Am Anfang war ein Wasserschaden im Dach der Kirche St. Gotthard in Thalmässing in Mittelfranken. Der ist zwar behoben, nicht aber seine Auswirkungen. Im Chorraum ist deutlich zu sehen, dass sich Pilz durch den Dachstuhl frisst.

In St. Gotthard hätte die Angelegenheit mit dem Schließen des Lecks im Kirchendach vor fünf Jahren und mit überschaubaren fünfstelligen Kosten schnell erledigt sein können, meint der evangelische Pfarrer Frank Zimmer. Doch sobald das Baureferat der Evangelischen Landeskirche (ELKB) mit im Boot gewesen sei, sei eine Bestandsaufnahme der Substanz erstellt worden.

Großer Teil der Kosten bleibt an Gemeinde hängen

Ergebnis: Für eine Sanierung von Dachkonstruktion und Dachdeckung sowie des Sockels, der auch sichtbar in die Jahre gekommen war, wurden die Kosten auf 470.000 Euro geschätzt. Da die Landeskirche ein Drittel der förderfähigen Kosten übernimmt, bleibt ein gehöriger Batzen an der Gemeinde hängen.

"Das konnte ich meinen Leuten unmöglich verklickern", sagt Zimmer. Eher wäre eine grundlegende Sanierung, bei der auch der Innenraum auf Vordermann gebracht wird, auf Verständnis gestoßen. Darin enthalten die Tür, die nur mit sanfter Gewalt zu bewegen ist. Dafür rechnete man im Landeskirchenamt rund 1,15 Millionen Euro aus. Und eine reduzierte Variante kommt immer noch auf 820.000 Euro.

Die Gemeinde habe aber nur etwa 150.000 Euro Rücklagen und müsste alles Weitere per Kredit finanzieren. "Ab einem bestimmten Punkt können wir den nicht mehr zurückzahlen", stellt Zimmer fest.

Sanierung und Finanzierung

Zusammen mit der Kirchengemeinde und den Fachplanern mussten neue Konzepte erarbeitet werden, die eine abschnittsweise Sanierung und Finanzierung ermöglichen sollten. "Ziel war es, Einsparmöglichkeiten zu entwickeln und eine passende Finanzierungsmöglichkeit aus Eigenmitteln, Drittmitteln und gegebenenfalls erhöhter landeskirchlicher Zuweisung zu finden", beschreibt ELKB-Sprecher Johannes Minkus den Vorgang.

Zuletzt sei eine Lösung gefunden worden, bei der fast ausschließlich die Schäden im Dachtragwerk behoben werden. Jedoch sind die Gespräche und Planungen ins Stocken gekommen. "Termine werden kurzfristig abgesagt oder verschoben. Und währenddessen sind die Baupreise auch noch explodiert", ärgert sich Kirchenvorständin Marianne Kayr über die landeskirchlichen Stellen. Vor allem, wenn sie auf den dräuenden dunklen Fleck im Chorgewölbe blickt, an dem der Putz rieselt und der nur vermuten lässt, wie es darunter aussieht, ist ihr die Vorfreude auf das 300. Kirchenjubiläum im August getrübt.

Minkus kennt solche Szenarien. "Solche Prozesse können je nach Sanierungsumfang und Finanzkraft der Gemeinde sehr langwierig sein, da häufig zusätzliche Untersuchungen notwendig werden und die Generierung von Drittmitteln viel Zeit kostet. So auch in Thalmässing", erklärt er. Weitere Gespräche mit den zuständigen Stellen seien aber vereinbart.

Im Großen und Ganzen befänden sich die Kirchen in Bayern in einem guten bis sehr guten Zustand. "Von einem Sanierungsstau kann man nicht sprechen", versichert Minkus. Welche Kirche, wo, wann und wie schnell saniert wird, hänge vom baulichen Zustand und der Finanzkraft der Kirchengemeinde ab. Sind Bausubstanz und Standsicherheit gefährlich für die Besucher, versuche man alles, um gemeinsam Lösungen zu finden. Handele es sich dagegen um "reine Schönheitsreparaturen und damit um keine Gefahr für Leib und Leben", liege die Finanzierung im Wesentlichen bei der Kirchengemeinde.

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden