Käthe Kollwitz lebte für und mit einer Kunst, die wirken und die Menschen aufrütteln sollte:

"Nie hab ich eine Arbeit kalt gemacht, sondern immer gewissermaßen mit meinem Blut. Das müssen die, die sie sehen, spüren", erklärte sie 1917 in einem Brief an den Galeristen Paul Cassirer 

Käthe Kollwitz wird am 8. Juli 1867 in Königsberg geboren und wächst in einem bürgerlichen Umfeld auf. Ihre Eltern erkennen ihr Talent. Sie fördern die 14-jährige mit Zeichenunterricht und schicken sie 1885 an die Künstlerinnenschule nach Berlin und später nach München.

Käthe heiratet den Arzt Karl Kollwitz und lernt in dessen Praxis in Berlin "die Schwere und Tragik der proletarischen Lebenstiefe" kennen: "Der Mann geht fort, die Frau klagt, immer das alte Lied. Krankheit, Arbeitslosigkeit, Suff. Das geht immer im Kreis. 11 Kinder hat sie gehabt, 5 leben." Kollwitz beginnt, diese Menschen zu zeichnen, und widmet sich dem Schicksal dieser kleinen Leute.

Unter dem Eindruck des Theaterstücks "Die Weber" von Gerhart Hauptmann beginnt Kollwitz, einen Grafik-Zyklus zum Thema zu entwickeln. Ihre Radierungen über Hunger, Tod und Revolution geben dem Klassenkampf eine überzeugende Gestalt.

Der "Weberaufstand" erscheint 1898 und macht Käthe Kollwitz schlagartig bekannt

Sie wird als Dozentin an die Künstlerinnenschule in Berlin geholt und veröffentlicht Grafiken in der satirischen Wochenzeitschrift Simplicissimus. Später tritt sie der Ausstellungsgemeinschaft "Berliner Secession" bei. Nun werden ihre Werke einer breiten Öffentlichkeit gezeigt.

Mit 37 Jahren wird ihr das Leben in Berlin mit Mann und Kindern zu eng. Sie reist nach Paris und macht sich an der Academie Jullian mit den Grundlagen der Bildhauerei vertraut, begegnet Rodin und besucht den Louvre. Später erhält sie den Villa-Romana-Preis und verbringt ein halbes Jahr in Italien. Mit einer jungen Engländerin wandert sie in drei Wochen von Florenz nach Rom. 

Dann kommt der Erste Weltkrieg. Vergeblich versucht sie, ihre kriegsbegeisterten Söhne zurückzuhalten. Der jüngste Sohn Peter stirbt mit knapp 18 Jahren an der Front. Die Trauer um den Sohn wird Kollwitz nie mehr verlassen.

"Derselbe zu bleiben, der man war, bevor das Schicksal uns schlug, das darf nicht sein", notiert sie im Tagebuch

Ihre Skulptur "Trauerndes Elternpaar" erinnert bis heute auf der Kriegsgräberstätte Vladso in Belgien und in der Kölner St.-Alban-Kirche an die Schrecken des Kriegs. 

Kollwitz erkennt die Kraft ihrer Kunst: "Ich will wirken in einer Zeit, in der Menschen so ratlos und hilfsbedürftig sind", notiert sie 1922. Mit ihren Bildern will sie die Menschen wachrütteln und auf Probleme ihrer Zeit aufmerksam machen. 1924 erscheint ihre Mappe über den Krieg – eine schonungslose Abrechnung mit expressiven Holzschnitten. 

1919 wird Käthe Kollwitz zum ersten weiblichen Mitglied der Preußischen Akademie der Künste gewählt

Im April wird sie als Vorsteherin eines Meisterateliers für Grafik eingesetzt. Kollwitz erkennt die drohende Gefahr und unterzeichnet am 18. Juli 1932 zusammen mit Albert Einstein, Heinrich Mann, Arnold Zweig und anderen einen Aufruf zur Einigung der Linksparteien gegen die faschistische Gefahr. Der Text samt Unterschriften wird an alle Berliner Litfaßsäulen geklebt. Kurz darauf wird sie von den Nationalsozialisten dazu gezwungen, aus der Akademie auszutreten. Ab 1936 bekommt die Künstlerin ein Ausstellungsverbot. 

Kollwitz ist zum Schweigen verurteilt. Sie arbeitet weiter in ihrem Atelier, abgeschieden von der Öffentlichkeit. Eine ihrer letzten Arbeiten ist eine kleine Plastik: "Es ist nun so etwas wie eine Pietà geworden. Die Mutter sitzt und hat den toten Sohn zwischen ihren Knien im Schoß liegen. Es ist nicht mehr Schmerz, sondern Nachsinnen", notiert sie 1937 in ihrem Tagebuch. 

Nach dem Tod ihres Mannes flieht Kollwitz 1943 vor dem Bombenkrieg nach Nordhausen. 1943 wird das Atelier in Berlin ausgebombt, zahlreiche Grafiken und Druckplatten werden zerstört. Im Juli 1944 zieht Kollwitz auf Einladung von Ernst Heinrich von Sachsen auf den Rüdenhof nach Dresden. Kollwitz hat Angst vor dem Sterben, aber ihre Sehnsucht nach einem Ende wächst. "Tot sein, o ja, das ist mir oft ein guter Gedanke", schreibt sie 1942. Sie stirbt am 22. April 1945, wenige Tage vor Kriegsende.

 

"Rebellinnen": Die Ausstellung über starke Frauen

Dieser Text ist Teil der Wanderausstellung "Rebellinnen". Sie stellt Frauen aus dem deutschsprachigen Raum vor, die für ihre Überzeugungen und Rechte kämpften, die Gesellschaft prägten, sie verändern wollten.

Als Medienpartner von "Rebellinnen" veröffentlicht sonntagsblatt.de Porträts und weiterführende Informationen zu allen Frauen, die in der Ausstellung gezeigt werden.

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