Der Evangelische Pressedienst (epd) hat allen Kandidaten sechs identische Fragen gestellt, zur Beantwortung hatten sie pro Frage jeweils maximal 500 Zeichen zur Verfügung - Leerzeichen inklusive.

"Ich lebe aus der Kraft des Glaubens und möchte Menschen für Kirche begeistern."

Frau Lubomierski, wenn Sie jemanden überzeugen wollten, der Sie nicht kennt: Warum sollten die Synodalen Sie zur nächsten Landesbischöfin wählen?

Nina Lubomierski: Seit fast zwanzig Jahren lebe und arbeite ich in der ELKB und kenne ihre Arbeitsbereiche und ihre Regionen aus eigener Erfahrung sehr gut: Franken und Alt-Bayern, als Gemeindepfarrerin, Dekanin und stellvertretende Regionalbischöfin, mit Schwerpunkten in Wissenschaft, Seelsorge, Ökumene und Diakonie. Diese Erfahrungen möchte ich einbringen, um die Vielfalt in der ELKB bei den künftigen Strukturänderungen zu bewahren. Ich lebe aus der Kraft des Glaubens und möchte Menschen für Kirche begeistern.

Abgrenzung und Kontinuität werden die beiden Pole sein, zwischen denen sich Ihre Amtsfindung bewegen wird: Was wollen Sie anders machen als der jetzige Amtsinhaber, was ähnlich, was gleich?

Wie der Amtsinhaber lege ich Wert auf wissenschaftlich fundierte Theologie und Ethik, wie ich durch Forschung und Lehre an Unis und der Evangelischen Hochschule Nürnberg gezeigt habe. Durch Volontariate in Schottland, in der Schweiz und in Russland sowie durch intensive Beschäftigung mit der koptischen Kirche ist für mich wie für den Amtsinhaber die weltweite Christenheit sehr wichtig. Auf die Gestaltung des Um- und Neubaus der ELKB würde ich einen Schwerpunkt setzen, da ich von der Basis komme.

"In einer Demokratie sollte die Kirche dazu beitragen, dass christliche Werte in Diskussionen eingebracht werden."

Die Kritik an Landesbischof Bedford-Strohm war manchmal, er sei zu politisch, er äußere sich zu oft zu weltlichen Themen. Wie öffentlich wird Ihre Theologie als Bischöfin sein?

Für das bischöfliche Amt schärft die lutherische Tradition mit Confessio Augustana 28 eine Unterscheidbarkeit, aber keine Trennung zwischen Politik und Kirche ein. In einer Demokratie sollte die Kirche dazu beitragen, dass politische Diskurse offengehalten, christliche Werte in Diskussionen eingebracht und marginalisierte Gruppen in den Blick genommen werden. Außerdem hat die Fürbitte für politische Entscheidungsträger und -trägerinnen eine lange christliche Tradition.

Thema Kommunikation: Wie wichtig wird es für Sie sein, mit den Menschen da draußen direkt über soziale Medien in Kontakt zu treten? Oder wird das alles überschätzt?

Social Media ist eine besonders direkte und niedrigschwellige Möglichkeit der Kommunikation, insbesondere für jüngere Menschen. Ich arbeite gerne mit Instagram, weil ich so eine große Reichweite habe, eine schnelle Rückkopplung erfahre und zugleich von anderen inspiriert werde. Aber es ist nur eine Form, um in Kontakt zu treten und Beziehungen aufzubauen. Das Projekt 'Kirchenpost' setzt zum Beispiel gerade auf die gute alte Post, um Jugendliche neugierig auf Kirche zu machen.

"In allem ist Kirche spirituell."

Vervollständigen Sie bitte die Aussage in wenigen Sätzen: Wenn ich an die bayerische Landeskirche im Jahr 2030 denke, dann ...

... haben wir das umgesetzt, was wir uns auf der Zukunftskonferenz im Juli 2022 vorgenommen haben: Verbesserte digitale und analoge Kommunikation mit unseren Mitgliedern; mehr Gestaltungsfreiraum in den Regionen; verbesserte Zusammenarbeit mit klaren Rahmenbedingungen von kirchlichen und nicht-kirchlichen Berufsgruppen; dezentralere Leitungsstruktur - und in allem ist Kirche spirituell. Ferner ist Klimaschutz etabliert bei allen (Bau-)Projekten - und Diakonie und Kirche arbeiten noch enger zusammen.

Welches Bibelzitat oder welcher theologische Grundsatz passt aus Ihrer Sicht gut zur aktuellen gesellschaftlichen Situation - und wie würden Sie es für jemanden auslegen, der nicht viel mit Kirche zu tun hat?

"Dies ist der Tag, den der Herr macht; lasst uns freuen und fröhlich an ihm sein." (Ps 118,24) Unterschiedliche Krisen, reale und mögliche Notlagen und Ängste erschüttern und lähmen die Gesellschaft. Dagegen setzt der christliche Glauben die Zuversicht, dass wir jeden Tag neu aus Gottes Hand empfangen und dadurch die Kraft gewinnen, unsere persönlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen zu bewältigen.

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