Herr Schmidt, ich gehöre zu der Generation, die Sendungen wie "MAZ ab!" oder "Schmidteinander" noch im linearen Fernsehen gesehen hat und nicht als Schnipsel von YouTube oder aus einer Mediathek kennt. Vermissen Sie diese alten Zeiten des TVs?

Harald Schmidt: Eigentlich nicht, ich lebe ja in der Gegenwart. Ich hatte eine fantastische Zeit beim Fernsehen und bin jetzt ja wieder zu meinen Wurzeln zurückgekehrt, nämlich zur Bühne. Da muss ich mich jetzt mit niemandem mehr sonderlich abstimmen. Und mit einem Partner wie Volker Heißmann an der Seite kann man sich die Bälle ja zuspielen. 

Sie sind Kirchenmusiker mit C-Abschluss. Welche Rolle spielt die Orgel, welche die Musik an sich nach wie vor in Ihrem Leben?

Zum Orgel spielen komme ich leider nicht mehr. Da braucht man immer einen Schlüssel für die Kirche oder muss sich mit dem Pfarrbüro um Termine zum Üben abstimmen. Ich habe aber ein Klavier zu Hause und spiele recht häufig.

Der österreichische Komponist Anton Bruckner liegt in einer Gruft begraben, unter seiner Orgel in St. Florian in Wien. Wäre eine Gruft unter einer Orgel für Sie als Organisten nicht auch eine standesgemäße letzte Ruhestätte?

Das wär für mich jetzt ein bisschen zu prätentiös, ich spiele ja nicht in der Liga wie Anton Bruckner. Vermutlich werde ich für meine Art der Bestattung die Urne wählen. Man kann in Deutschland ja bedauerlicherweise nicht so einfach seine Asche verstreuen lassen, wie beispielsweise in der Schweiz oder Belgien. Für mich als alten Traumschiff-Fahrer käme da vielleicht auch eine Seebestattung infrage. Es wäre naiv in meinem Alter, sich noch nicht mit dem Sterben auseinanderzusetzen. Ich mache das aber in großer Heiterkeit und Entspanntheit.

Ein weiterer Musiker und ebenfalls kirchlich sozialisierter Unterhalter – allerdings mit evangelischem Gesangbuch – ist Volker Heißmann, mit dem Sie am 29. August zum zweiten Mal in Volkach auftreten. Wie er sagt, war Ihr Zusammentreffen an der Volksoper in Wien bei den Proben zur Operette "Die Dubarry" eher zufällig. Sie kannten ihn aber vom Sehen her, als Mariechen. Wie ernüchternd war das damals für Sie?

Ich fand das super! Waltraud und Mariechen sind sowieso fantastisch, stehen sie doch in der Tradition dieser alten Peter Alexander-Shows, bei denen Männer in Frauenkleidern gang und gäbe waren. Mir dämmerte so im Gespräch, dass Heißmann einer der beiden alten Damen von "Fastnacht in Franken" sein könnte und hab ihn drauf angesprochen. Ich hatte ihn bisher eigentlich auch nur mit dieser Rolle wahrgenommen. Wir haben uns dann sofort gut verstanden und es war recht schnell klar, dass wir was miteinander machen wollen.

Heißmann lud Sie dann spontan in diesem Frühjahr nach Fürth in seine "Comödie" für ein Talk-Format ein, das Sie jetzt in Volkach wiederholen werden. Diese Spontaneität hätten Ihnen viele nicht zugetraut. Liegt das am Charme von Volker Heißmann oder machen Sie mittlerweile wirklich nur noch Sachen, die Ihnen spontan Spaß machen?

Alles ist richtig. Da ist zum einen der zwingende Charme von Volker, zum anderen will ich mir aber eine gewisse Exklusivität erhalten. Mit ihm lerne jetzt aber Franken kennen, eine Region, die ich bisher noch nicht auf dem Schirm hatte. In Volkach entdecke ich jetzt dann noch die Mainschleife und den dortigen Wein. Mein Slogan ist ja: Wo ich bin, ist Champions League! Insofern ist das kein Widerspruch.

Als in Neu-Ulm Geborener sind Sie ja gebürtiger bayerischer Schwabe, waren als solcher aber bis vor kurzem noch nie im mittelfränkischen Fürth und, wie der Titel der Show am 29. August erahnen lässt, auch noch nie im unterfränkischen Volkach. Wollen Sie sich auch die Zeit nehmen für einige Exkursionen ins unbekannte Bayern?

Auf jeden Fall, das ist jetzt schon eine riesige Entdeckung für mich. Ich werde dann sicherlich von Volkach aus den Steigerwald erkunden, weiter in den Odenwald in Richtung Baden-Württemberg. Und da es generell immer schwieriger wird zu reisen, nehme ich die Chance wahr, mir Franken zu erschließen.

