Für Anke Maubach ist klar: Kirche und Umweltschutz gehen Hand in Hand. Deshalb engagiert sie sich ehrenamtlich im Umweltteam des evangelischen Dekanats Nürnberg. "Jetzt wird es immer dringender, das wissen wir alle und nach diesem Sommer ganz besonders", erzählt die Mutter von vier Kindern. Ihr Team schließt sich deshalb der landesweiten Aktion "Schöpfungszeit" der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen an. Das Dekanat will vom 15. September bis 1. Oktober ein vielseitiges Angebot rund um das Thema Schöpfung präsentieren, auch aus naturwissenschaftlicher Perspektive.

Wärmewende, Spiritualität und Resilienz

Die Themen in Nürnberg reichen von konkreten technischen Tipps zur Wärmewende und Gedanken zur Stadtplanung über spirituelle und musikalische Angebote bis zu Tipps für mehr persönliche Resilienz in Krisenzeiten, die von den Psychologists For Future in einem Workshop vermittelt werden. Gegen Ohnmacht angesichts der Krisen und großer Herausforderungen helfe es, sich bewusst zu machen, dass man selbst etwas in der Hand hat, das man ändern kann, sagt Maubach.

"Und sich zu erfreuen an dem Schönen, was da ist. Das hilft mir persönlich auch."

In der katholischen Kirchengemeinde St. Kunigund hat man schon die Initiative ergriffen und auf den neuen Kindergarten eine Photovoltaikanlage gebaut. "Wir haben dafür zusammen mit einer anderen Organisation eine Bürgergenossenschaft gegründet. Seit drei Jahren ist die Photovoltaikanlage auf dem Kindergarten und speist dort ein. Der Rest wird verkauft", erzählt der Ehrenamtliche Anton Absänger. Der Ruheständler hatte sein ganzes Leben lang beruflich mit Kraftwerken und Dampfturbinen zu tun und ist froh, sein Wissen nun für den Klimaschutz einsetzen zu können.

"Ich habe in meiner ganzen beruflichen Karriere sehr viel CO₂ ausgestoßen, und ich muss jetzt wirklich was tun, um in der Richtung wieder etwas gutzumachen."

Das Aktionsbündnis "Grüne Eisbären", in dem sich mehrere Kirchengemeinden engagieren, berät inzwischen auch die Stadt Nürnberg und den Energieversorger N-Ergie. Am 27. September informiert das Bündnis im großen Saal von St. Stefan zusammen mit Handwerksfirmen aus der Region Interessierte darüber, wie man in den eigenen vier Wänden zur Energiewende beitragen kann. "Es sind zum Beispiel so viele Mythen über die falsche Anwendung von Wärmepumpen im Umlauf. Die Leute da aufzuklären, ist uns wichtig", sagt Absänger.

Dialog mit Wissenschaft

Einen Dialog mit Wissenschaftler*innen gibt es beim "Deep Time Walk" am 24. September. In vier Kilometern werden vier Milliarden Jahre Erdgeschichte erwandert, erzählt Anke Maubach. 100 Schritte entsprechen zehn Millionen Jahren. "Und da sieht man erst mal, wie lange unser Planet gebraucht hat, um das hervorzubringen, was wir jetzt hier haben. Zum Schluss bleibt nur ein Fingerbreit übrig für die letzten 200 Jahre, in denen wir unseren Planeten zerstört haben, das geht schon tief in die Seele rein."

Am Beginn der "Schöpfungszeit" am 15. September steht für viele Kirchenmitglieder die Teilnahme am globalen Klimastreik von Fridays For Future. In Nürnberg wird mit einer Klimaandacht um 13 Uhr in der Lorenzkirche und um 13.30 Uhr in der Bartholomäuskirche auf die Demonstration um 14 Uhr an der Wöhrder Wiese eingestimmt. "Je mehr Menschen mitlaufen, umso mehr kann man Druck auf die Politik aufbauen", findet Maubach. Sie freut sich, dass die meisten Parteien sich den Klimaschutz mittlerweile auf ihre Agenda geschrieben haben.

"Ob sie es dann wirklich umsetzen, wenn andere Themen den Vorrang haben, ist die Frage. Ich zumindest denke, man muss viel mehr tun."

Beendet wird das Programm von den Erntedankgottesdiensten der Kirchen. Diese sind für Maubach ein wichtiger Teil des Kirchenjahres, auch wenn nicht alle zufrieden auf den Sommer zurückblicken können. Die Folgen der Klimakrise für die Region kennt sie aus erster Hand, da ihr Bruder als Landwirt in diesem Jahr wegen der Trockenheit seine ganze Haferernte verloren hat. "Man sieht schon deutlich, was bei uns passiert, und es wird nicht besser werden. Aber danken ist trotzdem etwas Wunderbares und eine tolle Methode für Resilienz", findet die Ehrenamtliche.

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