Die Atmosphäre an der Grenze sei sehr beklommen, sagte Bedford-Strohm nach seinem Besuch im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es gebe dort kein Lächeln; überall spüre man Schmerz, Trauer und Angst. Gleichzeitig sei er beeindruckt von der Hilfsbereitschaft vor Ort.

Bedford-Strohm nennt kirchliches Engagement "eindrucksvoll"

Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Ungarn (ELKU), eine Partnerkirche der bayerischen Landeskirche, mit ihren insgesamt 215.000 Mitgliedern versorgt Geflüchtete in Kölcse nahe der Grenze. Menschen brächten Essenspakete und hätten in einer Turnhalle ein Aufnahmelager mit 600 Betten organisiert. Ehrenamtliche schmierten jeden Morgen 1.000 Brote, berichtete der ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland.

"Die lutherische Kirche engagiert sich hier eindrucksvoll".

Die Fürsorge und das Zusammenwachsen zu sehen sei bewegend.

Geflüchtete sind traumatisiert

Bislang seien nach offiziellen Zahlen etwa 150.000 Geflüchtete von der Ukraine nach Ungarn gekommen, sagte der Koordinator der Grenzarbeit der evangelisch-lutherischen Kirche in Ungarn, Geza Laborczi. Die Ankommenden seien traumatisiert, sie hätten Angst und wollten "weit weg von dieser Hölle". Manche könnten ihre Weiterreise etwa zu Verwandten alleine organisieren. Viele seien aber hilflos und wüssten nicht, wohin.

"Wir versuchen hier, Leben zu retten", sagte Laborczi, "wir versuchen, die Arche Noah zu sein".

Um die Arbeit der Menschen vor Ort zu unterstützen, sprach sich Bedford-Strohm dafür aus, besser Geld zu spenden als Waren. Die Hilfstransporte seien nicht so effektiv wie Geld, Benötigtes könne damit vor Ort gezielter direkt gekauft werden, sagte er und verwies an Spendenmöglichkeiten etwa über die Diakonie Katastrophenhilfe oder über die bayerische Landeskirche.

Im Gespräch mit den Menschen, die wegen des Angriffskriegs von Russland auf die Ukraine ihre Heimat verlassen mussten, habe er versucht, zu trösten. Er habe den Geflüchteten gesagt, dass sie niemals ihre Träume aufgeben dürften und dass sie zuversichtlich bleiben sollten, erzählte er. Auch habe er ihnen den Segen Gottes gewünscht und versichert, dass er für sie beten werde.

Oberkirchenrat Martin: Kirche versucht auf drei Wegen zu helfen

Die Landeskirche versuche auf drei Wegen zu helfen, sagte Oberkirchenrat Michael Martin, zuständig für die Partnerschaft zwischen der bayerischen Landeskirche und der ELKU. Zum einen durch die Unterstützung der Partnerkirche in der Ukraine, weiter über die Hilfe der lutherischen Kirchen in Polen, Tschechien und Ungarn bei ihrer Arbeit mit den Geflüchteten und drittens über internationalen Hilfen über den Lutherischen Weltbund.

Auch die Aussiedlerseelsorge in Bayern solle intensiviert werden, sagte Martin. Zudem habe die Landeskirche ihre Einrichtungen in Bayern angeschrieben und darum gebeten zu prüfen, wer Kapazitäten für die Aufnahme von Geflüchteten habe. Er habe bereits mit dem bayerischen Innenminister Joachim Herrmann (CSU) telefoniert, sagte auch Bedford-Strohm. Die Landeskirche plane, den Freistaat schon bald bei der Unterbringung der Geflüchteten zu unterstützen.

Begleitet wurde Bedford-Strohm auf seiner Reise unter anderem von Oberkirchenrat Michael Martin, der zuständig für die Partnerschaft zwischen der bayerischen Landeskirche und der ELKU ist, und dem ungarischen Bischof Péter Kondor.