Die Zukunft der Kirche liegt dem evangelischen Theologen Philipp Hildmann am Herzen. Warum er sich für Religionsfreiheit einsetzt  und auch die Ökumene fördern will, erklärt er im exklusiven Sonntagsblatt-Interview.

Welche Themen möchten sie in der Landessynode besonders unterstützen bzw. fördern? Können Sie hier ein konkretes Beispiel nennen?

Das Menschenrecht Religionsfreiheit ist für mich ein zentraler Baustein für ein gelingendes und friedliches Miteinander in Bayern, Deutschland und weltweit. In "meinem" Ausschuss ÖMD möchte ich mich deshalb besonders für einen konstruktiven Dialog unserer Kirche mit Musliminnen und Muslimen einsetzen. Wichtig ist mir aber auch der Blick über den Tellerrand, konkret auf die Zukunft der Christinnen und Christen in der Region Kurdistan-Irak, die unsere Landeskirche auch künftig mit großem Engagement unterstützen sollte. 

Was reizt Sie am Amt des Synodalen?

Kirche steht immer in der Gefahr, sich in Sprache und Themen nur in einem Binnendiskurs zu bewegen. Synode ist für mich deshalb eine großartige Chance, dass wir Synodale uns mit den Erfahrungen aus unseren jeweiligen (beruflichen) Lebenswelten in unsere Kirche einbringen und sie mit einem harten Realitätscheck bereichern. Die Bandbreite von theologischen Diskussionen über finanzielle Weichenstellungen bis hin zur neuen Wahl eines Landesbischofs ist für mich besonders reizvoll, aber natürlich auch herausfordernd.

Wo muss Kirche besser werden?

Die Menschen wollen nicht alle Nasenlänge vorgehalten bekommen, was sie zu tun und zu lassen haben: beim Autofahren, Reisen, Essen etc. Die penetrante Moralisierung der Kirche als bessere Werteagentur schreckt ab, ermüdet und geht am Kern ihrer Botschaft vorbei. Sagen wir doch lieber, was wir anders als andere vom Leben und Sterben zu sagen haben, von Jesu Sieg über den Tod, einem Glauben, der befreit, einer Freiheit, die Atem schenkt, einer Hoffnung auf das Ewige Leben – ganz unverkrampft, dann ergibt sich sicher vieles andere von selbst.

Wie schätzen Sie die Zukunft der Kirche ein: Wo stehen wir in zehn Jahren?

Wir müssen Hochrechnungen wie die "Prognose 2060" mit ihren düsteren Zahlen sehr ernst nehmen. Zugleich dürfen sie uns nicht lähmen. Die Kirche lebt nicht, weil wir in Haupt- und Ehrenamt so viele Kopfstände machen, sondern sie lebt, weil Jesus lebt und seiner Gemeinde in der Kraft des Heiligen Geistes eine Zukunft verheißen hat. Aus dieser Zuversicht heraus dürfen wir fröhlich und zuversichtlich Kirche gestalten – für heute, für in zehn Jahren, für 2060 und darüber hinaus.