Vor fast 400 Jahren waren Simultankirchen im Fürstentum Sulzbach gang und gäbe, sagt der Initiator des Simultankirchen-Symposiums, Markus Lommer, im Gespräch mit dem Sonntagsblatt. Zu dem ökumenischen Treffen finden sich vom 15. bis 17. September Vertreter aus Wissenschaft und Kirche in Sulzbach-Rosenberg ein.

"Gutes Einvernehmen zwischen dem evangelischen und katholischen Pfarrer und dem jüdischen Rabbiner."

Herr Lommer, aus der Blütezeit der Simultankirchen in der Oberpfalz sind Geschichten überliefert, da kann von friedlicher Koexistenz keine Rede sein. So sollen sich zum Beispiel die Konfessionen gegenseitig die Taufsteine verriegelt haben, damit der jeweils andere Pfarrer ihn ja nicht nutzen konnte. Kann so ein Modell gut gehen?

Markus Lommer: Natürlich ist das Simultaneum durch das Zusammenleben auf engstem Raum eine Herausforderung, die auch oft zu Konflikten geführt hat, das war nicht zuletzt abhängig von den Einzelpersonen und ihren jeweiligen Charaktereigenschaften. Die negativen Folgen haben sich leichter in den schriftlichen Quellen niedergeschlagen als die positiven Alltagssituationen.

Wenn aber ein evangelischer Pfarrer zum katholischen Nachbarpfarrer im Alltag sehr nett war, findet man das eher selten in einer historischen Quelle festgehalten. Überliefert ist zum Beispiel, dass es in den 1840er-Jahren ein gutes Einvernehmen zwischen dem evangelischen und katholischen Pfarrer und dem jüdischen Rabbiner gab, sodass sie miteinander zum Essen gegangen sind. So etwas ist selten aufgeschrieben worden.

Die Kirchen werden kleiner, die Gebäudelast finanziell immer schwerer zu tragen: Sind solche Simultan-Modelle in Zukunft wieder denkbar?

Hier im Raum Sulzbach-Rosenberg und Weiden existieren noch ein Dutzend aktiver Simultankirchen, die teils im kirchlichen, teils im privaten, teils städtischen Besitz sind. Da wird es praktiziert. Aufgrund der momentanen kirchlichen Situation und der Gebäudefragen, die virulent sind, wird das Thema sogar immer mehr diskutiert. Im Herder Verlag ist vor kurzem ein Band erschienen mit dem Titel 'Von der Simultankirche zum ökumenischen Kirchenzentrum'. Daran sieht man, dass wir mit unserem Symposium am Nerv der Zeit sind.

"Ich finde, dass das eine Blaupause für die Zukunft sein könnte."

Lassen sich die Konfessionsunterschiede heute leichter überwinden als vor 400 Jahren?

Es hat ein Lernprozess stattgefunden, der zu vielen positiven Ergebnissen geführt hat. Ich denke zum Beispiel an die Simultankirche in Wildenreuth bei Weiden, wo die beiden zuständigen Pfarrer sehr gut zusammenarbeiten und ihre Simultankirche sogar als Glücksfall bezeichnen. Ich finde, dass das ein gutes Modell des Zusammenlebens und eine Blaupause für die Zukunft sein könnte.

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