"Die Türen sind offen, es gibt immer einen guten Kaffee und ein gutes Gespräch", sagt Oliver Mally. Der Leitende Sekretär beim "Christlichen Verein Junger Menschen" (CVJM) sitzt auf der Terrasse vor der "Kostbar", dem Café des CVJM Nürnberg.

Knapp 550 Mitglieder hat der Nürnberger Ableger der 1844 in London gegründeten und heute weltweit größten Jugendorganisation. Hinter dem Tresen und an den Tischen der Bar arbeiten Ehrenamtliche.

Menschen aller Kulturen sind willkommen

"Die 'Kostbar' ist eine wichtige Einnahmequelle für uns, gleichsam aber auch der Ort, an dem man am leichtesten in Kontakt zu uns kommt", sagt das Mally. Hier finden nicht nur Veranstaltungen für die einzelnen Gruppen oder die Öffentlichkeit statt, hier lernen auch Menschen fremde Sprachen, bemüht man sich um die Integration von neu Zugezogenen.

Offenheit für Menschen aller Kulturen präge das Leben im CVJM, "mit Christus als der großen Klammer", bekräftigt der 41-Jährige. Aus der Liebe zu ihm habe der CVJM eine Liebe für Menschen entwickelt und spreche aus dieser Liebe heraus alle an, die sich auf Jesus einlassen wollen.

Das sei schon 1898 so gewesen, als der Militärpfarrer Friedrich Eichler 15 Jahre nach dem ersten deutschen CVJM in Berlin auch in Nürnberg einen solchen Verein gründete.

"Junge Männer zu Jesus Christus zu führen und aus dem Brande zu retten",

war das Ziel, wie der langjährige Vorsitzende Peter Scharrer in der Festschrift zum Jubiläum schreibt.

Unterschiedliche Berufsgruppen haben verschiedene Abteilungen

Die beiden Weltkriege überlebte die schnell gewachsene Gemeinschaft, die bereits 1909 ein erstes Vereinshaus am Nürnberger Sterntor beziehen konnte, mit einigen Blessuren. Die Nazis verboten dem CVJM die Arbeit mit unter 18-Jährigen. Da war es hilfreich, dass bereits viele Mitglieder jenseits des Jugendalters waren und für verschiedene Berufsgruppen ihre eigenen Abteilungen gebildet hatten.

Die bis heute wohl auffälligste ist die der Bäcker, die mit den "Bäckerposaunen" seit rund 120 Jahren sogar ein weltweit aktives Ensemble in ihren Reihen hat. Für Mally nur ein Beispiel, wie ein CVJM auch heute noch funktioniert: "Damals bot der Verein eine Anlaufstelle, die eben dann offen ist, wenn ein Bäcker Feierabend hat."

Der Verein versucht alle Interessen abzudecken

Blickt man heute in das Programm des CVJM Nürnberg fällt auf, dass es wirklich für alle Altersgruppen vom Baby- bis ins hohe Seniorenalter und für Interessensbereiche von Sport über Musik bis zum Handwerk Abteilungen gibt. Spätestens seit 2015 sei mit dem Zuzug vieler Geflüchteter auch die interkulturelle Arbeit sehr wichtig, sagt Mally.

Mit der evangelischen Kirche sei man eng verbunden und auch Mitglied der Evangelischen Allianz, betont aber den Willkommenscharakter auch für katholische Christen, Freikirchler oder Menschen, die mit Kirche bisher nichts anfangen konnten.

"Wir sind keine Kirche, aber eine Gemeinschaft, die ein geistliches Zuhause bietet",

meint der Chef der Ortsgruppe. Man stelle keine Konkurrenz zu Kirchengemeinden dar.

Man versucht Hierarchien klein zu halten

Jeden Dienstag trifft sich rund die Hälfte der Mitglieder in der Mitarbeitergemeinschaft zur "Sammlung und Sendung". Dann gibt es einen Segen und ein gutes Wort mit auf den Weg, und jeder nimmt die Dynamik mit in die Arbeit mit der eigenen Gruppe.

Auch wenn eine Gemeinschaft der Größe des CVJM Nürnbergs Strukturen und Hierarchien braucht, versucht das Team um Oliver Mally diese flach zu halten. "Bei uns können neue Ideen ausprobiert werden", bekräftigt er.

Die Treue der Mitglieder hält den CVJM am Leben

Finanziert werden die Aktivitäten über Mitgliedsbeiträge, Spenden, externer Zuschüsse und nicht zuletzt die Einnahmen aus der Vermietung von Räumen im 1961 eingeweihten Vereinshaus am Nürnberger Kornmarkt.

Eigentlich lebe man aber von der Treue vieler Mitglieder, die vielleicht in jungen Jahren gute Erfahrungen im CVJM gemacht haben und materiell oder durch aktives Tun der Gemeinschaft auch später ein Stück zurückgeben wollen.

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