Kinder eröffnen das Musikfestival ION

Unter dem Motto "All you need is…" hat in Nürnberg das 71. Musikfest ION begonnen. Bis zum 3. Juli werden 30 Konzerte, zwei Festgottesdiensten, Meisterkurse oder Workshops angeboten, teilte das Festivalbüro mit. Schon vor dem Start gebe es einen Rekord bei den Ticketeinnahmen. "Mit unserer neuen Festivalarchitektur, mit Begegnungsangeboten und mit der starken Vernetzung mit der Stadtgesellschaft schaffen wir es, der Musikkrise zum Trotz ein strahlkräftiges, besucherstarkes Musikfest ION zu veranstalten", erklärte Festivalleiter Moritz Puschke.

Eröffnet wird das Programm von 230 Nürnberger Kindern, die eine Woche lang mit der Musikpädagogin Friedhilde Trüün Werke von Beethoven erarbeitet haben. Am Freitag um 15 Uhr präsentieren sie sich zusammen mit dem Frank Schlichter Jazzensemble in der Lorenzkirche. Das Konzert wird am Samstag, 25. Juni, 11 Uhr wiederholt. Während der großen ION-Nacht sind am Freitag die Türen der Kirchen St. Lorenz, St. Egidien, St. Jakob, St. Elisabeth und der Frauenkirche für insgesamt 16 Veranstaltungen bei freiem Eintritt geöffnet. Ein Höhepunkt des Abends ist die Uraufführung eines Werkes des argentinischen Komponisten Martín Palmeri.

 

ION Programm: Von Neo-Klassik bis Techno

 

Mit Hania Rani, einem Star der Neo-Klassik, startet die Konzertreihe "Nightflight" am 24. Juni: Vier jeweils um 23 Uhr beginnende Nachtkonzerte in St. Martha sollen Musik zwischen Klassik, Jazz und Pop bieten. Dabei kommt es auch zu ungewöhnlichen Paarungen: Am 3. Juli trifft beispielsweise der Techno-Musiker und Konzeptkünstler "Pantha du Prince" auf ein klassisches Ensemble unter der Leitung von Hartwig Groth von der Nürnberger Hochschule für Musik.

In Nürnberger Kirchen werden bekannte Werke geistlicher Musik aufgeführt. Das britische A-cappella-Oktett VOCES8 spielt mit der Academy of Ancient Music Händels "Messias" am 25. Juni in St. Sebald, das Ensemble Lauschwerk führt tags darauf in St. Nikolaus und St. Ulrich das "Requiem" von Brahms und die "Exequien" von Schütz auf. Frieder Bernius bringt mit dem Kammerchor Stuttgart am 1. Juli in St. Lorenz Schuberts Messe Es-Dur und Mendelssohns Vertonung des 95. Psalms auf die Bühne.

ION Programm: Offen für Experimente

Dazu gesellen sich einige Experimente: Die ION bringt den Orgelprofessor Martin Sturm aus Weimar mit dem Münchner Soul- und Funkmusiker Hansi Enzensperger im Konzert und im Meisterkurs zusammen. Angela Metzger aus München wartet am 27. Juni mit der Uraufführung eines neuen Werkes von Philipp Maintz auf, welches das Musikfest ION 2020 in Auftrag gegeben hat. Junge Kunstschaffende seien eingeladen, ihre Fragen an ikonische Werke der Musikgeschichte zu richten.

Rund 220 Nürnberger Schülerinnen und Schüler erarbeiten gemeinsam mit Friedhilde Trüün das Projekt "SingBeethoven", mit dem die ION am 25. Juni eröffnet wird. "Rund 800 Kinder werden zwischen Ostern und Pfingsten in dem Schulprojekt die Orgel bis in ihr Innerstes erkunden", erklärte Puschke eine weitere Aktion. Ihm gehe das Herz auf, wenn die Weltstars VOCES8 nach dem Konzert nicht abreisen, sondern mit der ökumenischen Kinder- und Jugendkantorei Nürnberg zusammen einen Workshop machen und am nächsten Tag die Ergebnisse öffentlich präsentieren.

ION Workshops und Vorträge

Es gibt begleitend zu den Konzerten fachpraktische Workshops, Künstlergespräche und Vorträge zu Themen von "Social Media für Musikerinnen und Musiker" (27. Juni) von Mitarbeitenden des Evangelischen Presseverbands (EPV) bis zu "Brahms, die Bibel und sein Requiem". Zudem werden im Vorfeld der Konzerte vertiefende Angebote zu Werken und Künstlerinnen und Künstlern digital auf der Website des Festivals angeboten.

Die Vernetzung mit Kulturinitiativen vor Ort und mit überregionalen Institutionen sei ein wichtiger Bestandteil des Musikfests ION, sagte Nürnbergs Kulturbürgermeisterin Julia Lehner bei der Vorstellung des Programms. So werden die Kirchengemeinden und die Kirchenmusik der Innenstadtkirchen Nürnbergs künstlerisch in die ION-Nacht und die Festgottesdienste eingebunden. Zusammenarbeiten gibt es mit der Hochschule für Musik Nürnberg, dem Bardentreffen, der städtischen Musikbibliothek sowie zahlreichen Schulen der Stadt Nürnberg.

All you need is... love!

Das Festivalmotto "All you need is..." lehnte sich nicht zufällig an die ähnlich lautende Beatles-Hymne "All you need is love" an. Für Puschke war die Titelwahl nach zwei schwierigen, von den Einschränkungen im Zuge der Corona-Pandemie geprägten Jahren passend, weil gerade Kulturschaffende und Kulturfans etwas für ihr "Seelenheil" benötigten. Nun komme noch der Krieg in der Ukraine hinzu, weshalb mal mit seinem vielfältig heterogenen Programm auch ein Stück weit "Friede von unten" schaffen wolle.