15.17 Uhr: Die Ängste der Menschen rund um den Ukraine-Krieg sollten laut Experten der Barmer Krankenkasse ernst genommen werden. Die Krankenkasse hat daher laut Mitteilung vom Donnerstag eine Sonderhotline geschaltet, unter der sie Tipps gibt, wie mit Furcht vor Eskalation und Sorge um Angehörige im Kriegsgebiet umzugehen ist. Auch was hilft, damit der fortwährende Nachrichtenkonsum rund um den Krieg die Seele nicht zu sehr belastet, erläutern Gesundheitsexpertinnen und -experten dort.

Die Hotline ist kostenlos und steht allen Bürgerinnen und Bürgern unter 0800/84 84 111 zur Verfügung.

Ukrainische Weltgebetstagsfrauen sagen Danke für Solidarität

Donnerstag, 3. März 2022, 14.24 Uhr: Die ukrainischen Weltgebetstagsfrauen haben den europäischen Nachbarn für ihre Solidarität gedankt. "In diesen dunklen Tagen, Schutz suchend vor den Bomben und Granaten, in Kellern und Bunkern geben eure Solidarität und eure Unterstützung uns Hoffnung", heißt es in der Nachricht, die das Weltgebetstagskomitee mit Sitz in Stein bei Nürnberg am Donnerstag veröffentlichte. Bei den Ukrainerinnen seien Solidaritätsbekundungen, Hilfsangebote und Friedensgebete von den Weltgebetstagsbewegungen in Kroatien, Polen, Rumänien und Deutschland, aber auch aus Russland und vielen weiteren Ländern eingetroffen.

Mona Kuntze, Vorstandssprecherin des Weltgebetstagskomitees Deutschland, sagte, die Gedanken und Gebete der Frauen seien bei den Menschen in der Ukraine und den umliegenden Ländern in ihrer Angst und Not. "Auch den Weltgebetstagsschwestern in Russland und den mutigen Anti-Kriegs-Aktivistinnen und -Aktivisten dort gelten unsere Gebete."

In Deutschland, der Ukraine und weiteren rund 150 Ländern weltweit seien Frauen unterschiedlicher christlicher Konfessionen in der Weltgebetstagsbewegung engagiert, hieß es weiter. 800.000 Beteiligte erwarten die Veranstalterinnen und Veranstalter des Weltgebetstags der Frauen am Freitag (4. März) allein zu den Veranstaltungen in Deutschland. Frauen aus England, Wales und Nordirland haben die Gebete, Lieder und Texte zum Weltgebetstag 2022 ausgesucht. Für ihren Gottesdienst haben sie eine Fürbitte zur aktuellen Lage in der Ukraine ergänzt.

Der Weltgebetstag wird jedes Jahr am ersten Freitag im März begangen.

Münchner Philharmoniker geben Benefizkonzert für Ukraine

Donnerstag, 3. März 2022, 13.44 Uhr: Gemeinsam mit der Geigerin Anne-Sophie Mutter, dem Bayerischen Staatsorchester und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks (BR) geben die Münchner Philharmoniker ein Benefizkonzert zugunsten der Ukraine. Das Konzert findet am kommenden Dienstag (8. März) um 20 Uhr in der Münchner Isarphilharmonie statt und wird live im Radio übertragen, wie der BR am Donnerstag mitteilte. Am Dienstag hatten sich die Philharmoniker wegen seiner Nähe zum russischen Staatspräsidenten Wladimir Putin von ihrem Dirigenten Valery Gergiev getrennt.

Man wolle ein Zeichen der Solidarität mit den Opfern und Leidtragenden aus dem völkerrechtswidrigen russischen Angriff auf die Ukraine setzen, hieß es in der gemeinsamen Pressemitteilung der Musiker. Er sei sehr dankbar über diese "starke Geste der drei Orchester", sagte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). München zeige sich solidarisch mit seiner Partnerstadt Kiew und mit allen Menschen in der Ukraine. Jeder müsse jetzt helfen, betonte auch die Solistin Anne-Sophie Mutter: "Worte alleine genügen nicht."

Das Orchester des Abends setzt sich "aus Mitgliedern der drei großen symphonischen Klangkörper Münchens" zusammen. Die Leitung übernimmt Lahav Shani. Auf dem Programm stehen die 5. Symphonie und das Violinkonzert von Ludwig van Beethoven.

Der Kartenverkauf beginnt am Freitag (4. März). Die Erlöse aus dem Konzert kommen laut Mitteilung der Organisation "Save the Children" zu Gute. Alle Künstlerinnen und Künstler verzichten auf Honorare. "Save the Children" ist seit 2014 in der Ukraine tätig und leistet humanitäre Hilfe für Kinder und Familien.

Bayerische Jugendherbergen wollen ukrainische Geflüchtete aufnehmen

Donnerstag, 3. März 2022, 11.44 Uhr: Bayerns Jugendherbergen wollen Geflüchtete aus der Ukraine aufnehmen. Man werde alle freien Kapazitäten in den 52 Häusern zusammentragen und den vor dem Krieg geflüchteten Frauen, Kindern und Familien zur Verfügung stellen, teilte der Landesverband am Donnerstag in München mit. Man sehe es als "unmittelbare und selbstverständliche Aufgabe" an, diesen Menschen in Not Schutz, Unterkunft und Verpflegung zu bieten.

"Es steht für uns außer Frage, dass wir schnell, unbürokratisch und im leistbaren Umfang unsere Hilfe anbieten", sagte DJH Bayern-Präsident Klaus Umbach. Jugendherbergen seien per se Orte des friedlichen Miteinanders - insofern sei die Unterbringung von Schutzbedürftigen "ein zutiefst humanitärer Akt für uns, um die Schwächsten zu schützen".

Russische Künstler wollen bei Klezmer-Festival ein Zeichen setzen

Donnerstag, 3. März 2022, 11.34 Uhr: In Fürth startet am Freitag eines der größten europäischen Klezmer-Festivals. 14 internationale Gruppen treten vom 4. bis 13. März auf den Bühnen des Kulturforums, des Stadttheaters und der Kofferfabrik auf, teilte das Kulturbüro der Stadt mit. Das Festival beginnt mit dem Moritz Weiß Klezmer Trio & Styrian Klezmore Orchestra aus Österreich. Weitere Künstlerinnen und Künstler kommen aus Israel, Kanada, Spanien, Finnland, Belgien, Lettland, Schweden, Frankreich, der Ukraine und Russland. "Die russischen Musiker wollen dringend kommen, um damit auch ein Zeichen zu setzen", sagte die Organisatorin Gerti Köhn vom Kulturbüro am Donnerstag dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Eine Premiere bei dem Festival, das alle zwei Jahre stattfindet, ist das Kindermusical "Ben & David". Dazu sind alle Kinder ab sechs Jahren in die Welt eines Shtetls eingeladen, in dem die Geschichte einer wunderbaren Freundschaft erzählt wird. Neben 16 Konzerten gibt es Filme und Führungen durch das jüdische Fürth und einen Schabbat-Gottesdienst.

Die Konzerte umfassen die Genres Weltmusik, Jazz, Balkan-Swing, Rock und sogar Rap, teilt Köhn mit. Die Bandbreite der Kulturen sei auf den langen Wanderungen der jüdischen Bevölkerung durch die Welt in die Melodien der Klezmermusik eingeflossen. Klezmer sei die traditionelle Festtagsmusik, mit der getanzt, gelacht und geweint werde. "Sie berührt die Menschen sehr, denn sie bewahrt sich die Leidenschaft zwischen großer Freude und tiefem Schmerz", erklärt Köhn.

Zu allen Konzerten gibt es laut Köhn noch Restkarten an der Abendkasse. Nicht stattfinden können in diesem Jahr wegen der Corona-Vorschriften die Musik- und Tanzworkshops.

Minister Blume: Unis sollen Kooperationen mit Russland prüfen

Mittwoch, 2. März 2022, 16.14 Uhr: Der neue bayerische Forschungs- und Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) hat die bayerischen Hochschulen und Forschungseinrichtungen aufgefordert, ihre bestehenden Kooperationen mit russischen Partnern zu prüfen und im Bereich der Spitzentechnologien auszusetzen. "Wir müssen gegenüber Russland klare Kante auf allen Ebenen zeigen", sagte Blume am Mittwoch laut einer Mitteilung seines Ministeriums. Normalerweise sei die Wissenschaft eine völkerverbindende Brücke. Allerdings sei die russische Führung aus jeglicher Form der Kooperation ausgestiegen und verstehe selbst die Wissenschaft nicht mehr als völkerverbindende Brücke.

Ukrainischen Studierenden und Forschenden, die sich zu Forschungs- und Studienzwecken in Bayern aufhalten würden und wegen des Kriegs in einer Notlage seien, werde der Freistaat unkompliziert und schnell helfen, so der Wissenschaftsminister. Man stelle für einen Notfall-Fonds "Ukraine-Krise" eine halbe Million Euro zu Verfügung. Mittel könnten die bayerischen Hochschulen auf Antrag beim Wissenschaftsministerium abrufen. Betroffene könnten sich direkt an ihre jeweiligen Hochschulen wenden, hieß es. Die Hochschulen seien beim Einsatz der Gelder für ukrainische Staatsbürger flexibel. Möglich seien beispielsweise die Gewährung von Stipendien und einmalige finanzielle Zuschüsse.

Glockenläuten gegen den Krieg

Mittwoch, 2. März 2022, 15.31 Uhr: Die drei Kirchen St. Lorenz, St. Jobst und St. Johannis in Nürnberg werden sich am Donnerstag an einer europaweiten Aktion gegen den Krieg in der Ukraine beteiligen. Das Dekanat Nürnberg teilte am Mittwoch mit, dass man dem Aufruf der Europäischen Vereinigung der Dombau-, Münsterbau- und Bauhüttenmeister folgen wolle, ab zwölf Uhr für sieben Minuten die Glocken zu läuten,

"jede Minute für einen Tag dieses unsinnigen Krieges."

