Was möchten Sie in den nächsten Jahren erreichen als Synodale?

Dies ist meine erste Periode in der Landessynode. Ich fühle mich noch sehr als Lernende. Bisher waren mir die Strukturen in der Ortsgemeinde und teils auch im Dekanat vertraut.  Es ist spannend, Schritt für Schritt die Abläufe in der Kirchenleitung zu erleben. Bei regelmäßigen Treffen in Präsenz würde das Ankommen als neue Synodalin sicher einfacher sein. Mein Wunsch ist, dass ich dazu beitragen kann, dass die vielen Ehrenamtlichen in der Gemeinde, zu denen auch ich gehöre, gehört und gesehen werden.

Welche Themen möchten Sie in der Landessynode vorantreiben?

Die Menschen am Rand unserer Gesellschaft liegen mir immer schon besonders am Herzen. Ich erlebe, dass die diakonischen Einrichtungen hier in besonderer Weise den christlichen Auftrag wahrnehmen. Sei es die Unterstützung der Geflüchteten, der Suchtkranken, Obdachlosen und natürlich auch der kranken und alten Menschen zuhause oder in Krankenhäusern, Altenheimen - um nur ein paar Bereiche zu nennen.

Die Landeskirche hat vorrangig den Auftrag, die gute Botschaft des Evangeliums zu verkünden und Menschen mit Jesus bekannt zu machen; Diakonie hat in einem großen Ausmaß die Möglichkeit, diese Liebe Gottes praktisch weiterzugeben. Aus diesem Grund ist es mir ein Anliegen, dass Kirche und Diakonie noch mehr zusammenrückt und wir auch die Zusammenarbeit verstärken.


Was reizt Sie am Amt einer Synodalen?

Ich liebe es, neue Menschen kennenzulernen und habe sehr schnell gespürt, dass die Männer und Frauen in der Landessynode interessante Persönlichkeiten sind. Ich freue mich auf persönliche Gespräche. Zu hören, wie andere Gemeinden in Bayern Gemeindeleben gestalten - welche Ideen sie haben -was gelingt und wo sollte man andere Wege gehen - welche könnten das sein. Wir können voneinander lernen. Auf jeden Fall ist es für mich ein Vorrecht, diese sechs Jahre dabei zu sein.


Wie engagieren Sie sich in Ihrer Gemeinde vor Ort?

In der Gemeinde im Stadteil Eyb in Ansbach bin ich im KV und dort Vertrauensfrau. Ich möchte Menschen für Jesus begeistern und war Mitarbeiterin der Alpha-Kurse, bin im Gottesdienstteam und verantwortlich für den Kirchenkaffee. Über unsere Gemeindegrenzen hinaus hatten wir ein Sprechkaffee für Geflüchtete, das sehr gut besucht war. Derzeit ist vieles nicht möglich und wir versuchen, auf die sich ständig verändernden Gegebenheiten zu reagieren. Trotzdem versuchen wir, uns nicht entmutigen zu lassen und in dieser Zeit auch die Wege zu erkennen, die Gott öffnet, um Menschen zu erreichen.

Wo muss Kirche besser werden?

Wir müssen in der Öffentlichkeit wieder sichtbar sein. Und da sehe ich die Kirchengemeinden und v.a. auch jeden einzelnen Christen in der Pflicht. Menschen nehmen wahr, wie wir uns als "Geschwister" begegnen. Gastfreundschaft, Hilfsbereitschaft und sichtbare Versöhnung sind nur ein paar Beispiele.
Auch in unserer Sprache muss unser Glaube hörbar sein. Ich erlebe, wie selbstverständlich die Muslime ihren Glauben im Alltag aussprechen und bedauere, dass wir das scheinbar verlernt haben. Doch wir haben eine tolle Botschaft, wenn wir davon selbst begeistert sind, können wir auch andere begeistern.
Ökumene sollte auch selbstverständlich sein. Die Besucher unseres o.g. Sprechkaffees waren sichtlich überrascht, zu erleben, dass wir Mitarbeiter zwar von vielen unterschiedlichen Gemeinden kamen (katholisch, evangelisch, freikirchlich), aber dennoch gemeinschaftlich gebetet haben.

Wie steht es um die "Digitalisierung" in Kirche und Diakonie?

Digitalisierung muss im Bereich der Bürokratie funktionieren. Die Verknüpfung aller Gemeinden und Dekanate der ELKB muss reibungslos vonstatten gehen. Aber ich denke, nicht jede Gemeinde muss es leisten, z.B. Gottesdienste zu streamen oder online sichtbar zu machen. Da ich persönlich in keinem SozialNetwork unterwegs oder angemeldet bin, kann ich zum Auftritt unserer Kirche in diesem Feld keine Bewertung abgeben. Nur so viel: Die reale Begegnung ist durch nichts zu ersetzen.

Wo wird die Kirche in zehn Jahren stehen?

Angesichts der momentan sinkenden Kirchenmitgliederzahlen und der sich reduzierten Anzahl von Pfarrern und Pfarrerinnen könnte man natürlich einiges vermuten. Doch wenn uns die vergangenen zwei Jahre etwas gezeigt haben, dann: wir wissen nicht, was in zehn Jahren sein wird - nur eines ist sicher: GOTT wird da sein.