Seit vielen Jahren begleite ich junge Menschen dabei, die ersten Schritte in der Berufswelt zu gehen. In unserem Medienhaus bilden wir Volontärinnen und Volontäre aus ebenso wie Praktikantinnen und Praktikanten. Seit einigen Jahren kommen auch 18-20-jährige junge Menschen zu uns, die ein Jahr als Freiwillige Kultur und Medien verbringen möchten.

Wer zum ersten Mal kontinuierlich in einem Büro wie in unserer Redaktion arbeitet oder neu mit einem Job anfängt, fühlt sich schnell überfordert und gestresst. Ich habe deshalb einige Empfehlungen für den Start ins Berufsleben gesammelt. Hier sind meine zehn Tipps für Berufsanfänger*innen.

 

Tipp 1: Arbeite mit einem Kalender

Arbeite mit einem Kalender. Plane dort in deinem Berufsalltag Zeiten ein für eine intensive Arbeit: Zwei Stunden, um einen Text zu schreiben oder konsequent an einer Aufgabe zu arbeiten. Wenn du Aufgaben delegiert bekommst, solltest du versuchen, den Aufwand einzuschätzen. Denke daran, dir Pufferzeiten einzuplanen. Wenn du zu einer Konferenz oder einem Meeting eingeladen wirst, solltest du dir genügend Zeit nehmen für die Vorbereitung und Nachbereitung des Termins.

 

Tipp 2: Organisiere deine Kontakte

Notiere dir von Anfang an wichtige Namen von Personen und schreibe dir eine kurze Beschreibung hinzu. Schaue Dir an, wie die Mailverteiler aufgebaut sind. Gibt es eine Adressliste, die du nutzen kannst? Schaue dir an, wie Mails aussehen - wird eher geduzt oder gesiezt? Wie ist der Absender? Welche Funktionen gibt es in dem Unternehmen - und welche Bedeutung haben sie?

 

Tipp 3: Lerne, mit Stress umzugehen

Du wirst immer wieder damit konfrontiert werden, dass du sehr viel Arbeit auf den Tisch gelegt bekommst. Überlege, wie du die Arbeit sortierst, erstelle dir Listen und sorge vor allem für eine Priorisierung der Aufgaben. Kommuniziere an deine Vorgesetzten, wie du die Arbeiten erledigst, insbesondere, wenn es länger dauert, eine dir aufgetragene Tätigkeit durchzuführen. 

Mein persönlicher Tipp für den Umgang mit Stress:  Sport ist eine der besten Möglichkeiten, den Stress abzubauen. Ich finde, oft helfen schon 20 Minuten Radfahren. Einmal in der Woche versuche, ich 60 Minuten Sport zu betreiben. Wenn Meditation besser für dich passt, dann nutze dies. Aber finde einen Weg, wie du selbst mit Stress umgehen kannst und dich auch wieder entspannst.

 

Tipp 4: Umgang mit Feedback

Wenn es in der Organisation regelmäßige Gelegenheiten gibt für Feedback, umso besser. Wenn es das nicht gibt, sorge dafür, dass du von Kolleginnen und Kollegen sowie Vorgesetzten eine Rückmeldung zu deiner Arbeit bekommst. Frage konkret deine Vorgesetzten an, wenn du eine Aufgabe erledigt hast, und bitte um fünf Minuten für ein Feedback.

Gehe davon aus, dass ein negatives Feedback bedeutet, dass du etwas an deiner Arbeitsweise oder an der Herangehensweise ändern musst. Versuche, Kritik an der Sache nicht gleich abzuwehren, sondern höre dir die Argumente an und notiere sie. Dann kannst du später noch einmal darüber nachdenken. Nutze die Chance, etwas an deiner Arbeitsweise oder in dem Projekt zu ändern. 

 

Tipp 5: Suche dir Mentoren

Suche dir Menschen, die dich faszinieren und deren Arbeit du bewunderst. Versuche, zu verstehen, wie sie arbeiten und "ticken". Trete mit ihnen in Kontakt und versuche, von ihnen Feedback zu bekommen. Oft ist es hilfreich, sie ganz konkret auf eines deiner aktuellen Probleme in der Arbeit anzusprechen. Die meisten Menschen werden dir gerne helfen und einen Lösungsvorschlag anbieten.