Dem Aufruf schließen sich verschiedene evangelische wie katholische Kirchen in ganz Bayern an. So teilte das Bistum Regensburg mit, dass die Glocken des Regensburger Doms sowie der Kirchen im Bistum läuten werden. Bischof Rudolf Voderholzer werde im Dom gemeinsam mit dem Domkapitel ein Friedensgebet für die Ukraine sprechen. Auch die katholische Kirche in Bamberg beteiligt sich mit dem Geläut im Dom.

Die evangelische Kirchengemeinde Nördlingen wies darauf hin, dass vom 90 Meter hohen Daniel jeden Abend um 19 Uhr bereits ein Friedensgeläut zu hören sei. In München und Würzburg war am Mittwochnachmittag noch nicht klar, ob sich die Kirchen an der Aktion beteiligen werden.

Söder: "Es geht um den Preis der Freiheit"

Mittwoch, 2. März 2022, 14.44 Uhr: Bayern stehe an der Seite der Ukraine, Bayern helfe den Menschen in Not, sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) am Mittwoch nach einer Sitzung des Kabinetts. Daher will die Staatsregierung nun zunächst Nachbarländer bei der Aufnahme von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine unterstützen. So würden Schutzausrüstung und Hilfsgüter unter anderem aus bayerischen Pandemie-Lagerbeständen in die Slowakei und nach Moldau geliefert. Auch sei man dazu im Gespräch mit Rumänien. Darüber hinaus wolle Bayern aber auch selbst Menschen aufnehmen.

Dafür würden aktuell in den Krankenhäusern bestimmte Bereiche vorbereitet, etwa Mutter-Kind-Stationen oder solche für Menschen mit psychischen Problemen. Auch im Bereich der Unterkünfte stelle man sich auf die Geflüchteten ein. Insgesamt sei eine "überwältigende Hilfsbereitschaft aus der Bevölkerung" zu spüren, bedankte sich Söder. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) ergänzte, dass bislang erst einige hundert Menschen aus der Ukraine in Bayern angekommen seien.

Neben dem Schutz der Geflüchteten sprach sich Söder für den Schutz der bayerischen Bevölkerung aus. Im Bereich der Bundeswehr gebe es aktuell eine "peinliche Mängelliste". Für eine effektive Landesverteidigung müsse das Militär wieder stärker unterstützt werden. Söder forderte unter anderem, mehr Waffen zu kaufen und selbst zu entwickeln.

Eine Wiedereinführung der Wehrpflicht oder eine allgemeine Dienstpflicht halte er dagegen nicht für sinnvoll. Letztere sei aus seiner Sicht verfassungsrechtlich kaum umsetzbar und ein hoher bürokratischer Aufwand. Statt Zwang setze er auf Freiwilligkeit.

"Außerdem sollten die jungen Menschen nach zwei Jahren Corona nicht zusätzlich verunsichert werden."

Eine längere Nutzung der Atomkraft in Deutschland kann sich der CSU-Politiker aber vorstellen. Es müssten jetzt alle Optionen auf den Tisch, betonte er. Und da sei besser, "die Kernenergie um drei bis fünf Jahre zu verlängern als die Kohle". Atomkraft helfe, Versorgungssicherheit und Klimaschutzziele zu erreichen.

Energie- und Versorgungssicherheit seien mit Blick auf eine Unabhängigkeit von Gaslieferungen aus Russland in der Priorität nach oben gerückt. Es brauche hier jedoch keinen kurzfristigen "Energiehauruck", sondern einen langfristigen Plan. Er wünsche sich keine ideologisch gefärbte Debatte, sondern eine pragmatische, sagte Söder.

Die Verlängerung der Laufzeit des Atomkraftwerks Isar 2 im Kreis Landshut sei nach neusten Informationen möglich, erläuterte Söder. Weitere kurzfristige Maßnahmen gegen finanzielle Belastungen aufgrund steigender Energiepreise seien die Verdopplung der Heizkostenzuschüsse oder die Senkung der Mehrwertsteuer auf Gas.

Weiter erklärte Söder, dass Bayern aktuell seine Partnerschaften zu Russland ausgesetzt habe und überprüfe, beispielsweise im Bereich des Hochschulwesens oder der Landwirtschaft. Er fürchte, die "Herausforderung Ukraine" könne eine längerfristige werden, die sich nur gemeinsam meistern lasse. Dabei stehe viel auf dem Spiel. Söder:

"Es geht um den Preis der Freiheit, den Erhalt der Menschenrechte und der Selbstbestimmung unserer Kinder und Kindeskinder."

Innenminister rechnet mit Hunderttausenden Geflüchteten

Mittwoch, 2. März 2022, 08.31 Uhr: Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) rechnet mit Hunderttausenden ukrainischen Geflüchteten in Deutschland. Allein Bayern werde sich auf bis zu 100.000 Flüchtlinge aus dem Kriegsland vorbereiten, sagte er der "Augsburger Allgemeinen" (Mittwoch):

"Wir sollten uns darauf einstellen, in Bayern in nächster Zeit bis zu 50.000 Menschen aufnehmen zu können, aber auch zur Sicherheit Planungen für die doppelte Anzahl erarbeiten."

Herrmann erwartet laut Zeitungsbericht, dass auf der EU-Innenministerkonferenz erstmals die Regeln für den Fall eines massenhaften Zustroms von Kriegsflüchtlingen in Kraft gesetzt werden.

"In diesem Falle müssen Geflüchtete aus der Ukraine kein Asylverfahren durchlaufen, sondern erhalten in der EU einen vorübergehenden Schutz für zunächst ein Jahr, der auch zur Leistungsberechtigung nach dem Asylbewerberleistungsgesetz des Bundes führt."

Der Innenminister sieht eine solche Regelung für ukrainische Geflüchtete positiv. Wenn die Geflüchteten sofort und unkompliziert Arbeitserlaubnisse erhielten, wäre das positiv für ihre Integration und auch angesichts des Fachkräftemangels "eine gute Sache". Entscheidend sei aber, dass die Geflüchteten spüren, dass ihnen schnell und unbürokratisch geholfen wird, betonte der CSU-Politiker im Interview mit der "Augsburger Allgemeine".

Landeskirche unterstützt Menschen aus der Ukraine mit 100.000 Euro – Oberkirchenrat Michel Martin: großartige Unterstützungsbereitschaft".

Dienstag, 1. März 2022, 15.30 Uhr: Die bayerische Landeskirche unterstützt die Menschen aus der Ukraine mit 100.000 Euro aus Mitteln der Katastrophenhilfe. Das gab Oberkirchenrat Michael Martin heute bekannt. Ein Teil des Geldes komme Gemeinden der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Ukraine zugute, etwa für den Kauf von Lebensmitteln. Der ukrainische Bischof Pavlo Shvartz werde in Kürze konkrete Anforderungen der besonders bedürftigen Gemeinden schicken.

Mit einem weiteren Teil des Geldes werden die lutherischen Kirchen in Polen und Ungarn unterstützt in ihrer Hilfe für die Geflüchteten aus der Ukraine. Oberkirchenrat Michael Martin beobachtet derzeit eine "unglaubliche Bereitschaft zur Hilfe" in Bayern. Täglich erreichten ihn Emails von einzelnen Personen und aus Kirchengemeinden, die nachfragten, in welcher Weise sie helfen könnten. Er betont:

"In der aktuellen Situation ist es vor allem wichtig, dass wir koordiniert vorgehen."

Im Zentrum stehe die finanzielle Unterstützung der Gemeinden in der Ukraine und der evangelischen Kirchen in Polen und Ungarn bei ihrer Hilfe für Geflüchtete an der ukrainischen Grenze. Sachspenden hätten derzeit wenig Sinn, "weil sie aufgrund der Kriegshandlungen nicht durchkommen werden und mit dem Einkauf vor Ort gezielter geholfen werden kann", erläutert Martin.

Mit großer Freude beobachte er die Bereitschaft und das Engagement staatlicher Stellen, in Bayern Geflüchtete aus der Ukraine aufzunehmen. Das sei eine "völlig andere Haltung den Geflüchteten gegenüber als in früheren Jahren", so Martin.

"Gleichzeitig fordert das uns aber auch in Bayern zu einer guten Kooperation aller Unterstützungen heraus".

Regierung von Oberbayern rät Ukraine-Flüchtlingen von Asylantrag ab

Dienstag, 1. März 2022, 13.30 Uhr: Die Regierung von München und Oberbayern empfiehlt Geflüchteten aus der Ukraine explizit, keinen Asylantrag zu stellen. Man gehe davon aus, dass die Europäische Union (EU) in diesen Tagen die sogenannte "Massenzustrom-Richtlinie" aktiviere und somit alle Geflüchtete aus der Ukraine einen pauschalen Aufenthaltstitel bekommen, sagte der Regierungssprecher Wolfgang Rupp im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienstes (epd). Die Regierung von München und Oberbayern hatte am Montag die Landratsämter nach epd-Informationen entsprechend informiert. Selbst sei sie mit dieser Information aber noch nicht an die Öffentlichkeit gegangen, weil die Innenminister von Bund, Ländern und EU noch beraten.

