Es ist noch gar nicht so langer her, da klebte der kleine Christoph Lachmann als Bub in seiner Stübacher Kirche (Landkreis Neustadt/Aisch) an den Füßen der Organistin, während Mama Andrea den Kindergottesdienst leitete. In die Orgel hatte sich der heute 22-Jährige schnell verliebt. Sein erstes Lied, das er mit gerade mal zehn Jahren aus dem Gehör spontan auf den Tasten spielte, nachdem ihn die Organistin ans Instrument ließ: "Ins Wasser fällt ein Stein".

Ausbildung zum Orgelbauer

"Mein Opa hat mir zuhause die ersten Melodien auf dem Klavier gezeigt" erinnert sich Lachmann. Die Musik sollte ihn fortan begleiten. Für ein Praktikum gegen Ende der Mittleren Reife suchte sich der ebenso handwerklich interessierte junge Mann die Oberasbacher Orgelbaufirma Friedrich aus. Sie ist eine von circa einem Dutzend derartiger Betriebe in Bayern. Markus Zimmermann, Sprecher des Bundes Deutscher Orgelbaumeister, schätzt rund 60 Orgelbaufirmen im gesamten Bundesgebiet.

"Wenn du Schwierigkeiten bei der Berufswahl hast, melde dich", hatte sein Chef Dominik Friedrich ihm damals am Ende des Praktikums gesagt. Nach der Schule erinnerte sich Lachmann an die Einladung - und startete seine dreieinhalbjährige Ausbildung zum Orgelbauer.

Bayerischer Landessieger

Mit Erfolg: Kürzlich wurde Christoph Lachmann zuerst zum Kammer-, dann auch zum Landessieger gekürt. Wenngleich er gerne zugibt, dass die Siegchancen angesichts nur weniger angehender Orgelbauer in Deutschland nicht so gering seien. "Die Nachwuchssituation entspricht derjenigen im Handwerk generell: Es werden neue Kräfte gesucht", meint auch Markus Zimmermann.

Lachmann sieht sich und seine Zunft als klassische Allrounder.

"Wir können von allem ein bisschen, aber nichts so richtig", scherzt der junge Orgelbau-Landessieger.

Damit stapelt er tief. Denn Orgelbauer müssen sich mit Metall und Holz als Werkstoffe gleichermaßen auskennen und sich noch mit Elektrotechnik bis zu digitalen Komponenten befassen. Nicht zuletzt ist ein gutes Gehör für Klänge wichtig, wenn Instrumente gestimmt oder die Klangfarbe angepasst werden müssen.

Gesellenstück

Nachzusehen und -hören auch an seinem Gesellenstück, einem sogenannten "Portativ". Eine Mini-Orgel, etwa bauchnabelhoch und stehtischbreit, voll funktionsfähig mit anderthalb Oktaven Umfang auf der Tastatur. Die Hölzer durfte Lachmann sich selbst aussuchen, sollte sie aber auch selbst bearbeiten: Vom Gehäuse über die weißen Tasten aus Ahorn, die schwarzen aus Ebenholz - alles Handarbeit.

Das Metall für die Pfeifen musste er zwar nicht selbst gießen, jedoch daraus eben Pfeifen formen und die Nähte fachlich korrekt verlöten. "Das geschieht dann bei der praktischen Prüfung unter Aufsicht und unter Zeitdruck", erinnert er sich. Ebenso wie das anschließende Stimmen der sechs Pfeifen, die das Orgelchen zum Klingen bringen.

Arbeit im Betrieb

Das war wohl für lange Zeit die letzte Orgel, die Lachmann selbst gebaut hat. "In unserem Betrieb sind wir in erster Linie bei Reparaturen und Wartungen unterwegs", erklärt er. Das kann dann schon einmal rund acht Wochen dauern, wenn ein Instrument nahezu vollständig zerlegt wird, kaputte Teile ausgetauscht oder repariert werden müssen, Schmutz abgesaugt oder -gekratzt und schließlich die Orgel wieder gestimmt wird.

"Mir macht das aber Spaß, länger an einem solchen Projekt zu arbeiten", sagt er. Und die Abwechslung sei enorm: Mal werden barocke Orgeln nach historischem Vorbild überholt bis zu WLAN-betriebenen Rieseninstrumenten, bei denen nur der Spieltisch im Chorraum steht, während der Sound von oben und den Seiten kommt.

Lachmann spielt fast jeden Sonntag in Stübach, Schauerheim oder der Klosterkirche Birkenfeld in den Gottesdiensten die Orgel. Und neben den Chorälen und der Liturgie packt der junge Mann auch gerne mal seine eigenen Improvisationen oder Adaptionen von Rock-Klassikern aus.

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