Seelsorgerin, Schöffin, Lektorin, Prädikantin und Kantorin: Für Susanne Schramm (56) aus Grafengehaig ist es der Glaube, der sie trägt. "Und zwar von Kindesbeinen an", wie sie sagt. 

Kein Wunder. Als Tochter des früheren Bürgermeisters und Kreisbrandrats Fritz Schramm ist sie direkt neben der Wehrkirche "Zum heiligen Geist" aufgewachsen. Da war der Gottesdienstbesuch schon immer selbstverständlich. Als Kind hatte alles mit dem Flötenunterricht bei der damaligen Gemeindeschwester begonnen. Heute ist Susanne Schramm für die gesamte Kirchenmusik in Grafengehaig und in der zum Dekanat gehörenden Christuskapelle im nahen Gösmes zuständig. Doch damit nicht genug. Susanne Schramm steht hier auch immer wieder mal auf der Kanzel, und zwar als Prädikantin, also als ehrenamtlich tätige Predigerin.

Schon der Vater sei Lektor gewesen. Da lag es nahe, dass auch sie in die Fußstapfen des Vaters tritt. Pfarrerin und Kirchenvorstand seien einverstanden gewesen, und so habe sie die dazugehörige zentrale Fortbildung der Landeskirche in Bad Alexandersbad besucht und die entsprechende Prüfung abgelegt. 2017 hatte sie als Lektorin begonnen, doch Susanne Schramm wollte noch etwas daraufsetzen.

Auf den Vorschlag von Regionalbischöfin Dorothea Greiner hin habe sie die Prädikantenausbildung in Selbitz gestartet, eine Ausbildung, die man nicht eben mal so aus dem Ärmel schütteln kann. Schließlich soll ja eine bestimmte Qualität vorhanden sein, sagt sie. Doch Susanne Schramm hat alle Hürden gemeistert und darf sich seit gut einem Jahr Prädikantin nennen.

Dankbarkeit weitergeben

Im Dezember 2022 wurde sie von Dekan Friedrich Hohenberger feierlich in ihr Amt eingeführt. Ihre Hauptstelle hat sie allerdings nicht in Grafengehaig, sondern in Kulmbach, und zwar im Klinikum. Dort ist sie auch als Seelsorgerin tätig. "Von der Wiege bis zur Bahre", so beschreibt sie ihren Dienst dort. Man könnte auch sagen, dass Susanne Schramm Menschen vom tiefsten Leid bis zur höchsten Lebensfreude begleitet.

Das liegt im Klinikum oft nah beieinander. Neugeborenen-Segnungen auf der Geburtsstation gehören dazu genauso wie der Dienst auf der Palliativstation und Aussegnungen. "Man sieht die Dankbarkeit in den Augen", sagt sie und meint damit nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Familienangehörigen. Einfach nur da zu sein, das sei manchmal schon viel wert. Doch auch Susanne Schramm profitiert von ihrer Tätigkeit. "Ich bin froh, dass es mir gut geht, diese Dankbarkeit möchte ich weitergeben", sagt sie. Und immer wieder ist es der Glaube, der die große Rolle in ihrem Leben spielt.

"Man fühlt sich getragen, auch wenn es manchmal schwer ist."

Kirche und Glaube, das heißt für Susanne Schramm aber auch immer Musik. Seit 40 Jahren ist sie aktives Mitglied im Kirchenchor, seit 25 Jahren steht sie als dessen Leiterin an der Spitze. Einmal pro Woche ist Chorprobe, und nicht nur sie selbst, auch alle Mitwirkenden seien danach regelmäßig gut drauf. Nicht nur die Gottesdienste gestaltet der Chor aus, auch Weihnachtsfeiern von Vereinen, und heuer am 28. Juli gibt es sogar ein eigenes Konzert in der Kirche von Grafengehaig.

Fast schon selbstverständlich mutet es da an, dass Susanne Schramm in Grafengehaig auch die Orgel spielt. Zunächst hatte sie Klavier gelernt, dann Orgelunterricht in Münchberg und Kulmbach. Seit 1982 ist sie in Grafengehaig als Organistin tätig, seit 1989 sogar als alleinige Organistin. "Das gehört zu meinem Leben dazu", stellt sie unmissverständlich fest. Sagt aber auch gleich: "Es geht da nicht um mich, sondern um die Gemeinde."

Vielfach engagiert

Susanne Schramm ist aber nicht nur kirchlich unterwegs, sondern auch weltlich. Zwei Perioden lang war sie Jugendschöffin am Kulmbacher Amtsgericht. Als Mutter von drei mittlerweile erwachsenen Kindern eine auf jeden Fall interessante Aufgabe. "Für mich war das sehr beeindruckend", sagt sie und erinnert sich gern an diese spannende Zeit und an die vielen Verhandlungen. Früher war sie auch in der inzwischen aufgelösten Landjugend Grafengehaig aktiv, viele Jahre lang als Schriftführerin sogar in der Vorstandschaft.

Susanne Schramm hatte in Kulmbach das Markgraf-Georg-Friedrich-Gymnasium besucht und absolvierte danach die Berufsfachschule und die Fachakademie für Hauswirtschaft in Ahornberg. Abgeschlossen hatte sie als "staatlich geprüfte hauswirtschaftliche Betriebsleiterin", was im allgemeinen Sprachgebrauch einer Hauswirtschaftsmeisterin entspricht. "Gearbeitet habe ich in dem Beruf praktisch nie", so Susanne Schramm. Stattdessen war sie unter anderem als Verwaltungsangestellte an der Uni Bayreuth tätig.

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