Wie sieht die Kirche der Zukunft aus? Das wollen wir wissen – und diskutieren bei unserer neuen Talk-Reihe mit Theolog*innen darüber. In der ersten Folge sprachen wir mit Veronika Rieger und Tobias Karcher. Am 13. Oktober geht es weiter. Dann werden wir die katholische Theologin Jacqueline Straub und die evangelische Pfarrerin Sabrina Hoppe begrüßen. 

Veronika Rieger fordert: "So gewaltarm und diskriminierungsfrei wie möglich"

Der Auftakt der Talkreihe brachte verschiedene Perspektiven zusammen. Trotz ihres so unterschiedlichen Backgrounds waren sich die beiden Theolog*innen in überraschend vielen Punkten einig. In anderen vertraten sie unterschiedliche Auffassungen oder setzten jeweils andere Schwerpunkte. 

Veronika Rieger legte besonderen Wert auf  Gewaltlosigkeit und dem Abbau von Diskriminierungen aller Art. Ihr Fazit nach der Diskussion lautete:

"Ich wünschte mir eine Kirche, die so gewaltarm und diskriminierungsfrei ist wie möglich und die bei allem, was sie tut, immer wieder darauf guckt: Was macht es mit uns, mit unserem Christentum? Und wie können wir das auch nach außen transportieren?"

Tobias Karcher appelliert: "Mutig nach vorne gehen"

Tobias Karcher appellierte insbesondere an den Mut. Er wünscht sich eine "Kirche, die keine Angst hat, in die Öffentlichkeit zu gehen." Sie solle sich also nicht ins Private flüchten. Das sei eine eine schlechte Versuchung. Stattdessen empfiehlt er: "In die Öffentlichkeit gehen, Fehler machen und die Fehler dann eingestehen. Und neue Wege beschreiten." Es gehe kein Weg zurück.

"Und deswegen müssen wir nach vorne gehen, mutig nach vorne gehen und andere dazu einladen. Das Leben feiern und den anderen dienen."

Das sind die beiden Diskutant*innen

Veronika Rieger ist Jahrgang 1995, Theologiestudentin, Slam-Poetin und christliche Influencerin (@riegeros auf Instagram). Als letztere gehört sie zu denen, die sich im Netz unter dem Hashtag #digitalekirche versammeln und sich Gedanken über Glauben, Christentum und Kirche machen - in der Vergangenheit, jetzt und in der Zukunft.

Für Rieger gibt es in der evangelischen Kirche keine Tabus. Sie stellt die notwendigen Fragen, die nicht nur junge Christ*innen umtreiben und versucht, Antworten zu finden. Da geht es unter anderem um Gender-Identität, Körpernormen und christliche Verantwortung.

Tobias Karcher wurde 1961 bei Heidelberg geboren. Er studierte Philosophie, Theologie und Gesellschaftswissen und trat 1989 in den Jesuitenorden ein. Seit 2009 leitet Karcher das Lassalle-Haus und seit 2016 das Lassalle-Institut in der Schweiz. Dabei handelt es sich um ein Schweizer Bildungs- und Forschungseinrichtung für Führungskräfte in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Schwerpunkte sind Zen, Ethik und Leadership.

Veronika Rieger über Kirche, Glaube, Religion