 

Tipp 6: Kleidung

Überlege dir, welche Kleidung du in der Arbeit trägst. Schaue dir an, welche Art von Kleidung in deinem Team getragen wird - eher leger oder förmlich. Als Faustregel gilt bei den meisten Einrichtungen: Nicht zu viel Freizeitkleidung tragen, sondern etwa so schick und formell wie die Personen, die schon langjährig im Betrieb sind. Wenn es wichtige Termine gibt oder Veranstaltungen, zu denen du erscheinen sollst, dann erkundige dich bei den Vorgesetzten, ob es einen "Dresscode" gibt. Auch gibt es manche Chefs, die bestimmte Kleidungsstücke nicht mögen - das erfährst du, wenn du die Kolleginnen und Kollegen fragst.

 

Tipp 7:  Erledige deine Aufgaben verlässlich

Mitarbeitende und Führungskräfte haben in der Regel sehr wenig Zeit, sich mit langen Mails oder komplizierten Anfragen zu beschäftigen. Sorge dafür, dass Vorgesetzte und Teamkollegen es leicht haben, dir zu antworten. Wenn du ein Problem hast oder eine Antwort benötigst, so schildere das Problem in wenigen Zeilen - und biete schon eine Lösung an.

Insgesamt gilt: Sorge selbständig dafür, dass Aufgaben erledigt werden. Bereite Vorlage so vor, dass eine schnelle Entscheidung getroffen werden kann. Und erledige alle Aufgaben - oder melde rechtzeitig zurück, dass es ein Problem gibt oder du es nicht schaffst, deine Aufgabe zu erledigen, damit deine Vorgesetzten dann umdisponieren können.


Tipp 8: Schreibe viel und lerne zu Schreiben

Wer gut schreiben kann, wird bei fast jeder Tätigkeit einen Vorteil haben - selbst in Zeiten von Künstlicher Intelligenz. Schreibe häufig Texte, Mails, Konzepte oder Artikel. Schreiben ist überwiegend ein Handwerk - viele Tipps und Tricks können erlernt werden. Besuche Schreibkurse und lasse dir bei Texten so oft wie möglich ein Feedback geben. Ändere so nach und nach deinen Stil.

Rede weniger, schreibe lieber. 

 

Tipp 9: Lesen

Lese, so oft und so viel du kannst. Besorge dir die Publikationen deiner Einrichtung und lese sie - dann wirst du schneller verstehen, wie die Organisation tickt und welche Themen wichtig und relevant sind. Folge den Social-Media-Kanälen deiner Vorgesetzten und deiner Kolleginnen und Kollegen, sie verraten viel über deren Arbeit und über Ziele, Anforderungen und Erwartungen.

 

Tipp 10: Lerne, mit Konflikten umzugehen

Konflikte wird es immer geben - im Privatleben wie in der Arbeit. Lerne, mit deinen Emotionen umzugehen. In der Regel hilft es, schwierige und emotionale Angelegenheiten oder Mails erst einmal einen oder zwei Tage liegenzulassen. Wer dem ersten Impuls nachgibt, reagiert in der Regel unüberlegt und zu emotional. Gleichfalls gilt: Wenn es einen Konflikt in der Arbeit gibt, solltest du diesen auch ansprechen - mit der Person, die es betrifft. Wenn das nichts hilft, dann überlege, ob du mit dem Vorgesetzten sprichst oder dich an den Betriebsrat oder die Mitarbeitervertretung wenden kannst. Langfristige und größere Konflikte, die nicht mit einem oder mehreren Gesprächen aus dem Weg geräumt werden können, sollten mit einem Moderator diskutiert und bearbeitet werden. Und schließlich: Wenn du unglücklich bist, dann überlege, den Arbeitsplatz zu wechseln.

 

Tipp 11: Disziplin hilft

Sorge dafür, dass du Zusagen auch einhalten kannst. Sei diszipliniert. Wenn du Dinge verlässlich und schnell erledigst, fällt das auf - bei Kolleginnen und Kollegen ebenso wie Vorgesetzten. Dafür benötigst du einen achtsamen Umgang mit dir selbst, aber auch ein gutes Zeitmanagement. Beides solltest du lernen.  Lerne auch, Nein zu sagen. Gib lieber eine Aufgabe zurück, als dass du sie schlecht beendest.

 

Welche Tipps und Empfehlungen hast du für Berufsanfängerinnen und -anfänger? Schreibe sie in die Kommentare oder schicke mir eine Mail: rharmsen@epv.de

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