Natürlich könne man den Geflüchteten nicht verbieten, Asyl zu beantragen, sagte Rupp weiter. Der Asylantrag hätte aber die konkrete Konsequenz, dass die Asylbewerber dann in einer Flüchtlingsunterkunft wohnen müssten und ein Arbeitsverbot auferlegt bekämen. Das würde mithilfe der "Massenzustrom-Richtlinie" nicht gelten: Geflüchtete dürften dann weiter privat, etwa bei ihren Verwandten, wohnen, dürften auch arbeiten - und würden auch entsprechende Unterstützung nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten, insbesondere eine Krankenversicherung. Ein solcher Aufenthaltstitel gelte zwischen einem und drei Jahre.

Geflüchtete aus der Ukraine sollten sich aber im Münchner Ankunftszentrum registrieren, damit die Ausländerbehörden informiert seien, heißt es in der Information an die Landratsämter. Nach der Registrierung könnten die Geflüchteten aber weiterhin privat wohnen. Wer keine Angehörigen habe, werde aktuell auch ohne Asylantrag in einer Flüchtlingsunterkunft untergebracht, sagte Rupp. Bislang seien die Zahlen von Ukraine-Geflüchteten im Münchner Ankunftszentrum überschaubar: Am Wochenende seien 52 angekommen, am Montag 70, am heutigen Dienstag bewege man sich etwa in derselben Größenordnung. Insgesamt leben in Bayern rund 30.000 Ukrainer, in München sind es etwa 8.000. München ist außerdem Partnerstadt von Kiew.

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) in Nürnberg rechnet derweil nicht mit einer großen Flüchtlingsbewegung nach Deutschland. Ein großer Teil der Menschen werde wegen der großen Aufnahmebereitschaft in den Anrainerstaaten bleiben, teilte das Bamf am Montag mit. Nach Deutschland kämen vor allem Geflüchtete mit familiären Bezügen.

Bamf rechnet nicht mit großer Flüchtlingsbewegung nach Deutschland

Dienstag, 1. März 2022, 12.31 Uhr: Trotz der hohen Zahl an bereits geflüchteten Ukrainern geht das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) nicht von einer großen Flüchtlingsbewegung nach Deutschland aus. "Aufgrund der überwältigenden Aufnahmebereitschaft der unmittelbar an die Ukraine angrenzenden Staaten gehen wir derzeit davon aus, dass der größte der Teil der Kriegsflüchtlinge in diesen Staaten verbleiben wird", sagte ein Sprecher des Bundesamtes dem "RedaktionsNetzwerk Deutschland" (Dienstag).

Bislang seien nur wenige Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine in Deutschland eingetroffen, viele von ihnen wegen verwandtschaftlicher Bezüge zu in Deutschland lebenden Angehörigen. Das Bundesamt stimme sich aber schon jetzt eng mit den Ländern ab, "um die Verteilung der in Deutschland eintreffenden Kriegsflüchtlinge sicherzustellen", hieß es weiter. Das Bamf gehe "aufgrund der überwältigenden Aufnahmebereitschaft der Bundesländer zurzeit nicht davon aus, dass es zu Engpässen bei der Unterbringung kommen wird."

Deutscher Kirchentag appelliert an Putin: "Kehren Sie um!"

Dienstag, 1. März 2022, 12.01 Uhr: Angesichts des von Russland geführten Krieges in der Ukraine und der einschneidenden Maßnahmen, die Deutschland gemeinsam mit seinen Partnerländern diesbezüglich ergreift, erklärt der Präsidiumsvorstand des Deutschen Evangelischen Kirchentages:

"Seit einer Woche erreichen uns schreckliche Bilder von den Kriegsschauplätzen der Ukraine. Der ungerechtfertigte und völkerrechtswidrige Einmarsch russischer Truppen schockiert nachhaltig. Er bedroht nicht nur die territoriale Integrität der souveränen Ukraine, sondern muss als Angriff auf die europäische Sicherheitsordnung und die Werte unserer freiheitlichen Demokratien verstanden werden. Vor allem aber bedrückt das menschliche Leid, dass Krieg und Zerstörung auf beiden Seiten mit sich bringen, ganz besonders unter der ukrainischen Bevölkerung. Die große Menge an Flüchtenden zwingt alle europäischen Staaten zu schnellem und unbürokratischem humanitärem Handeln."

Als engagierte Christ*innen richte man deshalb einen Apell direkt nach Moskau: "Kehren Sie um! Es ist ein Zeichen von Stärke, einen Fehler zu korrigieren. Gewalt, Tod, Elend und Zerstörung können niemals als Fundamente einer auf Sicherheit und Stabilität orientierten Politik dienen." Mit Hochachtung schaue man auf die Menschen, die dies in Russland gerade mit friedlichen Mitteln zum Ausdruck brächten.

Auch der Kirchentag wolle seinen Beitrag leisten. So ruft man "alle auf, die sich dem Kirchentag verbunden fühlen - Teilnehmende, Helfende und frühere Mitwirkende" auf, die Arbeit humanitärer Hilfsorganisation für die Ukraine und Menschen auf der Flucht mit Spenden und Tatkraft zu unterstützen. Zudem stellt man alle Mitarbeitende für ihr ehrenamtliches Engagement im Rahmen von humanitären Einsätzen frei und stellt Hilfsorganisationen Material für die Ausstattung von Flüchtlingsunterkünften zur Verfügung. Außerdem ruft man dazu auf, an Friedengebeten und -demonstrationen teilzunehmen.

"Gemeinsam mit allen Friedenssuchenden beten wir für ein schnelles Schweigen der Waffen in der Ukraine, die Linderung des entsetzlichen Schmerzes der ukrainischen Bevölkerung und nachhaltige Schritte zur Lösung des Konfliktes."

Ulmer Münster erstrahlt in Blau-Gelb

Dienstag, 1. März 2022, 11.01 Uhr: Als weltweites Signal für Frieden und gegen den Krieg wird am Mittwoch der höchste Kirchturm der Welt in den ukrainischen Landesfarben blau-gelb angestrahlt. Ab 18 Uhr soll es zudem ein ökumenisches Friedensgebet im Ulmer Münster mit Dekan Ernst-Wilhelm Gohl und dem Augsburger Bischof Bertram Meier geben, teilten die Städte Ulm und Neu-Ulm am Dienstag mit. Anschließend sei eine Mahnwache auf dem Münsterplatz geplant, mit Ansprachen der Oberbürgermeister Katrin Albsteiger (CSU) aus Neu-Ulm und Gunter Czisch (CDU) aus Ulm.

"Als Mitglieder des Pakts Freier Städte verurteilen wir die bewaffnete Aggression von Präsident Wladimir Putin gegen die Ukraine zutiefst", so die Oberbürgermeister. Die Menschen in der Region seien aufgerufen, "in dieser Stunde der Not" gemeinsam ein Zeichen der Solidarität und des Friedens zu setzen.

Vorbereitungen für Flüchtlingsaufnahme in Bayern laufen

Montag, 28. Februar 2022, 16.45 Uhr: Im Freistaat bereiten sich Kommunen und Wohlfahrtsverbände auf die Unterbringung und Versorgung Tausender ukrainischer Geflüchteter vor. Das bayerische Innenministerium teilte dem Sonntagsblatt am Montag auf Anfrage mit, derzeit findet eine Bestandsaufnahme statt. Es werde mit den Bezirksregierungen und Kommunen geklärt, wo freie Plätze vorhanden sind und Flüchtlinge untergebracht werden können. Auch werde besprochen, wie bestehende Kapazitäten erweitert und wie darüber hinaus auch direkt Wohnungen angeboten werden können.

Eine Sprecherin des Innenministeriums teilte mit, es lasse sich zum jetzigen Zeitpunkt "nicht seriös abschätzen", wie viele Menschen bereits auf der Flucht sind und wie viele davon nach Deutschland und nach Bayern kommen werden. Die Innenminister der Europäischen Union haben sich bereits auf ein vereinfachtes Aufnahmeverfahren für Ukrainer geeinigt - dieses Bleiberecht von bis zu drei Jahren muss noch offiziell beschlossen werden. Dann müssten Ukrainer "kein Asylverfahren durchlaufen", sondern erhalten einen vorübergehenden Schutz, teilte das Innenministerium weiter mit.

Die Staatsregierung fordert zugleich "ein koordiniertes und effektives Vorgehen" in ganz Europa, das beispielsweise auch Fragen der Registrierung und Verteilung regelt. In einem weiteren Schritt sei der Bund gefordert, ein Verteilungskonzept für die Flüchtlinge innerhalb Deutschlands zu entwickeln. Der Freistaat sei in erster Linie bei der Unterbringung Geflüchteter gefragt. Man gehe davon aus, dass derzeit viele der bereits Geflüchteten bei Freunden oder Verwandten in der EU untergekommen sind. In Bayern sei eine große Aufnahmebereitschaft und Solidarität zu erkennen, hieß es.

In der bayerischen Landeshauptstadt setzen die Diakonie und der Verein "Münchner Freiwillige" bei der Kanalisierung der privaten Ukraine-Hilfe auf bewährte Strukturen. Die Diakonie stelle Experten für das Kleider- und Spendenmanagement sowie professionelle Hilfe im Ankunftszentrum und in den Beratungsstellen zur Verfügung. Der Verein "Münchner Freiwillige" wiederum kümmere sich um die Koordination privater Unterkünfte. Über eine Online-Wohnraumbörse sammle man derzeit Angebot für private Unterkünfte. Zudem suche man eine Lagerhalle für gespendete Hilfsgüter.

Auch Geldspenden werden in Bayern bereits kräftig gesammelt. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick zum Beispiel stellte 50.000 Euro für die vom Krieg betroffenen Menschen in der Ukraine sowie Flüchtlinge aus der Region bereit. Das Geld aus dem Katastrophenfonds des Erzbistums fließe an das Hilfswerk Caritas international, teilte das Erzbistum am Montag mit. Schick stehe in Kontakt mit den Bischöfen von Odessa und Charkiw, die über die dramatische Situation in den umkämpften Städten berichten. Erzbischof Schick rief erneut dazu auf, für den Frieden in der Ukraine zu beten.

