Der Evangelische Pressedienst (epd) hat allen Kandidierenden sechs identische Fragen gestellt, zur Beantwortung hatten sie pro Frage maximal 500 Zeichen zur Verfügung - Leerzeichen inklusive.

"Ich stehe für eine weltoffene Kirche, die Zuversicht in dieser Gesellschaft ausstrahlt."

Frau Hoerschelmann, wenn Sie jemanden überzeugen wollten, der Sie nicht kennt: Warum sollten die Synodalen Sie zur nächsten Landesbischöfin wählen?

Gabriele Hoerschelmann: Ich habe in Unterfranken Glauben gelernt und bin in Bayern verwurzelt. Ich stehe für eine weltoffene Kirche, die Zuversicht in dieser Gesellschaft ausstrahlt und die fragt, was die Menschen brauchen. Ich bin mit ganzem Herzen Pfarrerin, war haupt- und ehrenamtlich in Gemeinden, im Schuldienst, habe als Professorin den theologischen Nachwuchs ausgebildet und habe als Direktorin von Mission EineWelt Führungserfahrung aufgebaut, die Krisenmanagement kann und Innovationen den Weg bereitet hat.

Abgrenzung und Kontinuität werden die beiden Pole sein, zwischen denen sich Ihre Amtsfindung bewegen wird: Was wollen Sie anders machen als der jetzige Amtsinhaber, was ähnlich, was gleich?

Wir sind beide weltoffen und setzen uns mit den Fragen der Zeit auseinander. Ebenso ist mir eine ansteckend zuversichtliche Ausstrahlung für dieses Amt wichtig. Ich bringe eine hohe Trittsicherheit in der weltweiten Kirche mit. Ich werde meine Energie und Zeit in die bayerische Landeskirche hineinstecken und möchte in der Fülle dieser Kirche präsent sein. Mit meiner Leitungserfahrung möchte ich sie weiterentwickeln und das Profil der Evangelischen Kirche in der Gesellschaft zum Strahlen bringen.

Die Kritik an Landesbischof Bedford-Strohm war manchmal, er sei zu politisch, er äußere sich zu oft zu weltlichen Themen. Wie öffentlich wird Ihre Theologie als Bischöfin sein?

Wir sind als Kirche Teil der Welt. Wenn wir in dieser Gesellschaft ein relevanter Player sein wollen, dann muss die evangelische Perspektive in den öffentlichen Diskurs gebracht werden. Natürlich ist die Kirche keine politische Partei und dennoch haben wir als evangelische Christen eine Haltung zu Fragen, die die Menschen heute bewegen. Die Aufgabe der Bischöfin ist beides: Orientierung innerhalb der Kirche zu geben und zugleich die evangelische Stimme in der Gesellschaft hörbar zu machen.

"Was für die einen Instagram ist, mag Facebook für andere sein, oder das Sonntagsblatt."

Thema Kommunikation: Wie wichtig wird es für Sie sein, mit den Menschen da draußen direkt über soziale Medien in Kontakt zu treten? Oder wird das alles überschätzt?

Ich denke, wir sollten auf allen Kanälen mit den Menschen kommunizieren. Menschen nutzen die Medien jedoch sehr unterschiedlich. Was für die einen Instagram ist, mag Facebook für andere sein, oder das Sonntagsblatt oder eben lieber die ganz persönliche Begegnung. Die sozialen Medien sind schnelllebig und verändern sich ständig. Darauf muss man reagieren. Wichtig ist aber auch, dass ich authentisch bin und bleibe.

Vervollständigen Sie bitte die Aussage in wenigen Sätzen: Wenn ich an die bayerische Landeskirche im Jahr 2030 denke, dann ...

... ist sie eine selbstbewusste und lebendige Gemeinschaft, weil sie Krisen bewältigt hat. Wir haben Veränderungen zugelassen, kennen unsere Stärken. Wir sind in den eigenen Strukturen und Entscheidungsprozessen flexibel und nach außen vernetzt. Die Menschen fühlen sich in ihrer Kirche zu Hause, weil hier Spiritualität und Lebensgefühl zusammenkommen. Unsere Gottesdienste haben mit einer bunten Breite an Kirchenmusik eine hohe Ausstrahlungskraft. Wir sind als Kirche da, wo Menschen uns brauchen.

"Was wir brauchen, ist Gottes Zuspruch."

Welches Bibelzitat oder welcher theologische Grundsatz passt aus Ihrer Sicht gut zur aktuellen gesellschaftlichen Situation - und wie würden Sie es für jemanden auslegen, der nicht viel mit Kirche zu tun hat?

Den Menschen wachsen die vielen Krisen über den Kopf. Kaum hat man die eine überwunden, baut sich die nächste auf. Das entmutigt und fühlt sich an wie ein Gefängnis, aus dem man die Tür ins Freie nicht findet. Was wir brauchen, ist Gottes Zuspruch, der einen Engel zu Petrus ins Gefängnis schickte und sagte: "Zieh Deinen Mantel an und folge mir!" (Apg. 12,8). Dieser Aufbruch ist stark. Hier geht es raus aus den Mauern. Du brauchst zwar Deinen schützenden Mantel, aber Du bist nicht allein. Gott geht mit dir!

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