Es muss nicht immer Taizé sein. Die ökumenische Bruderschaft in Burgund zieht mit ihren stimmungsvollen Gottesdiensten, bei denen Gesänge zu einfachen Melodien das Rückgrat bilden, Menschen an, die alternative Formen ausprobieren wollen.

In eine ähnliche Richtung gehen die Gottesdienste der Iona-Community auf der gleichnamigen schottischen Insel. Dort gibt es ein Kloster, das seine Wurzeln bereits im 6. Jahrhundert hat. "Die Texte und Melodien sind sehr klar und knapp, unheimlich poetisch", erklärt Zeitler.

Wie die Iona-Community in Schottland entstanden ist

Ab 1938 hatte der schottische Pfarrer George MacLeod das nach der Reformation verlassene Kloster mit jungen Geistlichen und arbeitslosen Werftarbeitern wieder aufgebaut, führte klare Tagesstrukturen mit Zeiten für Gebet und Arbeit ein und legte so den Grundstein einer neuen Gemeinschaft. Gesellschaftliche Begegnung über Standesgrenzen hinweg war von Anfang an ein Motor.

Eine der Besonderheiten von Iona ist nicht nur, dass hier von allen Kontinenten Menschen zwischen sieben Wochen bis drei Jahre lang zusammenkommen, um in einfachen Verhältnissen zusammenzuleben. Iona setzt sich für soziale Gerechtigkeit, Frieden und Umweltthemen ein und bekennt sich zum sicheren Ort für Lesben, Schwule, Bi-, Trans-, Intersexuelle und Queers. "Das hat sicher auch mit der freiheitsbewegten Aufbruchstimmung in Europa Mitte des vergangenen Jahrhunderts zu tun", meint Zeitler. Mit der 68er-Generation sei dann noch ein neuer Schwung junger Menschen dazugekommen, die Themen wie Friedensarbeit, Feminismus und Ökologie mit einbrachten.

Aktive Jugendarbeit, neue Liturgien, moderne Musik und einfache Gottesdienstformen schlagen sich in den Gebeten und der Musik nieder, mit denen Iona neue Wege geht, um die Herzen der Menschen zu erreichen. Die schottische evangelische Kirche in der Tradition der Reformierten sollte wieder üppiges Feiern kennenlernen. Es wird ausgiebig gesungen, Tischabendmahl gefeiert, Kerzen werden angezündet. Die Wechselgebete müssen nicht alleine vom Liturgen gesprochen werden. "Jeder Anwesende darf in die Rolle des Vorbeters schlüpfen. Gottesdienst wird auf Augenhöhe gefeiert, somit ganz menschlich und nah", ergänzt der Pfarrer.

Iona-Kloster in Schottland
Das Iona-Kloster in Schottland.

Atmosphäre in Nürnbergs Egidienkirche

In der Wolfgangskapelle von St. Egidien am ältesten Kirchenort Nürnbergs fühlt sich der Besucher schnell ein bisschen wie in einem schottischen Kloster. Um einen Altar wurden Stühle verteilt, darauf Liedblätter und der liturgische Ablauf, der eigentlich gar nicht so anders ist, wie man dies von einem Predigtgottesdienst gewohnt ist – mit dem Unterschied, dass die Predigt beim Iona-Gottesdienst eher kurz ist. Im Mittelpunkt stehen die empathischen, vom Piano begleiteten Lieder, die harmonisch reichhaltig, dabei aber eingängig sind und meist auf Englisch Gott loben oder anrufen.

Durch das Miteinbeziehen der Gottesdienstbesucher kommt schnell das Gefühl einer Gemeinschaft auf. Wenn es nach Thomas Zeitler geht, wächst diese in den kommenden Monaten in Nürnberg an. Schließlich unterhält die Stadt sogar eine Partnerschaft mit dem schottischen Glasgow – von dort kam Pfarrer MacLeod damals nach Iona.

Eine Aufzeichnung des Iona-Gottesdiensts wird am 18. Juli um 10 Uhr hier ausgestrahlt: www.frankenfernsehen.tv