"Es ist einfach schön, was Mensch, Gott und Natur zusammen erschaffen", sagt er und man spürt, wie sehr er beide Welten liebt, die ihn prägen: die Landwirtschaft und das Pfarramt.

Der 44-Jährige lebt mit seiner Frau und den drei Kindern in Waldbuch bei Kronach in Oberfranken. Drei Rollen füllen seinen Alltag: Biobauer, Pfarrer und Lehrer. "Mein Sohn Gustav sagt wenn nach Papas Beruf gefragt wird: Mein Papa ist Pfarrer, Lehrer und Bauer – und damit hat er nicht Unrecht."

Der Weg zum Pfarramt

Eigentlich war der Beruf von Martin Fleischmann vorgezeichnet. Fleischmann wuchs auf einem Milchviehbetrieb auf, der die Eltern im Vollerwerb führten. "Das war schon viel Arbeit. Meine Eltern haben jeden Tag 16 Stunden geschuftet, und am Ende blieb trotzdem nicht viel hängen. Dann kam die Milchkrise, die BSE-Krise, immer wieder eine Krise." Er selbst wollte nach dem Abitur zunächst Abstand gewinnen. Ihm war als 18-jähriger "die Welt zu klein", und er verließ den Hof in Waldbuch und ging erstmal zum Bund, um ein wenig Zeit zum Nachdenken zu haben.

Während seiner Bundeswehrzeit lernte er den Standortpfarrer von seinem Stützpunkt in Roth kennen kennen, der ihn nachhaltig beeindruckte. "Es sind oft die Personen, die einen prägen. Kein Erweckungserlebnis, sondern ein Mensch, der mir den Beruf nahegebracht hat." So reifte in ihm die Entscheidung, Pfarrer zu werden. also studierte er Theologie – in Neuendettelsau, Berlin und sogar in Indien.

Der Hof ruft zurück

Zunächst war alles auf eine klassische Laufbahn ausgerichtet. Doch als seine erste Pfarrstelle in Guttenberg gestrichen wurde, kam der Wendepunkt. Genau in dieser Zeit fragten die Eltern, wie es mit dem Hof weitergehen sollte. "Verpachten oder übernimmt einer? Verkaufen war nie eine Option." Der Bruder war in Würzburg fest verwurzelt – also stand die Familie Fleischmann vor einer Entscheidung.

"Wir waren damals 40. Und da haben wir gedacht: Wenn nicht jetzt, wann dann? In zehn Jahren packst du das nicht mehr." Gemeinsam mit seiner Frau entschloss er sich, in die Landwirtschaft einzusteigen – allerdings bewusst anders als die Elterngeneration: im Nebenerwerb, biologisch und mit mehr Zeit für die Familie.

Alltag zwischen Schule, Hof und Familie

Heute bewirtschaftet er 100 Hektar, davon 70 Ackerland. Dort wachsen Weizen, Hafer, Gerste und Dinkel – in einer klassischen fünfgliedrigen Fruchtfolge, mit Kleegras als Brache für die Bodengesundheit. 30 Hektar sind Wiesen für Heu, das an Pferdehalter verkauft oder für die eigenen Tiere genutzt wird.

Ein typischer Tag beginnt früh: Kinder für Schule und Kindergarten fertig machen, dann die Pferde im eigenen Stall versorgen. Danach geht es als Religionspädagoge in die Realschule nach Kronach. Mittags heim, Mittagessen mit der Familie, und am Nachmittag wartet die Arbeit auf dem Hof. "Um 18 Uhr fällt der Hammer – dann ist Familienzeit", betont er. "Das war mir wichtig, weil bei uns früher immer der Hof im Vordergrund stand."

Wenn die Kinder schlafen, wird er zum "Mondscheinbauer". "Dann hänge ich mir noch mal eine Maschine an oder mache was in der Werkstatt – bis zehn, elf Uhr. Ich bin eher die Nachteule, meine Frau mehr der Frühaufsteher."

Zwei Berufe, die sich ergänzen

Konflikte zwischen Kanzel und Klee sieht er kaum. Im Gegenteil. "Im Pfarramt arbeitet man geistlich, führt Gespräche, sitzt in Gremien – da sieht man nicht sofort den Output. Wenn ich dann zehn Hektar grubbere, habe ich das Gefühl: Jetzt habe ich wirklich was geschafft."

Seine beiden Berufe beeinflussen sich gegenseitig. "Veränderungen brauchen Zeit. In der Landwirtschaft musst du mit Boden und Wetter arbeiten. Ohne Gott und Sonnenschein bringst du die Ernte nicht ein. Genauso im Pfarrberuf: Du kannst nichts übers Knie brechen, du musst mit den Menschen arbeiten, die dir anvertraut sind. Dann wird es fruchtbar."

Haltung zur Schöpfung

Besonders eindrücklich spricht Fleischmann über den Klimawandel. "Wir erleben das hautnah. Das ist keine Erfindung, sondern spürbar. Frustrierend ist, wie wenig Bewusstsein da ist. Es wird weiter geflogen, weiter fossile Energie verbrannt – statt wirklich umzusteuern."

Gerade deshalb sieht er im Biolandbau eine wichtige Verantwortung. "Wir müssen nicht den letzten Quadratmeter bewirtschaften. Wir können Blühstreifen anlegen, auf chemischen Pflanzenschutz verzichten. Das können wir machen, weil wir im Nebenerwerb sind – ein Privileg, das nicht jeder hat."

Gemeinsam mit der Familie

Seine Frau, Sonderpädagogin an einem Förderzentrum, bringt ihre eigene Leidenschaft in den Hof ein: die Pferde. "Sie ist die Reiterin, ich der Knecht. Für Mist und Futter zuständig." Inzwischen gibt es auch Einsteller im Stall. "Dieses Jahr wollten wir mal züchten – das hat nicht geklappt. Aber man lernt nie aus."

Im Alltag heißt das auch Abstimmung. "Ich frage schon: Du, passt es, wenn ich heute Abend noch rausgehe? Und meistens geht das. Es ist wichtig, dass wir uns nicht überlasten."

Immer wieder ist Fleischmann dankbar für das, was er hat. "Es gibt auch oft Momente, wo meine Frau und ich uns in den Arm nehmen und sagen: Irgendwie so ist gut, so wie es ist."

Blick nach vorn

In zehn Jahren sieht er seine Familie weiterhin auf dem Hof. Die Kinder sind dann Jugendliche, vielleicht übernimmt die Tochter den Pferdebetrieb. Er selbst hofft, dass die Kirche ihm noch Raum für seinen Dienst gibt. "Ich weiß nicht, ob ich dann noch Lehrer bin, aber Pfarrer – das hoffe ich. Und Bauer sowieso."

Wenn er sein Leben in einem Satz beschreiben müsste, greift er zur Bibel: "Solange die Erde steht, wird nicht aufhören Saat und Ernte, Sommer und Winter, Frost und Hitze." Für ihn ist das der ewige Rhythmus, von Gott gefügt und getragen. Dazu kommt sein eigenes Lebensmotto, das ihn durch Höhen und Tiefen trägt: "Irgendwas geht immer."

Wer den sympathischen Oberfranken erlebt, merkt schnell: Diese Verbindung, Pfarrer und Landwirt, ist keine Last, sondern Bereicherung. Einer, der gleichermaßen den Klee und die Bibel liebt, zeigt: Glaube und Bodenhaftung passen bestens zusammen.