Nach vier Sitzungstagen endet an diesem Mittwochnachmittag die Herbsttagung der bayerischen Landessynode. Die mehr als 100 evangelischen Kirchenparlamentarier haben sich dabei vor allem mit den Finanzen beschäftigt - aber auch ein paar andere Themen bearbeitet. So wurde die praktische Pfarrerausbildung - das Vikariat - modifiziert, außerdem wurde über die Situation queerer Menschen in der Landeskirche diskutiert. Der Evangelische Pressedienst (epd) listet einige Entscheidungen der Synode auf.

HAUSHALT FÜR DAS KOMMENDE JAHR

Die Kasse der Kirche wird klammer - und trotzdem will die Synode als Haushaltssouverän nicht nur reagieren, sondern auch Akzente setzen. Fürs kommende Jahr beschloss das Kirchenparlament einen ausgeglichenen Haushalt mit rund 953 Millionen Euro Einnahmen und 952 Millionen Euro Ausgaben. Weil die Einnahmen aus der Kirchensteuer schon dieses Jahr mit 755 Millionen rund 50 Millionen Euro unter den Erwartungen liegen, soll weiter konsequent gespart werden. Trotzdem will man Überschüsse aus einzelnen Haushaltsjahren nicht mehr zur Deckung des bilanziellen Defizits verwenden, das aktuell immer noch 575 Millionen Euro beträgt. Das Defizit sei faktisch auch über verschiedene stille Reserven abgedeckt, betonte Finanzchef Patrick de La Lanne. Stattdessen will man schon die 27,8 Millionen Euro Überschuss aus 2022 in einen Ansparfonds stecken.

ANSPARFONDS FÜR KLIMASCHUTZ

Um überhaupt einen solchen Ansparfonds einrichten zu können, musste erst einmal ein Kirchengesetz zur Änderung der Ordnung für das kirchliche Finanzwesen verabschiedet werden - nach bisheriger Rechtslage war so ein Fonds gar nicht möglich. Der Beschluss gilt rückwirkend, das heißt, schon der Überschuss aus dem Jahr 2022 wird dort einbezahlt sowie alle weiteren Überschüsse aus diesem Jahr und den folgenden Jahren. Aus dem neuen Topf sollen dann ab dem Jahr 2025 nach dem Willen der Kirchenparlamentarier vorrangig Klimaschutz-Projekte finanziert werden. In den Arbeitskreisen und auch im Plenum wurde teilweise kontrovers darüber diskutiert, ob und wie man die zu fördernden oder finanzierenden Klimaschutzprojekte der Kirche näher beschreiben oder beispielsweise auf "kostensenkende Klimaschutzmaßnahmen" beschränken soll.

SITUATION QUEERER MENSCHEN

Gleich mehrere Eingaben an die Synode hatten die Kirchenparlamentarier dazu aufgefordert, sich mit der Situation queer lebender Menschen "innerhalb und außerhalb" der Landeskirche zu beschäftigen. Dabei ging es den Antragstellern wie der Evangelischen Jugend in Bayern (ejb) zum einen darum, die Diskriminierungen queerer Personen durch die Kirche in der Vergangenheit aufzuarbeiten - etwa mit einem Schuldbekenntnis. Zum anderen sollten aktuell nach wie vor diskriminierende Strukturen und Regelungen abgeschafft werden; etwa die Zustimmungspflicht mehrerer Kirchenvertreter und -gremien, wenn homosexuelle Pfarrpersonen mit Partner im Pfarrhaus leben wollen. Letztlich entschied sich die Synode dafür, eine Arbeitsgruppe einzusetzen, die bis in einem Jahr erste Ergebnisse erarbeiten und Beschlussvorschläge präsentieren soll.

PFARRERINNEN- UND PFARRER-AUSBILDUNG

Die praktische Ausbildung zur Pfarrerin oder zum Pfarrer, das sogenannte Vikariat, wurde an die aktuellen Gegebenheiten angepasst. Dazu wurden vor allem einzelne Bestimmungen im entsprechenden Kirchengesetz flexibilisiert - so kann der Landeskirchenrat beispielsweise beim Höchstalter zum Eintritt ins Vikariat, die in der Regel bei 33 Jahren liegt, im Einzelfall "bei Vorliegen wichtiger Gründe" Ausnahmen zulassen. Die Neufassung des Gesetzes trägt auch der Tatsache Rechnung, dass die Landeskirchen von Bayern und Sachsen ab 2025 ihre Pfarrerinnen und Pfarrer gemeinsam ausbilden werden. Das Vikariat (auch Vorbereitungsdienst genannt) folgt aufs Studium und verbindet nach dem ersten theologischen Examen Theorie und Praxis miteinander. Die bayerische Landeskirche hat die Vikariatsausbildung erst kürzlich als modulare Ausbildung neu strukturiert.