Geht’s dann für Sie also gleich weiter nach dem Auftritt, auf Urlaubstour?

Das mache ich spontan. Ich habe jetzt ja die schwarze Mamba, also die Bahncard 100, die es jetzt endlich für Senioren ermäßigt gibt, inklusiver 49-Euro-Ticket in der 1. Klasse. Ich bin praktisch gar nicht mehr aus dem Zug heraus zu kriegen.

Ein katholisch sozialisierter Unterhaltungskünstler trifft auf einen evangelisch sozialisierten. Werden da eventuell auch kirchliche Fragen angesprochen, wie Fegefeuer, Luther oder Abendmahl?

Das kann durchaus geschehen. Wir fangen aber einfach mal an zu sprechen und sehen dann, wo die Reise uns hinführt. Beide haben wir ja mehrere Stunden Programm im Kopf. Da geht’s dann auch darum, wie man bisher getestete Elemente in einen solchen Abend einbaut. Aber Kirche und Religion sind sicherlich Themen. Auch hier gibt’s ja Rekorde zu vermelden, zumindest was die Kirchenaustrittszahlen angeht, auf beiden Seiten. Und nicht zuletzt fand ja erst in Nürnberg und Fürth der evangelische Kirchentag statt – also ausreichend Gesprächsstoff.

In Fürth haben Sie die ersten 136 Takte aus Richard Wagners "Rheingold" auf dem Klavier gespielt. Wagners Förderer war Ludwig II., der angeblich mal gesagt hat "ein ewig Rätsel will ich bleiben" wie Sie das angeblich auch der Autorin Ihrer unautorisierten Biografie Mariam Lau in der Art gesagt haben. Sind Sie in echt näher an Wagner oder an König Ludwig dran?

Eher an Richard Wagner. Schon einmal wegen unser beider gleichen Größenwahns, ein Genre neu zu definieren. Wir haben ungefähr dieselbe Körpergröße und sprechen Dialekte, die in der Regel eher belächelt werden – er sächsisch, ich schwäbisch. Was mir natürlich gegenüber Wagner noch fehlt, wäre ein Schwiegervater wie Franz Liszt. Aber da kann man ja den eigenen Wikipedia-Artikel noch ein bisschen färben. Ich bin ohnehin Fan davon, seinen Eintrag mit ein paar Sachen aufzuhübschen die besser sind als das eigene Leben.

Gibt man Ihren Namen bei Google ein, sind Sie ein "deutscher Schauspieler", der Sie ja auch tatsächlich sind, allerdings meist als "Comedian" oder "Moderator" angesehen werden. Sollen die Leute denken, was sie wollen, oder ärgert Sie dann doch die eine oder andere Bezeichnung?

Was mich eher ärgert ist, dass wenn Sie bei Google den Namen "Harald" eingeben, erst einmal Harald Glööckler und dann Harald Lesch auftauchen und nicht ich – das kann ja wohl nicht sein! Was die Begriffe angeht, da bin ich aber flexibel. Hauptsache, es wird überhaupt etwas geschrieben. In der aktuellen Medien-Situation sollte man nicht so zimperlich sein.

Gerade in den vergangenen Wochen sind Sie in Interviews vermehrt zu tages- und gesellschaftspolitischen Themen befragt worden, beispielsweise zu Ihrer Sicht auf die Rammstein-Debatte oder den Erfolg der AfD. Ehrt Sie das, quasi als "elder Statesman" der Unterhaltung wahrgenommen zu werden oder wundert Sie das eher?

Ich halte das sogar für logisch. Neben mir sehe ich da eigentlich nur noch Henry Kissinger, der einen ähnlichen Informationsstand hat. Der ist aber 100 und kann nicht alles machen, womit es vollkommen auf der Hand liegt, mich zu fragen, wie ich die Weltlage einordnen würde.

Und Kissinger ist ja, genauso wie Volker Heißmann, Fürther.

Dort hält man ja den Atem an, wenn der Name Henry Kissinger fällt. Sogar bei Teenagern, wie ich neulich erlebt habe. Mir hat man mit feuchten Augen von seinem Besuch im Stadion von Greuther Fürth erzählt, als die in die Erste Bundesliga aufgestiegen sind. Und wenn Kissinger Deutsch spricht, dann nach wie vor im Fürther Dialekt. Das finde ich toll!

INFO: Tickets sind vor Ort in der Touristinformation Volkacher Mainschleife oder online unter www.comoedie.de  erhältlich. Bei jeder Veranstaltung wird es zudem Karten an der Abendkasse geben.

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