Bayerische Partnerstädte wollen Ukraine "nach Kräften unterstützen"

Montag, 28. Februar 2022, 16.23 Uhr: Die Kommunen in Bayern, die eine Städtepartnerschaft in der Ukraine haben, sichern ihren Partnern Hilfe zu. "Wir werden alles tun, um unsere Partnerschaften und die Menschen, die dort leben weiterhin nach Kräften zu unterstützen", heißt es in der am Freitag unterzeichneten und am Montag verbreiteten Erklärung von zwölf Kommunen. Derzeit seien aber fast alle Wege, zu helfen, abgeschnitten. "Dennoch werden wir nach neuen Möglichkeiten suchen."

Die Ukraine habe seit 2014 ein leuchtendes Zeichen für eine wachsende, junge Demokratie in Europa abgegeben, schreiben die bayerischen Partnerkommunen weiter. Die gestärkte kommunale Selbstverwaltung sei seit den letzten Jahren zunehmend zur Garantin eines stabilen Systems geworden, das von der russischen Föderation nun in ihren Grundfesten bedroht werde. Die bayerischen Partnerkommunen hofften inständig, dass nicht weitere Menschen "diesem schrecklichen Krieg zum Opfer fallen".

Seit Jahren, beginnend bereits in den Jahren 1989/90 mit dem Fall des Eisernen Vorhangs, sei man mit den Menschen in allen Regionen der Ukraine vertraut und arbeite auf vielen Gebieten zusammen, heißt es weiter. "Wir wünschen uns, dass die Menschen in der Ukraine in Frieden und Freiheit ihre Zukunft selbst demokratisch bestimmen können."

Unterzeichner der Erklärung sind die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister von: Regensburg (Partnerschaft mit Odessa), Pullach (Barischewka/Beresan), Kaufbeuren (Kizman), Schäftlarn (Pidkamin), Wolfratshausen (Brody), Nürnberg (Charkiw), Uffenheim (Jaworiw), Bad Endorf (Wolowez), Eichenau (Wischgorod), München (Kiew), Memmingen (Tschernihiw) und Oberviechtach (Riwne).

Dekanat München ruft zu Spenden für Partnerkirche in Kiew auf

Montag, 28. Februar 2022, 16.13 Uhr: Das evangelische Dekanat München hat zu Spenden für die Partnergemeinde in der ukrainischen Hauptstadt Kiew aufgerufen. Es sei in der aktuellen Lage schwer, den Kontakt zu halten und gesicherte Informationen zu bekommen, sagte Stadtdekan Bernhard Liess dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Wir wollen aber schon jetzt Spenden sammeln, denn das Geld wird in Kiew sicher benötigt werden", so der Theologe.

Die Partnerschaft mit der evangelisch-lutherischen Gemeinde St. Katharina im Kiewer Regierungsviertel ist laut Dekanat im Rahmen der 1989 geschlossenen Städtepartnerschaft München-Kiew entstanden. Schwerpunkte waren bislang Sozialprojekte wie die Medikamentenhilfe für die Kinderkrebsstation und die Arbeitstherapie für Frauen mit geistiger Behinderung.

Münchner Freiwillige und Diakonie koordinieren Ukraine-Hilfe

Montag, 28. Februar 2022, 15.43 Uhr: Große Hilfsbereitschaft, aber noch wenig Bedarf: Um die private Ukraine-Hilfe in der Landeshauptstadt zu kanalisieren, setzen die Diakonie München und die Münchner Freiwilligen auf bewährte Strukturen. Es gebe im Münchner Regelsystem Stellen, die die Nothilfe zentral steuern könnten, sagte Diakonie-Vorständin Andrea Betz im Gespräch mit dem Sonntagsblatt. Seitens der Diakonie stelle man Experten für das Kleider- und Spendenmanagement sowie professionelle Hilfe im Ankunftszentrum und in den Beratungsstellen zur Verfügung. Der Verein "Münchner Freiwillige" wiederum kümmere sich um die Koordination privater Unterkünfte.

"Viele Menschen rufen uns mit konkreten Fragen an: Soll ich Asyl beantragen? Bin ich krankenversichert? Wer hilft mir mit meinem behinderten Kind?",

schilderte Betz die aktuelle Situation in den Beratungsstellen. Deshalb werde man zusammen mit Juristen einen aktuellen Antworten-Katalog für die häufigsten Fragen erstellen, der Hilfsorganisationen wie dem Kulturzentrum Gorod, der ukrainischen griechisch-katholischen Gemeinde München und der ukrainischen freien Universität bereitgestellt würde.

Mithilfe einer online-Wohnraumbörse sammle man derzeit Angebot für private Unterkünfte, sagte Petra Mühling, Vorstandsvorsitzende von "Münchner Freiwillige - Wir helfen e.V." im epd-Gespräch. Zudem suche der Verein aktuell eine Lagerhalle für gespendete Hilfsgüter, die derzeit noch nicht gebraucht würden. "Momentan ist es wichtig, die Hilfe zu strukturieren, die beteiligten Stellen zu vernetzen und vorbereitende Tätigkeiten zu leisten", sagte Mühling.

Es sei, wie schon 2015, als zeitweise pro Tag mehrere Zehntausend Geflüchtete vor allem aus Syrien und Afghanistan am Hauptbahnhof ankamen, "total faszinierend, wie schnell die Münchnerinnen und Münchner reagieren", sagte die Ehrenamtliche. Allerdings sei noch unklar, wie viele Menschen tatsächlich in den nächsten Tagen nach Bayern kämen.

"Wir hören, dass viele Ukrainerinnen und Ukrainer noch nicht so weit weg von den Grenzen wollen, weil sie hoffen, dass sie bald zurückkehren können."

Das deckt sich mit den Erkenntnissen der Diakonie: "Die Zahlen ukrainischer Geflüchteter sind im Ankunftszentrum noch sehr niedrig", sagte Andrea Betz. Dort kämen allerdings auch nur jene Menschen an, die einen Asylantrag stellen. Grundsätzlich könnten Menschen aus der Ukraine derzeit auch ohne Visum nach Deutschland einreisen, wenn sie dort bei Familie oder Freunde unterkämen. "Wenn das gut klappt, bekommen wir das gar nicht mit", sagte Betz.

München, das auch die Partnerstadt von Kiew ist, ist ein Zentrum für Menschen mit ukrainischen Wurzeln in Bayern: In Freistaat leben rund 30.000 Ukrainer, allein 8.000 davon in München.

Wohlfahrtsverbände: München wird Ukrainer mit offenen Armen empfangen

Montag, 28. Februar 2022, 15.13 Uhr: Die Münchner Wohlfahrtsverbände rufen zur Solidarität mit den Menschen in der Ukraine auf. Die Nachrichten aus dem Kriegsgebiet seien schockierend, sagte Julia Sterzer, die Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft Freie Wohlfahrtspflege München und Geschäftsführerin der Arbeiterwohlfahrt München-Stadt laut Mitteilung am Montag: "Wir rechnen damit, dass auch in München zahlreiche Menschen Zuflucht suchen werden." Die Wohlfahrtsverbände stünden mit der Stadt München bereit, um diese Menschen bei ihrer Ankunft bestmöglich zu unterstützen und ihnen Unterbringungsmöglichkeiten anzubieten. Man sei der festen Überzeugung, "dass die Münchner Stadtgesellschaft die Geflüchteten mit offenen Armen empfangen wird". Viele Freiwillige hätten sich schon gemeldet, zudem gebe es eine große Spendenbereitschaft.

Ökumenisches Friedensgebet in Augsburger Basilika

Montag, 28. Februar 2022, 14.10 Uhr: Zu einem ökumenischen Friedensgebet laden die evangelische und katholische Kirche diesen Mittwoch (2. März) um 13.30 Uhr in die Augsburger Basilika Sankt Ulrich und Afra ein. An dem ökumenischen Gebet nehmen neben dem evangelischen Augsburger Regionalbischof Axel Piper und dem katholischen Bischof Bertram Meier auch der Apostolische Exarch für katholische Ukrainer des byzantinischen Ritus in Deutschland und Skandinavien, Bischof Bohdan Dzyurakh, teil, teilte Pipers Büro am Montag mit. Das ökumenische Gebet soll "ein Zeichen der Verbundenheit der hiesigen Christen untereinander und mit den Kirchen sein, die in der Ukraine und in Russland ihre Heimat haben". Man wolle gemeinsam "für die von der Kriegsgewalt betroffenen Menschen und für mutige Schritte zum Frieden" beten, sagte der Regionalbischof.

Demo mit Tausenden Teilnehmern in München gegen Ukraine-Krieg geplant

Montag, 28. Februar 2022, 11.24 Uhr: Am Aschermittwoch (2. März) wollen Parteien und Verbände in München gegen den Krieg in der Ukraine demonstrieren. Unter anderem wollten Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), der ukrainische Generalkonsul Yuriy Yarmilko und der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) Bayern teilnehmen, teilte die SPD in Bayern als Initiatorin am Montag mit. Die Demo um 18 Uhr auf dem Königsplatz steht unter dem Motto "Frieden in Europa, Solidarität mit der Ukraine!". Man rechne mit mindestens 5.000 Teilnehmern, sagte ein SPD-Sprecher auf Nachfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd).

Auch mehrere Parteien hätten ihr Kommen angekündigt, etwa die FDP, die Grünen, die Linke und die ÖDP. "Lassen Sie uns am Mittwoch auf dem Münchener Königsplatz gemeinsam ein Zeichen setzen für Frieden, für eine freie Ukraine und gegen den völkerrechtswidrigen brutalen Angriffskrieg von Wladimir Putin", sagte der Vorsitzende der SPD in Bayern, Florian von Brunn. Er rief weitere Parteien, Verbände und Kirchen dazu auf, sich ebenfalls an der Demo zu beteiligen.

