Frau Demele, gab es denn zu Dürers Zeiten schon Tattoos?

Christine Demele: Es gab auf jeden Fall Pilgertattoos. Menschen, die etwa nach Jerusalem gepilgert waren, konnten sich ein Tattoo stechen lassen, das der Beweis dafür war, dass man die Reise erfolgreich absolviert hatte. Es gibt aber auch ein Bild im Aggsbacher Altar des Augsburger Künstlers Jörg Breu dem Älteren (gestorben 1537), auf dem einer der Schächer eine noch recht abstrakte Oberarm-Tätowierung hat.

"Einer hat sich Erasmus von Rotterdam auf den Bauch stechen lassen."

Wie lässt sich ihr Projekt "Dürer under your skin. TattooArt" für die Ausstellung an - wie viele Einsendungen haben Sie bereits?

Schon jede Menge, aber eine genaue Zahl kann ich nicht nennen, weil wir von manchen Tätowierern ganze Kataloge erhalten haben. Ich hätte eigentlich gedacht, dass wir von den "Betenden Händen" überschwemmt würden, aber wir bekamen eine breit gefächerte Auswahl: Wir haben eine Tätowierung nach der Zeichnung "Mein Agnes", den "Ritter Tod" oder die "Vier Apokalyptischen Reiter", die über einen ganzen Rücken ziehen. Einer hat sich Erasmus von Rotterdam auf den Bauch stechen lassen. Manchmal ist die Qualität der Arbeiten faszinierend, manchmal ist sie aber auch durchwachsen.

Wichtig ist bei dem Projekt, dass es partizipativ ist und wir eine internationale Aufmerksamkeit bekommen. Für unser Museum erschließen wir zudem eine ganz neue Gruppe. Die Ausstellung wird zeigen, was uns heute noch mit Dürer verbindet: Manche haben zu ihm eine unheimlich intime Beziehung.

Haben Sie denn selbst ein Tattoo?

Bisher hatte ich keinen persönlichen Bezug zum Tätowieren, aber mittlerweile überlege ich es mir schon, ob ich mir nicht auch eines stechen lassen sollte.

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