2018 hat sich in evangelischen Gottesdiensten viel geändert: Seitdem gilt die "Ordnung gottesdienstlicher Texte und Lieder" (OGTL). Diese Ordnung gilt für alle evangelischen Kirchen. Sie regelt, welche Texte aus der Bibel an einem bestimmten Sonn- oder Festtag im Gottesdienst gelesen werden und welche Texte Grundlage der Predigt sind.

In der Ordnung stehen außerdem für jeden Sonn- und Festtag zwei Lieder, die in einem besonderen Zusammenhang mit den jeweiligen biblischen Texten stehen, sowie ein Gebetspsalm, ein Bibelvers als geistliches Leitmotiv für die Woche oder den Tag ("Spruch der Woche bzw. des Tages") und ein Bibelvers als Zwischengesang zum Halleluja-Ruf.

Was ändert sich an der Ordnung?

Bisher orientierten sich die Gemeinden nach einer Ordnung, die im Advent 1978 in Kraft trat. Nach gut 40 Jahren wird es nun eine neue Ordnung geben, die mehr Texte aus dem Alten Testament enthalten wird und außerdem eine größere Vielfalt von biblischen Büchern und Themen enthalten soll. Künftig stehen für jede Woche und jeden Festtag zwei Lieder der Woche bzw. des Tages zur Auswahl, darunter auch Liedgut aus neueren Gesangbüchern. Gewachsen ist auch der Anteil an thematischen Textvorschlägen zu lebensweltlichen Anlässen.

Die Überarbeitung und Auswahl der Texte hat einige Jahre gedauert. Mitgearbeitet haben die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD), die Union Evangelischer Kirchen in der EKD (UEK) und die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands (VELKD). Dann gab es eine einjährige Erprobungszeit, und im Herbst 2017 wurde die neue Ordnung verabschiedet.  

Weitere Neuerungen der Perikopenordnung

Neu ist auch der Umgang mit der schwankenden Zahl der Sonntage zwischen Epiphanias und dem ersten Sonntag der Passionszeit. Die Epiphaniaszeit endet jeweils mit der Woche, in der der 2. Februar, der Tag der Darstellung Jesu im Tempel (Lichtmess), liegt. Auf das Fest der Erscheinung des Herrn (Epiphanias) folgen nun in der Regel vier Sonntage nach Epiphanias; zwischen dem Letzten Sonntag nach Epiphanias und dem Beginn der Passionszeit liegen nun ein bis fünf Sonntage vor der Passionszeit. Sie werden rückwärts als 5., 4., 3. (= Septuagesimä), 2. (= Sexagesimä) und [1.] Sonntag vor der Passionszeit (= Estomihi) gezählt.

Weiter bietet die neue Ordnung für die fünf Sonntage der Passionszeit je einen Abschnitt aus der Passionsgeschichte der Evangelien als Predigttext. Die Texte gehören unterschiedlichen Predigtjahrgängen an, können aber zu einer Predigtreihe verbunden werden.

Für den 10. Sonntag nach Trinitatis sind in Zukunft zwei alternative Proprien vorgesehen: eines, das der Freude der Christenheit am Judentum und der bleibenden Nähe von Kirche und Israel gewidmet ist (liturgische Farbe: grün), und ein anderes, wonach der Tag nach altem Herkommen als Gedenktag der Zerstörung Jerusalems begangen wird (liturgische Farbe: violett).

Ebenso hat der Letzte Sonntag des Kirchenjahres ein doppeltes Proprium. Unter Proprium versteht man die Bestandteile eines Gottesdienstes - also die Lesungen, Gebete und Gesänge. Der letzte Sonntag des Kirchenjahres kann nun einerseits als Ewigkeitssonntag gefeiert werden, an dem die Gemeinde auf die Wiederkunft Christi und das Leben im Reich Gottes vorausblickt, oder als Totensonntag (bisher: Gedenktag der Entschlafenen), der dem Gedenken an die Verstorbenen und dem Trost für die Trauernden gewidmet ist.

Neue Feste und Gedenktage der Kirche

Bei den "unbeweglichen Festen und Gedenktagen der Kirche" sind der 27. Januar als Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus und der 9. November als Tag des Gedenkens an die Novemberpogrome mit eigenen Proprien hinzugekommen. Auch die beiden populärsten Heiligen, Martin und Nikolaus, wurden in die Liste der Gedenktage aufgenommen: Bischof Martin von Tours am Martinstag, dem 11. November, und Bischof Nikolaus von Myra am Nikolaustag, dem 6. Dezember.

Anstelle der "Besonderen Tage und Anlässe" gibt es jetzt "Themenfelder", in denen biblische Texte zu Oberthemen und Stichworte zu finden sind. Damit sollen biblische Texte enger und vielfältiger auf die heutige Lebenswelt und ihre Herausforderungen bezogen werden können.

Feiertage und Gedenktage

In Deutschland gibt es viele Feiertage. Manche Feiertage gelten allerdings nur in bestimmten Bundesländern. Wir erläutern alle Fest- und Feiertage in Bayern in diesem Beitrag.