Golden glitzert der Jesus-Anhänger, den er im Waschbecken unter laufendes Wasser hält, in seiner linken Hand. Zwei Tage nachdem der Deutsch-Rapper Shindy sein neues Album veröffentlicht hatte, präsentierte er seinen Fans ein Video, das die eben beschriebene Szene zeigt. Den Anhänger, der Jesus mit einer mit Edelsteinen verzierten Dornenkrone darstellt, trug er bereits zu dem Musik-Video des Liedes "Geld machen jung".  Immer wieder streut der Rapper aus Bietigheim-Bissingen religiöse Motive in seine Songs und bringt seine Verbundenheit mit Gott und Jesus zum Ausdruck. 

Wer ist Shindy überhaupt?

Shindy, der mit bürgerlichen Namen Michael Schindler heißt, wurde einer breiten Öffentlichkeit im Umfeld von Bushidos Label "Ersguterjunge" bekannt. Der Rapper mit griechischen Wurzeln unterschrieb 2012 dort, nachdem er zuvor schon einige Jahre allein gerappt hatte. 2013 folgte das erste Soloalbum des Künstlers, auf dem er selbst auch einige Lieder produzierte.

Mittlerweile hat der Rapper sechs Alben veröffentlicht. Alle davon, ausgenommen das erst kürzlich erschiene, erreichten den Goldstatus (über 100.000 verkaufte Einheiten). 2016 veröffentlichte Shindy sein Buch "Der Schöne & die Beats", das zum Spiegel-Bestseller wurde. Er ist, mit anderen Worten, sehr erfolgreich.

Über Religion und seinen Glauben rappt Shindy immer wieder. 2013 beispielsweise auf dem Song "Warum ich das mach …" die folgende Zeile: "Gott hat einen ausführlichen Plan für mich und bis ich mich seinem Gericht stellen muss (…)."

Das Album "In meiner Blüte"

Gott und Jesus sind also seit jeher gängige Motive in den Texten des Rappers. Auch wenn es keinen Song gibt, in dem der Glaube das Hauptthema wäre, erfährt man dennoch in und zwischen den Zeilen einiges über Shindys religiöse Ansichten. Auf dem Song "Im Schatten der Feigenbäume" findet sich die Zeile:

"Ich bin der erste Frühlingstag nach dem Winter, es gibt ein'n Gott und wir sind alle Abrahams Kinder."

Auch auf dem neuen Album des Musikers, das vergangenen Freitag erschienen ist, finden sich christliche Bekenntnisse und Anspielungen. Wir haben diese für euch zusammengefasst.  

Rap mit religiösen Bezügen

Auf dem gleichnamigen Einleitungs-Song des Albums "In meiner Blüte" finden sich direkt mehrere religiös aufgeladene Zeilen. Dreimal kommt das Wort "Gott" vor. Mit diesem Wort beginnt auch sein Album, durch die Zeile:

"Gott weiß, ich bin gebor'n, in teuren Düften zu baden, Sammlerstücke zu tragen, Sportwagen in verrücktesten Farben."

Des Weiteren rappt Shindy "Es ist 1988, siebter September. Mach ein'n Strich im Kalender, Deutschland läutet die Kirchglocken (…)"  Dabei spielt er auf sein Geburtsdatum, den 7. September 1988, an. Zusätzlich findet sich folgende Zeile auf dem Song:

"Lass dich blenden von mei'm gottnahen Glanz, als hätt' ich um den Kopf ein'n Kranz."

Eine klare Anspielung auf Jesu Dornenkrone. In seinem "Bayern Freestyle", indem der Rapper über die Vorzüge seiner Wahlheimat Bayern und München geschrieben hat, rappt Shindy: "Ich hab' Magic wie die eine Nacht in Nazareth." Schon klar, welche Nacht in Nazareth er damit meint, oder? Warum der Rapper sich den anfangs erwähnten Jesu-Anhänger hat anfertigen lassen, erklärt er in dem Lied "Geld machen jung", indem er sagt:

"Wenn du Jesus liebst, investier' dein Cash in sein Gesicht."

Wie der Name vermuten lässt, geht es in dem Song vor allem um Geld, und darum, es bereits jung zu machen. Doch über all die materiellen Dinge, teuren Taschen und Luxusartikel vergisst der Rapper Jesus nicht. Und auch seinen Schöpfer nicht. Im Song "Märchen schreibt die Zeit" rappt er:

"Gott ist ein Designer und er lebt in den Details." 

Metaphern und Wie-Vergleiche

In einem etwas persönlicheren Song, "September", wiederum heißt es:

"Dis ist für den Jung'n mit den Stirnbändern, er will schein'n wie die Sonne in den Kirchenfenstern."

Der Bietigheimer nutzt, wie alle Rapper, gerne Metaphern und Wie-Vergleiche. Mit "scheinen" (von Englisch to shine) meint man im Hip-Hop-Jargon, sich der Außenwelt auf außergewöhnliche Art zu präsentieren, quasi sein Licht nicht unter den Scheffel zu stellen. Die Reflexion von Licht an den großen und bunten Kirchenfenstern ist besonderer als die von normalen Fenstern, worauf Shindy hier anspielt.

Zwei der sechzehn Lieder auf dem Album "In meiner Blüte" spielen direkt im Titel auf Religiosität an. Zum einen der Song "Go to Church", in dem Shindy eher ironisch empfiehlt, in die Kirche zu gehen, wenn man Angst hätte. Zum anderen der "Johannes der Täufer Freestyle". Hier gibt es zudem die Zeile:

"Ich tauch´auf und alles ist aus, als hätte mich Johannes getauft."

Familie: Kinder, die Oma, der Onkel

Ein weiteres Thema, dem sich der Musiker häufig in seinen Songs widmet, ist seine Famillie, allen voran seine beiden kleinen Kinder Niko und Pablo. Und auch hier findet sich eine Verbindung zum christlichen Glauben. So rappt er beispielsweise auf dem Song "Old Money":

"Schlürf'aus dem Meissner Porzellan, heb' den klein'n Finger, Gott segne meine Kinder."

Am deutlichsten wird die Verbindung aber in folgender Zeile auf dem Song "Steps" mit dem Sänger Santos: "Und du verdienst ein Königreich nach dir benannt, mein kleiner King, möge Gott dich sonn'n in sei'm Glanz, dich baden in seiner Gnade, trocknen in seiner Güte, in sorgsame Hände hüll'n wie die Knospe in einer Blüte." Amen, möchte man hinzufügen.

Und schließlich gibt es noch "Omas Hände" (angelehnt an Bill Withers "Granmas Hands"), in dem er über seine verstorbene Großmutter Sophia rappt. "Omas Hände, die sich falten zum Gebet, Omas Hände, die mich halten, bis ich steh’." Seinem Onkel hat Shindy auf dem Album den Song "Kostas Freestyle" gewidmet. Über ihn erzählt er unter anderem:

"Auf einer Bank, auf der Oma schon geträumt hat, vor der klein'n Kirche, wo du jeden Tag dein Kreuz machst."

Wir halten also fest: Weder Gewalt noch Drogen spielen auf Shindys Album eine übergeordnete Rolle. Wohl aber seine Verbundenheit mit dem christlichen Glauben – den er sehr locker und natürlich einfließen lässt. Zweifelsohne stehen diese in einem gewissen Spannungsverhältnis zu seiner Vorliebe für teure Sachen, doch diesem Widerspruch zwischen geistiger und materieller Welt müssen wir uns letztlich ja alle stellen. 

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