Gleich im Eingangsbereich empfängt den Besucher die Büste Johannes Keplers. Der Mathematiker und Astronom blickt darauf ernst. Kinnbart und Halskrause weisen ihn als Gelehrten aus. Kepler wurde 58 Jahre alt. Er starb am 15. November 1630 in diesem Haus bei einem kurzen Besuch in Regensburg. Die Stadt ließ das mittelalterliche Patrizierhaus für fünf Millionen Euro renovieren und die darin enthaltene Ausstellung neu konzipieren. Die Arbeiten sind nach jahrelangem Umbau jetzt abgeschlossen.

"Entstanden ist eine moderne Präsentation des historischen Hauses", sagt Matthias Freitag vom Museum. Transparente Glaseingänge sowie Leuchtschriften an der Nord- und Südfassade machen das Haus in der Keplerstraße 5 besser wahrnehmbar. "An der Südseite bietet ein neuer Aufzug, dessen Verkleidung an Planetenbahnen erinnert, einen barrierefreien Zugang zu den vier Etagen." Zugleich seien die historischen Decken und die hölzerne Treppe im Museum erhalten geblieben.

Johannes Kepler: Experte hat Ausstellung neu konzipiert

Der Berliner Kepler-Experte Pablo von Frankenberg hat die Ausstellung von Keplers Leben und Werk neu konzipiert. Klassische Exponate wie Bücher und historische Instrumente wurden durch interaktive Elemente ergänzt. Ein Audio- und Medienguide begleitet durch das Haus.

Ein besonderer Mehrwert der neuen Ausstellung entsteht durch die Erweiterung um das im alten Museum nicht genutzte dritte Obergeschoss. Hier werde in den nächsten Monaten ein "Science Lab" entstehen, sagt Freitag. Zehn interaktive Mitmach-Stationen werden dabei Themen, mit denen sich Kepler beschäftigt hat - zum Bau von Fernrohren, zum Sehvorgang und zur Optik, zur Beschaffenheit des Monds - anschaulich darstellen und die praktischen Seiten der Astronomie in den Mittelpunkt stellen. Durch Kooperationen mit Schulen und Universitäten können die Präsentationen jederzeit ergänzt werden.

Kepler vollendete das kopernikanische Weltbild

Denn vor allem geht es in der Schau um die wissenschaftliche Arbeit des berühmten Astronomen. Nicolaus Kopernikus stellte zum ersten Mal die Theorie auf, dass die Erde um die Sonne kreist, nicht umgekehrt. Aber Johannes Kepler bewies schon damals, dass sich die Planeten auf elliptischen Bahnen bewegen, nicht auf Kreisen. Damit vollendete er das kopernikanische Weltbild mit der Sonne im Zentrum des Planetensystems.

Von kirchlicher Seite stand man Keplers Vorstellung, dass sich die Planeten um die Sonne bewegen, kritisch gegenüber. Dennoch lehrte und forschte er im Glauben an Gott. Die Gretchenfrage, wie er es mit der Religion hielte, beantwortete er jedoch nicht zur Zufriedenheit der damaligen Regensburger Theologen. Zwar besuchte ihn der damalige Superintendent am Krankenbett und notierte den Tod des "Hochgelehrten Mathematicus Keplerus" im Amtstagebuch. Weiter schrieb er jedoch: Dieser Mann war "in dubitatione" - im Zweifel mit der Religion - und so sei er auch gestorben, sagt Christine Gottfriedsen, die frühere Leiterin des evangelischen Kirchenarchivs in Regensburg.

Kepler wollte Geistlicher werden

Kepler studierte in seiner württembergischen Heimat Theologie und wollte Geistlicher werden, beschäftigte sich aber auch intensiv mit Mathematik. Um eine Predigerstelle zu bekommen, hätte er die Konkordienformel von 1577 unterschreiben müssen. Unter anderem war darin festgelegt, dass "im Abendmahl wahrhaftig Leib und Blut Christi" mit Brot und Wein ausgeteilt würden. Kepler weigerte sich. "Den lutherisch-orthodoxen Regensburger Geistlichen ist der in Glaubensfragen tolerante Kepler suspekt gewesen", sagt Gottfriedsen. Er habe nicht in das Bild eines frommen evangelischen Mannes gepasst.

Trotzdem betont die Theologin, dass Kepler "bewusst evangelisch" gewesen sei, auch wenn er die Festlegung auf Lehrsätze abgelehnt habe. Auch seine naturwissenschaftliche Forschung habe bewusst dem Ruhm Gottes gedient. Eine christliche Beerdigung konnte man dem berühmten Wissenschaftler in Regensburg nicht verweigern. Er wurde auf dem Petersfriedhof beerdigt, gelegen auf dem heutigen, nach ihm benannten Kepler-Areal.

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