Erzbistum Bamberg stellt 50.000 Euro für Menschen in Ukraine bereit

Montag, 28. Februar 2022, 11.21 Uhr: Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat 50.000 Euro für die vom Krieg betroffenen Menschen in der Ukraine sowie Flüchtlinge aus der Region bereitgestellt. Das Geld aus dem Katastrophenfonds des Erzbistums fließe an das Hilfswerk Caritas international, teilte das Erzbistum am Montag mit. Schick stehe in ständigem Kontakt mit den Bischöfen von Odessa und Charkiw, die über die dramatische Situation berichten. Erzbischof Schick rief erneut dazu auf, für den Frieden in der Ukraine zu beten. Die Caritas in der Ukraine helfe Tausenden Binnenflüchtlingen, die Richtung Westen fliehen, auf der Suche nach einem sicheren Platz zum Schlafen. In Sozialzentren erhielten die Menschen Lebensmittel und Decken und eine Unterkunft. Traumatisierte Menschen bekämen Unterstützung durch psychologische Fachkräfte.

EKD-Ratsvorsitzende Kurschus: "Das Blut, das in der Ukraine vergossen wird, schreit zum Himmel"

Montag, 28. Februar 2022, 11.04 Uhr: "Das Blut, das in der Ukraine vergossen wird, schreit zum Himmel." Mit diesem dringlichen Appell hat die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, auf der zentralen Friedenskundgebung eines breiten gesellschaftlichen Bündnisses in Berlin die russische Regierung zum sofortigen Stopp des Ukrainekrieges aufgefordert.

"Die verlogene und machtgierige Regierung des einen Landes hat mit blanker Gewalt und gegen alles Recht ihren Soldaten befohlen, ein anderes Land zu überfallen", sagte Kurschus vor tausenden Demonstrantinnen und Demonstranten.

"Das ist ein Verbrechen. Die Menschen in der Ukraine werden bombardiert und beschossen. Sie verteidigen sich, suchen zu Hunderttausenden Schutz in Kellern oder sie flüchten aus dem Land, um ihr Leben und das ihrer Kinder zu retten."

Kurschus rief dazu auf, nicht in eine Spirale des Hasses zu geraten: "Wir verweigern uns der Verführung zum Hass. Wir verweigern uns der Spirale der Gewalt. Wir werden der kriegslüsternen Herrscherclique in Russland nicht das Geschenk machen, ihr Volk zu hassen. Wir werden das Spiel der Verfeindung nicht mitspielen", sagte die Ratsvorsitzende.

Jetzt seien Taten gefragt: "Wo Kriege geführt werden, da kommt es auf Waffen an. Wo der Frieden werden soll, da kommt es auf uns an", so Kurschus.

"Es kommt auf uns an, den leidenden Menschen in der Ukraine, den verängstigten Menschen in unseren Nachbarländern, unsere Solidarität zu zeigen, keine billige, sondern eine, die uns etwas kostet. Es kommt auf uns an, den Menschen in Russland, die sich gegen den Krieg stellen, unsere Achtung zu bezeugen. Es kommt auf uns an, den Menschen, die flüchten, zu helfen und ihnen Wege zu öffnen, damit sie ihr Leben retten können."

Runder Tisch der Religionen fordert Frieden in der Ukraine

Sonntag, 27. Februar 2022, 17.16 Uhr: Der Runde Tisch der Religionen Augsburg hat eine Stellungnahme zum Ukrainekonflikt abgegeben. Der Runde Tisch fordert in dem am Sonntag veröffentlichten Papier "Frieden und Gerechtigkeit für die Völker der Ukraine und Russlands im gemeinsamen Haus Europa". Der Angriffsbefehl Wladimir Putins sei durch nichts zu rechtfertigen, welche berechtigten Anliegen Russland gegenüber der Ukraine auch gehabt haben möge, heißt es in der Stellungnahme. Und weiter: "Wir sehen uns verbunden mit den Menschen in der Ukraine und allen mutigen Menschen, die sich in Russland gegen den Krieg stellen."

Der Runde Tisch der Religionen verweist unter anderem auf Reaktionen aus der Ukrainischen Orthodoxen Kirche (Moskauer Patriarchat), den jüdischen Gemeinden und der muslimischen Gemeinschaft der Krimtataren. Sie alle wandten sich gegen Krieg.   "Als Menschen des Glaubens beten wir, dass die Waffen schweigen", hieß es weiter.

"Das Feuer des Krieges muss gelöscht werden."

Der Runde Tisch der Religionen Augsburg bitte die deutsche Regierung und Zivilgesellschaft, die Aufnahme von Flüchtlingen vorzubereiten und humanitäre Hilfe einzuleiten.

Er erinnert daran, dass 1959 die Sowjetunion den Vereinten Nationen die Skulptur eines Künstlers aus der Ukraine schenkte. Sie zeigt einen kräftigen Mann, der das biblische Motto "Schwerter zu Pflugscharen" in die Tat umsetzt. Seitdem stehe dieser Wegweiser zum Frieden im Garten der UNO in New York.

Kardinal Marx fordert zu Friedensbemühungen im Ukrainekonflikt auf

Sonntag, 27. Februar 2022, 14.12 Uhr: Der Münchner Kardinal Reinhard Marx hat den Patriarchen von Moskau Kyrill I. dazu aufgerufen, sich beim russischen Präsidenten Wladimir Putin für den Frieden einzusetzen. Bischöfe seien keine Politiker, aber sie hätten den Auftrag und die Pflicht, das Evangelium vom Frieden zu verkünden, sagte Marx am Sonntagmittag in der ukrainisch-katholischen Kathedrale Maria Schutz und St. Andreas in München-Harlaching. Dieser Auftrag bestehe "gerade denen gegenüber, die meinen, mit Gewalt und Terror politische Ziele durchzusetzen". Das dürfe kein Instrument der Politik sein und sei unchristlich, sagte Marx laut einer Mitteilung des Erzbistums München.

"Ich bitte inständig den Patriarchen von Moskau, dass er Einfluss nimmt auf diesen Präsidenten, damit der Krieg beendet wird, damit die Waffen niedergelegt werden", sagte Marx den Angaben zufolge. "Ihr seid nicht allein, wir stehen fest zu Euch", versicherte der Erzbischof von München und Freising der ukrainischen griechisch-katholischen Gemeinde in ihrem Gemeindegottesdienst. Er erinnerte daran, dass München und die ukrainisch-katholische Gemeinde seit Generationen eng verbunden seien.

Marx hatte den Gottesdienst auf Einladung des ukrainisch-katholischen Bischofs Bohdan Dzyurakh besucht und am Ende der Feier zu der Gemeinde gesprochen. Er sagte die Gemeinschaft im Gebet zu und versicherte Solidarität in der tätigen Nächstenliebe. Die römisch-katholische Kirche in Deutschland werde auf die Ukraine schauen und dort konkrete Hilfe leisten. Geflüchtete, die nach München kommen, sollen gemeinsam unterstützt werden.

Regionalbischöfin: Christen sollen Botschafter der Hoffnung bleiben

Sonntag, 27. Februar 2022, 12.09 Uhr: Beim deutsch-russisch-ukrainischen Friedensgebet für die Ukraine hat die Nürnberger Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern an die gemeinsame Basis aller Christen appelliert. "Bleiben wir als Christinnen und Christen auf allen Seiten weiterhin Botschafter der Hoffnung, dass es ein Zusammenleben in Frieden in aller Verschiedenheit geben kann", sagte sie am Samstagnachmittag in der Nürnberger Lorenzkirche laut einer Mitteilung des Kirchenkreises.

Sehr oft sei das, was nach Gottes Willen nicht sein soll, bittere Realität. "Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein. Und doch findet dieser Krieg statt vor unser aller Augen. Es macht mich fassungslos. Traurig! Wütend! Alles auf einmal, irgendwie gleichzeitig und im Ergebnis fühle ich mich hilflos", sagte die Regionalbischöfin.

Der Bischof der Partnerkirche, der Deutschen Evangelisch-Lutherischen Kirche in der Ukraine, Pavlo Shvartz habe "eindringlich gebeten, für die Menschen in der Ukraine, die russischen und ukrainischen Konfliktparteien, vor allem aber für den Frieden zu beten", sagte Elisabeth Hann von Weyhern. Sie rief dazu auf, diese Bitte aufzunehmen:

"Wenn wir beten, verbinden wir uns miteinander. Beten können wir füreinander nur in einer Haltung des gegenseitigen Wohlwollens."

Der Gottesdienst gebe Hoffnung, denn er zeige, "dass der Schmerz uns vereint statt trennt".

Sie rief die Gottesdienstbesucher auch dazu auf, wachsam zu sein gegenüber Falschinformationen, Propaganda und Hassreden. "Seien wir vorsichtig, was wir zum Beispiel in sozialen Medien teilen und wem wir das Wort reden", sagte sie.

"Liebe soll unser Leitmotiv sein, nicht Hass. Mitleid, statt Häme. Hoffnung statt Angst."

Stadtdekan Jürgen Körnlein sagte laut einer Mittelung des Evangelisch-Lutherischen Dekanats Nürnberg: "Wir sind erschüttert, dass der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland nicht mit Worten und Verhandlungen geklärt werden konnte und nun Gewalt und Krieg über der Ukraine hereinbricht." Daher sei es nun umso wichtiger, für den Frieden zu beten. Das Friedensgebet fand dreisprachig statt in Deutsch, Ukrainisch und Russisch. Anschließend konnten die Teilnehmenden Gebetskerzen anzünden.

