Unterwegs auf den Straßen

Sie bereiten regelmäßig den Erntedankgottesdienst in ihrer Gemeinde vor oder bilden den Posaunenchor im Dorf: Landwirte und ihre Familien. Derzeit sind auch die kirchennahen Menschen zum Protest mit ihren Traktoren in die Städte unterwegs, erzählt die Vorsitzende des Agrarsozialen Arbeitskreis der Evangelischen Landjugend (ASA), Andrea Feuerstein, im Gespräch mit dem Sonntagsblatt. Auch sie ist der Auffassung, die Streichung der Vergünstigungen für die Bauern haben das "Fass zum Überlaufen" gebracht.

"Es geht uns nicht um Subventionen, wenn einem Bauern mit 80 Kühen 600 Euro wegfallen, geht der Betrieb nicht kaputt", sagt die Tierärztin, "es geht um das große Ganze, vor allem um die Auflagenflut".

Sie selbst will am Freitag bei der großen Protestaktion in Nürnberg dabei sein. Mit einem Aufruf bei Instagram "NEIN zu Steuererhöhungen, JA zur Verringerung von Wettbewerbsnachteilen deutscher Bauern und Bäuerinnen" solidarisiert sich Feuersteins Arbeitskreis ASA mit den Bauern und Bäuerinnen. Die Schritte der Bundesregierung zeigten, "dass Landwirtschaft in Deutschland nicht den Stellenwert hat, den sie haben müsste", heißt es darin.

Austritt aus der Kirche 

In ihrer evangelischen Kirche stellt Feuerstein noch genügend Verständnis fest, räumt aber ein, "dass auch Landwirte aus der Kirche austreten". Es gebe nach ihrem Empfinden nach wie vor eine große Verbindung zwischen Landwirtschaft und Kirche.

"Wie in der Zivilbevölkerung auch", sei jedoch eventuell bei manchen Theologen "das Bewusstsein für die Bauern in den Hintergrund gerückt", sagt Feuerstein, die selbst aus einem landwirtschaftlichen Betrieb stammt. "Viele können die Dinge nicht mehr einordnen".

Es freut sie wiederum, dass sie immer wieder Anfragen von Kirchenvertreterinnen und -vertreter bekommt, die landwirtschaftliche Betriebe besichtigen wollen, weil sie sich für die Bauern-Anliegen interessieren. Was Feuerstein ihrer Kirche auch hoch anrechnet, ist, dass es die Seelsorge für landwirtschaftliche Familien gibt, "das ist eine Supersache", findet sie.

Positive Beziehung 

Pfarrerinnen und Pfarrer auf dem Land hätten meist eine gute Beziehung zu den Bauern, stellt die 28-jährige fest. "Vieles geht ja gar nicht ohne die Bauern", denkt sie beispielsweise an das Einsammeln der Christbäume, den Posaunenchor und den Erntedank-Gottesdienst. Und durch die Beschäftigung mit der Bibel würden die Theologen ebenfalls immer nah bei den Landwirten sein: "In ihr geht es ja dauernd um das Aussäen und das Ernten".

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