Das hätten sich die Bauherren der ehemaligen Lukaskirche wohl nicht träumen lassen: Dass seit nun über zehn Jahren die St. Lukas-Kirche im Nordosten Nürnbergs die erste Jugendkirche Bayerns ist und ihr Gesicht seither stark verändert hat, mag schon kurios sein. Kanzel, Altar, Taufstein oder Orgel sind zwar immer noch da, daneben aber auch moderne Bühnen- und Medientechnik, Aktionsräume und Büros. Die Lukaskirche ist quicklebendig, seit hier die LUX-Gemeinde ihren Glauben auslebt, noch viel lebendiger. Und nahe beim Menschen, sodass es beim Konzert der drei Musiker Mick Wilson (10 CC), Peter Howarth (The Hollies) und Peter Lincoln (Sailor, Sweet), die mit Gitarren und Stimmen die Hits ihrer einstigen Bands spielen kaum einen Unterschied machte, ob man jetzt in einem Club, Saal oder eine Konzerthalle sitzt oder eben in einer Kirche.

Vielleicht haben die drei "Frontm3n" in ihren launigen Ansagen, die gespickt von Seitenhieben, ganz englischer Humor, und Anekdoten aus dem Tourleben waren, auch bewusst keine Anspielungen auf das eher ungewöhnliche Ambiente gemacht. Die Besucher sollten nicht von der "Würde des Raumes" gehemmt werden, wobei bei einem bestuhlten Konzert und einem Altersdurchschnitt der Gäste von zirka 50 Jahren auch kein Krawall zu erwarten war. Immerhin konnte man sich am Cafe-Anbau "LUX-Box” im Eingangsbereich vor der Show und in der Pause auch ein Bier oder ein Glas Wein holen und es sich gemütlich machen – Dinge, die zu den Zeiten vor dem Umbau der Lukaskirche wohl eher nicht an der Tagesordnung standen.

Volksnah im Altarraum

Das Trio machte es sich jedenfalls im Altarraum gemütlich auf der Bühne, die nicht vom Kreuz, aber einem riesigen Banner mit den Konterfeis der Drei gekennzeichnet war. Bei Hits wie den Hollies-Klassikern "Bus Stop" und "The Air that I breathe", Sweets "Ballroom Blitz" oder "Love is like Oxygene" und den 10-CC-Klassikern "Rubber Bullets" oder "Dreadlock Holiday" kam schnell Freude auf. Und sogar auf der Orgelempore wurde getanzt. Die Band bewies an Gitarren, Bass, Percussion, Tasten und vor allem am Gesang, dass sie die "alte Schule" mit Auszeichnung absolviert haben und standen im Anschluss sogar ganz volksnah noch für Autogramme und Selfies zur Verfügung.

Das Nürnberger Concertbüro Franken bucht die LUX-Kirche jedenfalls immer wieder gerne für Veranstaltungen, die in diesem Rahmen gut passen. Seitens des LUX-Teams wird versichert, dass man sich mit der Vermietung der Räume an Fremdveranstalter zwar einerseits gerne ein paar Euro dazu verdiene, dabei aber immer darauf achte, dass die Kombination passt. Wer in das reichhaltige Veranstaltungsprogramm schaut erkennt, dass die Mischung dabei kunterbunt ist. Da treten christliche Pop-Größen wie "Könige & Priester" ebenso auf wie die Stimmakrobaten von "Maybebop" oder sogar Spaßvogel Oliver Pocher mit seiner Comedy-Show. Man sieht: Auch so kann Kirche funktionieren, wenn sie in die Breite geht, ohne sich dabei anzubiedern.