Das neue Schuljahr hat begonnen. Die Einschulungsfeiern sind vorüber und der Alltag kehrt so langsam ein. Ich selbst war in diesem Jahr als Mama eines Erstklässler bei der Einschulungsfeier mit dabei.

Gemeinsam wurde mit einem kurzen Gottesdienst gestartet, bevor sich die Kinder von ihren Familien verabschiedet haben und die erste Unterrichtsstunde im Klassenzimmer erleben durften. Während d s Schulanfangsgottesdienstes, der von einer Religionslehrerin der Schule gestaltet wurde, schweifte mein Blick durch die Reihen. Es waren neben den 30 Erstklässlern weit über 200 Erwachsene als Begleitung mit gekommen. Eltern, Großeltern, Paten und viele mehr.

Mir wurde wieder einmal bewusst, dass der Religionsunterricht eine Kontaktbörse und somit eine große Chance für die Kirche.

Unsere Kirche hat durch den Religionsunterricht mit mehr als 300.000 Schüler und Schülerinnen regelmäßig Kontakt und oftmals über viele Jahre hinweg. Aber wie groß muss die Zahl der möglichen Kontakte sein, wenn man die Eltern und Familien im Hintergrund mit einbezieht.

In einer erfolgreichen Elternarbeit steckt ein so enormes Potential, um Kontakte und vor allem dann auch Bindung und ein Zugehörigkeitsgefühl herzustellen. Ich stelle meine Ideen und Erfahrungen für eine mögliche Elternarbeit vor.

1) Vorstellung Schuljahresanfang

Gerade das neue Schuljahr bietet sich an, um sich nicht nur mit den Schüler und Schülerinnen der eigenen Reliklassen bekannt zu machen, sondern sich auch bei den Erziehungsberechtigten vorzustellen.

Für mich hat sich hier zum Einen ein Elternbrief bewährt, den ich in den ersten Relistunden den Kindern mit nach Hause gebe. In dem Brief stelle ich mich als Person kurz vor, aber auch das Fach Religion mit den verschiedenen Methoden und Themen.

Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass die Kinder, aber auch die Eltern, nur wenig Vorstellungen und Wissen zu dem Fach Religion haben, vor allem wenn es das erste Schulkind der Familie ist.

Gleichzeitig gebe ich noch Tipps zu organisatorischen Dingen (z.B. benötigte Materialien) mit, besonders wichtig sind mir aber die Informationen zu den Kontaktmöglichkeiten und das Gesprächsangebot, dass sie sich jederzeit an mich wenden können. Der Brief gilt auch als Einladung, mich beim ersten Elternabend, der erfahrungsgemäß in den ersten Wochen des neuen Schuljahres stattfindet, persönlich kennen zu lernen und den "Relistand" zu besuchen.

Der "Relistand" beim ersten Elternabend wäre eine alternative oder auch zusätzliche Möglichkeit der Vorstellung. Im Eingangsbereich wird ein Tisch aufgebaut und mit Heften, Büchern und Gegenständen aus dem Religionsunterricht bestückt.

Diese Möglichkeit des Kennenlernens wäre auch eine tolle Aktion, die mit den anderen Konfessionen und Religionsgemeinschaften gemeinsam gestaltet werden kann.

Namensschilder mit Name und Konfession können hier hilfreich sein. Wenn die Klassenlehrkräfte es wünschen, wäre auch ein Kennenlernen der Eltern im "Speed-Dating-Modus" möglich, in dem man von Klassenzimmer zu Klassenzimmer wechselt und sich jeweils der Elternschaft kurz vorstellt.

2) Elternbriefe während des Schuljahres

Nicht nur zum Schuljahresanfang, auch während des Schuljahres besteht die Möglichkeit, durch Elternbriefe den Kontakt zu den Erziehungsberechtigten zu halten. So könnte zum Beispiel regelmäßig über die Themen im Religionsunterricht berichtet werden und gleichzeitig vielleicht Hintergrundinformationen zu bestimmten Themen vermittelt werden.

Mit Gesprächsimpulsen, Aufgaben oder kreativen Gestaltungsideen könnte den Familien etwas an die Hand gegeben werden, sich auch zuhause mit bestimmten Themen auseinander zu setzen. Ich denke hier zum Beispiel an die Feste im Kirchenjahr.

Besonders der Elternbrief zum Thema "Tod & Sterben" ist mir in den letzten Jahren wichtig geworden. Hier ist es mir eine Herzensangelegenheit, die Elternhäuser mit einzubeziehen. Diesen Brief lasse ich den Familien meist schon ein bis zwei Wochen vor dem Start des Themas zukommen.

Denn bei diesem Thema ist mir besonders wichtig, dass nicht nur die Relikinder mit ihren Gedanken und Fragen von mir im Religionsunterricht aufgefangen werden, sondern auch die Erwachsenen ein Gesprächsangebot von mir bekommen und auch Hilfestellungen, um für die Fragen ihrer Kinder  ansprechbar zu werden.

Schon oft haben sich hier gute und heilende Gespräche ergeben.

Im Religionsunterricht ist auch immer wieder Seelsorge eine wichtige Aufgabe für uns Religionslehrkräfte.

3) Einladungen aussprechen

Auch wenn sich nicht alle Erziehungsberechtigten die Zeit nehmen können oder möchten, habe ich auch gute Erfahrungen gemacht, wenn die Eltern zu gewissen Anlässen eingeladen werden. Ein gute Gelegenheit dafür sind beispielsweise die Schulgottesdienste während des Schuljahres.

Wenn die Schulgottesdienste an kirchlichen Orten stattfinden und auch Mitarbeitende von der Kirchengemeinde vor Ort mitwirken, kann dies wunderbar Kontakte und auch Bindungen schaffen.

Außerdem übernehmen die Kinder auch oftmals kleine Aufgaben in den Gottesdiensten - was die Eltern und die Kinder gleichermaßen freut, wenn dann die eigene Familie mit dabei sein kann.

Aber auch bei einer Kirchenexpedition oder dem Abschlussfrühstück zum Schuljahresende ist es denkbar, interessierte Eltern mit einzuladen und so Kontakte zu knüpfen und zu pflegen.

 

Mehr Einblicke in meine Arbeit und Tipps und Ideen für den Religionsunterricht gibt es auf meinem Instagramkanal.

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