Es war ein langer Weg von der ersten Holzburg, die Graf Adalbert II. vor rund 1000 Jahren auf der Anhöhe über dem Städtchen Abenberg erbaut hat, bis zum Zweckverband aus Bezirk, Landkreis und Stadt, die seit nunmehr einem viertel Jahrhundert die Geschicke der "Krone des Rangaus" bestimmt, wie Burg Abenberg manchmal genannt wird. Dazwischen: Zuerst die Burggrafen von Nürnberg, mit denen die Hohenzollern hier einzigen, dann die Fürstbischöfe von Eichstätt, die rund 500 Jahre das Sagen hatten bis hin zur Familie Schott, die Ende des 19. Jahrhunderts hier einzog und dessen protestantische Tochter Laura eine evangelische Kapelle in der ansonsten stockkatholischen Gemeinde bauen ließ.

Auf den Tafeln der neuen Schau, die nach 25 Jahren die im Oktober 1998 eröffnete und im Dezember 2022 geschlossene Dauerausstellung "Eine Zeitreise durch Franken" ablöst, finden sich alle diese Personen und viele mehr meist als Comic gezeichnet oder per Videofilm animiert, der von den Beamern in den Räumen an die Wand geworfen wird. "Es soll Spaß machen, gleichzeitig aber Wissen vermitteln", erklärt Museumsleiterin Kerstin Bienert.

Ritter, Burgfräulein und Mittelalter-Rock

Knapp eine Viertelmillion Gäste hatten die bisherige Ausstellung des Burgmuseums besucht, das vom aus dem Zweckverband aus Stadt Abenberg, Landkreis Roth und Bezirk Mittelfranken betrieben wird. Wie schnell und wie intensiv die frisch aufbereiteten Infos und visuellen Eindrücke an einem vorbei flimmern, hat der Besucher größtenteils selbst in der Hand: An vielen Stationen lädt ein Schlüsselloch zum Öffnen ein – wer den Schlüssel dreht, den erwarten kleine Filme, authentische Klänge aus der Zeit von Rittern und Burgfräulein sowie jede Menge Bildergalerien, Daten und Fakten. Zieht man den Schlüssel wieder raus, stoppt das Programm.

Wer ein bisschen zu schnell ist, verpasst eventuell aber einige der Anekdoten und Besonderheiten. Zum Beispiel, dass jahrzehntelang ein Schwimmbecken inmitten der Anlage war oder dass Minnesänger Wolfram von Eschenbach hier wohl residiert haben muss, hat er die Turnierwiese – wohl die einzige auf einer im heutigen Bayern liegende Burg – doch in seinem Epos "Parzival" besungen.

Jene Wiese wird jedes Jahr von Mittelalter- und Rockmusik-Fans bevölkert, wenn hier Konzerte stattfinden. Weit über die Region hinaus bekannt ist das "Feuertanz"-Festival, bei dem regelmäßig die Mittelalter-Folkband "Schandmaul" auftritt, die auch mehrfach in der neuen Schau auftaucht – unter anderem vor einer riesigen Videoprojektion, an der man die einzelnen Musiker per Fußsignal zum Spielen und Singen bringen kann. "Wir wollten bewusst die Relevanz der Burganlage auch für die Gegenwart zeigen. Sie bedeutet nicht nur den Menschen aus der Region viel", meint Bienert.

Reenactment und Kettenhemd

Auf dem Turnierplatz wurde kürzlich ein professioneller Film mit einer Reenactment-Gruppe gedreht, der auf einer Fläche gezeigt wird und in dem die Akteurinnen und Akteure authentische Rüstungen und Helme tragen, wie man sie in einem weiteren Raum auch selbst aufsetzen kann. Oder mal ein Kettenhemd anziehen: Der Erlanger Sebastian Völk hat dies nach originalen Vorgaben nachgebildet. In einem Erkerzimmer strahlt das Licht durch buntes Glas auf die Wand, auf der die ritterlichen Tugenden beschrieben sind: "Lehrreich für Groß und Klein", lacht die Museumsleiterin, die sich besonders freut, dass man im Zuge der Neugestaltung der Ausstellung das Museum weitgehend barrierefrei umgebaut hat.

Franz Kornbacher ist vom Alter her eine Person, für die dies den Besuch um einiges erleichtert – auch wenn der 90-Jährige Abenberger die Stufen der Burg noch sehr gut zu Fuß erklimmen kann. Das wandelnde Lexikon der Stadt ist im Museum omnipräsent – einerseits als Comic-Figur an den Wänden und in den Filmen. "Frag doch mal den Franz" heißt eine eigene, ihm gewidmete Ecke mit einem Briefkasten, in dem die Besucher ihre Fragen einwerfen können.

Die förderfähigen Gesamtkosten des Projekts in Höhe von 884.000 Euro (Konzept 154.000, Ausstellungsbau 475.000, Umbauarbeiten 255.000) werden durch das Förderprogramm LEADER der EU mit 376.000 Euro gefördert. Der Zweckverband Burg Abenberg finanziert die verbleibenden Eigenmittel.

Ob es wieder 25 Jahre dauert oder kürzer, bis die Dauerausstellung neu überarbeitet wird? Kerstin Bienert und ihr Team wissen, dass man dran bleiben muss, will man für die Geschichte der Burg und ihre enge Verbindung zur Region immer wieder aufs Neue begeistern. Doch das sind vorerst mal Zukunfts-Burgträume . . .

Ein Junge probiert sich als Ritter zum Turnierfilm aus. Links eine Ritterfigur, die ein Kettenhemd des Erlanger Künstlers Sebastian Völk trägt.
Ein Junge probiert sich als Ritter zum Turnierfilm aus. Links eine Ritterfigur, die ein Kettenhemd des Erlanger Künstlers Sebastian Völk trägt.

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