Die Würfel in Karlshuld sind gefallen: Es wird keine weitere kirchliche Nutzung des unter Denkmalschutz stehenden Pfarrhauses im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen geben.

Wie Pfarrer Johannes Späth auf Anfrage von sonntagsblatt.de erläuterte, wurde dies bei einem Treffen mit dem Landeskirchenamt definitiv ausgeschlossen: Die zuständige Abteilung in der Kirchenbehörde werde für die Sanierung des über 90 Jahre alten Gebäudes keine Finanzmittel zur Verfügung stellen. Eine "bittere Enttäuschung", resümierte Späth.

"Rettet das Pfarrhaus" - Konzept zur Sicherung der kirchlichen Nutzung des Objekts

"Wir hätten das Haus gerne weiter genutzt und hatten gehofft, mit unserem Konzept das Ruder noch einmal herumreißen zu können. Das ist leider nicht gelungen, erläuterte der Pfarrer.

Die Initiative "Rettet das Pfarrhaus" hatte sich für eine weitere kirchliche Nutzung des Objekts eingesetzt und 667 Unterschriften dafür gesammelt. Zusammen mit dem Kirchenvorstand legten sie ein Konzept vor, nach dem im Anschluss an eine Sanierung der Verbleib des Pfarramts im Erdgeschoss gesichert wäre.

In den beiden Obergeschossen sollten Mietwohnungen entstehen, aus deren Einnahmen die Sanierungskosten zu refinanzieren wären.

Kirchenbehörde in München: "Unabwägbare Sanierungskosten" 

Doch genau diese Mischnutzung, die neben der kirchlichen auch eine privatwirtschaftliche Nutzung vorsähe, sei von der Kirchenbehörde in München abgelehnt worden, weil man damit "schlechte Erfahrungen" gemacht habe.

Zudem äußerte die zuständige Abteilung im Landeskirchenamt Bedenken wegen der "unwägbaren Sanierungskosten".

Das alte Pfarrhaus ist eines von drei historischen Gebäuden im Donaumoos und steht auf unsicherem Grund. Es hätte unter Umständen nachfundamentiert werden müssen. Das Risiko wollte man nicht eingehen. Nach Aussage des Landesamts für Denkmalschutz hielten sich die Kosten dafür aber "im Rahmen".

Unverständnis bei den Mitgliedern der Initiative

Generationen von Protestanten sind in dem Pfarrhaus ein- und ausgegangen. Es bildete "das Herzstück des Kirchenareals", sagte Manfred Müller, ehemaliger Kirchenvorsteher und Sprecher der Initiative "Rettet das Pfarrhaus".

Die Mitglieder klammerten sich ihm zufolge nun an einen letzten Halm der Hoffnung: die Gründung einer privaten Stiftung, um die Sanierung des Pfarrhauses selbst in Angriff zu nehmen. Die Aussage des Landeskirchenamtes, das Gebäude dürfe auf keinen Fall mehr kirchlich genutzt werden, empfindet Müller als Schlag ins Gesicht.

"Es ist mir unbegreiflich, dass die Landeskirche von vornherein ausschließt, das Gebäude weiter zu nutzen", sagte er, "sogar dann, wenn eine Privatperson oder eine Stiftung das alte Pfarrhaus auf eigene Kosten sanieren und an die Kirche vermieten würde".

Für eine Sanierung in Eigenregie fehlt das Geld

Eine solche Mietlösung käme sowohl die Landeskirche als auch die mitbetroffenen Nachbargemeinden Untermaxfeld und Ludwigsmoos, die sich finanziell am gemeinsamen Pfarramt Donaumoos beteiligen müssten, am günstigsten.

Müller sieht zudem einen Imageschaden auf die Kirche zukommen: "Wie käme das wohl an, wenn die Landeskirche darauf besteht, ein traditionsreiches Gebäude, das sie fast 100 Jahre genutzt hat, lieber verfallen zu lassen als anzumieten?".

Unterdessen steht für Pfarrer Späth außerfrage, dass die Kirchengemeinde das historische Gebäude in Eigenregie nicht sanieren kann. "Das können wir uns de facto nicht leisten", sagte er.

Denn auch die anderen kirchlichen Immobilien in Karlshuld, die Kirche und das Gemeindehaus, hätten Sanierungsbedarf, weshalb die Kirchengemeinde eher gezwungen sein könnte, das Pfarrhaus zu verkaufen.

Zukunftsplanung: Landeskirchenamt favorisiert eine Neubau-Variante

Doch da sieht der Gemeindepfarrer schon neue Probleme am Horizont aufziehen: Wer kauft eine Immobilie im direkten Umfeld einer Kirche mit Glockenschlag und Publikumsverkehr?

Die Standortfrage für das Pfarramt bliebe obendrein bestehen: Aktuell favorisiert das Landeskirchenamt eine Neubau-Variante, die bei den Gemeindemitgliedern nicht gut ankommen dürfte: Denn es müsste der Parkplatz vor der Christuskirche einem modernen Modulbau weichen, der sich so gar nicht in das historische Ensemble einfüge - von den entstehenden Parkplatzproblemen und dem fehlenden Platz für Gemeindefeste oder Konzerte mal ganz abgesehen.

Und selbst wenn sich ein anderer Platz im Donaumoos finden ließe, "könnte es immer noch sein, dass der Untergrund nicht tragfähig ist", sagte Späth.