Erst die Woche vorher war das rund sechs Mal größere Metal-Festival in Wacken in Schlamm und Regen beinahe unter gegangen. Auch in Rothenburg bangte man ob der immer noch nassen Witterung in den Aufbautagen der Bühnen und Stände, wurde aber zumindest zum Start des Festivals mit Sonne belohnt und musste nur wenige, dafür kräftige Duscher von oben durchmachen.

Wer morgens die auf den Feldern an den Hängen hinunter entlang ins Tal entstandenen Zeltstädte passiert hatte, aus denen meist laute Musik dröhnte und die Ravioli-Dosen oder das Fleisch auf dem Grill dampfte, wunderte sich, wenn er unten im Tal an einer der "Green Camping"-Plätze angekommen war. Dort gab es kein offenes Feuer, keine riesigen Zelte, kaum Müll – so das Konzept der beiden Plätze (einen weiteren gibt es am "Berg"), bei denen Nachhaltigkeit eine große Rolle spielt und der ein Publikum anzieht, dem gerade solche Werte wichtig sind.

Und wer Festival-Gänger in voller Sportmontur oder eben frisch aus dem Schlafsack geschlüpft noch im Nachthemd bei Dehn- und Entspannungsübungen im Burggarten vorfand, fragte sich mit Sicherheit, ob das alles mit dem Event zu tun hatte – tat es, denn "Arkus Yoga" ist mittlerweile fester Bestandteil des Konzepts. Ebenso wie ein Standkonzept, das neben den üblichen Speisen und Getränken auch manche Überraschung bereithält.

So ist vom obligatorischen Klamottenhändler oder dem Tätowierer auch mit Viva con Agua auch eine Non-Profit-Organisation mit dabei, die sich weltweit für einen sicheren Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung einsetzt. Und sogar eine Krankenkasse hatte ihren Pavillon zur Beratung aufgebaut.

Betterov
Der thüringische Schauspieler und Sänger Manuel Bittorf alias „Betterov“ brachte mit seiner Band Indie-Rock auf die "Sounds for Nature"-Bühne.

Doch natürlich stand in erster Linie die Musik im Vordergrund. Vier Bühnen gibt es mittlerweile, nachdem vor wenigen Jahren mit der "Steinbruch-Stage" noch eine weitere hinzugekommen ist, die etwas abseits liegend noch Live-Musik für Nachtschwärmer bereit hält, wenn unten im Tal alles ruhig sein soll.

Mit Peter Fox, Marteria oder den Broilers standen als Headliner der Hauptbühne wieder einige nationale Größen auf dem Programm, die angesichts der regelmäßig frühzeitigen "Ausverkauft"-Meldungen des Festivals aber kaum notwendig wären. Der Blick nach oben, wo die Burg Rothenburg ob der Tauber, auch Alte Burg genannt, beziehungsweise deren Reste einer mittelalterlichen Reichsburg auf dem Bergsporn über dem Geschehen thronte, ist auf alle Fälle schon die Reise wert.

Bands auf vier Bühnen

Von Freitag bis Sonntag gab es jeweils ab 13 Uhr eine Band nach der anderen, insgesamt rund 50 Formationen und Einzelkünstler – vorwiegend aus Deutschland, aber auch aus Norwegen, Schweden und sogar Japan. Die Mischung: Oft heavy, meist hart, regelmäßig deutschsprachig, aber auch mit viel Sprechgesang. Die aus Castrop-Rauxel stammenden "Electric Callboy" brannten als spaßiger Linkin-Park-Verschnitt auf der Bühne tatsächlich ein Feuerwerk ab, das an die Rammstein-Shows erinnerte.

Die US-amerikanischen Punker "Me First and the Gimme Gimmes" bohrten Disco-Klassikern der 70er mit der Bratgitarre auf. Der thüringische Schauspieler und Sänger Manuel Bittorf alias "Betterov" brachte mit seiner Band Indie-Rock auf die Bühne, der an britische Vorbilder wie New Order erinnerte.

Kurzum: Eine kunterbunte Mischung, die alljährlich ein Publikum anzieht, das dieses kleine Festival inmitten des fränkischen Umlandes wegen seiner konsequenten Absage auch an allzu viel Kommerz zu schätzen weiß. Das macht sich an humanen Ticketpreisen fest – das Dreitagesticket kostete rund 160 Euro. Ein Becher Bier war für fünf Euro zu haben, und an Wasserstationen konnte man sich kostenlos eine Erfrischung holen.

Rund 15.000 Fans kamen auf die Eiswiese in Rothenburg ob der Tauber
Rund 15.000 Fans kamen auf die Eiswiese in Rothenburg ob der Tauber.

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden