Der Evangelische Pressedienst (epd) hat allen Kandidierenden sechs identische Fragen gestellt, zur Beantwortung hatten sie pro Frage jeweils maximal 500 Zeichen zur Verfügung - Leerzeichen inklusive.

"Ich will eine starke Stimme für das Evangelium in die Gesellschaft sein."

Herr Schlicker, wenn Sie jemanden überzeugen wollten, der Sie nicht kennt: Warum sollten die Synodalen Sie zum nächsten Landesbischof wählen?

Klaus Schlicker: Alle Synodalen kennen hoffentlich meine Leidenschaft für unsere Kirche und ihre Botschaft von Jesus Christus. Und auch meine Zugewandtheit. Ich bringe Leitungserfahrung und Mut zu Entscheidungen mit. Die Basis der Kirche in den Gemeinden will ich stärken. Ich verbinde eine klare Position mit großer Integrationskraft. Ich will eine starke Stimme für das Evangelium in die Gesellschaft sein. Dass ich nominiert wurde, ist ein Ausdruck dafür, dass Gemeindeentwicklung und Seelsorge gewünscht sind.

Abgrenzung und Kontinuität werden die beiden Pole sein, zwischen denen sich Ihre Amtsfindung bewegen wird: Was wollen Sie anders machen als der jetzige Amtsinhaber, was ähnlich, was gleich?

Ich spüre bei vielen Menschen eine große innere Distanz zur Kirche. Und gleichzeitig eine große Sehnsucht nach Gott. Mir ist wichtig, dass wir deutlich von Gott sprechen. Und gleichzeitig geht es um die Menschen in ihren Alltagssorgen. Sie sollen spüren, dass unsere Botschaft Hilfe für ihr konkretes Leben ist. Auch an der Fürsprache für die Schwachen muss Kirche erkannt werden. Hier muss der Landesbischof auch ein unbequemer Mahner sein.

"Ein Bischof muss auch politisch sein."

Die Kritik an Landesbischof Bedford-Strohm war manchmal, er sei zu politisch, er äußere sich zu oft zu weltlichen Themen. Wie öffentlich wird Ihre Theologie als Bischof sein?

Ein Bischof muss auch politisch sein. Natürlich muss er sich nicht zu jeder Einzelfrage der Tagespolitik äußern. Er wird zu grundlegenden Fragen die Position des christlichen Glaubens einbringen, wie zum Beispiel zu Frieden, Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung oder der Würde jedes Menschen. Wichtig ist mir dabei: Alle Mitglieder der Kirche sollen sich als gleichwertige Mitglieder fühlen können, auch wenn sie unterschiedliche politische Meinungen vertreten.

Thema Kommunikation: Wie wichtig wird es für Sie sein, mit den Menschen da draußen direkt über soziale Medien in Kontakt zu treten? Oder wird das alles überschätzt?

Mit Menschen in Verbindung zu kommen halte ich für unverzichtbar, egal ob da draußen oder drinnen. Dafür müssen wir jedes verfügbare Medium nutzen. Beziehung und Gemeinschaft ist das, was christlichen Glauben für die Menschen erfahrbar macht. Seelsorge, Sinnstiftung und Trost sind gefragt. Ob im persönlichen Gespräch, über alte oder neue Medien. Gott lieben und den Menschen nahe sein - dafür nutze ich gerne auch neue Wege.

Vervollständigen Sie bitte die Aussage in wenigen Sätzen: Wenn ich an die bayerische Landeskirche im Jahr 2030 denke, dann ...

 ... hat sie aufgehört, die Frage "nach sich selbst" zu stellen. Sie beschäftigt sich weniger mit sich, sondern erfüllt ihren Auftrag. Sie ist profilierter, ist Volkskirche mit klarer geistlicher Mitte. Sie ermutigt die Menschen, im Glauben an Jesus Christus den Anker für ihr Leben zu finden. Sie ist spiritueller, ehrlich und selbstkritisch. Sie ist Gott und den Menschen nahe und spendet Trost. Sie setzt sich für Bedürftige ein. Sie ist missionarisch und diakonisch. All das wird sie attraktiv machen.

"Die Liebe zum Nächsten macht unser Leben friedlicher und glücklicher."

Welches Bibelzitat oder welcher theologische Grundsatz passt aus Ihrer Sicht gut zur aktuellen gesellschaftlichen Situation - und wie würden Sie es für jemanden auslegen, der nicht viel mit Kirche zu tun hat?

"Liebe Gott und deinen Nächsten wie dich selbst!" Das Doppelgebot der Liebe drückt aus, was nötig ist: die Hingabe an etwas, das größer ist als ich selbst. Es ist befreiend, sich selbst nicht für das Maß aller Dinge halten zu müssen! Gott zu ehren rückt vieles zurecht. Und die Liebe zum Nächsten macht unser Leben friedlicher und glücklicher. Das Glück im Glauben zu finden, ist das eine. Das andere: "Tu deinen Mund auf für die Stummen und die Sache derer, die verlassen sind." Beides ist aktuell.

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden