Der erste Ostermarsch an Karfreitag 1960
Als Helga Tempel und ihr Ehemann Konrad Tempel am 15. April 1960 mit einigen Dutzend Gleichgesinnten zu einem Sternmarsch in die Lüneburger Heide aufbrechen, ahnen sie nicht, welche Massenbewegung an diesem Karfreitag entstehen sollte.
Drei Tage später, am Ostermontag, demonstrieren am Truppenübungsplatz im niedersächsischen Bergen-Hohne mehr als 1.000 Pazifisten gegen Atomwaffen. Es war der erste Ostermarsch in Deutschland.
Inspiriert wurden die Aktionen in Deutschland von Großbritannien, wo Friedensaktivisten an Ostern 1958 einen dreitägigen Protestmarsch von London zum Atomwaffen-Forschungszentrum Aldermaston organisierten.
Politischer Durchbruch
Helga Tempel sorgte damit gemeinsam mit ihrem Mann für einen politischen Durchbruch. Ohne Internet lief die Kommunikation über die Post und die Menschen erhielten Informationen aus der Zeitung, dem Radio oder gar nicht. Auch eine detaillierte Abstimmung mit den Demonstranten war nur sehr eingeschränkt möglich.
"Dass wir das alles damals in nur vier Monaten auf die Beine gestellt haben, war eigentlich ein kleines Wunder“, sagt Helga Tempel im Interview mit dem forumZFD.
Dieser Tag war aus Sicht der ehemaligen Lehrerin ein wichtiger Impuls für die spätere außerparlamentarische Opposition: Damals seien trotz anfänglicher Berührungsängste "Menschen unterschiedlicher Herkunft, politischer Haltungen und sozialer Einbindungen" gemeinsam auf die Straße gegangen.
Sie hat mehrere der Slogans der ersten Ostermarschjahre verfasst, zum Beispiel: „Unser NEIN zur Bombe ist ein JA zur Demokratie“.
Konstruktiver Friedensaufbau
Nachdem sie sich zusammen mit Konrad Tempel seit mehr als 30 Jahren der Arbeit für den Frieden und gegen Rüstung und Militär gewidmet hatte, wuchs in ihr der Wunsch, mehr Gewicht auf konstruktiven gewaltfreien Friedensaufbau zu legen.
"Besonderen Anstoß dazu gaben meine Zusatzausbildung zur Mediatorin und die damit verbundene Erfahrung, dass ein produktiver Interessenausgleich im Sinne einer »Win-win-Lösung« für die Beteiligten möglich."
Bereits während ihres Studiums hatte sie sich grundlegend mit Gewaltfreiheit beschäftigt und sich in deren Anwendung etwa durch zivilen Ungehorsam geübt. Jetzt konnte sie diese Erfahrungen in das internationale Feld übertragen.
Wegbereiter der Entspannungspolitik
Die Bewegung wuchs rasch: 1961 waren es vier, 1964 bereits 20 Märsche in Deutschland. "Wir haben dazu beigetragen, dass die Wahrnehmung des Demonstrationsrechts als Element kritischer Mitverantwortung hierzulande selbstverständlich wurde", sagt Konrad Tempel.
"Und wir haben gezeigt, dass Menschen auch außerhalb der etablierten Großorganisationen wie Parteien und Gewerkschaften etwas bewegen können."
Die Ostermarschierenden seien zudem Wegbereiter der Entspannungspolitik gewesen.
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- Ein Sonntagsblatt-Dossier zum Thema Frieden findet Ihr hier.
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