Bayern bereitet sich auf Geflüchtete aus der Ukraine vor

Samstag, 26. Februar 2022, 09.27 Uhr: Die Europäische Union rechnet mit mehreren Hunderttausend Geflüchteten aus der Ukraine - auch der Freistaat bereitet sich vor. Man sondiere gerade die Lage mit den Kommunen, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Freitag. In den Flüchtlingsunterkünften in Bayern seien noch Plätze frei. Er wolle aber nicht ausschließen, dass man nicht auch wieder eine Schulturnhalle mit Feldbetten belege, sagt er mit Blick auf den großen Flüchtlingszuzug 2015.

Auch in München - der Partnerstadt Kiews - sind die Vorbereitungen in vollem Gange. Die Diakonie München und Oberbayern rechnet mit einer "hohen Zahl" an Geflüchteten aus der Ukraine, vor allem mit vielen Älteren und Familien mit Kindern. Bereits seit Monaten steige die Zahl der ukrainischen Flüchtlinge, sagte die Vorständin und Migrations-Expertin Andrea Betz am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Diakonie ist zuständig für die Sozialbetreuung im Münchner Ankunftszentrum für Geflüchtete. Dort machten Ukrainer zuletzt die größte Gruppe der Neuankömmlinge aus.

Die besondere Aufmerksamkeit gelte derzeit daher auch den Geflüchteten, die schon hier sind. Denn diese sorgten sich angesichts der "schrecklichen Kriegsbilder" um ihre Angehörigen. In den Migrationsberatungsstellen liefen derweil die Telefone heiß, sagte Betz weiter. Viele Ukrainer in München wollten sich informieren, wie sie ihre Angehörigen hier unterbringen können. Nach epd-Informationen erwartet die Stadt München 2.000 bis 5.000 ukrainische Flüchtlinge. Insgesamt leben 8.000 Ukrainer in der Landeshauptstadt.

Auch in Nürnberg bereitet man sich "umfassend auch schon für eine kurzfristige Aufnahme" auf ukrainische Geflüchtete vor. Es stünden ausreichend Kapazitäten zur Verfügung, teilte die Stadt Nürnberg auf epd-Anfrage mit. Die Stadt verwies auch darauf, dass Ukrainer "ganz normal" ohne Visum nach Deutschland einreisen und sich 90 Tage hier aufhalten dürften:

"Eine Verlängerung um weitere 90 Tage ist kein Problem."

Bei der Unterbringung der Menschen setzt Nürnberg auch auf die ukrainische Community - derzeit leben dort rund 4.200 Männer und Frauen aus der Ukraine, die geflüchtete Angehörige aufnehmen könnten. Außerdem werde bei den Vorbereitungen auch auf Strukturen aus der Zeit von 2015 zurückgegriffen - also die Netzwerke aus Feuerwehr, Hilfsorganisationen und freiwilligen Helfern, teilte die Stadt Nürnberg weiter mit.

Nach den Erfahrungen von 2015, als zeitweise Zehntausende Flüchtlinge vor allem aus Syrien und Afghanistan am Münchner Hauptbahnhof ankamen, sei man aber gut vorbereitet, bestätigte auch Andrea Betz von der Diakonie München und Oberbayern. Sie erlebe von daher auch keine Panik oder Aufgeregtheit bei Kommunen und Wohlfahrtsverbänden, vielmehr eine professionelle Vorbereitung. "Wir können rasch und flexibel reagieren. Wir können zum Beispiel sofort Kleiderspenden organisieren oder über weitere diakonische Player erste humanitäre Hilfe leisten."

Innenminister Herrmann bewertet die aktuelle Lage zu 2015 als "ganz anders". Die Bedrohung der Menschen durch den Krieg in der Ukraine sei so eklatant, dass sich einer Flüchtlingsaufnahme kaum jemand in der Bevölkerung verschließen werde. Das sei etwas anderes, als wenn Menschen wegen Armut aus afrikanischen Ländern flöhen. Zudem lebten in Europa bereits viele ukrainischstämmige Menschen, vor allem in Italien und Spanien. Das erleichtere die Aufnahme, sagte Herrmann. In Bayern leben laut Innenministerium derzeit rund 30.000 Menschen mit ukrainischer Staatsangehörigkeit.

Bischöfe Bedford-Strohm und Marx rufen zum Gebet für Ukraine auf

Freitag, 25. Februar 2022, 14.21 Uhr: Der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und der katholische Münchner Erzbischof Reinhard Marx rufen zum Gebet für die Menschen in der Ukraine auf. Bedford-Strohm werde bereits am Freitagabend um 19.30 Uhr an einem ökumenischen Friedensgebet in der Jesuitenkirche St. Michael im Zentrum Münchens mit Stadtdekan Bernhard Liess teilnehmen, teilten Landeskirche und Erzbistum am Freitag gemeinsam mit.

Am Sonntagmorgen wolle Kardinal Marx um 10 Uhr einen Gottesdienst der ukrainischen griechisch-katholischen Pfarrei in der Kathedrale Maria Schutz und St. Andreas in München-Harlaching besuchen. Dort wolle er ein kurzes Wort der Solidarität und ein Gebet mit Bischof Bohdan Dzyurakh sprechen. Bedford-Strohm und Marx riefen die Christen zugleich dazu auf, am Sonntagabend (27. Februar) an einem bundesweiten ökumenischen Friedensgebet teilzunehmen.

Dieses findet auf Initiative der Evangelischen Kirche in Deutschland, der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und des Arbeitskreises Christlicher Kirchen (ACK) in Deutschland am Sonntagabend in zahlreichen Gemeinden statt. Kirchengemeinden und christliche Gruppen seien aufgerufen, sich am frühen Abend in Friedensgottesdiensten und gemeinsamen Gebeten mit den Opfern des Krieges zu verbinden und Frieden für die Ukraine zu erbitten. Die Kirchenglocken sollen zum Gebet einladen.

"Es sind Fassungslosigkeit, Trauer und Zorn, die mich bewegen. Dass der russische Präsident Putin den Angriffsbefehl gegen die Ukraine gegeben hat, ist ein eklatanter Bruch des Völkerrechts", sagte Bedford-Strohm. "Wir sind in diesem Moment über alle Konfessionen hinweg im Gebet mit den Menschen verbunden, die vor Bomben in Bunker fliehen oder ihre Herkunftsorte verlassen müssen", sagte Kardinal Marx. Er appelliere an die Verantwortlichen für die Aggression, den Krieg in Europa unverzüglich zu beenden.

Landkreistag fordert unbürokratischen Schutz für Ukrainer

Freitag, 25. Februar 2022, 13.38 Uhr: Die bayerischen Landkreise fordern einen unbürokratischen Schutz für Geflüchtete aus der Ukraine. Man wolle humanitäre Hilfe leisten, dafür sei aber die Unterstützung von Land und Bund nötig. So müssten etwa ungenutzte Liegenschaften unverzüglich für die Unterbringung von Menschen aus den Krisengebieten zur Verfügung gestellt werden, sagte der erste Vizepräsident des Bayerischen Landkreistages, der Fürstenfeldbrucker Landrat Thomas Karmasin, laut Mitteilung vom Freitag.

Zudem müssen die geltenden Einreise- und Aufenthaltsbestimmungen für ukrainische Staatsangehörige unbürokratisch vollzogen werden, sagte Karmasin weiter. "Wir können in der jetzigen Situation nicht auf seitenlange Verwaltungsanweisungen von oben warten, sondern brauchen eine pragmatische Handhabung." Außerdem dürfe es nicht sein, dass traumatisierte Ukrainer ohne Visum nur für 90 Tagen in Deutschland sein dürften oder gar zur Ausreise in ein Kriegsgebiet gezwungen werden, weil ihr Visum ablaufe.

EKD ruft zur Teilnahme an Kundgebung am Sonntag in Berlin auf

Freitag, 25. Februar 2022, 11.44 Uhr: Der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Friedrich Kramer, hat dazu aufgerufen, jetzt für den Frieden auf die Straße zu gehen, um deutlich zu machen, dass die Menschen keinen Krieg, sondern den Frieden wollen. "Mitten in Europa herrscht Krieg, der russische Präsident Wladimir Putin hat Grenzen überschritten. Dazu dürfen wir nicht schweigen", so Landesbischof Kramer.

Er unterstütze daher nachdrücklich den Aufruf zahlreicher Nichtregierungsorganisationen zu einer Kundgebung "Stoppt den Krieg! Frieden für die Ukraine und ganz Europa" am kommenden Sonntag in Berlin, an der er gemeinsam mit der EKDRatsvorsitzenden Präses Annette Kurschus teilnehmen wird.

"Die Evangelische Kirche in Deutschland ruft mit zu dieser Friedensaktion auf und ich würde mich freuen, wenn möglichst viele Menschen sich daran beteiligen, um auf diese Weise sichtbar dem Wunsch nach Frieden Ausdruck zu verleihen",

so Landesbischof Kramer. Grundlage für Frieden in Gerechtigkeit könne nur das internationale Recht sein. Putins Angriff auf die Ukraine stelle einen eklatanten Bruch des Völkerrechts dar und gefährde den Frieden in ganz Europa. "Die EKD-Ratsvorsitzende unterstreicht mit ihrer Teilnahme und ihrer Rede bei der Kundgebung das Friedensanliegen der evangelischen Kirche", so der EKD-Friedensbeauftragte.

"Die Folgen und der Umfang des Krieges sind nicht abschätzbar, aber er wird unsägliches Leid über die Menschen bringen. Meine Gedanken und Gebete sind daher besonders bei den Menschen in der Ukraine."

