"Können das Gesicht der Welt verändern, können nur zusammen das Leben bestehen." Wenn man die Schülerinnen und Schüler an der Luise-Leikam-Schule in der Fürther Südstadt fragt, ob sie ein Lied parat haben, schmettern die Grundschulkinder sofort los. Der Namensgeberin hätte das Gefallen.

Das Konterfei der am 2008 verstorbenen Kirchenmusikdirektorin hängt in Pop-Art-Variationen an den Wänden des Schulhauses. Zu ihrem Geburtstag kommt eine Gedenktafel dazu. Die hätte es aber kaum gebraucht, weiß doch hier jeder, wer Luise Leikam war.

"Kirche, Musik, Bildung, diese drei Dinge gehörten für die zeitlebens zusammen, und das wird an unsere Schule gelebt",

sagt Rektorin Ulrike Opfermann-Schmidt.

Schüler*innen mit Musik ausstatten

Besonders das musikalische Element sei ein Schwerpunkt in der Schule. Dazu wurde eine Kooperation mit der Musikschule begonnen. "Die älteren Schüler dürfen sich freiwillig zu einem Ensemble zusammenfinden, haben Unterricht im Instrumentalen Spiel und treten mehrmals im Jahr bei Schulfeiern und Andachten auf", erklärt die Rektorin.

Ziel sei es, dass jedes Kind nach vier oder fünf Jahren die Schule mit einem großen Schatz an Liedern, vielen erfahrenen Werten, einer guten Fragehaltung und einigem Wissen verlasse. "Wichtig ist dabei, dass es an seinen Fehlern lernen durfte und täglich einen kleinen Erfolg erlebt hat", beschreibt Opfermann-Schmidt das Konzept.

Leikam wuchs in Kinderkrippe auf

"Kleine Erfolge" waren für die im Fürther Nathanstift als Waise aufgewachsene Luise Leikam wichtig, um einen guten Start ins Leben zu schaffen. In ihren Memoiren beschreibt sie die "weißen Gitterbettstäbchen und die schönen Märchenbilder an den Wänden in unserem hellen Spielzimmer" als erste Kindheitserinnerung.

In der Kinderkrippe neben dem Kinderspital wuchs das Waisenmädchen auf. Dann berichtet sie vom Leben im Kinderheim St. Michael, ihren Lehrern an der Pestalozzischule und von den Personen, die ihre Begabungen förderten.

Sie liebte die Musik und wollte ein Junge sein

"Eigentlich wollte ich zu Hause nur noch Musik machen, Mundharmonika, Blechflöte, Zither spielen und Bücher lesen", erzählt sie. Bei Mondschein schlich sie sich, wenn alle Kinder schliefen, mit einem Buch ans Fenster, um zu lesen. Außerdem versteckte sie sich, um den ungeliebten Mädchenpflichten zu entkommen, und betete zu Gott, er möge sie in einen Jungen verwandeln,

"denn die dürfen alles machen, zum Beispiel auf Bäume klettern, pfeifen, brauchen nicht stricken, nicht putzen und so weiter. Diese Arbeiten verachtete ich."

Im Fürther Waisenhaus arbeitete Luise Leikam dann zunächst als Kindergärtnerin. Dabei holte sie Jugendliche von der Straße und unterrichtete sie kostenlos an verschiedenen Musikinstrumenten. Der Fürther Komödiant und Schauspieler Volker Heißmann ist wohl ihr prominentester Schüler.

Prägt Kirchenmusik in Fürth

Ihre Mentorin, die Fürther Kirchenmusikdirektorin Frieda Fronmüller, führte Leikam an die geistliche Musik heran. Von 1956 bis 1983 war sie Organistin der St. Paulskirche und prägte mehr als ein Vierteljahrhundert lang das kirchenmusikalische Leben Fürths.

"Uns ist es wichtig, den Kindern von Luise Leikam zu erzählen. Dass sie als Waise aufgewachsen ist, im Kinderheim groß geworden, und das Glück hatte, dass Menschen ihre Talente erkannten und gefördert haben. Luise Leikam ist für uns als Schule ein großes Vorbild", sagt Dekan Jörg Sichelstiel, Vorstandsvorsitzender der Evangelischen Schulstiftung Fürth.

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