Zu Astrid Lindgrens Kult-Figur hat Jung und Alt ein Bild im Kopf – das von Inger Nilsson aus den "Pippi"-Filmen, die Ende der 1960er-Jahre gedreht wurden und regelmäßig im TV gezeigt werden. Die Kreuzgangspiele Feuchtwangen bringen die Unerschrockene jetzt auf die Bühne und hauchen der Figur neues Leben ein.

Die Figuren und die Episoden aus drei Büchern beziehungsweise Filmen sind hinlänglich bekannt, Sprüche wie "Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt" oder Phantasielandschaften wie das Taka-Tuka-Land schon lange Teil des allgemeinen Sprachgebrauchs.

Wer aus dem Reigen schöpft und ein gut einstündiges Schauspiel daraus machen will, hat die Qual der Wahl, vor allem, wenn er eine Geschichte erzählen will, die Kinder und deren Familie aufs Neue begeistert oder verblüfft.

Viele alte Bekannte

Regisseur Lennart Matthiesen entschied sich für einen anderen Weg. Seine Theaterfassung führt die Figuren schnell ein und charakterisiert sie gleich zu Beginn nachvollziehbar, sodass in der Folge eine Art Nummernrevue mit zahlreichen Anklängen und Episoden aus den Pippi-Stoffen folgt.

Alle sind dabei: Äffchen "Herr Nilsson", das Pferd "Kleiner Onkel", das Interieur "Villa Kunterbunt" hat Bühnenbildner Werner Brenner authentisch nachgebaut. Man erlebt Pippi im Wettstreit mit dem "starken Adolf" (Daniel Asofiei), den sie im Armdrücken besiegt, beim schwungvollen Verteidigen ihres Koffers voller Gold gegen Diebe und beim wahnsinnig machen ihres Lehrers in der Schule.

Den roten Faden bildet dabei natürlich Meike Pintaske, die eine herrlich überdrehte Pippi gibt und mit ihrem strahlendem Gesicht und quirligen Gesten genau dem Bild entspricht, das sich mittlerweile bei den Kennern eingebrannt hat. Jaes Gärtner und Mario Schnitzler als Pippis Freunde Annika und Tommy sind ebenfalls den Film-Freunden nachempfunden und fügen sich prima in die Rollen ein.

Michael Grötzsch meistert seine Doppelrolle als Lehrer und Polizist Larsson ebenso wie Alexander Ourth seine als Jahrmarktsschreier und Vater von Pippi. Lea Ellen Stramm gibt eine wunderbar verklemmte Jugendamtsbeauftragte Frau Prysselius.

Songs zum Mitmachen

Dazwischen gibt es immer wieder Musikstücke, die sich an die bekannten Melodien aus den Filmen anlehnen, diese aber nicht eins zu eins nachmachen. Michael Reffi hat Mitsing-Hits sogar mit Reggae-Rhythmen und einem Rap-Part versehen, sehr erfrischend.

Bevor das Ganze dann noch sehr ins klamaukhafte abdriftet, zeigt das "stärkste Mädchen der Welt" auch seine verletzliche Seite, wenn Pippi von der Sehnsucht nach ihrem Vater heimgesucht wird. Als dieser dann plötzlich erscheint und sie mit auf die Reise nehmen will, entscheidet sich Pippi dann aber doch für ihr neues Zuhause und ihre neuen Freunde.

Ein Mädchen, das Mut hat – und in seiner unangepassten, aber immer aufrichtigen Art eine gute Identifikationsfigur für die Kinder, aber auch manchen Erwachsenen.