Inmitten der mehr als 2.000 Aussteller aus aller Welt steht auf der Nürnberger Spielwarenmesse seit Mittwoch ein kleiner Stand, der so vor einigen Jahren noch nicht denkbar war. Die FTO (Fair Toys Organisation) informiert über ihr geplantes Siegel für sozial und umweltverträglich produziertes Spielzeug.

In früheren Jahren waren der Messeleitung und Ausstellern solche Gruppen, die darauf hingewiesen haben, dass in Asien oft Arbeiterinnen und Arbeiter in der Spielzeugbranche ausgebeutet werden oder nach umweltverträglicher Produktion fragten, nicht gerade willkommen. Heute sei das anders, sagte FTO-Geschäftsführer Steffen Kircher am Mittwoch dem Sonntagsblatt:

"Nachhaltigkeit ist für die Verbraucher ein wichtiges Thema",

erläuterte Kircher.

Deswegen stellten sich nun auch immer mehr Hersteller und Händler Fragen nach Langlebigkeit und Qualität der Produkte. "Und das ist nicht nur ein Trend", sagte der FTO-Geschäftsführer. Er hofft, dass er und die FTO-Mitglieder bei der Spielwarenmesse zusätzlich mehr Sozialverantwortung schaffen zu können. Kircher freut sich daher, dass die Jury des Nürnberger Menschenrechtspreises in diesem Jahr den kenianischen Aktivisten Malcolm Bidali auszeichnet, der gegen die Ausbeutung von Wanderarbeitern kämpft. Damit werde der Blick auf die sozialen Menschenrechte gelenkt.

Faire Spielsachen immer noch erschwinglich

Es würden der Teddybär oder das Spielauto nicht automatisch unerschwinglich teuer, wenn alle Standards eingehalten werden, erläuterte Kircher weiter. In der Bekleidungsindustrie habe man gesehen, dass die Käuferinnen und Käufer bereit seien, ein bis zwei Euro mehr für ein T-Shirt zu bezahlen, sodass für eine Näherin 50 Cent mehr Lohn pro Stück drin sei, erklärt er.

Die FTO hat vor kurzem auf ihrer Homepage das "Fair Performance Check Manual" veröffentlicht, also das Handbuch, nachdem sie Spielzeughersteller prüfen will, wenn sie das "Fair-Toys-Siegel" erhalten wollen. Nationale und internationale Gesetze, die Normen der internationalen Arbeitsorganisation, die UN-Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte, aber auch das neue deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz flossen in die Kriterien ein.

Haba und Sigikid sind Mitglieder der Fair Toys Organisation

Zunächst werden bis zum Ende des Jahres die bisherigen Mitglieder der Organisation - 14 Hersteller - unter die Lupe genommen. Unter ihnen sind große Firmen wie Haba oder Sigikid.

Die FTO versteht sich als Multistakeholder-Initiative und hat daher auch gleichberechtigt Vertreterinnen und Vertreter der Stadt Nürnberg, der christlichen Initiative Romero oder auch Mission EineWelt in ihren Reihen. Fördermitglied ist das Spielzeugmuseum Nürnberg. "Wir sitzen jetzt an einem Tisch", sagte Kircher, "und um diesen Tisch finden hoffentlich nicht nur Rundläufe statt".

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