Es sei zwar wegen der "grundlegend veränderten Situation", dass deutsche Panzer im Krieg gegen Russland eingesetzt werden, gerechtfertigt, sagte er am Dienstagabend im Bayerischen Landtag. Dennoch dürfe, wie der Theologe erläuterte,

"militärische Gewalt immer nur ein trauriges Notmittel zum Schutz von Menschen und ihrer Freiheit sein."

Kirchen hätten eine besondere Aufgabe 

Bedford-Strohm sprach dort auf Einladung des OstWestWirtschaftsForums Bayern (OWWF) zum Thema "Zeitenwende? Christliche Friedensethik angesichts des Ukraine-Kriegs". Wer seit Beginn des Ukraine-Kriegs unter dem Begriff der "Zeitenwende" vom "größten Pazifisten zum leidenschaftlichen Unterstützer möglichst großer Waffenarsenale mutiert" sei, mache "problematischen Gebrauch von diesem Begriff", erläuterte er laut Redemanuskript. Er wünsche sich "mehr Nachdenklichkeit" in der Debatte um diesen Krieg.

Den Kirchen schreibt der scheidende bayerische Landesbischof, frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und amtierende Vorsitzende des Zentralausschusses des Weltkirchenrates eine "besondere Aufgabe" bei der Überwindung des Krieges zu. Die etlichen Beziehungen zu Russland auf vielen Ebenen, die in den vergangenen Jahren entstanden sind, dürften "gerade jetzt nicht gekappt werden". Deshalb habe er mit dem Weltkirchenrats-Generalsekretär Jerry Pillay eine Gesprächsoffensive gestartet.

Den Erfolg in Gottes Hand legen

Ziel sei es, Anfang Oktober einen dreitägigen runden Tisch auf neutralem Gebiet - vorzugsweise in Genf - zu veranstalten, erläuterte Bedford-Strohm. An diesen Gesprächen sollen neben Vertretern des Weltkirchenrates sowohl die ukrainischen Kirchen als auch die russisch-orthodoxe Kirche teilnehmen. Ob die Initiative dabei helfen kann, "dass von den Kirchen aus neue Türen für eine Überwindung der Gewalt aufgestoßen werden können", wisse er nicht:

"Aber wir müssen es versuchen und den Erfolg in Gottes Hand legen." 

Heinrich Bedford-Strohm

Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern
Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern

Heinrich Bedford-Strohm ist seit 2011 Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) und war von 2014 bis 2021 Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Bedford-Strohm wurde 1960 in Memmingen geboren. Er studierte Theologie in Erlangen, Heidelberg und Berkeley (USA) und promovierte anschließend. Als Professor lehrte und lehrt er an verschiedenen Universitäten, u.a. in Gießen, Bamberg, New York (USA) und Stellenbosch (Südafrika). Sein Vikariat absolvierte er in einer Kirchengemeinde in Heddesheim, als Pfarrer war er in Coburg tätig.

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