Die Kundgebung findet am Sonntag, 27. Februar, um 13 Uhr vor der Siegessäule auf der Straße des 17. Juni statt. Zu der Aktion rufen neben der EKD unter anderem Campact, Eirene, pax christi, Brot für die Welt, das Netzwerk Friedenskooperative, NaturFreunde und die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) auf.

Bischof Bedford-Strohm: Bloße Appelle helfen nicht

Freitag, 25. Februar 2022, 10.51 Uhr: Den russischen Angriff auf die Ukraine darf man nach Überzeugung des bayerischen evangelischen Landesbischofs Heinrich Bedford-Strohm nicht einfach hinnehmen. "Bloße Appelle helfen leider nicht", sagte der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) am Freitag in einem Facebook-Video. Jetzt würden nur die weltweite klare Ächtung solchen völkerrechtswidrigen Verhaltens und zielgerichtete Sanktionen helfen. Diese seien klüger als eine militärische Eskalation, "bei der alle nur verlieren können".

Er selbst ringe mit dem Satz von Paulus aus Römer 12: "Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem." Schließlich erlebe man eine Situation, wie ein "Großmachtpolitiker mit fadenscheinigen Argumenten" das Nachbarland angreift, um sich dessen Territorium einzuverleiben und das Völkerrecht mit Füßen zu treten. Den aggressiven Akt gegen die Ukraine durch den russischen Präsidenten Wladimir Putin könne man aber nicht einfach hinnehmen.

Bedford-Strohm appellierte an die westliche Welt, bei den eigenen Werten zu bleiben - "die der Macht die Menschenrechte und der Gewalt die Vernunft entgegenhalten". Denn es sei der "größte Triumph der eiskalten Machtpolitiker, wenn sie es schaffen, die anderen auf ihre Ebene herunterzuziehen", mahnte der bayerische Landesbischof. Es brauche weiterhin Gesprächskontakte im Hintergrund, die die Tür für nicht-militärische Lösungen offenhalten, und Hilfe für die Menschen in der Ukraine.

Friedensgebet für Ukraine in der Lorenzkirche

Freitag, 25. Februar 2022, 09.47 Uhr: Mit der Nürnberger evangelischen Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern findet an diesem Samstag (26. Februar, 16 Uhr) in der Kirche St. Lorenz ein Friedensgebet für die Ukraine statt. "Besorgniserregende Nachrichten erreichen uns aus der Ukraine. Das Gebet für den Frieden ist wichtiger denn je", heißt es in der Ankündigung vom Freitag. Die Menschen seien erschüttert, dass der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland nicht mit Worten und Verhandlungen geklärt werden konnte und nun Gewalt und Krieg über der Ukraine hereinbricht, sagte der Nürnberger Stadtdekan Jürgen Körnlein.

Körnlein ist mit der Regionalbischöfin, der Aussiedlerseelsorgerin Sabine Arnold von der SinN-Stiftung und Pfarrer Tobias Graßmann bei dem Friedensgebet dabei. Es findet in drei Sprachen, Deutsch, Ukrainisch und Russisch, statt.

Päpstliches Hilfswerk "Kirche in Not" startet Nothilfe für Ukraine

Donnerstag, 24. Februar 2022, 16.47 Uhr: Als Reaktion auf die russische Militärinvasion in der Ukraine hat das weltweite päpstliche Hilfswerk "Kirche in Not" ein Nothilfe-Paket in Höhe von einer Million Euro beschlossen. Das Geld solle Priestern und Ordensleuten zugutekommen, die im ganzen Land in Pfarreien, Flüchtlingsunterkünften, Waisenhäusern und Altenheimen arbeiteten, teilte der Geschäftsführende Präsident von "Kirche in Not", Thomas Heine-Geldern, am Donnerstag in München mit.

Laut Mitteilung gehen die Hilfsgelder an die mehr als 6.000 Priester und Ordensfrauen in der ganzen Ukraine, die sowohl dem römisch-katholischen wie dem griechisch-katholischen Ritus angehören. Ein Schwerpunkt liegt auf den Regionen in der Ostukraine wie Charkiw, Odessa, Donezk, Saporischschja und der Krim. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte am Donnerstagmorgen nach einer wochenlangen Krise einen Angriff auf die Ukraine befohlen. Russische Truppen griffen laut Medienberichten am Donnerstag Ziele in der Ukraine an.

Der römisch-katholische Bischof Pavlo Honcharuk aus Charkiw sagte laut "Kirche in Not", die Situation werde immer schlimmer. "Wir leben jetzt nur noch von Stunde zu Stunde." Immer mehr Menschen verließen den Osten der Ukraine, sagte der Bischof. "Von denen, die bleiben, kommen viele in die Pfarrhäuser und Klöster und bitten um Hilfe." Priester und Ordensleute teilten das Wenige, das sie zum Leben hätten, mit denen, die noch weniger hätten.

CSU und andere Parteien sagen Politischen Aschermittwoch ab

Donnerstag, 24. Februar 2022, 16.32 Uhr: Die CSU hat ihren traditionellen Politischen Aschermittwoch in der kommenden Woche wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine abgesagt. Die für den 2. März in der Passauer Dreiländerhalle geplante Veranstaltung "passt nicht in die Zeit", sagte CSU-Chef Markus Söder laut einer Mitteilung vom Donnerstag: "Es sollte ein Aufbruch nach Corona sein, nun sind wir aber in einer schweren außenpolitischen Krise." Auch SPD, Grüne, Freie Wähler und FDP im Freistaat sagten ihre Veranstaltungen zum traditionell deftigen Schlagabtausch am Aschermittwoch ab. Die Kölner Karnevalisten sagten wegen des Überfalls auf die Ukraine ihren traditionellen Rosenmontagszug ab.

Würzburger Dekan mit Fürbitte

Donnerstag, 24. Februar 2022, 16.23 Uhr: Der Würzburger Dekan Wenrich Slenczka  hat eine Fürbitte für die Deutsche Evangelisch-Lutherische Kirche in der Ukraine verfasst. Sie ist Partnerkirche der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. "Sie ist sehr klein. Aber wir wollten landeskirchenweit für sie in diesem Konflikt beten", sagte Slenczka:

"Wir bitten dich, unser Gott, um Frieden zwischen Russland und der Ukraine. Mache der Aggression und dem Blutvergießen ein Ende. Lass nicht zu, dass Großmannssucht und Krieg die Menschen beherrschen. Besonders bitten wir dich für unsere evangelische Partnerkirche in der Ukraine und ihre Schwesterkirche in Russland. Tröste und stärke sie durch deine Friedensbotschaft, dass sie das Böse mit Gutem überwinden können. Lass sie dein Licht bringen in die Dunkelheit der Völker, damit Hass und Angst aufhören. Höre ihre Bitten und lass dein Wort der Versöhnung durch sie hörbar werden."

Herrmann erwartet Kriegsflüchtlinge aus Ukraine

Donnerstag, 24. Februar 2022, 15.03 Uhr: Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) rechnet nach dem russischen Angriff auf die Ukraine mit Fluchtbewegungen in die dortigen Nachbarländer. Man werde die betroffenen Anrainerstaaten "massiv unterstützen", sagte Herrmann nach einer Videoschalte der Innenminister von Bund und Ländern sowie einem Treffen mit seinem rumänischen Amtskollegen Lucian Bode am Donnerstag. Es gehe um schnelle humanitäre Hilfe und Unterstützung, sagte er.

Herrmann und Bode verurteilten die russische Aggression scharf und bekundeten ihre Solidarität mit der Ukraine: "Wir stehen innerhalb der Nato und der EU fest zusammen und erklären uns geschlossen solidarisch mit den Menschen in der Ukraine." Als Beispiel für eine schnelle Hilfe nannte Herrmann die Unterstützung durch Hilfsorganisationen wie das Rote Kreuz oder das Technische Hilfswerk. Die Hilfe könne innerhalb von zwei bis drei Tagen vor Ort sein, erläuterte der bayerische Innenminister.

Es sei "selbstverständlich und dringend notwendig" rasch zu helfen, indem man etwa eine Versorgung mit Hilfsgütern, das Aufstellen von Zelten oder auch eine logistische Unterstützung mit Fahrzeugen zur Verfügung stelle, sofern die Anrainerstaaten der Ukraine dies wünschten. Laut dem Bundesinnenministerium seien die EU-Koordinations- und Unterstützungsmechanismen vor allem für humanitäre Hilfe bereits angelaufen, sagte Herrmann.

Gebete und Demos für Frieden in der Ukraine

Donnerstag, 24. Februar 2022, 14.11 Uhr: Wenige Stunden nach dem russischen Angriff auf die Ukraine finden am Donnerstag erste Mahnwachen, Friedensgebete und Demonstrationen in bayerischen Großstädten statt. Schon am Donnerstagmorgen kam es gegenüber der Bayerischen Staatskanzlei in München zu einer Kundgebung. 

In Fürth soll am Donnerstagabend eine Kundgebung am Dreiherrenbrunnen stattfinden, angemeldet vom Fürther Friedensforum. In Nürnberg ruft die Grüne Jugend ab 18 Uhr zu einer Demo für Frieden in Europa auf, Start ist um 18 Uhr am Kornmarkt. Für Samstag ist ab 14 Uhr eine "Solidaritäts-Demo für die Ukraine und gegen die russische Invasion" ebenfalls am Kornmarkt angekündigt. In Erlangen sind schon seit Tagen zwei Friedensdemos für Samstag angemeldet. Historiker der Uni haben außerdem gemeinsam für 17 Uhr am Donnerstag zu einer Kundgebung am Rathausplatz aufgerufen.