GÄSTE- UND TAGUNGSHÄUSER

Beschlossen wurde dazu von der Synode während der Herbsttagung zwar nichts - aber ein großes Thema waren die Gäste- und Tagungshäuser trotzdem. Denn nach jahrelanger Diskussion in allen kirchenleitenden Organen gibt es zu diesem Thema erste Entscheidungen, die am Sonntag zum Auftakt der Synodentagung öffentlich wurden. Die Landeskirche wird angesichts ihrer finanziellen Situation die Zuschüsse für die Gäste- und Tagungshäuser auf neun Millionen Euro pro Jahr deckeln - und auf weniger Einrichtungen als bislang konzentrieren. Laut einem dreiseitigen Papier der bayerischen Kirchenleitung steht fest, dass das Wildbad Rothenburg "zeitnah geschlossen und verkauft" werden soll. Die Mitarbeitenden seien bereits zuvor darüber informiert worden. Die Entscheidung fußt auf einer Gutachter-Analyse anhand eines Kriterienkatalogs.

IMPULSPAPIER SPIRITUALITÄT

Die Landessynode hat darüber hinaus ein Impulspapier verabschiedet, das die Weichen dafür stellen soll, Spiritualität und geistliches Leben zu fördern. Unterschiedlichen Zugänge zu Spiritualität und die Bedürfnisse sowohl kirchennaher als auch kirchlich-distanzierter Menschen sollen erforscht werden. Die Bandbreite soll von klassischen Formen wie Sonntagsgottesdiensten über Formate wie Pop-up-Kirchen bis hin zu Projekten mit außerkirchlichem Kontext reichen. Spiritualität soll im Jahr 2030 "als Grundstrom" verstanden werden, aus dem sich alles andere speist". Trotz abnehmender Kirchenbindung und hoher Austrittszahlen sei die Sehnsucht nach spirituellen Erfahrungen bei vielen Menschen stark, heißt es in dem Papier. Ein weiteres Ziel ist, dass die bereits zahlreich vorhandenen spirituellen Angebote in Bayern besser vernetzt werden.

Landessynode

In unserem Newsticker berichten wir über die Landessynode. Wir sind live vor Ort in Coburg. Die öffentlichen Tagungen der Landessynode finden zweimal jährlich statt, einmal im Frühjahr, einmal im Herbst. Die sechs evangelischen Kirchenkreise in Bayern sind hierbei abwechselnd Gastgeber. 

Termine der kommenden Landessynoden

  • 2024: Frühjahrstagung:  21. bis 25. April 2024 in Coburg, Ausschusstag 13. April 2024
  • 2024: Herbsttagung: 24. bis 27. November 2024, voraussichtlich in Amberg, Ausschusstag 16. November 2024
  • 2025: Frühjahrstagung:  30. März bis 3. April 2025
  • 2025: Herbsttagung: 23. bis 26. November 2025

Die Landessynode der bayerischen evangelischen Landeskirche ist das Kirchenparlament: Hier verabschieden die 108 größtenteils gewählten, aber auch berufenen Synodalen Kirchengesetze, entscheiden in Personalfragen, beschließen den Haushalt der Landeskirche und wählen die Landesbischöfin oder den Landesbischof. Die Synodalen werden von rund 13.000 Kirchenvorstehern in den Kirchengemeinden gewählt und vertreten rund 2,1 Millionen Evangelische in Bayern.

Gästehäuser und Gruppenunterkünfte in Bayern

In Bayern gibt es rund 150 Tagungs- und Gästehäuser, die mit der evangelischen Kirche verbunden sind. Die Bandbreite reicht von der 800-jährigen Burg bis zum ehemaligen Krankenhaus, vom vornehmen Hotelbetrieb bis zur Blockhütte für Selbstversorger.

In unserem Themenspecial "Tagungshäuser" stellen wir einzelne Gäste- und Tagungshäuser vor und berichten über aktuelle Ereignisse oder Veranstaltungen.

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