Während Luther in kürzester Zeit als ein Prominenter gesellschaftlich wahrgenommen wurde, setzten sich die Entdeckungen von Kolumbus und Kopernikus nur schleichend durch, erklärt der Kurator der Ausstellung, Thomas Eser. In einem Kapitel der Schau wird es um Fortschrittsoptimismus und ein neues Wissenschaftsverständnis gehen. Errungenschaften wie die Autopsie, der Buchdruck oder neues Wissen aus der Zoologie sind hier Thema. "Absurderweise empfand sich diese Zeit gar nicht als fortschrittlich", stellt Eser fest.
Kunst- und Wunderkammern der Reformation
Luther selbst war einer, der die Endzeit nahen sah. "Es knackt an allen Enden", meinte der Reformator. Und so fällt in die Kunst dieser Zeit auch die Darstellung der Höllenqualen beim Jüngsten Gericht. Ebenfalls eine Errungenschaft dieser Zeit sind Kunst- und Wunderkammern. Die Vorgänger der heutigen Museen "schießen wie Pilze aus dem Boden", so Eser.
Aber schon in der Generation nach Luther am Ende des 16. Jahrhunderts verstören die sogenannte Kleine Eiszeit und Missernten die Menschen. Die Suche nach Sündenböcken bringt die Hexenverfolgungen mit ungezählten Opfern.
Der Louvre, das Domkapitel von Sevilla oder die Vatikanischen Museen stellen der Ausstellung Leihgaben zur Verfügung. Zu sehen sein wird aus eigenem Bestand das Vitzliputzli, eine kleine goldene, zehn Zentimeter hohe Figur, die als eines der ersten Artefakte aus der Neuen Welt im alten Europa gilt. Mit 100.000 Euro Fördermitteln zum Reformationsjubiläum baue man eine App auf, um die Besucher aktiv an der Ausstellung zu beteiligen, erklärte Eser.
Das Germanische Nationalmuseum wird außerdem die Ausstellung "Von Kirchner bis Baselitz" noch bis 10. September präsentieren. Darin zeigt es Werke aus der größten Schenkung, die das Haus je erhalten hat, wie Direktor Ulrich Großmann sagte. Der 2015 verstorbene Kunstschriftsteller und Fotograf Hans Kinkel hat ihm 400 Zeichnungen von Käthe Kollwitz, Lovis Corinth, George Grosz, Karl Schmidt-Rotluff und Jeanne Mammen sowie vielen anderen Künstlern des 18. und 20. Jahrhunderts vermacht.
Die Dauer- und Sonderausstellungen des Germanischen Nationalmuseums besuchten Direktor Großmann zufolge im vergangenen Jahr 353.000 Personen. In der Zahl enthalten sind auch die 163.000 Eintritte für die Nürnberger Kaiserburg.