Kirchenjubiläen gibt es landauf, landab viele pro Jahr. Meistens gibt es ein schönes Gemeindefest, manchmal kommen hochrangige Kirchenvertreter vorbei - meistens aber bleiben die Katholiken dabei unter sich, und die Evangelischen ebenso. In Bad Königshofen im Grabfeld ganz im Norden Bayerns ist das an diesem Wochenende anders. 

Herr Mertten, Sie haben zum 125-jährigen Bestehen der evangelischen Kirche St. Peter und Paul eine Wette gestartet. Worum geht's genau?

Lutz Mertten: Wir haben diesen Sonntag (2. Juli) Gemeindefest und feiern Kirchenjubiläum. Da wollten wir etwas Besonderes machen, das Gemeinschaft stiftet und über unsere Kirchengemeinde hinausreicht. Da ist die Idee einer Wette mit den katholischen Schwestern und Brüdern entstanden. Wir wetten, dass es die Katholiken der Pfarreiengemeinschaft "Grabfeldbrücke" nicht schaffen, beim Gemeindefest um 15.17 Uhr im Kirchenpark mit 125 Personen das bekannte Luther-Lied "Ein feste Burg ist unser Gott" zu singen!

"Eigentlich wollten die Katholiken die neuere Variante aus dem Evangelischen Gesangbuch singen, die ist etwas leichter. Aber wir bestehen auf die Originalfassung."

Klingt ein bisschen so, als wollten Sie ihre katholischen Glaubensgeschwister mit einem Luther-Lied fürs Evangelischsein begeistern...

Wir haben das Lied vor allem gewählt, weil es rhythmisch wirklich herausfordernd ist. Eigentlich wollten die Katholiken die neuere Variante aus dem Evangelischen Gesangbuch singen, die ist etwas leichter. Aber wir bestehen auf die Originalfassung. Seit Wochen proben die katholischen Geschwister im Anschluss an ihre Sonntagsmesse, sie wollen auf keinen Fall verlieren. Und natürlich haben wir das Lied gewählt, weil es so etwas wie protestantische Liedgut-DNA ist. So wie "Großer Gott wir loben Dich" für die Katholiken...

"Wenn wirklich mehr als 125 Katholiken zum evangelischen Gemeindefest kommen und mit uns feiern, dann ist das der größte Gewinn überhaupt!"

Okay, das klingt jetzt so, als haben Sie die Wette schon so gut wie verloren. Was genau werden Sie denn als Wetteinsatz erbringen?

Sollten wir Evangelischen die Wette verlieren, veranstalten wir nach dem katholischen Erntedeank-Gottesdienst am 1. Oktober ein Eintopfessen und spenden den Erlös an Misereor. Gewinnen wir, kochen die Katholiken und spenden den Erlös an "Brot für die Welt". Wir haben also nichts zu verlieren - welches Hilfswerk am Ende die Spende erhält, ist ja unerheblich. Und wenn wirklich mehr als 125 Katholiken zum evangelischen Gemeindefest kommen und mit uns feiern, dann ist das der größte Gewinn überhaupt!

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