Derselbe Organisator, der den Spontanprotest vor der Staatskanzlei angemeldet hatte, rufe auch für Samstag (26. Februar) zu einer Demo mit dem Titel "Frieden für die Ukraine" auf dem Karlsplatz (Stachus) in der Münchner Innenstadt auf, teilte das Kreisverwaltungsreferat dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit. In Bamberg ist für Donnerstag um 17 Uhr eine spontane Versammlung auf dem Maxplatz geplant, und in Würzburg ruft der Verein "With Heart for Future" am Donnerstag um 16 Uhr zu einer "Friedensaktion für Frieden in der Ukraine gegen russische Aggression" auf.

Bedford-Strohm schrieb auf Facebook, dass Russlands Präsident Wladimir Putin in der Nacht den Angriffsbefehl gegen die Ukraine gegeben habe, "ist nicht nur ein eklatanter Bruch des Völkerrechts", sondern auch ein Vertrauensbruch gegenüber allen, "die in den letzten Monaten mit ihm verhandelt haben". Er hoffe, dass die Weltgemeinschaft jetzt mit einer Stimme spreche und das Vorgehen einhellig verurteilen wird: "Wirksame Sanktionen werden folgen." Seine Gedanken seien in diesen Stunden zuvorderst bei den betroffenen Menschen in der Ukraine, erläuterte der Bischof.

Aus der Ukraine selbst dringen dramatische Berichte nach außen. Der bayerische evangelische Pfarrer Ulrich Zenker, der in den 1990er Jahren als Pfarrer in der deutschen lutherischen Kirche der Ukraine eingesetzt war, schilderte dem Evangelischen Pressedienst (epd) die "panische Angst" der lutherischen Gemeindeglieder in Smijiwka (deutsch: Schlangendorf), rund 100 Kilometer nördlich der von Russland besetzen Krim. Tieffliegende russische Bomber hätten militärische Ziele angegriffen, aber auch viele zivile Häuser entlang der Staumauer des Flusses Dnjepr, berichtete Zenker.

Kirchen und Religionsgemeinschaften laden an verschiedenen Orten auch zu Friedensgebeten ein, etwa die evangelischen Gemeinden der Neupfarrkirche und der Dreieinigkeitskirche in Regensburg für Freitagabend um 19 Uhr. In Würzburg findet am Donnerstag ab 19 Uhr ein Friedensgebet der Gemeinschaft Sant'Egidio in der Marienkapelle statt. Am Freitag folgt ein ökumenisches Friedensgebet für die Ukraine um 19 Uhr im Würzburger Kiliansdom, daran ist unter anderem der evangelische Würzburger Dekan Wenrich Slenczka beteiligt.

Präses Kurschus und Bischof Bätzing rufen zum Frieden in der Ukraine auf

Donnerstag, 24. Februar 2022, 13.09 Uhr: Angesichts des Einmarsches der russischen Armee in der Ukraine fordern die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und die Deutsche Bischofskonferenz eine sofortige Beendigung der Invasion, die Beachtung des Völkerrechts sowie konkrete Friedensbemühungen aller Beteiligten. "Wir sind erschüttert über die aktuelle Entwicklung und rufen die Russische Föderation dazu auf, weitere Aggressionen zu unterlassen. Russland muss die militärischen Angriffe unverzüglich stoppen und die territoriale Integrität der Ukraine vollumfänglich anerkennen. Der Angriff Russlands auf die Ukraine gefährdet das Friedensprojekt Europa." Diese Auffassung vertraten heute (24. Februar 2022) die Vorsitzende des Rates der EKD, Präses Annette Kurschus, und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing. Beide trafen sich in Bonn anlässlich des Antrittsbesuchs der im November 2021 neu gewählten Ratsvorsitzenden. Sie begannen ihre erste Begegnung mit einem ökumenischen Friedensgebet.
 
"Wir wissen uns ökumenisch in dieser angespannten politischen Lage besonders miteinander verbunden und sind in Gedanken bei den Menschen in der Ukraine. Die Ukraine mit ihrem reichen Kulturerbe hat ein Recht auf nationale Selbstbestimmung, die in diesen Tagen mit Füßen getreten wird. Als Christen glauben wir, dass Frieden möglich ist und verschlossene Türen wieder geöffnet werden können", so Präses Kurschus und Bischof Bätzing. Gemeinsam rufen sie die Christinnen und Christen in Deutschland auf, für die Opfer der Gewalt und mit ihnen zu beten.

EVP-Fraktionschef Weber: Dunkelste Stunden seit dem Zweiten Weltkrieg

Donnerstag, 24. Februar 2022, 11.35 Uhr: Der Vorsitzende der EVP-Fraktion im EU-Parlament, Manfred Weber (CSU), hat den Angriff Russlands auf die Ukraine scharf verurteilt. "Vielleicht erleben wir die dunkelsten Stunden seit dem Zweiten Weltkrieg, wo ein Denken zurückkommt, das Landgrenzen verschiebt, Einflusszonen markiert und die Freiheit und die Demokratie unterbinden will", sagte er am Donnerstag dem Radiosender Bayern 2. Die 40 Millionen Ukrainer wollten einfach nur ihr Recht wahrnehmen, "in Freiheit und Demokratie leben zu wollen". Es brauche nun härtestmögliche Sanktionen gegenüber dem russischen Präsidenten Wladimir Putin.

Russland müsse aus der internationalen Gemeinschaft ausgeschlossen werden. Außerdem würde es Russland wirtschaftlich hart treffen, wenn seine Großbanken von den Märkten abgeschnitten würden. Zugleich betonte Weber, dass es unter allen Umständen zu vermeiden sei, dass deutsche Soldaten in einen europaweiten Krieg ziehen. "Der Westen muss jetzt zusammenstehen, weil angesichts der Zeitenwende, die wir erleben, sonst Freiheit und Demokratie auf globaler Ebene gefährdet sind." Es sei eine der positiven Erfahrungen der letzten Tage, dass die G-7-Staaten zusammenhielten und gemeinsam agierten.

Putin sei ein "Diktator", betonte Weber.

"Ich gehe sogar weiter: Putin ist ein Verbrecher und Mörder nach den heutigen Entscheidungen, wo er friedliche Menschen attackiert und angreift."

Bedford-Strohm: Gedanken bei Menschen in Ukraine

Donnerstag, 24. Februar 2022, 10.25 Uhr: Der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm hat bestürzt auf den russischen Angriff auf die Ukraine reagiert. "Es sind Fassungslosigkeit, Trauer und Zorn, die mich an diesem Morgen bewegen", schreibt Bedford-Strohm am Donnerstagmorgen auf seiner Facebook-Seite. Dass Russlands Präsident Wladimir Putin in der Nacht den Angriffsbefehl gegen die Ukraine gegeben hat, "ist nicht nur ein eklatanter Bruch des Völkerrechts", sondern auch ein Vertrauensbruch gegenüber allen, "die in den letzten Monaten mit ihm verhandelt haben", so der Theologe.

Bedford-Strohm schreibt weiter, er hoffe darauf, dass die Weltgemeinschaft jetzt mit einer Stimme sprechen und das Vorgehen einhellig verurteilen wird: "Wirksame Sanktionen werden folgen." Seine Gedanken seien in diesen Stunden vor allem bei den Menschen in der Ukraine. Er denke "an Bischof Pavlo Shvartz, mit dem ich mich letzte Woche noch über die Situation ausgetauscht habe, und die Menschen in seinen Gemeinden". Und er denke an alle in der Ukraine, "deren Leben und Existenz jetzt gefährdet ist". Er könne seine Ohnmacht "jetzt nur vor Gott bringen".

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte in der Nacht zu Donnerstag einen militärischen Angriff auf die Ukraine befohlen. Seit dem frühen Donnerstagmorgen gibt es laut Medienberichten Angriffe überall im Land.

EKD-Ratsvorsitzende Kurschus verurteilt Angriff

Donnerstag, 24. Februar 2022, 09.54 Uhr: Auch die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, hat den russischen Angriff auf die Ukraine verurteilt. Drohungen mit militärischer Übermacht und die willkürliche und gewaltsame Verschiebung vertraglicher anerkannter Grenzen hätten im 20. Jahrhundert unsägliches Leid auch und gerade über die Völker in Mittel- und Osteuropa gebracht, das vor allem von Deutschland ausgegangen sei, sagte die Theologin laut Mitteilung der EKD am Donnerstag.

"Wir sind gewiss: Sie können keine Mittel internationaler Politik sein und dürfen es nie wieder werden."

Kurschus sagte, sie stehe "erschüttert und sprachlos" vor den Angriffen auf die Ukraine. Grenzen zwischen Ländern würden verschoben, die Souveränität von Nationen werde missachtet, Völkerrecht werde gebrochen und der Friede auf dem europäischen Kontinent aufs Spiel gesetzt.

"Unsere Gedanken und Gebete sind mit den Menschen, die nun um Leib und Leben fürchten und die erleben, wie Leid und Tod in ihre Städte und Dörfer einziehen."

Zu der Angst vor weiterer militärischer Eskalation und zum Mitgefühl mit den Menschen in den betroffenen Gebieten trete die Sorge um die Grundlagen des Miteinanders der Völker in Europa und um die internationale Ordnung, wie sie sich zwischen den Staaten seit dem friedlichen Ende des Kalten Krieges entwickelt habe. "Wir sind überzeugt, Waffengewalt werden Leid und Unrecht nur vergrößern", betonte die westfälische Präses.

Kurschus forderte, dass das diplomatische Gespräch mit Russland nicht abreißen dürfe. Sie kündigte an, die christlichen Kirchen und Gemeinden würden über ökumenische Beziehungen weiter den Kontakt zu den Menschen in Osteuropa halten. "Die Kraft und der Wille zum Frieden muss nicht nur bei den Regierenden wachsen; es ist wichtig, dass sie auch bei denen gefördert wird, die regiert werden", sagte sie.