"Ich komm von Münster her… geritten… ich bringe gute Post und neue Friedenszeit": So lauten die ersten Worte eines Flugblattes, mit dem das Ende des Dreißigjährigen Krieges verkündet wird. Das Schreiben besiegelte den Vertrag des Westfälischen Friedens von Münster und Osnabrück, mit dem am 24. Oktober 1648 der Dreißigjährige Krieg endete. Sechs Jahre Verhandlungen, von 1642 bis 1648, waren dem vorausgegangen.
Aus dem Schreiben der Postreiter, die in alle Lande geschickt wurden, wird deutlich, wie dankbar und freudig diese Botschaft aufgenommen wurde:
"Ich komm von Münster her … geritten … ich bringe gute Post und neue Friedenszeit, der Frieden ist gemacht, gewendet alles Leid. … Ganz Münster, Osnabrück und alle Welt ist froh. … HErr Gott, wir loben dich, die frohen Leute singen. … Paris [der französische König], Wien [der habsburgische Kaiser] und Stockholm [die schwedische Königin] sind friedlich. … Fortan wird … [alles wieder gut]. Es werden Obrigkeit und Untertanen wohnen in Einigkeit und Fried. ... [nun werden die Handwerke und Kaufleute aufgezählt, denen es nun wieder gut geht, daruner Schuster, Schneider, Brauer, Bäcker, Kirschner, Schmiede, Bauern, Gärtner, Wirte]. … Doch dieses alles recht mit Beten und mit Danken."
Der Text und das Bild vom Reiter wurden auf einem Holzschnitt festgehalten. Das Flugblatt zeigt einen stolzen Reiter, der in sein Horn bläst, um die frohe Kunde zu verbreiten. Sein Pferd galoppiert über einen Boden, der übersät ist mit Kriegssymbolen, dort lodert ein Feuer, hier liegen zerbrochene Kanonen und Waffen, weiter hinten ist ein Grabkreuz zu sehen. Sie erinnern an die Soldatenheere aus Schweden, Dänemark, Preußen und vielen anderen Nationen, die mordend und plündernd kreuz und quer durch Europa zogen. Oben im Himmel überreicht der Götterbote Merkur dem Reiter die Friedensbotschaft, während die Gottheit des Ruhmes Fama gegenüber triumphierend in ihre Trompete bläst.
Friedensverhandlungen beim Dreißigjährigen Krieg
Der Dreißigjährige Krieg zählt zu den blutigsten Konflikten in Europa. Er beginnt als Glaubenskrieg und weitet sich aus zum Kampf um die Vormacht auf dem Kontinent. Fast sieben Millionen Menschen sterben, ganze Landstriche werden entvölkert.
Fünf Jahre wird verhandelt: In Münster tagen die katholischen Parteien, in Osnabrück die evangelischen. Die Gesandten kommen aus vielen verschiedenen Ländern, Mediatoren müssen die Vorschläge übersetzen und Lösungsvorschläge erarbeiten. Während den Verhandlungen läuft der Krieg weiter, weshalb auch die Positionen immer wieder angepasst werden müssen.
Die Zusammentreffen bilden einen der ersten europäischen Friedenskongresse. Mit dem Vertrag schaffen es die Partner, eine sehr komplexe Krisenlage zu entschärfen. Sie erarbeiten ein Vertragswerk, dem alle Parteien zustimmen.
Friedensvertrag Westfälischer Frieden
Der erste Satz des Vertragswerkes macht deutlich, wie umfassend dieser Frieden verstanden wird:
"Es möge ein christlicher, allgemeiner, immerwährender Friede sowie wahre und aufrichtige Freundschaft herrschen".
Der Vertrag mutet allen Parteien viel zu – in Artikel zwei heißt es etwa:
"Beiderseits sei immerwährendes Vergessen und Amnestie alles dessen, was [...] vom einen oder anderen Teil, hüben und drüben, feindlich begangen worden ist … in immerwährendem Vergessen begraben."
Das Vertragswerk löst drei zentrale Krisenherde. Einzig der Französisch-Spanische Krieg wird fortgesetzt bis 1659. Es kommt zu einer Verschiebung der Machtstrukturen: Spanien verliert seine Machtposition, Frankreich und Schweden gehen als Gewinner aus dem Krieg. Schweden gewinnt Territorien im Norden hinzu, Frankreich dafür Bistümer in Lothringen, die Niederlande und die Schweiz erhalten hier ihre Unabhängigkeit.
Vorbild des Vertrages für heutige Kriege?
Und taugen die Verhandlungen zum Dreißigjährigem Krieg auch als Vorbild für den Umgang mit heutigen Kriegen – etwa den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine? Für die Historikerin Siegrid Westphal zeigt der Umgang mit dem Krieg in den Verhandlungen jedenfalls, was nötig ist, um zu einem Friedensschluss zu kommen:
"Man braucht für einen Friedensschluss den uneingeschränkten Willen zum Frieden. Man muss auch bereit sein, Kompromisse zu schließen. Das alles setzt voraus, dass man Vertrauen hat in den Verhandlungspartner. Wenn dieses Vertrauen nicht da ist, dann muss Vertrauen erst mal aufgebaut werden. Im Endeffekt braucht man auch immer den Mut zu unkonventionellen Lösungen. Man darf sich nicht sklavisch an das, was man mal erreichen wollte, und auch nicht an die Verhaltensregeln halten, sondern man muss flexibel bleiben und auch auf die anderen Konfliktparteien eingehen.
Literatur und Quellen
Literatur
- Dreißigjähriger Krieg, Westfälischer Frieden : eine Darstellung der Jahre 1618 - 1648
- Karl Vocelka: Frühe Neuzeit
- Duchhardt, Heinz: Der Westfälische Friede: Diplomatie - Politische Zäsur - Kulturelles Umfeld - Rezeptionsgeschichte
Linktipps
- Das Interview mit der Historikerin Westphal kann hier abgerufen werden.
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