Prominente Beteiligung hat der Kirchentag zum Reformationsjubiläum versprochen. Nun präsentierte er eine Überraschung. Ex-US-Präsident Obama wird nach Berlin kommen – und vor Publikum mit Kanzlerin Merkel über Werte in der Politik reden.

Der evangelische Kirchentag Ende Mai in Berlin und Wittenberg wartet mit einem Überraschungsgast auf. Dass der frühere US-Präsident Barack Obama für das Christentreffen nach Deutschland kommen werde, gaben Kirchentagspräsidentin Christina Aus der Au und der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, bei einer gemeinsamen Pressekonferenz bekannt.

Geplant ist ein Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf einer Bühne vor dem Brandenburger Tor zum Thema »Engagiert Demokratie gestalten – Zu Hause und in der Welt Verantwortung übernehmen«. Die Veranstaltung – geplant für den Vormittag des 25. Mai – dürfte zum Publikumsmagneten werden und viele bisher Unentschlossene dazu bewegen, zum Kirchentag nach Berlin zu fahren.

Streit hinter den Kulissen?

Bedford-Strohm hat Obama im vergangenen Sommer zum Reformationsjubiläum eingeladen. Mit Unterstützung aus dem Kanzleramt und vom damaligen Außenminister Frank-Walter Steinmeier, der vor seinem Wechsel ins Schloss Bellevue selbst als Präsident des Kirchentags 2019 eingeplant war, gelang das Vorhaben – ein Coup.

Die EKD und der Deutsche Evangelische Kirchentag haben Medienberichten widersprochen, wonach es zwischen beiden Seiten Streit um den geplanten Auftritt Obamas geben soll. »Dieser Gedanke ist völlig absurd. An ihm stimmt nichts, aber auch wirklich gar nichts«, erklärten Bedford-Strohm und Kirchentagspräsidentin Christina Aus der Au auf Anfrage der Nachrichtenagentur idea. Man freue sich gemeinsam auf den Auftritt Obamas.

Die BILD-Zeitung hatte berichtet, dass die Kirchentagsleitung Obama eigentlich für den Abschluss des Kirchentags in die Lutherstadt Wittenberg eingeladen hatte – auch um einen politischen Auftritt in Berlin im beginnenden Bundestagswahlkampf zu vermeiden: »Doch: Die Führung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) organisierte die Obama-Show am Kirchentagspräsidium vorbei, bestimmte das Brandenburger Tor als Veranstaltungsort.« BILD berief sich auf Aussagen eines Mitglieds der Kirchentagsleitung.

Peter Hahne: »abgehalfterter Messias«

Scharfe Kritik am geplanten Auftritt Obamas hat der Fernsehmoderator Peter Hahne geübt. Obama habe trotz seiner »Heilsversprechen« das Häftlingslager Guantanamo betrieben und Syrien im Stich gelassen, sagte Hahne der Neuen Osnabrücker Zeitung: »Ist seine Politik es nicht, die Trump überhaupt erst möglich machte?« Obama sei ein »abgehalfterter Messias«.

Der EKD wirft Hahne, der von 1992 bis 2009 Mitglied des Rats der EKD war, »parasitäre Publizität« vor; sie sonne sich in der Gegenwart Prominenter: »So wenig protestantisches Selbstbewusstsein tut schon weh.« Auch die Beteiligung der Bundeskanzlerin kritisiert Hahne: Warum bezahle ich mit meiner Kirchensteuer Merkels Wahlkampf?«

Die Frage, ob die Veranstaltung mit ­Obama für Kanzlerin Merkel vier Monate vor der Bundestagswahl nicht Wahlkampfhilfe sei, wies Bedford-Strohm zurück. Merkel komme nicht als Parteipolitikerin, sondern als Bundeskanzlerin, sagte er. Das Gespräch verspreche sachlich »ungeheuer spannend« zu werden. Alle anderen Erwägungen blieben für die evangelische Kirche und den Kirchentag außen vor.

»Reformation hat auch eine politische Dimension«, sagte Kirchentagspräsidentin Christina Aus der Au. Von den prominenten Rednern erwartet sie Worte, »die in diesem Jahr nicht schon tausendmal gesagt und gedruckt« wurden. Mit Merkel und Obama würden zwei Menschen miteinander ins Gespräch kommen, »die beide zu ihrem protestantischen Hintergrund stehen und für die beide christliche Werte in ihrer Politik immer leitend waren«. Darum soll es im Gespräch der beiden auch gehen.

Was der Auftritt des ehemaligen US-Präsidenten für das Sicherheitskonzept der Großveranstaltung bedeutet, wird nun mit den zuständigen Behörden verhandelt. Es soll aber, wie bei Veranstaltungen des Christentreffens üblich, auch beim Gespräch zwischen Merkel und Obama keine Begrenzung der Teilnehmerzahl und keine gesonderten Anmeldungen geben. Die Besucher müssen sich aber auf Taschenkontrollen einstellen.