Familie Heißmann in Fürth konnte von ihrem Küchenfensterbrett direkt zum Altar in die Paulskirche gucken. Der Sohn musste nur die Straße überqueren, um zum Kindergarten oder zur Chorprobe zu gelangen. Schon früh hat er gern gesungen, im Krippenspiel ist er in Frauenkleider geschlüpft und hat die Maria gemimt. Als Jugendlicher überlegte er, Pfarrer zu werden, sagt Volker Heißmann, aber "da hätten die Leute dann nicht so viel gelacht".

In seinem heutigen Beruf schütten sich viele vor Lachen aus über Heißmann, vor allem wenn er Frauenklamotten und Perücke trägt als "Mariechen" aus dem berühmten Duo "Waltraud und Mariechen".

Trotz Proben und Tourneen, 300 Auftritten im Jahr und erfolgreichem Privattheater hat der 43-Jährige den Kontakt zu seiner Gemeinde St. Paul nie verloren. Er ist ihr sogar mehr verbunden als die meisten anderen Gemeindemitglieder: Er sitzt im Kirchenvorstand.

Dort ist Heißmann inzwischen Dienstältester, nicht weil er als "Mariechen" bereits 84 ist, sondern weil er früh begonnen hat. Als 19-Jähriger hat ihn der Pfarrer im Supermarkt angesprochen, ob er für das Gremium kandidiert. "Brauchst ka Angst ham, gwählt wirst eh net, Volker", gibt der Unterhaltungskünstler das Gespräch von 1988 wieder. Doch Heißmann war in Fürth bereits bekannt wie ein bunter Hund, und die Prognose des Theologen war falsch.

"Ich war nicht gerade erpicht darauf", erinnert sich der Kabarettist an die neue Aufgabe. Mehr als 25 Jahre später sagt er ohne Ironie: "Eine wunderbare Arbeit ist das. Bei uns kann jeder mit jedem."

Heißmann hat sich schon mit Dekanen angelegt

Für die Gemeinde hat er schon "alles gemacht, was ich eigentlich nicht kann: Wände gestrichen, Fußböden verlegt", erzählt er. Mit Paula, einer Ehrenamtlichen, die inzwischen 91 ist, hat er ungezählte Käse- und Wurstbrötchen für Gemeindefeste belegt, als gelernter Gastronom ist er ein gefragter Weinflaschenöffner.

Auch als "Türöffner" betätigt sich Heißmann. Er setze gern seine Prominenz dafür ein, um sich an höherer Stelle für St. Paul starkzumachen. "Ich habe mich schon mit Dekanen angelegt", erinnert er sich an eine Stellenbesetzung, die nicht vorankam. Wenn er telefonisch nachhake, werde er doch schneller durchgestellt als ein Unbekannter.

Aber Heißmann ist nicht nur Lobbyist, er hat auch Sitzungserfahrung. Er kann auf Protokolle und Beschlüsse von anno dazumal verweisen, wenn ein Thema wieder mal dran ist. Mit den Ratskollegen debattiert er, wenn Erzieherinnen eingestellt werden oder Baumaßnamen anstehen.

Heißmann wünscht sich, dass die Ehrenamtlichen eine bessere Ausbildung für ihre Tätigkeit im KV bekommen. "Man muss sie mehr an die Hand nehmen", fordert er. Er wäre für ein Fortbildungsseminar. Dafür sollten die Ehrenamtlichen im Beruf fünf Tage freigestellt werden. Das gebe es schließlich für das Engagement in der Kommunalpolitik auch. "Wenn man das Ehrenamt stärken will, sollte man das tun. Man fragt sich schon mal, was wir der Gemeinde wert sind."

Was Heißmann in den Kirchenvorständen ändern würde: Ihn stört, "dass wir so viel über Verwaltungsfragen sprechen." Wichtiger findet er Themen wie Jugend und Konfirmandenunterricht, den Umgang mit Kinder beim Abendmahl oder schlicht Glaubensfragen.

Wichtig ist ihm auch, dass in Sitzungen gelacht wird. Denn er glaubt an einen frohen Gott: "Jesus muss ein lustiger Mensch gewesen sein." Er habe bei der Hochzeit von Kanaan schließlich für freien Wein gesorgt. "Da werden die Menschen doch nicht still dagesessen haben. Das muss ein Halligalli gewesen sein."